Beiträge von Lucius Annaeanus Tiro

    Tiro schüttelte amüsiert den Kopf über die Unwissenheit seines Begleiters, hielt inne und drehte sich zu diesem um.


    "Ich will mich nicht erleichtern, du Holzkopf. Ich möchte mich waschen.", gab sich Tiro bewusst überzogen belehrend.


    "Und ganz unter uns. Dir würde ein kleines Bad auch nicht gerade schaden. Dich riecht man bis nach Hispania."


    Sicherlich eine kleine Übertreibung, aber der junge Germane schien wirklich Wasser vorzugsweise zum Kochen oder Trinken zu benutzen und weniger zur Körperpflege.

    Der Geruch von gegartem Fisch weckte Tiro aus seinen Träumen auf. Es war bereits hell und als er sich in Richtung des Feuers drehte, erblickte er Adalrich der Fische an Stöcken über die Flammen hielt.


    "Wie lange bist du schon wach?", säuselte Tiro sichtlich über die rege Aktivität seines Gegenüber zu so früher Stunde überrascht.

    Tiro fühlte sich ertappt, doch auch wenn Adalrich grollte wusste er, dass dieser es nicht wirklich ernst meinte mit seinem Unmut.


    "Verzeih mir bitte, Adalrich.", beschwichtigte Tiro die Situation.


    "Es ist nur so, ... die Classis hier ist wohl eher weniger geeignet um die weite Welt zu sehen. Es sei denn du hast von diesem Abschnitt des Rheins noch nicht allzu viel gesehen."

    Gefunden? Eine recht schöne Beschreibung für Diebstahl, wie Tiro dachte. Allerdings wollte er den jungen Germanen hierfür nicht verdammen, alleine schon weil er doch nun selbst ein Nutznießer dieses Umstandes war. Und so ergriff er neuerlich den Schleuch und ließ das wohltuende Elixier des Lebens in sich hinein strömen.


    "Und was hast du nun vor? Das Leben eines Wegelagerers ist kurz und du wirkst mir auch nicht gerade prädestiniert dafür."

    Tiro griff dankend nach dem wenig reizvollen Schlauch und nahm ohne zu Zögern einen kräftigen Schluck daraus. Der Inhalt überraschte den Mann allerdings, denn der Wein schmeckte besser als er es erwartet hatte.


    "Schon gut, Adalrich. Die Vergangenheit ist vergangen.", wischte sich Tiro den Mund.


    "Doch sag mir nun. Wie hat es sich hierher verschlagen. Und woher hast du dieses wohl schmeckende Köstlichkeit?", deutete Tiro auf den Schlauch.

    Als der Germane seine Frage stellte, blieb Tiro sein letzter Bissen schier im Halse stecken. Das war ein wunder Punkt des LIbertinus den Adalrich - unwissentlich - angesprochen hatte und der in ihm einen unsäglichen Schmerz auslöste.


    "Ich habe meine Eltern nie kennen gelernt. Scheinbar war meine Mutter als sie mit mir schwanger war an meinen Herrn verkauft worden und ist bei meiner Geburt gestorben. Ich wuss als Mündel einer anderen Sklavin auf. Was ich über meine Herkunft weiß, habe ich von den anderen Sklaven und natürlich meinem Herrn erfahren."


    Tiro biss ein weiteres mal ab, um seinen Schmerz herunterzuschlucken und seine Verletzlichkeit in diesem Moment zu kaschieren.


    "Daher glaube ich das ich griechische Wurzeln habe."

    Während Tiro versuchte seine Würde zu wahren, während er den überraschenderweise recht wohlschmeckenden Fisch zu verzehren suchte, musterte ihn Adalrich mit neugierigem Blick. Die folgende Frage des jungen Germanen hatte Tiro dabei schon vorausgeahnt, war sie ihm doch gerade in letzter Zeit schon des öfteren gestellt worden. Zwar trug Tiro einen römischen Namen und trug römische Kleidung, doch sein Leben als Servus hatte ihm - anders als vielen frei geborenen Römern - eine gewisse Demut gelehrt.


    "Im engeren Sinne bin ich wohl ein Römer.", erwiderte Tiro kurz.


    Der fragende Blick seines Gegenüber ließ ihn dann jedoch eine etwas ausführlichere Antwort geben.


    "Wenn du es genau wissen möchtest. Ich bin ein Libertinus. Ein freigelassener Sklave. Und ich glaube ich habe griechische Wurzeln."

    Tiro nahm die Einladung gerne an und war mit einem großen Satz am Lagerfeuer angelangt. Dort setzte er sich auf einen wohl der einst angeschwemmten Baumstamm und betrachtete die ihm entgegen gestreckte Speise mit einer gewissen Skepsis. Fisch war nun nicht wirklich seine Leibspeise und sicherlich war er recht rudimentär zubereitet worden, wenn man das bloße Garen überhaupt als Zubereitung nennen wollte. Allerdings wollte Tiro die Gastfreundschaft des jungen Germanen nicht zurückweisen und außerdem hatte er ohnehin einen ordentlichen Hunger, der die Schwelle der Überwindung rapide nach unten sinken ließ.


    "Ich danke dir.", nahm Tiro den Stock samt Mahlzeit entgegen.

    "Natürlich hättest du das, Adalrich.", beschwichtigte Tiro den jungen Mann und trat einige Schritte näher in Richtung Ufer.


    Während er dem knisternden Feuer näher kam, spürte Tiro erst richtig wie kühl es bereits geworden war. Die Witterung hier im Norden war ebenso wenig nach seinem Geschmack, wie die oft rüpelhaften Manieren der hier lebenden Menschen. Tiro vermutete auch das es ihm nicht alleine so erging, hatte er doch bei so manchem Gesprächspartner der schon länger hier seinen Dienst tat, eine gewisse Melancholie festgestellt. Die meisten vermissten die warmen Gefilde ihrer Heimatregionen und die Köstlichkeiten der heimischen Küche. Bei diesen Gedanken gesellte sich neben der Kälte noch ein anderes Unwohlsein hinzu. Tiro verspürte das er schon länger nichts mehr gegessen hatte und seine letzten Münzen waren für die Beschwichtungen der Rüpel draufgegangen.


    "Eigentlich wollte ich mich nur etwas an deinem Feuer wärmen. Es ist verdammt kalt und leider hat meine großzügige Unterstützung für deine Person meine Mittel für eine warme Unterkunft etwas geschröpft.", stand Tiro nun schon fast gänzlich im Freien.

    Sich einen Weg durch das dichte Unterholz zu bahnen war nicht gerade nach dem Geschmack von Tiro. Ohnehin verstand er diese unerträgliche Naturverbundenheit der Germanen nicht wirklich. Sicherlich war so ein Wald schön anzusehen und vielleicht sogar kunstvoll zu zeichnen, doch darin herum zu klettern war weniger reizvoll. Nach einer ihm schier endlosen Zeit erkannte Tiro letztlich einen Feuerschein nahe des Flussufers. Allerdings konnte er nur wenig mehr als den Umriss einer Person ausmachen und wenngleich Tiro ein geselliger Zeitgenosse war, wollte er nicht unvermittelt an die falschen Leute geraten.


    Zum Glück war sein Talent im Anschleichen genauso kümmerlich wie seine Kondition und einige ungeschickt gesetzte Schritte später war die Gestalt am Flussufer über seine Annäherung informiert. An der Stimme erkannte Tiro sogleich, das er den richtigen Lagerplatz gefunden hatte.


    "Ich weiß das es bei dir nichts zu holen gibt.", versicherte Tiro in Richtung des Mannes.


    "Ich bin es. Lucius Annaeanus Tiro.", rief Tiro und fügte vorsichtshalber hinzu. "Du weißt doch noch, der Kerl der dich vor Arbitio gerettet hat."

    Ich hatte die Szene von meinem Platz nahe des Flusses beobachtet und entschied mich, dem jungen Germanen zur Hilfe zu eilen. Immerhin hatte ich genügend Zeit gehabt seinen Kontrahenten den Tag über zu beobachten, während er mit seinen Freunden reichlich becherte. Von daher war mir klar das der Neuankömmling sicherlich nicht unbeschadet aus dieser Sache herauskommen würde. Und da ich noch nie allzu viel von Gewaltanwendung gehalten hatte, würde ich mich auch dieses mal auf meinen Verstand verlassen.


    "Salve.", trat ich an die Männer heran, die mich allesamt überragten.


    "Wer bist du jetzt? Misch dich hier nicht ein, Winzling.", grollte der sichtlich verärgerte Kerl in meine Richtung, während der junge Germane mich nur fragend musterte.


    "Verzeiht, doch die Unwissenheit dieses Bauerntölpel erzürnt mich regelrecht.", rechtfertigte ich mich in Richtung des Hünen, ehe ich mich an den jungen Germanen wandte. "Wie kann man den glorreichen Arbitio nicht kennen?"


    Der Blick des Benannten wanderte fast augenblicklich von mir zum jungen Germanen hinüber, so als wolle er meiner berechtigten Frage Nachdruck verleihen. Doch noch bevor der junge Mann etwas sagen konnte - das war auch besser so - fuhr ich fort.


    "Dieser Mann hat sich bereits in vielen Kämpfen bewährt und sein Ruhm ist weitläufig bekannt. Deine Unwissenheit ist eine Schande.", tadelte ich den unvorsichtigen Mann.


    Arbitio und sein Gefolge grunzten zustimmend, während ich in Richtung der Tische deuteten, die zum fröhlichen trinken einluden.


    "Kommt, Arbitio. Dieser Lümmel ist doch weit unter deinem Wert. Lasst uns lieber etwas trinken und du erzählst mir etwas von deinenAbenteuern.", drängte ich die Raufbolde zum gehen und verlieh ich meiner Absicht noch zusätzlichen Nachdruck. "Ich lade euch ein."


    "Du hast recht, Winzling. Der Dummkopf ist es nicht wert. Lasst uns was trinken.", wandten sich die Männer ab und trotteten in Richtung der Tische.


    Ehe ich ihnen folgte, wandte ich mich noch ein letztes mal an den verdutzt dreinschauenden Mann.


    "Du schuldest mir was. Jetzt muss ich mir stundenlang dieses Gesülze anhören."

    Das ist richtig, aber irgendwie scheinen die Götter ihre Finger im Spiel zu haben. Als alternativen Namen hatte ich vor Aristeas über Aeneas nachgedacht, das kam mir aber dann zu wuchtig vor. Und dann kommt eine so ruhmreiche Gens und hat genau diesen Aeneas als Stammvater.


    Das ist Schicksal.;)


    Aber auch ein Dankeschön an Cossus Tuccius Tappo.

    Ausspielen lässt sich das leider nicht mehr, aber wenn du aus der Classis raus kämst, oder einen Urlaub in Rom hättest, dann würde ich mich natürlich freuen, die Verbindung zu bespielen. Sonst ist natürlich auch der Kontakt über Briefe simON absolut möglich, was dir auch die Möglichkeit geben würde, etwas zu bespielen, was sonst eher selten bespielt wird, nämlich eben eine "Fernbeziehung" über Briefpost.

    Finde ich sehr gut und daher nehme ich das Angebot gerne an.


    Lucius Annaeanus Tiro wäre dann also mein Name. Und sollte mein Patron vielleicht einmal vor Ort Unterstützung brauchen stehe ich auch bereit. Sonst gerne "Fernbeziehung" und ewig hält es ein Grieche sowieso nicht im kalten Norden aus.