Beiträge von Adalrich

    Als Adalrich in Begleitung von Tiro den Weg zum Tor Castrorum zurücklegte sah er, dass sie wohl nicht die Einzigen waren die Angelegenheiten innerhalb des Walls zu erledigen hatten. Allerlei buntes Volk hatte sich vor dem Einlass versammelt. Manche gelangten auf Geheiß der Wachen ins Innere, andere wurden schroff abgewiesen. Adalrich musste sich unweigerlich an seine Zurückweisung bei den Auxiliartruppen erinnern und hoffte, das es diese mal besser laufen würde.


    "Ich möchte mich gerne verpflichten.", eröffnete Adalrich als er an der Reihe war und fügte hinzu. "Wo muss ich mich melden?"

    Adalrich roch missmutig an sich, konnte den Ausführungen des Tiro aber wenig Wahrheitsgehalt abgewinnen. Allerdings dachte er bei sich, dass er von diesem seltsamen Kauz sicherlich einiges über die Römer und ihre Umgangsformen lernen würde können. Und auch sonst erschien im Tiro als für die Verhältnisse der meisten recht gebildet zu sein.


    "Wenn ich wüsste wo genau Hispania liegt, könnte ich dich Lügen strafen.", polterte Adalrich scherzhaft los, ehe er sich an Tiro ein Beispiel nahm und sich auch daran machte seine Morgentoilette zu erledigen.


    Als er sich in den kalten Fluten des Rheins wusch dachte er insgeheim bei sich - die spinnen, die Römer.

    Das Wort erschien Adalrich irgendwie seltsam - Morgentoilette - was war das nun wieder für ein seltsamer Ausdruck dafür, die Latrine zu verwenden.


    "Also ich weiß ja nicht wie das in Rom ist, aber hier bei uns geht man in den Wald und erledigt sein Geschäft nicht im Fluss.", rief Adalrich dem Mann nach.

    Adalrich hatte wohl wieder einen wunden Punkt getroffen und versuchte nun schnell das Thema zu wechseln.


    "Ich für meinen Teil bin recht müde.", streckte sich der Germane um seiner Aussage Nachdruck zu verleihen. "Wenn du willst kannst du hier bleiben."


    Adalrich legte sich nahe ans Feuer.

    Jetzt war es an Adalrich sich belustigt zu zeigen.


    "Zur Classis? Du?", verzog der junge Germane sein Gesicht zu einer Grimasse. "Hast du eigentlich schon mal harte Arbeit verrichtet? Ich bin nicht so überzeugt das dieses Leben das richtige für dich wäre. Und wozu überhaupt? Du bist doch schon ein Römer, was bringt es dir also?"

    Adalrich begann zu grübeln. Der Mann mit dem er sein Essen und Trinken teilte hatte wohl recht. Doch wohin sollte er denn sonst gehen, wenn nicht zur Classis. Die Auxiliartruppen hatten ihn bereits abgelehnt. Die Legionen nahmen keine Stammesmitglieder auf. Das Händlerdasein war nichts für ihn und den Pfad des Wegelagerers wollte Adalrich sicherlich nicht einschlagen. Der junge Germane hasste es wenn er in seiner offensichtlichen Naivität ertappt wurde und so suchte er möglichst das Thema von sich selbst auf Tiro zu lenken.


    "Das spielt doch keine Rolle.", grummelte er. "Was machst du eigentlich hier? Wolltest du schon immer einen echten Barbaren sehen?"

    "Ich möchte zur Classis. Etwas von der Welt sehen. Neue Erfahrungen sammeln.", fasste Adalrich seinen Entschluss kurz und knapp zusammen.


    Auch wenn er Tiro erst seit einigen Stunden kannte - wobei kannte schon zu viel gesagt war - wusste er, das seine Worte diesen offensichtlich amüsierten.


    "Was gibt es da zu feixen?"

    Adalrich war froh als sich die Stimmung wieder aufhellte und so gab er bereitwillig Auskunft über seinen bisherigen Lebensweg. Er erzählte seinem Gast von seiner Familie, dem Gehöft, seiner Kindheit und dem Gewerbe seines Vaters und letztlich auch von seinem Entschluss in die weite Welt aufzubrechen. Es war ungewöhnlich für den jungen Germanen so redselig zu sein, doch irgendwie ließ ihn die Gegenwart von Tiro jedwede Scheu vergessen.


    "... und so bin ich hier gelandet.", schloss Adalrich seine Erzählung und reichte Tiro neuerlich den Schlauch mit dem Wein. "Den Wein habe ich, nun ja, sozusagen gefunden."

    Adalrich hatte offensichtlich einen wunden Punkt getroffen, was ihm leid tat. Der sonst so fröhliche Tiro wirkte nun in sich gekehrt und sichtlich betroffen.


    "Tut mir leid. Ich wollte keine alten Wunden aufreißen.", wollte sich Adalrich rechtfertigen. "Etwas Wein?"

    Ein Freigelassener also, das ergab Sinn und würde manches erklären. Bislang hatte Adalrich zumeist nur mit Sklaven der Römer zu tun gehabt, wenngleich dieser Mann deutlich gepflegter aussah als jene Untergebenen mit denen es Adalrich bislang zu tun gehabt hatte. Vermutlich war er kein Arbeitssklave gewesen, er schien eine gewisse Bildung zu haben und sein Äußeres wirkte für das Auge angenehm. Vielleicht war er ja ein Lustsklave gewesen und irgendein vornehmer Römer oder auch eine Römerin hatten ihn sich als wärmenden Zuspruch in einsamen Nächten gehalten.


    "Wieso glaubst du das du griechische Wurzeln hast? Haben deine Eltern dir denn nicht erzählt woher ihr stammt?", hakte Adalrich nach.

    Das ganze Auftreten des Gastes verdeutlichte das er wohl eher selten in der Natur unterwegs gewesen war und einen gewissen Hang zum Komfort hegte. Scheinbar legte er auch viel Wert auf Manieren in jederlei Hinsicht, nicht anders konnte sich Adalrich die umständliche Art und Weise erklären, wie der Mann seinen Fisch zu verspeisen versuchte. Und sichtlich stammte er auch nicht aus dieser Gegend, nun gut, die meisten Römer stammten nicht von hier, doch dieser Mann sah noch irgendwie etwas anders aus.


    "Bist du Römer? Dein Name und deine Manieren sprechen dafür. Aber irgendwie bist du nicht so hochnäsige wie die meisten Römer die ich bisher getroffen habe."

    Er hatte den Namen des jungen Germanen also doch noch gehört.


    "Ich hatte nicht um deine Unterstützung geben.", stellte Adalrich etwas trotzig klar. "Aber Gastfreundschaft wird bei den Nemeti groß geschrieben."


    Der Germane deutete seinem unerwarteten Gast sich zu setzen um sich zu wärmen und griff nach einem nahe dem Feuer in den Boden gesteckten Stock an dem ein gegarter Fisch befestigt war, um diesen dem Gast zu reichen.

    Adalrich brauchte nicht wirklich nachzudenken wer ihm da entgegen kam. Natürlich hatte er diesen zierlich gebauten Mann nicht vergessen der sich ungefragt in seine Auseinandersetzung mit diesem Hünen eingemischt hatte und der die Lage in friedlicher Weise gemeistert hatte.


    "Du hast mich nicht gerettet. Ich hätte meine Haut schon teuer verkauft.", stellte Adalrich etwas brüskiert klar. "Was willst du hier?"

    Adalrich hatte die Ereignisse des Tages soweit verarbeitet und inzwischen war er sich auch sicher, das niemand seiner Familie vor Ort zugegen war. Da die Wachen zu später Stunde ohnehin niemanden ins Lager der Flotte lassen würden, hatte sich der junge Germane dazu entschieden die Nacht am Flussufer zu verbringen und am nächsten Morgen seinem Schicksal zu folgen. Adalrich hatte sich bewusst für einen Lagerplatz etwas abseits der immer noch lärmenden Marktstände und der zahlreichen Saufgelage entschieden und schwelgte etwas in Erinnerungen, als er ein verdächtiges Geraschel im Unterholz vernahm.


    "Wer ist da?", blickte er in die Dunkelheit ohne etwas oder jemanden erkennen zu können. "Hier gibt es nichts zu holen."

    "Adalrich.", gab ich zurück.


    Nicht wissend ob der Mann überhaupt noch richtig zugehört hatte, wandte ich mich in Richtung Flussufer, um mir etwas zu Essen zu organisieren.

    Ich war ziemlich verwirrt und auch noch etwas unsicher was da gerade passiert war. Das mir der Fremde gerade geholfen hatte war mir bewusst, doch ich wusste nicht warum er dies getan hatte. Aber wenigstens wollte ich wissen mit wem ich es zu tun hatte und so rief ich dem Mann der den Halunken gefolgt war nach.


    "Wie heißt du eigentlich?"