Beiträge von Lucius Aelius Quarto

    “Aber dein Mann hat auch einen Helfer. Die Albata hätte jetzt aber drei Gespanne im Endlauf haben können, wenn Felix angetreten wäre. Und zu dritt wäre ein Sieg der Weißen noch wahrscheinlicher gewesen. Nein, dass war keine besonders gute Idee. Doch wer weiß, vielleicht ist er krank, dieser Felix.“


    'Rennsportexperten' unter sich und wie so oft waren sie unterschiedlicher Meinung. Denn merke: es gab auf einer Rennbahn gewöhnlich mindestens so viele Meinungen wie Zuschauer und manchmal auch mehr. ;)









    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/gensvaleria/venetaSig.gif]
    PRINCEPS FACTIONIS - FACTIO VENETA

    “Ich nehme es doch an.“, meinte Quarto, aber ohne echte Überzeugung. Er hatte keine sehr hohe Meinung von Ärzten und hielt die meisten von ihnen für Scharlatane.
    “Aber wenn sie das vermuten, würden sie ihm dann nicht Theriak verabreichen und ihn damit ganz gewiss gesund machen?“
    Theriak, man nannte es auch Theriak Andromachi oder Teriarca Andromaco, galt in der römischen Medizin als universelles Gegengift und davon hatte sogar Quarto gehört.

    Aelius Quarto räusperte sich. Dann sprach er.
    “Haben wir nicht alle einmal lernen müssen Verantwortung zu tragen? Und haben wir es nicht dadurch gelernt, dass man uns Verantwortung gegeben hat, zuerst wenig, dann mehr?
    Oft wird beklagt, die jungen Patrizier würden sich nur noch auf dem Ruhm und dem Geld ihrer Vorfahren ausruhen. Sie würden ein nutzloses Leben führen, so heißt es, und sich der Völlerei und dem süßen Nichtstun hingeben.
    Aber das ist falsch. Publius Aurelius Imbrex lehrt uns eines besseren. Er ist jung, ja. Er entstammt der patrizischen gens Aurelia und das ist ein ehrbares und hoch angesehenes Geschlecht.
    Er will sich nicht ausruhen. Er strebt nicht nach Müßiggang. Er möchte Verantwortung übernehmen und Rom dienen.
    Soll er das tun, sage ich. Soll er zeigen, zu was er fähig ist und ob er sich für höhere Ämter empfehlen kann.
    Wenn wir alle jungen Kandidaten ablehnen, weil sie uns ZU jung und zu unerfahren erscheinen, dann werden wir uns eines Tages wundern. Dann wird es am Ende nur noch sehr alte Männer geben, die sich als Praetor oder Consul bewerben.
    Das kann weder unser Wunsch noch unser Ziel sein.
    Gebt ihm die Möglichkeit Verantwortung zu tragen, damit er lernen kann!
    Wenn er dabei Rat und Hilfe nötig hat, dann wird er nicht alleine stehen. Ich bin sein Patron und werde ihm helfen, wenn er denn überhaupt Hilfe benötigt.“

    “Eine Tiberia ist die Braut? Na, dann gratuliere ich von Herzen und verspreche dir meine Stimme. Denn deine Antworten haben mir gut gefallen und ich bin mir sicher, dass du das Amt eines Quaestors mit großer Würde ausüben wirst.
    Manius Aurelius Orestes, ich werde dich wählen.“


    Damit beendete Quarto seinen Teil von Orestes' Befragung und überließ das Feld anderen Senatoren.

    “Eine weise und kluge Antwort.“, meinte Aelius Quarto und dabei nickte er zufrieden.
    “Sie zeigt mir, wie ernst du deine Aufgaben als Augur nimmst und wie sorgfältig du dich mit dem Auspicienwesen beschäftigt hast. Du hast natürlich recht. Ein Augur dient dem Staate und nicht den eigenen Wünschen. Eigenes Wollen würde ihm ohnehin den Blick für die Dinge verstellen, die zu sehen seine Aufgabe ist.
    Sage uns noch: würdest du ein bestimmtes Quaestorenamt bevorzugen wenn du gewählt wirst?“

    Einen Mann zu töten war ein Verbrechen. Den Kaiser töten zu wollen war zudem Hochverrat. Aber nach altem römischen Verständnis gab es feine Unterschiede, was die Methode betraf. Wenn der Mörder seinem Opfer Aug in Aug gegenüber trat um ihn zu erstechen, so war das etwas anderes als ihn hinterrücks zu ermorden. Der verwerflichste Mord aber war der durch Gift.
    Schon der Gedanke daran erschütterte Quarto, was man durchaus etwas naiv finden konnte.


    “Aber, ist das denn möglich? Gibt es Gifte, die so langsam wirken oder einfach nur krank machen, ohne zu töten?“


    Er hatte wirklich keine Ahnung davon. Gift, dass war in seinen Augen etwas zutiefst anstößiges.

    “Mmh... die Societas Claudiana et Iuliana... soso...
    Ich erinnere mich. Vor ein paar Jahren hatte dieser Verein erstaunlich viele Mitglieder. War nicht Marcus Claudius Constantius der Vorsteher des Vereins? Ich kannte ihn damals. Er arbeitete in meiner Zeit als Magister Domus Augusti in der Kaiserlichen Kanzlei. Als Procurator a memoria, wenn ich mich nicht täusche.
    Aber, wie gesagt, dass ist Jahre her. Danach wurde es ziemlich ruhig um diese Societas.“

    “Senator Marcus Aurelius Corvinus, ich finde es sehr löblich, dass du so kritisch mit dir ins Gericht gehst und erneut als Curulischer Aedil amtieren willst, weil du mit deiner ersten Amtszeit unzufrieden bist. Das ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass dieses Amt äußerst kostspielig ist und mit viel Arbeit verbunden.
    Aber darf ich fragen; was genau muss denn an den Agrippa-Thermen erneuert werden und welcher Art Spiele willst du ausrichten?“

    “Du musst wissen, unser guter Caius hat sich Seiana von den Decimern erwählt. Er glaubt, sich eine Liebeshochzeit leisten zu können.“
    Das klang fast ein bisschen spöttisch.
    “Aber, nun gut, die Decimer sind ein angesehenes und wohlhabendes Geschlecht. Vielleicht lässt sich hier das politisch opportune mit der Liebe vereinen und das ist doch das Beste, was man über eine Ehe sagen kann.“
    Das klang schon nicht mehr ganz so spöttisch.


    “Wo ich gerade von der Verwandtschaft spreche und von Eheverbindungen: du erinnerst dich bestimmt an Paulina, unsere Base, die Tochter von Onkel Aelius Hadrianus Afer. Sie hat kürzlich Zwillinge bekommen, einen Knaben und eine Tochter. Ihr Mann ist Marcus Vinicius Lucianus, der bis vor kurzem Legatus Augusti pro Praetore in Germania gewesen ist.
    Vinicius Lucianus ist überglücklich, wie du dir denken kannst.
    Ach, und er hat mir ein Versprechen abgenommen, dass ich gerne einlösen will. Ich habe ihm erzählt, dass ich dich besuchen will und er bat mich, dir seinen Wunsch zu übermitteln.
    Er möchte nämlich gerne Curator Rei Publicae von Italia werden.“

    Cnossos hatte es Quarto gesagt und der hatte sich an den verabredeten Besuch Seianas erinnert. Die beiden mussten nicht lange warten.
    Er trat ein, gehüllt in die Toga eines Senators, mit der Würde eines Consulars und dem leicht watschelnden Gang eines älteren und untersetzen Mannes.
    Lächelnd begrüßte er die Verlobte seines Vetters zweiten Grades.


    “Salve! Du musst also Decima Seiana sein! Ich habe schon viel von dir gehört. Caius spricht unentwegt von dir und nun verstehe ich ihn.
    Es freut mich sehr, dich nun endlich auch persönlich kennen zu lernen. Ich hoffe, der Weg hierher war nicht zu beschwerlich?“

    “Oh, ich will da nichts ausschließen. Vielleicht kandidiere ich sogar noch einmal als Consul. Als Kind habe ich geprahlt, ich würde eines Tages Gaius Marius übertreffen und der war es siebenmal.“
    Er winkte ab.
    “Aber ich werde nicht jünger und ob die Senatoren mich noch so oft in dem Amt haben wollen – nein, ich glaube kaum.“
    Er lächelte schmallippig.
    “Vielleicht wende ich mich auf meine alten Tage auch noch der Religion zu. Als plebejischer Flamen vielleicht. Oder der Imperator Caesar Augustus hat noch ein anderes Amt für mich, wer weiß das schon?
    Nur eine Stadthalterschaft, fern von Rom, nein, ich denke, dass kann ich ausschließen.
    Aber du siehst: konkrete Pläne habe ich momentan noch nicht.“

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Ursus saß weiterhin bei Purgitius Macer und Aelius Quarto. Er sah es ähnlich wie Macer. Die einzelnen Fahrer der Grünen und auch leider der Aurata hatten gegen die Paare der anderen Factiones schlechte Chancen. Wenn diese ihren Vorteil zu nutzen verstanden. Dies war nicht unbedingt gesagt, da auch noch relativ unerfahrene Fahrer unter ihnen waren. Der Sieg lag vermutlich bei den Weißen, wenn Fortunatus nicht ein gewaltiger Fehler unterlief. Was immerhin auch nicht unmöglich war, solch ein Rennen barg viele Unfallrisiken. Und Fortuna hatte bei solchen Gelegenheiten schließlich auch noch das eine oder andere Wörtchen mitzureden. "Gerade bei Rennen, wo der Sieger vorher schon festzustehen scheint, kommt es oft zu Überraschungen." Er jedenfalls würde sich gerne überraschen lassen. Am besten natürlich durch seinen eigenen Fahrer, auch wenn er wenig Chancen dafür sah. Ja, dieses Rennen zeigte deutlich, wie dringend die Aurata frisches Blut brauchte.


    “Natürlich, mein lieber Titus Aurelius.“, meinte Quarto und lächelte, nein, er grinste! “Traut man vorher jedem Fahrer den Sieg zu, dann wird man danach auch kaum überrascht sein.“


    Er fuchtelte mit der Rechten in Richtung Rennbahn.
    “Aber bitte, wer soll es denn heute sonst werden? Fortunatus und Halil haben in ihren Karrieren immerhin schon fünf große Endläufe bestritten. Aber dieser Alexandros? Gerade einmal zwei, und mein Mann, Mehaf, dieser Aegypter: auch der ist erst zweimal in einem Finale angetreten.
    Machen wir uns nichts vor: Fortunatus von der Albata oder bestenfalls Halil von der Russata, die beiden müssen es untereinander ausmachen. Alle anderen sind nur hier um Erfahrung zu sammeln.“






    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/gensvaleria/venetaSig.gif]
    PRINCEPS FACTIONIS - FACTIO VENETA

    “Ich für meinen Teil finde, dass bereits der neu gefassten Absatz (2) des § 4 Codex Iuridicialis einige Fragen offen lässt.
    Meiner Meinung nach hätte schon dieser Paragraph ausgiebiger diskutiert werden müssen, bevor er dem Senat zur Abstimmung vorgelegt wurde. Deshalb und weil ich äußerst unzufrieden mit der Vorgehensweise des Consuls Tiberius Durus bin - obwohl, oder besser gesagt, gerade weil ich seine Ziele grundsätzlich unterstütze - habe ich seinerzeit gegen diesen neuen § 4 gestimmt.“


    Ein missbilligender Blick Quartos machte die Runde.


    “Aber nun wurde er so beschlossen. Und jetzt wird uns dieser § 51 vorgelegt, der die Senatsgerichtsbarkeit insofern einschränkt, als das es sich nur um eine Berufungsinstanz handeln soll.
    Oder nicht? Wird es dabei bleiben, oder werden uns noch weitere Gesetze vorgelegt, die den Senat als gerichtliche Instanz beschreiben?
    Außerdem sollen wohl nur Senatoren berechtigt sein, Berufung beim Senat einzulegen, und zwar über die Consuln. Das muss wohl der Zweck dieser Formulierung sein, auch wenn sie Senator Purgitius Macer lediglich 'ein nettes Beispiel' nennt.
    Zugleich wird uns ein Appelationsrecht zur Abstimmung vorgelegt, in dem der Senat mit keinem Wort erwähnt wird.


    Weshalb konnte das, was hier vorgeschlagen wird, nicht bereits in die Neufassung des § 4 mit einfließen?
    Weshalb wird der Senat in dem Vorschlag zur Neufassung des § 42 Appellatio nicht erwähnt?


    So, wie das alles hier vorgelegt wird, kann ich dem nicht zustimmen!


    Das bedaure ich sehr. Denn das, was Consul Tiberius mit seinen Vorschlägen grundsätzlich umzusetzen versucht, genießt meine größte Sympathie.
    Ich weiß sehr wohl, wie kompliziert und schwierig diese Reform ist.
    Trotzdem sage ich: nicht so! Zu viel Unklarheit, zu viel Interpretationsspielräume und die relevanten Rechtsnormen unnötig über die Paragraphen verstreut, so das es nur noch einem erfahrenen Advocatus möglich sein wird, deren Gestalt wirklich zu erfassen.“



    /edit: noch einen Link eingefügt

    “Als sein Patron darf ich vielleicht hinzufügen, dass mich Lucius Iulius Centho niemals um Geld gebeten hat.
    Er hätte das tun können, denn ich hätte ihm guten Gewissens und freigiebig geholfen, so wie es seit Alters her durchaus üblich ist und wie man es als Patron tut, wenn man von einem Mann überzeugt ist.


    Aber mein Geld, nein, dass hat er nie gewollt.
    Wir alle wissen, dass die Kurse an der Schola nicht umsonst zu haben sind. Lucius Iulius Centho hat viele davon belegt und sein Wissen in kürzester Zeit enorm gemehrt.
    Er führt ein schönes und gepflegtes Haus, wovon ich mich selbst überzeugen konnte. Gerne ist man dort zu Gast und wird freundlich und zuvorkommend bewirtet.
    Das alles vermag er aus eigener Tasche zu zahlen.


    Was sagt uns das?
    Lucius Iulius Centho kann mit Geld umgehen. Er ist großzügig aber nicht verschwenderisch. Er ist keinem Gläubiger verpflichtet und kann durch keine drückenden Schulden korrumpiert werden.


    Meine Unterstützung und meine Stimme ist ihm sicher. Nicht nur, weil er mein Klient ist, sondern auch, weil ich mehr den je davon überzeugt bin, dass er ein ganz ausgezeichneter Magistrat für Rom wäre und ein äußerst engagierter.“

    “Das hoffe ich. Und ich hoffe außerdem, dass der Senat dir gewogen sein wird.“, meinte dieser nur, und weil er merkte, dass es Imbrex zum Aufbruch drängte, erhob er sich, um ihn zu verabschieden.
    Sie würden sich schon bald wiedersehen, nämlich im Senat, wenn der Klient sich den Senatoren vorstellte und für seine Wahl warb.


    “Meine Stimme ist dir natürlich sicher, und ich werde mich für dich aussprechen.“, versprach er zum Abschied.

    Aufmerksam verfolgte auch Lucius Aelius Quarto die Startvorbereitungen. Als Vorsitzender des Rennstalls der Veneta freute er sich darüber, dass zwei seiner Gespanne beim Endlauf dabei waren. Sein dritter Fahrer Casetorix hatte den Einzug ins Finale nur knapp verfehlt. Die erste Enttäuschung darüber war aber mittlerweile verflogen, denn dafür hatte sich Tolimedes mit einem Sieg souverän qualifiziert. Mehaf war ohnehin gesetzt.


    Die Factio Albata ging ein gewisses Risiko ein. Sie hatte darauf verzichtet, ihren besten Mann, nämlich Felix, für das Rennen zu melden. Stattdessen trat Fortunatus für die Weißen an. Aber auch er war der eindeutige Favorit, denn die Weißen waren in der beneidenswerten Situation, die beiden zurzeit besten Wagenlenker der Welt in ihren Reihen zu haben.


    “Wie ich schon sagte“, meinte er deshalb zu seinem Sitznachbarn Purgitius Macer: “alles andere als ein Sieg von Fortunatus würde mich überraschen. Aber wenn ein Fahrer für eine Überraschung sorgen kann, dann wohl am ehesten dein Auriga, dieser Halil Torkebal.“








    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/gensvaleria/venetaSig.gif]
    PRINCEPS FACTIONIS - FACTIO VENETA