Beiträge von Lucius Aelius Quarto

    “Salve Senator Flavius Furianus!“, entgegnete Quarto. “Ja, dass ist Caius Aelius Archias, mein Vetter zweiten Grades, Sohn von Decimus Aelius Calvaster, der ein Neffe meines Großvaters Quintus Aelius Pomponius war.“, stellte er Archias vor, dabei aber durchaus überrascht, dass Furianus seinen zweitgradigen Vetter mit Namen kannte. Der Mann erschien nicht unvorbereitet, erkannte er.


    Froh, dass sie nunmehr vollzählig waren, harrte er erwartungsvoll des ersten Gangs und, noch viel wichtiger, dem Beginn der eigentlichen Gespräche, die, soviel war zu erwarten, etwas schwieriger als die freundlichen Begrüßungsworte und leichten Plaudereien am Beginn dieses Zusammentreffens werden würden.

    “Ja, auf ein gutes Essen und ein für alle Seiten zufriedenstellendes Gespräch! Möge dieser Abend ein Neuanfang sein den wir in guter Erinnerung behalten!“, sagte Quarto und hob nun seinerseits den Becher.


    “Mit diesem schönen und überaus prachtvollen Haus“, sprach er nach einem eher kleinen Schluck weiter: “kann sich mein bescheidenes Heim kaum vergleichen. Ja, es ist geräumig genug und es liegt auf dem heiligen Palatin, dem Hügel des Romulus. Doch steht es am nördlichen Ende. Ich kann hinüber auf das Capitol blicken und hinunter auf das Forum Boarium und den alten Tiberhafen, ja, ein reizvoller Ausblick ist das. Doch viel Sonne kommt nicht herein. Die Kerzenmacher aus Trans Tiberim müssten mir eigentlich ein Denkmal errichten, denn ich mache sie reich.“


    Er machte eine weitläufige Geste.
    “Aber euer Haus, nein wirklich, es ist ganz wundervoll. Hell, groß und prachtvoll ist es. Man sieht an jeder Stelle, dass die Bewohner nicht nur Geld, sondern auch einen guten Geschmack haben. Und bestimmt ist die Luft hier auf dem Quirinal auch sehr angenehm und gesund.“

    “Ich ebensowenig.“, mischte sich Quarto erneut kurz ein. Vielleicht auch nur, weil er Archias noch ein Stichwort geben wollte.
    “Es muss ein hochinteressantes Land sein und Alexandria eine überaus beeindruckende Stadt. Stimmt es, dass dort alle Straßen schnurgerade verlaufen, so wie bei den viel kleineren Ortschaften, die wir nach dem Muster unserer Legionslager in den Provinzen neu errichten? Und ist es wahr, sie sind so breit, dass dort vier Fuhrwerke nebeneinander fahren könnten, auch wenn ich nicht wüsste, wozu das gut sein soll? Ist das nicht eine maßlose Platzverschwendung?“

    “Salve Pontifex Flavius.“, entgegnete Quarto auf Gracchus' Begrüßung.
    “Es ist eine Ehre für uns heute euere Gäste sein zu dürfen.“


    Sein Tonfall war freundlich. Aber seine Miene und seine Körperhaltung verrieten, wenn man aufmerksam war, eine gewisse Anspannung. Dieses Treffen war kein zwangloses Beisammensein.
    Sein Blick taxierte den Pontifex. Er kannte ihn aus der Curia Iulia. Dort sah man ihn regelmäßig bei den Sitzungen des Senats. Doch der Mann war, vielleicht wegen seines Sprachfehlers, vielleicht aber auch weil ihm diese Gabe überhaupt abging, kein großer Redner und drängte sich praktisch nie in den Vordergrund.
    Quarto war es seit jeher gewohnt, allen Flaviern schlechte Absichten zu unterstellen und sie für ungerechtfertigt arrogant, falsch und anmaßend zu halten.
    Er war voreingenommen, doch, immerhin, er wusste es.
    Und wenn er ehrlich zu sich war, dann wirkte dieser Flavier gar nicht arrogant und anmaßend konnte man ihn auch kaum nennen, sondern eher zurückhaltend, durchaus höflich, aber gehemmt, ja, vielleicht sogar unsicher?
    Er versuchte sich also ein Bild von ihm zu machen. Doch es blieb, vorerst, unvollständig.


    Der Wein wurde gebracht.
    Quarto nahm seinen Becher.


    “Wir müssen wohl deinem jungen Verwandten Flavius Piso danken, dass er dieses Treffen möglich gemacht hat.“, sagte er, noch immer an Gracchus gewandt.
    “Wollen wir darauf trinken?“




    Sim-Off:

    Dankeschön. :)

    “Mmh...“, machte Quarto erneut.
    “Du hast dir also die Zuneigung der Offiziere erworben und wie man eine Legion führt, dass hast du bereits lernen könne, weil du den Legaten vertreten musstest. Jetzt bist du Senator und könntest selbst das Kommando einer Legion übernehmen...“


    Der Satz blieb unvollendet. Quarto beendete ihn nicht, sondern sah Ursus stattdessen aufmunternd an.

    “Oh ja, natürlich, dass sollst du sogar sagen, ich bitte darum.
    Sollten sie dich dann unterstützen und solltest du dadurch gewählt werden, so bin ich gerne bereit diese Schuld zu tragen.
    Denn ich setze auf dich, Lucius Iulius, ich setze auf dich und bin davon überzeugt, dass du es mir eines Tages reich entlohnen wirst.“

    “Aegyptischer Palmwein? Ich habe in meinem Leben schon manch schmackhaften Tropfen probiert und einige davon hatten auch eine weite Reise hinter sich. Sogar Wein aus dem fernen Colchis habe ich schon getrunken und solchen aus Cilicia. Creter und Cyprer sind mir nicht fremd. Ich habe Wein aus dem Norden Lusitanias gekostet und auch solchen aus dem Süden Aquitanias, der – unter uns gesagt – allerdings kaum genießbar ist. Eher wird Rom untergehen, bevor die Gallier Wein zu machen verstehen!
    Aber Palmwein aus Aegyptus? Nein, daran würde ich mich erinnern.
    Ich bin schon sehr neugierig.“


    Nachdem er seiner frohen Erwartung Ausdruck verliehen hatte, wies er die Sklaven an das Gepäck ins Haus zu bringen und Archias seine Bleibe zu zeigen. Dann bat er seinen Vetter, vorerst auf ihn zu verzichten. Denn er wollte nun auch seine Frau Aelia Adria begrüßen und ihren gemeinsamen Sohn Gaius Paetus. Beide weilten schon seit einigen Monaten in Misenum und beide hatte er schon lange nicht mehr gesehen. Er freute sich auf das Wiedersehen.
    Später, so sagte er noch, würde er Archias mit ihnen bekannt machen. *




    Sim-Off:

    * Was wir aber leider nicht ausspielen können, da Adria zurzeit im Exilium ist und Paetus bislang nur ein gesichtsloser NSC-Knabe.

    “Gaius, Bruder, salve und danke für die Einladung.“, sagte Aelius Quarto und versicherte anschließend, wie sehr er sich freue ihn zu sehen.
    Es folgten Grüße und Genesungswünsche von allen möglichen Leuten aus Rom, die er zu überbringen versprochen hätte, wie er wortreich versicherte.
    Er lobte die schöne Villa seines Bruders und wie herrlich sie gelegen sei, wie hübsch das Land hier wäre sagte er und erwähnte auch, wie unbeschwert seine Anreise gewesen war.
    Quarto redete viel, so kannte man ihn, während Valerianus der Schweigsame von beiden war; ein Mann der Tat und nicht der Worte. So unterschiedlich waren die beiden Brüder und das waren sie auch schon als Kinder gewesen.


    Schließlich machte Quarto eine Geste in Archias' Richtung.


    “Darf ich dir Caius Aelius Archias vorstellen, deinen und meinen Vetter zweiten Grades? Er ist der Sohn von Decimus Calvaster und der Enkel von Sextus Tubero, dem Bruder unseres Großvaters Quintus. Ich habe dir schon von ihm erzählt, du erinnerst dich vielleicht. Vor einiger Zeit hast du ihn zum Eques erhoben, wofür er dir sehr dankbar ist und ich auch. Er war in Aegyptus. Aber jetzt wohnt er bei mir in Rom, in der domus Aeliana auf dem Palatin.“


    Er winkte Archias zu.


    “Komm' ein wenig näher, Caius.“

    “Oh ja, dass steht zu hoffen. Ihn zu gewinnen wäre wichtig. Ich hatte geglaubt, dass du es bereits hättest, bei der vergangenen Wahl, wo du doch für ihn als aquarius tätig bist. Aber bei der Befragung war er dir keine besonders große Hilfe. Dabei käme es gerade auf ihn an.
    Ich selbst zähle die Senatoren Titus Aurelius Ursus, Quintus Germanicus Sedulus und Marcus Vinicius Lucianus zu meinen Freunden. Sie sollten dich wohlwollend empfangen. Auch die Senatoren Marcus Aurelius Corvinus und Kaeso Annaeus Modestus sind umgängliche Männer und keiner Fraktion verpflichtet. Senator Medicus Germanicus Avarus ist mir nicht zuletzt durch meine Frau nah, denn sie ist seine Nichte. Er kann sehr scharfzüngig sein und manchmal ist es nicht einfach mit ihm zu reden. Aber er ist ein treuer und verlässlicher Arbeiter im Mechanismus dieses Staatsapparates. Und er ist reich, sehr reich. Fast so reich wie Senator Publius Matinius Agrippa, der ehemalige proconsul von Hispania.“

    Aelius Quarto ließ sich nieder und versicherte, ein Falerner wäre ihm lieb und vor dem Mahl auch nicht zu schwer.


    Eine Dame mit vornehm blasser Gesichtsfarbe erschien. Archias nannte sie Vera – die beiden schienen sich zu kennen.
    Quarto kannte sie nicht. Er lächelte ihr kurz zu, sagte aber nichts weiter und schwieg auch, während er das muntere Treiben der jungen Leute beobachtete.


    Er wartete auf die flavischen Senatoren. Das sie ihn warten ließen, dass war gewiss kein Zufall. Er registrierte es, ließ sich aber nicht anmerken, ob ihn das erboste oder ob er es als unwichtiges Vorgeplänkel großzügig übersah.

    “Ich meine, der von uns allen verehrte Ulpius Iulianus hat die Provinzen des Reiches seinerzeit neu geordnet und in größere Verwaltungsräume überführt, weil es die damaligen militärischen Gegebenheiten verlangten. Es war die Zeit kurz nach dem Bürgerkrieg.
    Darum finde ich, sollte auch ein Mann von ausgeprägtem militärischen Sachverstand dieser Inquisitio senatus angehören. Ein Mann, der in strategischen Dimensionen zu denken versteht, so wie der Kommandeur der Academia Militaris Ulpia Divina.
    Deshalb schlage ich Spurius Purgitius Macer vor, unseren Senatskollegen und zurzeit amtierenden praetor urbanus.“

    Und Quarto kam.


    Ein namenloser und beliebiger Sklave führte ihn in das triclinium.


    Quarto kam, aber er kam nicht alleine.


    “Salve Primicerius a libellis Aulus Flavius Piso! Ich danke dir für diese Einladung.“, sagte er sehr förmlich, etwas steif, aber nicht direkt unfreundlich. Immerhin war er ja gekommen um Frieden zu schließen und nicht nur wegen des viel gerühmten Koches und seiner hoch gepriesenen Geflügelgerichte.


    Er wies auf seinen Begleiter.
    “Ich hoffe es macht keine Umstände, dass ich so frei war, noch einen Gast mitzubringen. Mein zweitgradiger Vetter Caius Aelius Archias. Ich glaube, ihr kennt euch bereits.“


    Das war keine Frage. Quarto wusste, dass die beiden jüngeren Männer miteinander befreundet waren. Es war eine Freundschaft, die jene Kluft überwunden hatte, die Flavier und Aelier voneinander trennte. Nicht zuletzt deshalb hatte er Archias mitgebracht. Aber vielleicht auch als moralische Unterstützung.

    Auch Aelius Quarto war ernst als er das Haus betrat. Aber wirkte er feierlich, so wie Archias?
    Nein, wohl eher nicht. Vielmehr wie einer, der sich an einen Ort begab, den er lieber hätte meiden wollen. Eine Bärenhöhle, zum Beispiel.

    Quarto überlegte kurz. Dann schüttelte er den Kopf.


    “Nein, besser nicht. Es ist löblich, dass du an so etwas gedacht hast. Aber er ist krank und ich fürchte, die Ärzte könnten ihm den Wein verboten haben. Natürlich ist das absurd. Was kann in Maßen genossener Wein schon schaden? Aber sie drangsalieren einen sehr gerne mit derlei Vorschriften. Wenn es so ist, dann könnte ein solches Geschenk zu einer etwas peinlichen Situation führen.“

    Aelius Quarto sah sich interessiert um.


    “Recht hübsch hat er es hier.“, meinte er recht unbefangen.


    Dann sah er zu Archias und sagte: “Bedenke: er ist nur ein Mensch. Ich sage nicht, dass er ein gewöhnlicher ist. Aber dennoch bleibt er ein Mensch, so wie wir alle.“
    Er lächelte ihm aufmunternd zu.