“Wenn ihr um die Unabhängigkeit der Iudices fürchtet, dann soll es von mir aus so sein, dass der Praetor einmal berufene Richter nur mit gutem Grund wieder abberufen kann. Und meinethalben kann das künftige Gesetz auch die Befangenheit nennen, als den Grund, der üblicherweise akzeptabel ist.
Aber vorschreiben, wie viele Richter von den Parteien abgelehnt werden dürfen, also eine Zahl nennen? Nein, dass kann nicht richtig sein!
Wenn nur Senatoren Richter werden können, dann wird sich jeder Praetor schon aus Eigennutz gut überlegen ob er einen Senatskollegen fälschlich der Befangenheit bezichtigt und enthebt. Wer das täte, der würde sich große Probleme für die Zukunft einhandeln.“
Beiträge von Lucius Aelius Quarto
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“Ja.“, antwortete Quarto, den Sklaven nachblickend.
“Ja, wir warten auf eine Einladung.“Die Sklaven waren fort.
“Du kannst dir vielleicht denken, dass dieser Schritt für mich nicht ganz einfach ist. Den Flaviern die Hand zu reichen wäre mir früher nie in den Sinn gekommen. Sie nennen sich Patrizier und führen sich uns gegenüber so auf, als wären ihr Vorväter die leibhaftigen Gründer Roms gewesen. Dabei waren sie noch vor wenigen Generationen ein unbedeutendes Rittergeschlecht aus der Provinz. Der Vater von Flavius Vespasianus war ein kleiner Beamter in Aventicum, hast du das gewusst? Aventicum... ich könnte nicht einmal sagen wo genau das liegt.“
Quarto hatte die Fäuste geballt, während seine alte Abneigung wieder nach oben kochte.
Aber dann besann er sich.“Oje, ich schimpfe schon wieder auf den alten Feind und rufe ebenso alte Geister herbei. Du siehst, es wird nicht einfach.
Aber die Umstände bringen mich dazu, eine Aussöhnung mit ihnen zu versuchen. Denn die Lage ist ernst!
Die Flavier und wir haben einen gemeinsamen Gegner. Jemand, der die Früchte langer Arbeit und treuer Dienste im Regime der Ulpier zunichte machen könnte. Jemand, der in dem Augenblick, wo wir durch meinen Bruder in nächster Nähe der Kaiserwürde angelangt sind, uns von diesem Platz zu verdrängen versucht. Jemand der weder würdigt noch berechtigt ist, dies zu tun. Ein geborener Verräter ist er, und wenn er noch keinen Verrat verübt hat, so wird dieser Tag unweigerlich kommen. Und er hasst die Patrizier.
Deshalb brauchen wir starke Verbündete und die Flavier ebenfalls. Im Lager der Patrizier haben sie nach wie vor sehr viel Gewicht und eine Stimme die gehört wird.“Hatte er nicht etwas vergessen?
“Du willst wissen, wen ich einen zukünftigen Verräter nenne?“
Genau. Das hatte er noch gar nicht offenbart.
“Es ist Potitus Vescularius Salinator, der Praefectus Urbi. Mein Bruder, der Kaiser, vertraut ihm. Nur die Götter wissen wiso.
Er sammelt Männer um sich. Er hortet Geld und Macht. Er regiert schon jetzt wie der Kaiser selbst und das mit Gaius' untätiger Billigung. Er ist eine Bedrohung!“ -
Quarto lächelte.
“Nun... ich kann es versuchen. Nein, ich werde es versuchen. Denn ich habe ohnehin vor nach Misenum zu reisen um mit ihm zu sprechen.
Dann werde ich es an- und mich für deine Berufung aussprechen.“ -
Quarto nickte, durchaus zufrieden.
“Vernünftige Antworten.“, urteilte er. “Und eine politische Karriere schließt militärischen Ruhm natürlich nicht aus, gehört der Dienst zumindest als Tribun für einen Plebejer doch untrennbar dazu.“Er nahm ein Stück Brot und beträufelte es mit etwas Öl.
“Aber die Politik ist dem Krieg nicht unähnlich. Gefahren und Fallen lauern überall und anders als im Krieg, ist nicht immer deutlich, wo der Feind steht und von welcher Seite er zuschlagen wird. Wie im Kampf ist es wichtig, verlässliche Kameraden an der Seite zu haben und Männer, die einem den Rücken schützen.
Und seid gewarnt: Vor allem der erste Schritt in den Cursus Honorum, die Wahl zum Vigintivir, ist schwierig. Der Senat ist äußerst wählerisch und neigt dazu, Kandidaten abzulehnen, die sich noch keinen Namen gemacht haben und unerfahren wirken. Fürsprecher helfen zwar, aber sie sind keine Gewähr.
Geduld ist gefragt und Durchhaltevermögen. Man muss auch bereit sein, Niederlagen hinzunehmen und es danach erneut zu versuchen. Lucius Iulius kann euch davon ein Lied singen und er hat, wie ich finde, nichts falsch gemacht und muss sich nichts vorwerfen. Manchmal liegt es gar nicht an einem selbst.
Es ist schon ein schwieriges Geschäft, die Politik. Aber andererseits lassen sich auf dem Cursus Honorum große Dinge vollbringen und als Lohn winken Ruhm und Ehre, für einen selbst, aber auch für die ganze Familie.“ -
“Bestimmt hast du viel Gepäck aus Aegyptus mitgebracht.“, sagte Quarto unvermittelt.
“Ich habe einen Raum für dich herrichten lassen. Dein Sklave kann es dorthin bringen und mit dem Auspacken anfangen. Nakhti, hilf ihm und führe ihn hin.“Der Senator wollte mit seinem Vetter 2. Grades alleine weiter sprechen und die beiden Zuhörer los werden.
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“Flavius Piso wollte dafür sorgen, dass sie eine Einladung zum Essen aussprechen und ich begebe mich nur ungern alleine in die Höhle der Löwen.“
Er lächelte sardonisch.
“Außerdem weiß ich doch von deiner Freundschaft zu ihm. Ihr beide, ihr Jungen, ihr seid vielleicht diejenigen, die uns Alten die Brücke bauen müssen.“ -
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CUBICULUM
DES CAIUS AELIUS ARCHIASDas ist das Gemach von
Caius Aelius Archias.
Er ist ein Vetter 2. Grades von
Lucius Aelius Quarto,
dem Hausherrn der domus Aeliana. -
Lucius Aelius Quarto stand der Factio Veneta vor und war ein begeisterter Anhänger des Wagenrennsports. So konnte es kaum erstaunen, dass er sich an diesem Tag unter den Zuschauern im Circus Flaminius einfand.
Zwei Rennen hatte man angesetzt. Einen Vorlauf und ein Finalrennen. Mehaf, der zurzeit beste Auriga der Veneta, war bereits für das Finale qualifiziert. Zwei würden im Vorlauf antreten: Tolimedes und Casetorix. Natürlich hoffte Quarto, dass sich wenigstens einer von ihnen durchsetzen konnte, vielleicht ja sogar beide.
“Pigor Secundus, Proteneas und Pepe; alles Neulinge.“, ging er leise murmelnd die Liste der Starter durch. “Ja wirklich, die sind doch zu schlagen!“[Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/gensvaleria/venetaSig.gif]
PRINCEPS FACTIONIS - FACTIO VENETA -
“Der Curator rei publicae wird direkt vom Imperator Caesar Augustus ernannt und ich bin nur ein einfacher Senator. Wie denkst du, sollte ich das in die Wege leiten?“
Quartos Arglosigkeit war sichtlich gespielt. Trotzdem sah er Lucianus so an, als wäre er ganz überrascht und ratlos. -
Der Senator machte es sich bequem.
“Eure Väter habe also beide unter dem Adler gedient. Aber ihr wollt ihnen nicht nacheifern, nein?“
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“Ich hatte kürzlich mit Aulus Flavius Piso zu tun, dem Primiverius a libellis. Wir kamen ins Gespräch und dabei deutete sich die Möglichkeit einer Verständigung mit den Flaviern an. Vielleicht kann die alte Feindschaft zwischen ihnen und uns beigelegt werden. Ich weiß allerdings nicht, wie viel Gewicht sein Wort hat. Es wird aber wohl am Ende vor allem auf die flavischen Senatoren ankommen, auf Lucius Flavius Furianus und Manius Flavius Gracchus.
Es soll beizeiten ein weiteres Gespräch stattfinden. Darum bin ich froh, dass du jetzt wieder hier bist. Es wäre mir nämlich sehr lieb, wenn du dann dabei sein könntest. Ich weiß schließlich, dass du die alte Feindschaft seit jeher bedauert hast und vielleicht betrachtest du die Dinge auch nicht so voreingenommen wie ich alter Mann.“ -
Quartos Sohn hörte nicht nicht auf den Namen seines Vaters, weil er auf den seines Onkels hörte, des Kaisers.
“Achsooo, Gaius, meinen Sohn meinst du.“, rief Quarto erleichtert aus. Gaius hieß er, wie gesagt, nach dem kaiserlichen Onkel.
“Dem geht es gut. Er macht sich prächtig. Ein gesunder und aufgeweckter Junge ist aus ihm geworden. Leider ist er nicht hier. Er ist mit Adria in Misenum, auf unserem Landgut.“
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“Nun, ich will es dir keinesfalls ausreden. Nein, dass ganz gewiss nicht. Dem Amt würde ein Mann wie du sicher gut tun. Seit Lucius Octavius Detritus hat es keinen Curator rei publicae mehr gegeben, der einem in Erinnerung geblieben wäre. Das ist eine Schande und ich fürchte, die Interessen der Provinzstädte Italias wurden in den vergangenen Jahren nicht immer zufriedenstellend vertreten.
Wenn du dich also dazu berufen fühlst, dann tue es.“ -
“Lucius? Welcher 'kleine Lucius'?“, fragte Quarto rechtschaffen erstaunt, aber auch verunsichert.
Sollte er diesen 'kleinen Lucius' vielleicht kennen? Lucius war schließlich ein häufiger Name – was Wunder, bei der geringen Auswahl römischer Vornamen! Quarto selbst hieß Lucius. Sollte Archias sich etwa einen derben Scherz mit ihm erlauben? 'Kleiner Lucius'?!? Also... nein... woher hätte er das wissen sollen...? Sie hatten nie zusammen gebadet oder den Abort geteilt. -
“Iulius Saturninus, ich bin sehr erfreut.“, antwortete Aelius Quarto freundlich lächelnd auf die Begrüßung eines leidenschaftlich wirkenden Mannes.
Der zweite war noch sehr jung, noch nicht lange dem Knabenalter entwachsen.
“Salve. Auch dich kennen zu lernen ist mir eine Freude. Wie war noch gleich dein Name?“ -
Zitat
Original von Marcus Aurelius Corvinus
Mit einem Schlag trafen nun viele Hochzeitsgäste ein, darunter wichtige Größen des Reiches. Durus hatte für jeden ein freundliches Wort und eine Begrüßung auf den Lippen, und auch ich verschaffte mir einen Überblick und hieß nach und nach die Gäste in unserem Hause willkommen. "Senator Aelius", grüßte ich diesen und wunderte mich, warum er wieder einmal ohne die Begleitung von Frau und Sohn erschienen war. "Es freut mich, dass du es einrichten konntest."
(...)
“Salve Senator Aurelius Corvinus! Für nichts auf der Welt hätte ich dieses Fest versäumen wollen. Ich danke dir, Gast in deinem Haus sein zu dürfen.“ -
“Ahja. Order vom Praefectus Urbi.“, quittierte Aelius Quarto den letzten Satz.
Dann sah er den Procurator a libellis erwartungsvoll an. 'Machst du mir jetzt nur einen Höflichkeitsbesuch oder hast du noch etwas von Bedeutung auf dem Herzen' – schien sein Blick zu fragen.
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“Seekrank? Du meine Güte! Ich muss schon sagen, du hast mir aber einen gehörigen Schrecken eingejagd. Du siehst mehr als elend aus.“, sagte Quarto wenig einfühlsam.
“Es ist wohl besser, ich frage nicht wie die Reise war. Aber gut das du jetzt da bist. Willkommen zuhause.“Nachdem er das hinzugefügt hatte, legte er sich selbst nieder.
“Kannst du schon etwas essen? Oder zumindest trinken? Soll ich dir etwas bringen lassen? Einen verdünnten Wein, der den inneren Aufruhr wieder zu besänftigen vermag?“
Quarto wusste nichts von der bestellten Hühnerbrühe.
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“Ich bin verwirrt.“, mischte sich Aelius Quarto in die Diskussion ein: “Bei der Berufung von Richtern wollt ihr den Praetoren vertrauen – aber wenn es um die Abberufung dieser Richter geht, dann nicht mehr? Das finde ich seltsam!
Wer einen Auftrag erteilt, der muss auch das Recht haben, diesen Auftrag wieder zu entziehen. Gilt das nicht in allen Lebenslagen? Warum sollte es hier also anders sein?“ -
Lucius Aelius Quarto kam herbeigeeilt. Er hatte alles stehen und liegen lassen und betrat das atrium, kaum dass sein Sklave es verlassen und ihm von Archias' Ankunft berichtet hatte.
“Caius!“, rief er aus. “Wie schön!“Aber als er seinen Verwandten da liegen sah, blass und kränklich aussehend, da wich die Freude aus seinem Gesichtsausdruck und macht Besorgnis Platz.
“Was ist dir?“, fragte er und wiederholte die Frage, auf Katander blickend: “Was ist mit ihm?“