Beiträge von Lucius Aelius Quarto

    Quarto stellte sich etwas Abseits, wo er nicht im Wege war und beobachtete die neu entfachten Aktivitäten der Cohortes Urbanae. Nebenbei bemerkte er, wie sich der Aquarius in die Taverne an der Straßenecke verdrückte. So ein versoffener Taugenichts!

    “Centurio, ich bin kein Bauexperte. Aber mein alter Lehrer Lysias hat mich jahrelang mit griechischer Logik gequält.
    Wenn das Wasser beim Abfluss aus dem Aquädukt in Ordnung ist, hier aber verdorben ankommt, dann muss es auf dem Weg dazwischen verunreinigt worden sein. Der Aquarius meint aber, der Verwesungsgestank sei zu stark, als dass er nur von einer toten Ratte stammen könne und ein größerer Kadaver oder mehrere würden die Leitung verstopfen. Das Wasser fließt aber nachweislich. Also muss das, was wir suchen, irgendwo auf dem Weg in die Leitung geraten. Wenn aber ein Großteil der Leitung durch die Fundamente der neu erbauten Häuser unzugänglich ist, dann… wir müssen auf den Hinterhöfen suchen!“

    Der Aquarius wirkte ratlos, wenn nicht sogar inkompetent, wie Quarto fand. Wichtigtuerisch begutachtete der Mann jetzt den Brunnen, als ob er dort mehr erkennen könne.


    “Wie verläuft dieses Rohr eigentlich von hier bis zum Aquädukt und woraus ist es gemacht“, fragte Quarto.


    “Blei, alles Bleirohre. Läuft hier das kurze Stück gerade durch bis zum Anschluss am Aqua Virgo. Etwa drei oder vier Fuß tief in der Erde.“


    “Unter den Häusern hindurch? Macht man das so?“


    “Ähhhh…. Nein, eigentlich nicht. Aber die hier…“, er zeigte auf die Insulae hinter dem Brunnen: “…ahm, da hat einer gepennt, als die letztes Jahr gebaut wurden. Jetzt kommt man nur noch auf den Hinterhöfen an die Leitung ran. Wehe wenn die mal bricht!“


    “Auf den Hinterhöfen…“, wiederholte Quarto die Worte, ganz in Gedanken.

    “Verwesungsgeruch? Aus einem Rohr mit kaum einem Fuß Durchmesser?“, schaltete sich der Mann in der grauen Tunika in das Gespräch lautstark ein.


    Quarto bremste ihn sogleich: “Ah, darf ich vorstellen: Marcus Attilius. Er ist der Aquarius des Aqua Virgo. Das ist der Aquädukt, der diesen Brunnen speist.
    Warum hältst du das für unwahrscheinlich, Aquarius?“


    “Was sollte das für ein Kadaver sein, in einer so engen Röhre? Da gibt es höchstens mal eine tote Ratte und die macht kaum einen großen Gestank. Ich habe zwar schon erlebt, dass gleich ein Rudel von ihnen verreckt, aber dann wäre das Rohr dicht!“


    “Dann überzeugst du dich wohl am besten selbst.“


    Sichtlich schlechter Stimmung ließ der Wasserbauingenieur ein verächtliches Grunzen hören, machte sich aber an den Abstieg. Quarto wartete derweil oben.
    Nach einer Weile kehrte Attilius ein wenig kleinlauter zurück.
    “Es stimmt! Da unten richt es nach Tod. Als hätte ein Mundus sich geöffnet. Wenn ich es nicht besser wüsste…“

    Quarto hatte einen weiteren Brief diktiert, den er seinem treuen Sklaven gab.
    “Wieder an denselben Empfänger.“


    An den
    Duumvir der Stadt Mogontiacum
    Manius Matinius Fuscus



    Salve Manius Matinius Fuscus!


    Mit Freude und Dankbarkeit lese ich von Deiner Bereitschaft bei den Ludi Apollinares teilzunehmen.


    Dies ist das vorläufige Programm:
    PRIDIE NON IUL DCCCLV A.U.C. (6.7.855/102 n.Chr.):
    Opferzeremonien zu Ehren von Apoll und Latona.
    Es wird gebeten ohne Kopfbedeckung zu erscheinen, da nach griechischem Ritus geopfert wird.
    NON IUL DCCCLV A.U.C. (7.7.855/102 n.Chr.):
    Erster Tag der Apollospiele im Marcellustheater. Die Parasiti Apollinis werden euch mit Dramen erfreuen und zu Tränen rühren.
    ANTE DIEM VIII ID IUL DCCCLV A.U.C. (8.7.855/102 n.Chr.):
    Zweiter Tag der Schauspiele im Marcellustheater zu Ehren des Apoll, dem Gott der Musen.
    ANTE DIEM VII ID IUL DCCCLV A.U.C. (9.7.855/102 n.Chr.):
    Dritter Tag der Theateraufführungen im Marcellustheater.
    ANTE DIEM VI ID IUL DCCCLV A.U.C. (10.7.855/102 n.Chr.):
    Festmahl für alle Bürger Roms auf dem Marsfeld. Es erwarten Euch Speis und Trank, Gaukler und Zerstreuung.
    ANTE DIEM V ID IUL DCCCLV A.U.C. (11.7.855/102 n.Chr.):
    Erster Tag der Wagenrennen im Circus Maximus mit den Vorläufen.
    ANTE DIEM IV ID IUL DCCCLV A.U.C. (12.7.855/102 n.Chr.):
    Zweiter Tag der Wagenrennen im Circus Maximus mit den Finalläufen.
    ANTE DIEM III ID IUL DCCCLV A.U.C. (13.7.855/102 n.Chr.):
    Schlusstag mit den abschließenden Opferungen.


    Das bei den Ludi zu Ehren des Apoll bestimmte Stücke bevorzugt werden, ist mir nicht bekannt. Wobei sich von selbst versteht, dass Obszönes oder zu Leichtlebiges ebenso unpassend wäre, wie eine kapriziöse Satire. Davon abgesehen hättest Du weitgehend freie Hand.
    Das Beste wäre, wenn Du und Deine Schauspieltruppe bereits rechtzeitig vor den Feiertagen nach Rom reisen könnten. Wir hätten dann ausreichend Gelegenheit die Einzelheiten, ebenso wie die Bezahlung zu regeln und ihr hättet genügend Zeit für die notwendigen Proben.



    gez. Lucius Aelius Quarto

    -------------- Aedilis Plebeii --------------




    ROMA - ANTE DIEM IV KAL IUL DCCCLV A.U.C. (28.6.855/102 n.Chr.)

    Zitat

    Original von Didia Sinona
    Dann komm mal rein, ich werde nachsehen


    “Hab’ vielen Dank, Didia Sinona.“
    Quarto betrat die Casa und wartete, ob man ihn zum Praetor Urbanus führen würde.

    Der Aedilis Plebeii kam zum ominösen Brunnen und begutachtete die Fortschritte. In seiner Begleitung befand sich ein untersetzter Mann in einer grauen Tunika aus derbem Stoff.
    “Salve! Gibt es was Neues?“, begrüßte Quarto die Offiziere.

    “Zorn und Rachsucht sind nicht die besten Berater. Aber wenn du deine berechtigte Wut in nützliche Bahnen lenken willst, dann solltest du vielleicht über den Dienst in einer der Legionen des Kaisers nachdenken. Ob du jemals die Gelegenheit erhältst, gegen die Parther zu kämpfen, dass wissen nur die Götter. Aber für eine geplagte Seele kann das ein guter Weg sein, die Pein zu überwinden, denke ich.“

    Mit zunehmendem Schrecken nahm Quarto die Geschichte seines Verwandten auf.
    “Oh, dass ist eine schlimme Sache! Die Parther… Geißel unserer östlichen Provinzen. Es tut mir sehr leid, was dir angetan wurde.“
    Einen Moment lang hingen sie schweigend finsteren Gedanken nach.
    “Und nun? Was willst du tun? Hast du schon Pläne machen können?“