Beiträge von Lucius Aelius Quarto


    “Ich nehme deine Einladung gerne an.“, antwortete Aelius Quarto, und als Iulius Proximus sich wieder seinen Aufgaben widmen musst, fügte er hinzu: “Aber bitte, lass dich von mir nicht abhalten.“
    Dann wandte er sich wieder dem Geschehen zu.

    “Ah ja, gut, gut. Mein Haus steht dir natürlich jederzeit offen.“


    Der Senator rappelte sich hoch, um seinen Gast zu verabschieden.


    “Ich danke dir für deinen Besuch, Titus Decimus Verus, und ich hoffe, wir sehen uns recht bald wieder. Für deine Ernennung wünsche ich dir Fortunas Segen. Aber ich bin mir sicher, dass Prudentius Balbus diese Angelegenheit schon voran treiben wird.“

    “Genau so sehe ich es auch. Man darf nicht stets rückwärtsgewandt denken, sondern muss sich dem Neuen öffnen und sich ihm stellen. Das hat uns Römer schon immer ausgezeichnet und das hat uns groß gemacht. Aber ebenso gehört zu unserer Größe, dass wir uns unserer Traditionen und unserer Herkunft bewusst sind und das wir das ehren und bewahren, was uns im Innersten ausmacht.
    Aber, nun gut, ich will dir keine ermüdenden Vorträge halten. Also genug davon.


    Kann ich sonst noch etwas für dich tun?“

    “Nun ja.“, meinte Aelius Quarto und verzog dabei gequält das Gesicht. “Wenn du den Praefectus Urbi kennen lernst, dann wirst du feststellen, dass er ein Mann einfacher Herkunft ist. Das muss kein Makel sein, wenn es nicht allzu offenkundig zutage tritt. Bei ihm allerdings, da bemerkt man schnell und allzu schmerzlich, dass er wenig von den ehrwürdigen Traditionen und Gebräuchen verstanden hat, die unser Zusammenleben hier in Rom bestimmen und prägen. Von ihm kann man, so fürchte ich, nur wenig lernen.“

    “Ähm... ich stelle mir vor, dass die Familienmitglieder so dargestellt werden, dass sie den Betrachter zugleich an bekannte und verehrte römische Götter erinnern und deren Eigenschaften repräsentieren.
    Also den Vater Lucius Ulpius Vindex vielleicht als Favonius, den Gott des Westwindes, der den Frühling ankündigt und seine Frau, die Mutter Annia Galeria Faustina als Flora, die Göttin der blühenden Blumen und des Frühlings.
    Gaius Ulpius Felix, nun ja, vielleicht als Virtus, der für Mut und Heldentaten steht?
    Marcus Ulpius Traianus als Quirinus, den vergöttlichten Romulus und Frieden bewahrenden Mars und Iulia Ulpia Drusilla als Indiva, äh... nein, besser als Clementia, der Göttin von Gnade und Anmut.“


    Aelius Quarto hustete kurz trocken, was den Verdacht aufkeimen ließ, dass er nicht so recht von Drusillas Gnade oder Anmut überzeugt war.


    “Wäre das möglich?“, fragte er schnell.

    Mit einem nur schwer zu deutenden Lächeln auf den Lippen beobachtete Lucius Aelius Quarto die Szenerie. Er sah den Consul zögern und fand wohl, dass der Mann einen vollkommen überforderten Eindruck machte. Aber, so konnte man seinen Blick vielleicht auch auslegen, das kam eben dabei heraus, wenn so ein für alle Seiten ungefährlicher weil unfähiger Kompromisskandidat in dieses hohe Amt gewählt wurde und kein echter, gestandener Römer mit Herz und Verstand.
    “Wir dürfen ihm nach seiner Amtszeit keinesfalls eine wichtige Provinz überantworten. Bestenfalls Corsica oder Bithynia et Pontus.“, flüsterte er einem anderen Senator zu, der neben ihm stand.

    “Mmh.“, machte Aelius Quarto und nickte, kommentierte die Zahl aber nicht weiter. Er hielt es wohl in diesem Zusammenhang für nicht angebracht, lange zu feilschen.


    “Wir dürfen aber auch die anderen Statuen für die Haupthalle nicht vergessen. Die der kaiserlichen Familie. Lucius Ulpius Vindex, sein Vater, sollte meiner Meinung nach auch seinen Platz erhalten, ebenso die Mutter Annia Galeria Faustina und auch Gaius Ulpius Felix, der erste Caesar und Iulianus leiblicher Neffe. Nicht zu vergessen Marcus Ulpius Traianus, sein direkter Vorgänger und Onkel.“


    Er überlegte kurz, dann fügte er hinzu: “Die ehrwürdige Witwe, Iulia Ulpia Drusilla, auch sie, ja. Das wären dann fünf weitere Statuen.“

    “Ja, durchaus, dass erscheint mir gerecht. Aber wie hoch ist denn der marktübliche Preis für eine große Statue von ausgezeichneter Machart? Ich muss gestehen, schon lange keine mehr in Auftrag gegeben zu haben.“


    Die Frage galt scheinbar dem König ebenso wie Aurelius Ursus, denn beide sah er nacheinander an.

    Nachdem Lucius Aelius Quarto einer der Senatoren gewesen war, die sich im Senat für einen öffentlichen Empfang des Rückkehrers Decimus Livianus ausgesprochen hatten, durfte er bei diesem Ereignis natürlich nicht fehlen. So stand er innerhalb der vornehmen Gruppe der ehemaligen Konsuln und Prätoren vor der Curia Iulia und wartete mit ihnen darauf, dass Livianus eintreffen würde. Statt seiner kamen aber Wagen mit Brot, das umgehend an das Volk der Schaulustigen verteilt wurde. Es war eine Geste der Wohltätigkeit von geradezu klassischer römischer Qualität.
    “Er hat wohl Ambitionen.“, bemerkte Quarto trocken, aber mit einem feinen Lächeln auf den Lippen.

    Der Senator Aelius Quarto sah dem Umzug von der Ehrentribüne aus zu. Aus Rom war er natürlich an große Spektakel gewöhnt, aber dennoch musste er dem Geboten seine Anerkennung zollen.
    “Das ist sehr beeindruckend, mein lieber Marcus Iulius Proximus. Wirklich, ganz erstaunlich, was du hier auf die Beine gestellt hast. Sehr schön. Und ich hätte nie gedacht, dass die Classis so viele Köpfe zählt. Man unterschätzt das doch sehr.“

    Aelius Quarto runzelte die Stirn. Zwar war Titus Decimus Verus jetzt sein Klient und damit potentiell auch ein Freund, dem man vertrauen konnte. Dennoch zögerte er, wie viel er ihm schon jetzt offenbaren sollte. Andererseits war es auch nicht wirklich ein Geheimnis und darum sagte er schließlich:
    “Nun, ich würde dir in dieser Angelegenheit gerne direkt helfen. Aber wenn Tiberius Prudentius Balbus sich bereits für dich einsetzt, dann ist es vielleicht besser, dass nicht auch ich noch interveniere. Denn du musst wissen: der Praefectus Urbi und ich, wir... ähm... stehen uns nicht unbedingt sehr nah. Wenn ich für dich sprechen würde, dann könnte dir das leicht zum Negativen gereichen.“

    “Zu nahe treten? Oh nein, kein Gedanke daran. Bei den Göttern, dass ist eine Ehre für mich! Also ja, ich werde sehr gerne dein Patron. Lass uns darauf anstoßen und diesen Bund besiegeln.“


    Aelius Quarto griff erneut zu seinem Becher.

    Der Senator bedankte sich für die guten Wünsche, trank noch etwas, und stellte seinen Becher dann ab.


    “Du hast mir in deinem Brief geschrieben, dass du einen Patron suchst.“, kam er recht unvermittelt auf das Schreiben zu sprechen, in dem Decimus Verus um dieses Treffen der beiden gebeten hatte.

    Von solchen Details verstand Aelius Quarto nichts. Darum brummelte er nur ein “Ja, gut, gut.“ und nickte zustimmend.
    “Ich bin mir sicher, diese Sache ist bei dir in besten Händen. Allerdings müssen wir noch eine Frage klären, sehr profan, aber nötig. Der Preis, wie hoch wäre der? Ich hoffe, meine direkte Frage beleidigt dich nicht.“