Beiträge von Lucius Aelius Quarto

    “Nein, nein, da war ich noch nicht. Aber auf Capreae war ich einmal, dort drüben, im Süden, am anderen Ende der Bucht.“


    Er zeigte in die Richtung. Aber es war wohl schon zu dunkel um noch etwas erkennen zu können.


    “Kaiser Tiberius hat dort seine letzten Jahre verbracht, in einer Villa, die noch heute steht. Ich war dort zu Gast bei... nun... bei Hadrianus, meinem Vetter, der sich dort für eine Weile einquartiert hatte. Damals war er noch ein Mündel des alten Kaisers Iulianus. Ja... lange ist das her.“


    Quartos Gedanken gingen zurück. Er erinnerte sich an das gesellige Beisammensein. Fern waren diese Tage, als wäre es eine andere Welt.
    Auch Sergius Sulla war damals dort. Waren sie damals schon erbitterte Feinde gewesen?
    Vor allem aber dachte er an Aureliana Deandra...
    Leise seufzend kehrte er in die Gegenwart zurück.


    “Ähm... nein... ich... nein, ich habe nicht alles neu erbauen lassen. Einiges stand schon. Aber das eigentliche Haupthaus, ja, dass wurde neu errichtet. Vorher gehörte das Land der Stadt Misenum. Erwähnte ich das nicht schon? Die Stadt hat damals den ganzen Hang zum Kauf angeboten, weil man sich erhoffte, damit wohlhabende Stadtrömer hierher zu locken. Die Stadt wollte mondän werden.“


    Er lächelte.


    “Nun ja, ob ich dafür aber der richtige Käufer war... Ich habe es vor allem wegen der wundervollen Olivenhaine gekauft.“

    “Um die Wahrheit zu sagen: nein, ich fürchte nicht. Weder scheint es ihm erheblich besser zu gehen, noch hat er die Absicht erkennen lassen, bald zurückzukommen. Aber aus Briefen lässt sich nicht immer alles herauslesen. Ich weiß mehr, wenn ich ihm persönlich gegenüber gestanden habe.
    Er war immer ausgesprochen gesund, niemals kränklich oder schwach. Schon als Kind strotze er nur so vor Kraft und Vitalität. Umso fremder ist mir dieser von Krankheit gebeutelte Bruder.“


    Aufrichtige Sorge lag in Quartos Blick, als er das sagte.

    “Für die Befragung im Senat rate ich dir: lass dich niemals aus der Fassung bringen, auch wenn ein Senator versuchen sollte dich mit seinen Fragen zu provozieren.
    Bedenke, dass du noch am Anfang einer hoffentlich erfolgreichen Karriere im Cursus Honorum stehst. Niemand erwartet von dir die Erfahrung eines eines altgedienten Consulars.
    Hüte dich also davor, wie einer zu wirken, der alles besser weiß. Aber lass dich auch nicht in die Defensive drängen. Sei selbstsicher, ohne arrogant zu erscheinen, von deinen Fähigkeiten überzeugt, aber nicht neunmalklug.
    Erinnere dich der alten römischen Tugenden, vor allem der dignitas – der Würde – die einem römischen Magistrat zueigen sein sollte.
    Persönliche Schicksalsschläge, so es sie geben sollte, erwähnst du nicht. Kein Senator wählt einen Kandidaten aus Mitleid.“

    “Ich diene dem Imperator Caesar Augustus auf andere Art.“, war die ziemlich einsilbige Antwort auf eine zwar durchaus berechtigte, allerdings auch recht forsche Frage.
    Allem Anschein nach hatte Quarto nicht die Absicht darüber ebenfalls ausgiebig zu reden.


    Stattdessen sprach er wieder über den Senat und die Wahlstrategie für Imbrex, so wie er sich das vorstellte.


    “Die Germanii sind nicht pauschal Gegner aller Patrizier, nein, so weit würde ich nicht gehen.
    Ihr Aurelier seid, soweit ich weiß, auch nicht besonders stark in diese Streitereien involviert gewesen.
    Darum hoffe ich, du könntest die Germanii tatsächlich für dich gewinnen. Wenn dir dabei das Kunststück gelänge, zugleich keine einflussreichen Patrizier zu verprellen, dann würden deine Wahlaussichten enorm steigen. Denn dann könntest du auf Stimmen aus beiden politischen Lagern hoffen und dazu kämen noch die aus der Mitte, von Senatoren, die Männer des Ausgleichs durchaus schätzen.
    Es ist ein gewagtes Spiel, dass gebe ich zu. Doch kann ich dir auch nicht raten, nur auf die Stimmen der Patrizier zu setzen.“

    “Was ist, wenn ein Verurteilter zu einer sehr hohen Strafe verurteilt wird, so dass es Jahre dauert, bis er sie durch Opus Publicum abgearbeitet hat?
    Ich meine, was kommt bei zwei Sesterzen pro Tag schon zusammen? Zieht man die Feiertage ab, dann doch kaum mehr als 400 im Jahr.
    Wenn so jemand dann noch nicht einmal eine Familie oder Freunde hat, die die Strafe für ihn bezahlen, muss ein solcher Mensch dann nicht doch auch seine Freiheit verlieren, damit man ihn als Sklaven verkaufen kann, um mit dem Verkaufserlös seine Strafe zu begleichen?“

    Die Worte Pisos gefielen Quarto sichtlich.
    Er nickte und wenn man genau hinsah, dann konnte man sogar ein angedeutetes Lächeln über sein Gesicht huschen sehen.


    “Eine Lösung wie du sie skizzierst, Aulus Flavius Piso, eine solche Lösung des Nachfolgeproblems erscheint mir durchaus realisierbar und, wenn ich für mich sprechen darf, auch wünschenswert.
    Natürlich müsste sie juristisch noch geprüft werden.
    Selbstverständlich ist auch richtig was du gesagt hast, Senator Flavius Furianus. Es ist nicht festgelegt, dass der Sohn eines Kaisers sein Nachfolger werden muss. Der regierende Kaiser kann auch einen anderen bestimmen.
    Ich fürchte nur, dass genau dies zu einer Situation führen würde, die das Reich destabilisiert und dann erneut das Monster eines Bürgerkrieges am Horizont erscheint, so wie du es, Senator Flavius Gracchus, gesagt hast.
    Bliebe es dabei, dass der Imperator Caesar Augustus seine Nachfolge unbestimmt lässt, dann wird sie durch die Gesetze geregelt. Auch dann wäre, nach den Buchstaben dieser Gesetze, sein Sohn Maioranus der Nachfolger. Aber dann wäre unklar, wie zu verfahren ist, sollte dieser noch nicht volljährig sein und er hätte nicht den zusätzlichen Rückhalt eines Caesaren-Titels.
    Ein Mann wie der Praefectus Urbi könnte dann versucht sein, einen so jungen Kaiser unter seinen Einfluss zu bringen und weiterhin die Amtsgeschäfte zu führen, so wie er es schon jetzt tut, oder vielleicht sogar mit noch viel weiter reichenden Vollmachten.“


    Es war ungewohnt für Quarto, mit den alten und gewohnten Feinden derart offen über dieses Thema zu sprechen. Noch vor wenigen Wochen hätte er es vermutlich rundweg abgelehnt und sich gesagt, dass ginge diese gar nicht weiter an.
    Aber diese alten Feinde sollten vielleicht zu Freunden werden und er wusste auch, dass er so viele Mitstreiter wie nur irgend möglich gewinnen musste, um eine Kaisernachfolge in seinem Sinne zu gewährleisten. Solange Maioranus noch im Knabenalter war und Salinator Einfluss hatte stand das ganze Unterfangen auf wackeligen Füßen und konnte leicht scheitern.


    “Wir scheinen uns einig darin, dass wir einen Bürgerkrieg unter allen Umständen verhindern wollen.
    Der Praefectus Urbi verfügt hier in Rom über nur wenige Anhänger, soweit ich weiß. Mir gegenüber hat noch kein Senator offen seine Sympathien für ihn bekundet, aber viele haben sich über ihn beklagt.
    Allerdings glaube ich, einige werden insgeheim doch auf seiner Seite stehen und wenn nicht aus Überzeugung, so doch vielleicht weil er ihre Schulden bezahlt hat.
    Denn Geld hat der Mann zur Verfügung und er hat den Befehl über die Urbaner.
    Außerdem, sehr richtig, muss man vermuten, dass ihm auch die illyrischen Legionen sehr weit folgen würden, selbst wenn er einen Weg einschlagen sollte, der sich nicht mit der Verfassung deckt. Das wären meines Wissens vier: die Legio XXV Sarmata, die Legio XIII Gemina, die Legio VII Claudia und die Legio XIV... oh, welch Zufall, sie trägt den Beinamen 'Flavia'.
    Wer weiß, vielleicht erstreckt sich sein Einfluss sogar noch weiter und auch auf die weiter östlich, in Dacia und in Thracia stehenden Legionen. Das wären dann nochmals vier.“


    Quarto behauptete gerne, sich in militärischen Fragen nicht auszukennen. Aber wenn es so war, dann hatte er sich zumindest über diese Details kundig gemacht.


    “Ich gebe zu, dass ist nur eine sehr einfache Rechnung. Doch in der Summe ergäbe das bereits eine beachtliche Streitmacht. Und wer weiß, vielleicht ist da noch mehr. Es gibt das Gerücht, er würde freundschaftliche Briefe mit Publius Veturius Cicurinus austauschen. Veturius Cicurinus ist der Statthalter von Syria, wie ihr natürlich wisst. Andere Gerüchte besagen, er hege eine tiefe Abneigung gegen alle Patrizier und man munkelt sogar, er wolle ihre Steuerfreiheit beenden – also eure Steuerfreiheit.“


    Quarto warf einen Blick in die Runde. Er sah dabei ein bisschen wie ein altes, lauerndes Reptil aus.
    Gab es solche Gerüchte tatsächlich, oder hatte er sie sich nur ausgedacht?


    “Wer sind seine Freunde? Eine gute Frage.
    Woran bin ich mit euch? Wo stehen die Flavier?
    Steht ihr fest zum Regime der Ulpier? Er wurde oft beteuert und gerne will ich es glauben.
    Aber dennoch hat ein Sohn eures Hauses versucht den alten Kaiser Iulianus umzubringen. Marcus Flavius Sextus, ein Knabe eures Blutes!
    Vielleicht war er besessen, vielleicht hat ihn aber auch der Traum verleitet, einst könnte wieder ein Flavier auf dem Thron sitzen, so wie es einmal war.
    Wie steht es um eure Träume?“


    Diplomatisch und freundlich hatte Quarto angefangen. Jedem einzelnen seiner Gastgeber hatte er zugestimmt. Aber das Ende war eine unverblümte Attacke. Wollte er seine Gesprächspartner herausfordern?
    Als wäre nichts gewesen ergriff er in aller Ruhe seinen inzwischen leeren Becher und hielt ihm einem der Sklaven hin, damit der ihm nachschenken konnte.




    Sim-Off:

    Ich muss bei diesem Gespräch ein kleines Problem umschiffen.
    Chronologisch vor diesem Treffen, aber in Realzeit parallel dazu, sprechen Archias und Quarto in Misenum mit dem Kaiser. Quarto wird im Rahmen dieser Unterhaltung – so habe ich es zumindest vor – noch auf die Themen Nachfolgeregelung/Caesar und die Unbeliebtheit Salinators zu sprechen kommen.
    Aber das ist jetzt noch nicht geschehen und darum weiß ich zum jetzigen Zeitpunkt auch noch nicht, wie der Kaiser darauf reagiert. Das ist nun ein bisschen unglücklich, aber darum muss ich bei Quartos Antworten momentan noch etwas wage bleiben.
    Ihr könnt Quartos Ausweichen bei diesen Themen SimOn natürlich trotzdem als gegeben nehmen. Versteht aber bitte, dass ich Quarto, selbst wenn ich es wollte, bei einigen Einzelheiten zurzeit einfach noch nicht konkreter werden lassen kann.

    Seit sein Bruder von dieser heimtückischen Krankheit heimgesucht wurde hatte Quarto gewisse Veränderungen an ihm bemerkt. Aus dem einstmals dynamischen und zupackenden Mann war ein etwas träger und phlegmatischer Kranker geworden. Aber diese, fast naiv wirkende Frage, versprühte ein wenig von dem launigen Witz, den er aus früherer Zeit von ihm kannte.


    Natürlich hatte Quarto nicht die leiseste Ahnung. Mit Problemen der Postbeförderung in fernen Provinzen zu beschäftigte, hatte er noch niemals das Bedürfnis verspürt.


    Dennoch rang er sich eine Antwort ab:
    “Oh, es gibt sicherlich leichtere Aufgaben. Bestimmt ist es schwierig, in einer so großen Stadt wie Alexandria, so fern von Rom, nur über den Seeweg zu erreichen und dann auch noch umgeben von so vielen fremden Menschen, von Griechen, Makedonen, Aegyptern, Iuden, Syreren, Ciliciern, Lyciern, Cyprern, Cyrenaicern und sogar Leuten aus Nabataea, viele von ihnen werden sicherlich nicht einmal Latein sprechen, also, es ist bestimmt nicht einfach, in einem solchen Umfeld immer für die korrekte und schnelle Beförderung der Post Sorge zu tragen.
    Aber niemals hat sich der Legatus Augusti cursu publico Medicus Germanicus Avarus bei mir beklagt, mein Verwandter Archias würde seinen Aufgaben nur unzureichend nachkommen. Und er ist kein Mann, der seine Worte zu zügeln pflegt und nicht ausspricht, was er denkt, wenn er unzufrieden ist.“


    Er sah seinen zweitgradigen Vetter an und fragte demonstrativ:
    “Hat es jemals Klagen gegeben oder Probleme, die zu bewältigen du nicht im Stande gewesen wärst?“

    “Exil ist das falsche Wort. Aber der Imperator Caesar Augustus hält sich zurzeit in Misenum auf, dass ist richtig.
    Während seiner Abwesenheit hat der den Praefectus Urbi zu seinem Stellvertreter hier in Rom ernannt. Der Name dieses Mannes ist Potitus Vescularius Salinator. Der Kaiser kennt ihn aus ihrer gemeinsamen Zeit an der Danuvius-Grenze.“


    Ein missbilligender Ausdruck huschte über Quartos Gesicht.


    “Salinator entstammt dem Geschlecht der Vescularii. Dieser Name wird dir kaum etwas sagen. Das muss dir aber nicht unangenehm sein. Nein, es wäre sogar verwunderlich, wäre es anders.
    Denn die Vescularii sind hier in Rom vollkommen unbekannt. Salinator ist ein Aufsteiger. Früher hätte man ihn einen homo novus genannt, einen neuen Mann. Heute ist das kein Makel mehr, so wie früher. Aber dennoch sind viele der Ansicht, dass der Praefectus Urbi wenig Verständnis für die alten römischen Traditionen aufbringt und es ihm an diplomatischem Feingefühl fehlt. Den Senat meidet er gewöhnlich. Bemüht er sich aber doch einmal in die Curia Iulia, dann lässt er kaum einen Zweifel daran, wie wenig Wertschätzung er diesem alten und ehrwürdigen Haus entgegen bringt.“


    Quarto legte eine kurze Pause ein, bevor er weiter sprach.


    “Der Senat selbst, tja... Das ist nicht so einfach...
    Es gibt zurzeit keine eindeutig erkennbaren Fraktionen.
    Bestimmt sind die meisten Senatoren treue Anhänger des Hauses Ulpia. Praktisch alle einflussreichen Senatoren haben es dem alten Kaiser Ulpius Iulianus zu verdanken, dass sie dort einen Platz haben und die jüngeren dem jetzigen Kaiser Valerianus.
    Aber das bedeutet nicht, dass der Senat immer mit einer Stimme spricht.
    Zu meinem Bedauern tut er das nicht.
    Es gibt tiefe Animosität, die sich nur schwer überbrücken lassen. Oft sind es weniger die politischen Inhalte, es sind eher persönliche Feindschaften.
    Wenn man es politisch betrachtet, dann kann man vielleicht sagen: auf der einen Seite stehen die Traditionalisten um den aktuellen Consul Tiberius und seine patrizischen Freunde, auf der anderen Seite die plebejischen Germanii, also die Senatoren Germanicus Avarus und sein Neffe Germanicus Sedulus und ihre Gefolgsleute. Das sind Männer, deren Familien erst in den letzten Jahrzehnten aufgestiegen sind. Aber mit ihrer direkten Art und ihrem praktischen Tun sind sie eine wichtige Stütze dieses Staates.
    Zwischen diesen beiden Lagern befinden sich die anderen Senatoren mit Einfluss, ob es nun die Vinicii sind, die Annaeii oder die Octavii. Auch die Senatoren Matinius Agrippa und Purgitius Macer zähle ich dazu.
    Aber das ist, wie gesagt, nur ein vereinfachtes Bild. Eindeutige Lager lassen sich nicht so leicht ausmachen.
    Das war vor ein paar Jahren noch anders, aber, ehrlich gesagt, eigentlich war es damals sogar noch komplizierter.“

    “Gut.“, meinte Quarto und nickte zufrieden. “Also gut. Ich werde sehen, ob ich in dieser Sache etwas für dich tun kann.
    In ein paar Tagen fahre ich nach Misenum*, wo ich ein Landgut habe. Der wahre Grund, weshalb ich fahre, ist aber der Imperator Caesar Augustus. Auch er besitzt dort ein Gut und hält sich bekanntlich momentan dort auf.
    Ich werde ihn besuchen und mit ihm reden. Ich werde dann auch das Kommando über die I. Legion zur Sprache bringen und dich als Legaten vorschlagen.“




    Sim-Off:

    * chronologisch befinden wir uns während dieses Gesprächs ja noch kurz vor Quartos Abreise

    Quarto war gerade in Begriff ein kleines Mahl zu sich zu nehmen. Weil zurzeit nur noch sein Vetter Archias mit ihm die domus Aeliana bewohnte, musste er alleine essen, wenn dieser außer Haus war, was häufig vor kam. Weil er aber von Natur aus ein wenig schwatzhaft war, freute er sich umso mehr über Gäste, die ihm dabei Gesellschaft leisteten. Das kam so selten nicht vor und darum war die fette gallische Köchin zumeist darauf vorbereitet.


    “Marcus Iulius Proximus, der Duumvir von Misenum, mein Klient? Ja, dann führe ihn herein und sorge dafür, dass auch für ihn gedeckt wird und er nicht hungrig bleibt. Rasch!“

    “In meinem Alter friert man schneller und ausgiebiger, habe ich feststellen müssen. Als junger Mann hat mir die Kälte weit weniger ausgemacht. Aber nein, es geht schon. Dieser Mantel hier hält mich warm und wo wir schon einmal hier sind, sollten wir auch die wundervolle Aussicht genießen.“


    Er ließ sich nieder und Archias schenkte ihm ein.


    “Nach Süden und Osten kann man einen großen Teil der Bucht überblicken und unter uns die Stadt Misenum. Am Abend versinkt die Sonne hinter der Insel Aenaria im Meer – dort hinten, im Dunst kannst du sie erkennen. Dann werden die Lampen entzündet und man sieht Misenum funkeln und dort drüben erkennt man die Lichter von Puteoli und Neapolis vor dem dunkel aufragenden Vesuvius Mons. An klaren Abenden meint man sogar den fahlen Schein von Aequana und Surrentum, vom anderen Ende der Bucht zu erkennen. Aber vielleicht ist das auch nur Einbildung und mehr Fantasie als Wirklichkeit.“




    Sim-Off:

    Danke :)

    “Die Kriegskunst ist für mich leider ein weitgehend unbekanntes Feld, muss ich gestehen. Das überlasse ich Männern die sehr viel mehr davon verstehen.
    Die Werke von Quintus Ennius, Vergilius Maro, Horatius Flaccus, Valerius Catullus und natürlich auch Tullius Cicero sind mir deshalb weitaus geläufiger, oder die Kommentare eines Asconius Pedianus. Von den aktuellen Autoren fällt mir vor allem Titus Livius ein.
    Aber vielleicht sollte ich mich künftig ein wenig mehr diesem weiten Feld widmen. Wenn aus mir auch kein großer Feldherr mehr werden wird, so gehört der Krieg doch auch zu den Mittel der Politik und das ist das Feld, dass zu bewirtschaften mein Schicksal ist.“

    “Senator Aurelius Corvinus will kandidieren, tatsächlich? Aber er wird nicht als Vigintivir kandidieren, denn diese Stufe des cursus honorum hat er doch längst hinter sich gelassen. Also wird das deine Kandidatur wohl kaum weiter beeinflussen.“

    “Das ist er, ja.“, gestand Quarto auf Furianus' Frage ein. “Noch ist er ein Knabe, in der Tat. Aber er wird kein Kind bleiben. Ich bete zu den Göttern, dass ihm genug Zeit bleibt um zum Manne zu reifen, bevor der Tag kommt, an dem er die schwere Bürde eines Kaisers von seinem Vater übernehmen muss.“


    Er machte eine kurze Pause, bevor er zögerlich weiter sprach:
    “Die Schwäche dieses Plans ist mir durchaus bewusst. Was, wenn ihm diese Zeit nicht bleibt?
    Aber muss nicht der Sohn auf den Vater folgen? Kann ich, als sein Onkel wollen, dass man ihm sein Erbe vorenthält, weil er jetzt noch zu jung ist um Augustus zu sein, obwohl er nicht mehr zu jung ist, um Caesar zu werden?“

    “Ja, dass ist gut.“, meinte Aelius Quarto und ergänzte weiter: “Wenn es dir gelingt, viele die einflussreichsten plebejische Senatoren zu gewinnen, dann sieht deine Sache gut aus. Denn die Mehrheit der Patrizier wird dich mehrheitlich ohnehin wählen, denke ich. Es sei denn, es stehen in diesem Jahr besonders viele Patrizier auf der Kandidatenliste. Aber wo sollten die plötzlich alle herkommen?“


    Er strich sich nachdenklich über den Bart.


    “Hast du dir denn bereits überlegt, ob du Tresvir capitales, Tresvir aere argento auro flando ferunde, Quattuorvir viis in urbe purgandis oder Decemvir litibus iudicandis werden willst?“

    “Nein, ich bedauere, aber Agricola und Frontinus kenne ich nur dem Namen nach.
    Irre ich mich, oder hat Iulius Frontinus nicht ein Buch über die Wasserversorgung Roms geschrieben? Er war einige Jahre curator aquarum, stimmt das? Ja, ich meine davon gehört zu haben. Aber, nein, gelesen habe ich es nicht.“

    Diesen direkten Vorstoß hatte Quarto nicht erwartet.


    “Ich? Nein, oh nein, danach strebe ich nicht!“, versicherte er schnell und hob abwehrend die Hände.


    Wirklich nicht? Seine Reaktion kam vielleicht ein bisschen zu hastig, um wirklich glaubhaft zu wirken.


    “Ich begnüge mich mit meiner bescheidenen Rolle. Ich berate den Imperator Caesar Augustus und freue mich, wenn er meinen Rat annimmt. Ich unterstütze ihn wo ich kann und wenn ich damit dem Staate diene, dann ist mir das Lohn genug.“, ergänzte er, vielleicht etwas zu bescheiden.


    “Valerianus hat einen Sohn, Publius Ulpius Maioranus, und ihn sollte er zum Caesar ernennen und zu seinem designierten Nachfolger. Das allerdings, da gebe ich dir recht, sollte bald geschehen, schon damit sich Männer wie der Praefectus Urbi keine falschen Hoffnungen auf den Thron machen.“