Beiträge von Lucius Aelius Quarto

    “Natürlich nicht. Du musst ganz erschlagen, müde und erschöpft sein. Ich will dich nicht länger aufhalten. Ruhe dich nur aus.
    Und... ähm... sorge dafür, dass dich dein Magen nicht mehr lange dermaßen plagt. Du musst zu Kräften kommen, bevor wir nach Misenum aufbrechen.“

    Quarto gab einem Sklaven das gut bekannte Zeichen. Er sollte Wein bringen.


    Nachdem er es sich bequem gemacht hatte, erzählte er:
    “Das Ulpianum – ich dachte mir schon, dass du mich danach fragen würdest. Während du fort warst, wurde eifrig daran gebaut. Die Kuppel ist fertig. Wenigstens so weit, wie es in diesem Jahr möglich war. Das hat man mir zumindest so versichert. Wenn wir hinaus gehen würden und hinüber, zur Nordseite des Hippodromus Palatii, dann könntest du es sehen. Das heißt, viel zu sehen gibt es momentan nicht. Man hat alles mit wachsimprägnierten Stoffbahnen bedeckt, wegen der Herbst- und Winterstürme. Ich glaube fast, dass man dafür alles aufgekauft hat, was die Lagerhäuser an Wachs und Leinen in Rom und von Cosa bis Antium hergaben. Ich hoffe nur, dieser Statilius Taurus wird deswegen nicht schon wieder nach mehr Geld schreien.“


    Taurus war der Bauunternehmer, der das Ulpianum im Auftrag von Kaiser und Senat baute. Ursus hatte als Quaestor mit ihm verhandelt. Quarto war in dieser Zeit Consul gewesen.

    “Ich bin der Ansicht, dass der Consul Tiberius Dursus die Frage durchaus beantwortet hat. Wenn ein Praetor selbst befangen ist, dann kann er nicht nur nicht selbst dem Gericht angehören, er kann auch keines einsetzen. Dann muss der Prozess eben warten, bis ein neuer Praetor gewählt wurde, der dann hoffentlich nicht befangen ist. Oder der Imperator Caesar Augustus zieht die Sache an sich, wenn er findet, dass sie nicht so lange warten kann.
    Befindet der Praetor aber, er selbst sei nicht befangen, dann bleibt den Prozessbeteiligten, wie Consul Tiberius gesagt hat, der Weg zu einem Volkstribun, zu einem Consul oder zum Imperator Caesar Augustus. Volkstribune und Consuln können ihr Veto einlegen und damit den Prozess verhindern.
    Richtig, sie können selbst kein Gericht einsetzen. Wenn sie also ihr Veto einlegen, dann muss der Prozess ebenfalls bis zur nächsten Amtsperiode ruhen. Aber alle Beteiligten müssen ihre Entscheidungen immer gut überlegen. Denn jeder kann nach Ablauf der Amtszeit für seine Taten selbst vor Gericht zur Verantwortung gezogen werden und zweifellos wäre es eine strafbare Handlung, einen Prozess nur aus taktischen Gründen zu verschleppen.“

    Bevor aber der Rector der Schola Atheniensis etwas antworten konnte, mischte sich Aelius Quarto in die Diskussion mit ein.


    “Der Vorschlag von Senator Purgitius Macer mag bestechend sein. Aber er vertagt das Problem doch nur, anstatt es zu lösen. Und die Wahlentscheidungen des Senats können am Ende doch nicht alleine darauf beruhen, wo ein Kandidat welchen Kurs belegt hat. Es gibt vielfältige Gründe, warum jemand gewählt wird und weshalb jemand mit seiner Kandidatur scheitert. Natürlich ist es die Aufgabe des Senats, die Befähigung eines Bewerbers zu prüfen und zu beurteilen. Aber sollen wir in Zukunft wirklich im Detail die Kurse bewerten, die er belegt hat? Kann das unsere Aufgabe sein?
    Nein, sage ich. Dafür gibt es eine geeignetere Instanz. Nämlich die Gelehrten der Schola Atheniensis.
    Ich bin entschieden dafür, dass auch am Museion in Alexandria abgelegte Kurse hier in Rom ihre Gültigkeit haben, wenn sie denn dazu geeignet sind. Das Museion ist eine weltweit anerkannte Institution. Es ist ein Ort der Weisheit und des Wissens.
    Den Vorschlag, einen speziellen Kurs für fortgeschrittene Ämter des Cursus Honorum einzuführen lehne ich nicht ab. Und ich spreche mich hiermit dafür aus, dass solche Kurse auch in Alexandria, am Museion, angeboten werden können.
    Aber es sollte doch möglich sein, dass diese von der Schola Atheniensis zuvor geprüft und für allgemein gültig erklärt werden, ohne das dadurch die Selbstständigkeit des Museions angetastet wird oder die Reputation der Schola darunter leidet.
    Die Schola hat Außenstellen in vielen Provinzen des Reiches. Ich sage nicht, dass Museion soll eine formell untergeordnete Außenstelle der Schola werden. Aber was die Lehre angeht, zumindest der Teil, der auch verbindliche Gültigkeit hier in Rom haben soll, müsste sich das Museion der Beurteilung durch die Schola unterwerfen und die Schola sollte ihrerseits bereit sein, diese Lehre ohne Vorbehalte zu prüfen und sie zulassen, wenn es keine triftigen Ablehnungsgründe gibt.“

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    (...)
    Ursus lachte. Natürlich war ihm klar, daß das mehr als gewagt war, er konnte ja schon froh sein, wenn einer seiner Fahrer es schaffte. Trotzdem war er bereit zu wetten. "Zweihundert klingt für mich gut. Wenn ihr einverstanden seid, daß ich mit einsteige in die Wette." Immerhin hatten sich die Auratafahrer gerade ein klein wenig vorgearbeitet und unterstützten sich nun gegenseitig im Vorankommen.


    “Spurius Purgitius wettet darauf, dass im Endlauf zwei Blaue und zwei Rote stehen, ich sage, es werden drei Blaue sein, und du sagst, zwei Güldene werden es schaffen?“


    Bei der Wette würde auf jeden Fall einer der drei Wetter verlieren, denn fünf Gespanne konnten sich nicht qualifizieren. Aber eventuell gewann auch keiner von ihnen. Ein kurzer Blick ging auf die Rennbahn. Quarto sah: im Moment wäre er 400 Sesterzen reicher. Aber das war erst die zweite und nicht bereits die siebente Runde.


    “Du hast Mut, mein junger Freund. Wir werden sehen, ob du auch Glück hast und deine Fahrer ebenfalls beides besitzen. Die Wette gilt!“







    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/gensvaleria/venetaSig.gif]
    PRINCEPS FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Schließlich kamen sie ans Ziel.


    “Vielen dank, dafür das du mich mitgenommen hast.“, bedankte er sich freundlich, obwohl ihnen seine eigene Sänfte, mit der er zum Haus der Tiberier gekommen war, in nur kurzem Abstand gefolgt war.
    “Wir sehen uns bald wieder. Bestimmt im Senat. Spätestens aber, wenn ich mit dem Imperator Caesar Augustus gesprochen habe.“

    “Vor unserer Reise oder danach, wie es dir beliebt.“, meinte Quarto.


    Bei der Frage kratzte er sich nachdenklich am Bart.
    “Faustus Decimus Serapio? Mmh... ich müsste nachdenken... ein Urbaner, sagst du? Nein, ich glaube nicht. Aber ich werde alt und manchmal vergesse ich einen Namen und man muss mir auf die Sprünge helfen. Aber ein Urbaner... ein Centurio...? Nein, wohl eher nicht.“

    Quarto spitzte die Lippen.
    “Nun ja“, meinte er gespielt zögerlich, als wäre er auf dem Markt und hätte eine Amphore mit gutem alten Falerner ins Auge gefasst, wollte aber den Preis noch ein wenig drücken.
    “Ein städtischer Scriba hier in Rom bekommt 20 Sesterze die Woche, wenn ich mich nicht irre, und ein Calator oder ein Liktor 25. Ein Notarius der Kaiserlichen Kanzlei erhält 35.“
    Er wiegte den Kopf hin und her.
    Dann meinte er: “30 Sesterzen in der Woche wären ein angemessener Lohn, finde ich. Und wenn du willst, dann kannst du auch ein Zimmer in meinem Haus bekommen.“
    Er sah Catulus auffordernd an.
    “Was sagst du dazu?“

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Auch Macer beobachtete genau den Ausgang der ersten Runde und musste zugeben, dass es nach dem Start durchaus danadch aussah, als könnten beide Blauen ins Finale einziehen, so dass dort drei Blaue starten würden. Trotzdem blieb er bei seinem Wort. "Zwei Blaue, zwei Rote. Die Wette gilt", bestätigte er. (...)


    Zwar hatte einer seiner beiden Fahrer gerade einen Platz verloren. Dennoch blieb Quarto zuversichtlich.
    “Die Wette gilt.“, bestätigte er deshalb und fügte hinzu: “Wie viel willst du setzen? Zweihundert?“
    Wie man sehen konnte, war er ein großer Rennsportanhänger, aber kein wagemutiger Wetter der leichtfertig große Beträge setzte.








    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/gensvaleria/venetaSig.gif]
    PRINCEPS FACTIONIS - FACTIO VENETA

    “In der kommenden Woche sollten wir reisen, wenn es dir recht ist. Zu lange will ich nicht warten, auch weil ich einem Freund versprochen habe bei Valerianus für seine Berufung zum Curator Rei Publicae zu werben.
    Aber Senator Germanicus Avarus musst du natürlich vorher noch besuchen, sehr richtig. Es sollte dich bereits von deinen bisherigen Pflichten entbunden haben, bevor du nach neuen Aufgaben strebst.“

    “Er ist noch ein Knabe und noch kein Mann. Aber besser ein Junge als designierten Nachfolger haben, auch wenn ihm noch nicht einmal der Flaum des ersten Bartes wächst, als diesen Emporkömmling, der uns alle in den Untergang führen würde.“, meinte Quarto grimmig.


    “Der junge Maioranus soll nicht auf den Kopf gefallen sein und mit den richtigen Beratern an seiner Seite... nun ja.“


    Er hob beschwichtigend die Hand.


    “Du bist genau zur richtigen Zeit zurückgekehrt. Mach dir keine Vorwürfe.“

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Macer schüttelte grinsend den Kopf angesichts dieser Prognose. "Drei Blaue im Endlauf? Da muss Epona aber ganze Arbeit leisten, möchte ich meinen. Wobei der Vorlauf wahrscheinlich tatsächlich spannender wird als der Endlauf. Den wird Fortunatus gewinnen, da brauchen wir wohl kaum zu wetten." Dass Macer sowas sagte, obwohl ein roter Fahrer durchaus zu den ernsthaften Gegnern des Weißen zählte, sagte wohl alles. "Zwei Rote und zwei Blaue im Endlauf, ist mein Tipp."


    Dann kam Aurelius Ursus hinzu und Macer grüßte ihn freundlich. "Salve. Natürlich. Auch für Factiones ohne Siegchancen gibt es gleich eine Reihe hinter uns wunderbare Plätze", scherzte er gut gelaunt.


    “Ah, die Aurata in Person!“, begrüßte Aelius Quarto den neu hinzugekommenen Aurelius Ursus ungewohnt jovial. Aber sie waren nun einmal auf der Rennbahn, wo die Umgangsformen traditionell locker waren.
    “Salve Titus Aurelius!“, fügte er hinzu, wobei er lächelte, weil er den jungen Senator schätze – trotz dessen (für Quarto gänzlich unverständlicher) Schwäche für die Aurata.


    Die erste Runde ging vorbei. Zwei Blaue lagen vorn.
    Ein Blick ging zu Purgitius Macer, dem Roten.
    “Nur zwei von meinen im Endlauf, meinst du? Und zwei von deinen, ja? Wollen wir wetten?“






    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/gensvaleria/venetaSig.gif]
    PRINCEPS FACTIONIS - FACTIO VENETA

    “Nicht nur. Denn das wäre zu wenig.“


    Er machte eine kurze Pause.
    Die nachfolgenden Worte fielen ihm schwer.


    "Valerianus ist krank. Und leider schlimmer als befürchtet und ich in meinem Brief an dich zu schreiben wagte. Bis heute hat er aber noch keinen Nachfolger benannt, für den Fall, dass er stirbt. Ich bete täglich zu den Göttern, dass er gesunden möge und das der Tag noch fern ist, da sie ihn von dieser Welt berufen. Aber Vorsorge muss dennoch getroffen werden.
    Natürlich regelt auch alles das Gesetz.
    Aber trotzdem: Ein von ihm ernannter Nachfolger täte sich sehr viel leichter, die Begehrlichkeiten allzu ehrgeiziger Männer abzuwehren, Männer wie Potitus Vescularius Salinator.
    Ich reise auch deshalb nach Misenum. Ich werde ihm vorschlagen, seinen Sohn Publius zum Caesar zu erheben, ungeachtet seiner Jugend.“

    “Nein, einen richtigen Scriba personalis habe ich gar nicht, nur ein paar einfache Schreiber die meine Korrespondenz erledigen. Tatsächlich könnte ich einen aufgeweckten jungen Mann gut gebrauche, der etwas lernen will und mir zugleich ein wenig zur Hand geht. Ja, durchaus wäre ich nicht abgeneigt.“


    Er fasste Catulus mit neuem Interesse ins Auge.


    “Ich würde solche Dienste auch entlohnen. Aber ich bin nicht so reich wie die Senatoren Germanicus Avarus oder Matinius Agrippa. Unsummen kann ich nicht bezahlen.“

    “Genau, ich will dich am Hof haben, in der Kaiserlichen Kanzlei. Wir umgehen ihn einfach. Das heißt, wir gehen nach Misenum.
    Ich muss ohnehin mit Valerianus reden und du wirst mich begleiten. Dann lernt er dich auch endlich mal kennen.
    Bei der Gelegenheit werde ich ihm vorschlagen, dass er dich zum Procurator a memoria ernennt. Die Stelle ist frei.
    Wir brechen auf, sobald du wieder ganz hergestellt bist und reisen kannst und ich meine dringendsten Geschäfte hier in Rom erledigt habe.“

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    (...) Auf dem Weg zu seinem Platz, kam er auch an Aelius Quarto vorbei. "Salve und viel Erfolg! Welche Chancen rechnet ihr euch heute aus?" grüßte er.


    “Salve Spurius Purgitius! Euch auch viel Erfolg, aber weniger als uns.“, antwortete Quarto gut gelaunt.
    “Mit Eponas Unterstützung hoffe ich auf drei blaue Gespanne im Endlauf und eine ordentliche Platzierung.
    Aber machen wir uns nichts vor: Gewinnen wird Fortunatus, zumindest wenn er sich nicht überschlägt oder ein krankes Pferd im Geschirr hat.“










    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/gensvaleria/venetaSig.gif]
    PRINCEPS FACTIONIS - FACTIO VENETA

    “Nichts ist offensichtlich. Und darum kann ich nicht einfach zum Kaiser gehen und seinen Freund anklagen, seinen alten Waffengefährten aus gemeinsamer Zeit an der Danubius-Grenze. Er könnte mir nicht glauben und ich würde riskieren, dass er mir auch in Zukunft nicht mehr glaubt, Bruder hin oder her.
    Offensichtlich ist nur, dass er mehr und mehr wie der Kaiser selbst regiert.
    Viele Senatoren hat er bereits gegen sich aufgebracht, auch weil er den Senat mit offener Verachtung straft, wenn er sich denn überhaupt einmal in der Curia Iulia blicken lässt.
    Etliche sind zu mir gekommen. Ich hatte in den vergangenen Wochen zahlreiche Besucher, hochrangige Besucher. Sie beklagen sich alle. Ich hätte mich zurück lehnen können. Ich hätte beschwichtigen können und sagen, man müsse die Dinge abwarten. Ich hätte mich bedeckt halten können und ich hätte das auch gerne getan. Aber ich musste der Gefahr ins Auge sehen, dass sie sich dann nicht nur gegen Salinator, sondern auch gegen Valerianus auflehnen, der ihn schließlich zum Praefectus Urbi gemacht und dabei gegenüber vielen Männern mit größeren Verdiensten und besser Herkunft vorgezogen hat. Nein, ich habe mich stattdessen an ihre Spitze gestellt. Ich sammle die Unzufriedenen um mich, diejenigen, die gegen Salinator, aber treu zu Rom und im Herzen für Valerianus sind.
    Das alles natürlich unter größter Verschwiegenheit. Denn auch wenn dies kein Verrat ist, sondern reinster Patriotismus, bleibt es doch höchst gefährlich.
    Auch du musst über alles schweigen, was ich dir hier erzähle.“