Beiträge von Annaea Crispina

    Crispina war auch heute wieder früh aufgestanden, um an den Tuniken für Equirria weiter zu arbeiten, allerdings war das Atrium an diesem Vormittag durch die Salutatio belegt. Sie würde sich an diesen Zustand gewöhnen müssen, da nun wesentlich mehr Personen ein- und ausgehen würden und sie das Atrium nicht so in Beschlag nehmen konnte.


    Stattdessen hatte sie sich eine dicke Palla aus Wolle angezogen und beschloss sich ein wenig zu bewegen. Mit Mella an ihrer Seite wandelte sie durch das Peristylium und bewunderte die Statuen und Säulen im Hof. Nach Equirria musste sie unbedingt ein wenig die Stadt erkunden. Vielleicht könnte jemand sie begleiten. Ob sie wohl Vindex oder Iulia Stella fragen sollte? Florus würde wohl kaum tagsüber Die Zeit dazu haben. Gedankenversunken verbrachten Crispina und ihre Dienerin noch ein Weilchen im Peristylium.

    Crispina setzte sich ebenfalls wieder nach den Begrüßungen und Griff sich eine Schale Puls, den sie mit Nüssen, Honig und Obst verfeinerte. Auch wenn die Männer es nicht so gerne aßen, mochte sie den Brei sehr gerne. Er war gesund.


    "Und wie war dein Tag, Florus? Irgend etwas spannendes passiert?" fragte die junge Frau mit Blick auf das Tischlein. Ihr waren die Besucher heute nicht entgangen. Ob es wohl um die Hochzeit gehen würde? Sie platzte fast vor Neugier.

    Vindex und ich hatten schon einen Becher getrunken und ein wenig geplaudert, während die Sklaven noch ein zusätzliches Tischchen herein gebracht und aufgebaut hatten. Was es wohl damit auf sich hatte? Nachdem es wohl nicht auf Anweisung von Vindex oder Crispina geschah, musste es wohl etwas mit dem Hausherren zu tun haben. Sie linste interessiert auf das kleine Tischlein, als auch schon Florus und seine Verlobte das Speisezimmer betraten.


    Sie erhob sich freudig und reichte der Iulierin die Hände zur Begrüßung. Diese Frau würde bald Teil ihrer Familie sein und sie hoffte, dass sie auch genauso freundlich ist, wie sie bisher in der kurzen Begegnung im Atrium wirkte.


    "Ich hatte gehofft, dass du Iulia Stella zum Essen mitbringst. Wir hatten schon ein kleines Zusammentreffen im Atrium vorhin. Es freut mich, dass du das Brot mit uns teilst, Iulia Stella."

    Sie war ein wenig in Gedanken versunken, als Vindex im Speisezimmer erschien. Sie lächelte ihn freundlich an und erhob sich um ihm persönlich einzuschenken.


    "Das hört dich ja do an, als hätte es nur karge Feldrationen vorher gegeben. Lass das ja nicht die Küchenchefin hören, sonst gibt es nur noch versalzene Häppchen für dich.


    Mein Tag war lang und geschäftig. Die Tuniken kommen gut voran. Und wie war dein Tag?" antwortete Crispina gut gelaunt.

    Nach dem erfrischenden Nickerchen hatte sich Crispina davon überzeugt, dass das Essen soweit vorbereitet war und betrat dann das Speisezimmer. Sie hoffte, dass Iulia Stella zum Essen bleiben würde, wie sie es angedeutet hatte. Sie würde die Verlobte von Florus auch gerne kennenlernen.


    Mit Hilfe der Sklaven richtete sie den Tisch an und verteilte Wasser, Wein, Essig und Mulsum sowie Trinkbecher. Die Sklaven brachten eine große dampfende Schüssel mit Brühe und Puls sowie Obst, Oliven, Honig, Brot und andere Leckereien.


    Als sie mit der Anrichtung zufrieden war, nickte sie den Sklaven zu, dass sie nun die Familie zum Essen bitten konnten. Sie setzte sich derweil und wartete geduldig auf das Eintreffen der Familie, wobei sie ein wenig lächelte. Es hatte nicht lange gedauert, bis sie über Florus und Vindex als Familie dachte. Beide waren schon wie Brüder für sie.

    Crispina kam gerade aus der Küche zurück wo sie die Küchenchefin angewiesenen hatte für eine Person mehr zu planen. Sie war ein wenig müde, nachdem sie den ganzen Tag konzentriert an den Tuniken gearbeitet hatte und deshalb wollte sie noch ein kleines Nickerchen machen, bis Florus mit seinen Besprechungen fertig war und sie zur Cena gehen konnten.


    Nachdem sie etwa eine Stunde geschlummert hatte, brachte Mella ihr frisches Wasser für ihr Waschbecken, mit dem sie sich säuberte. Danach zog sie eine ordentliche Tunika an und Mella flocht ihr Haar neu, ehe sie sich ins Speisezimmer begab um den Tisch vorzubereiten.

    Sie nickte der Iulierin auch noch einmal zu und entschwand dann in Richtung Küche. Ein weiterer Gast würde zusätzliche Vorbereitungen erfordern.


    Nur kurz sah sie ebenfalls einen weiteren Herren, der gerade Florus' Officium betrat zusammen mit einem Diener. Sie nickte auch diesem Mann freundlich zu und eilte dann weiter.

    Sie lächelte Stella scheu zu und nickte dann. Sie erhob sich ebenfalls und begann mit dem Aufräumen.


    "Ich danke dir für deine freundlichen Worte, Stella. Ich muss auch aufräumen und die Cena vorbereiten, aber ich hoffe, dass wir uns bald wiedersehen."


    Sie würde sich das durch den Kopf gehen lassen und beim nächsten Abendessen mit Florus und Vindex besprechen. Sie würden sich bestimmt für sie freuen, wenn sie etwas unternehmen würde.

    Crispina lauschte Stella aufmerksam, ehe sie einen Schluck verdünnten Weines trank.


    "Ich werde mir gerne Gedanken über dein Angebot machen. Ich bin erst vor einigen Tagen hier in Rom angekommen und kenne deshalb auch noch niemanden außerhalb der Familie. Aber mit Florus' Zustimmung würde ich es mir gerne einmal ansehen. Mein verehrter Vetter meinte bereits, dass ich mehr unter Leute gehen soll, um neue Freundschaften zu schließen."


    Die junge Frau schaut fast verlegen drein. Sie hatte fast ein wenig zu viel gesagt. Es musste ja nicht jeder gleich wissen, was sie dachte. Aber sie mochte Stella auf Anhieb und sie wären ja auch bald Familie.

    Es war bereits später Nachmittag und bald Zeit die Arbeit für heute zu beenden, als eine Römerin das Atrium betrat und sich als Iulia Stella vorstellte. Florus hatte bereits von ihr erzählt und sie erhob sich, um die Frau entsprechend zuvehrüßen.


    "Sei gegrüßt, Iulia Stella. Mein Name ist Annaea Crispina. Florus ist mein Vetter väterlicherseits."


    Sie wollte die Frau nicht gleich mit Informationen aller Art überrollen und bot ihr einen Sitzplatz an. Mella räumte auch zügig den Tisch frei und man brachte eine Schale mit Rosenwasser sowie Erfrischungen für die Damen.


    "Es freut mich auf jeden Fall dich persönlich kennen zu lernen."


    Crispina lächelte die Iulierin freundlich und offen an.

    Es war bereits Mittag, als mehrere Sklaven mit vier langen Bahnen satt rot gefärbten Stoffes vom Markt zurückkamen. Crispina und Mella waren nicht untätig gewesen in dieser Zeit und hatten eine Arbeitsfläche vorbereitet sowie eine schwere eiserne Bügelschere, Kreide für Markierungen und Nadeln aus Bronze und Bein. Nachdem es keine enganliegenden Gewänder werden sollten, würden ungefähre Maße reichen und sie musste nur sicher gehen, dass die Länge in etwa passte. Sie wusste nur noch nicht, wer die vierte Person im Bunde sein sollte.


    Daher legte sie die vierte Stoffbahn erst einmal beiseite und konzentrierte sich auf zwei der drei übrigen Bahnen. Vindex und Florus hatten eine ähnliche Breite und Größe, was die Markierungen erheblich vereinfachte. Es dauerte einige Minuten, bis sie mit den Markierungen fertig war und diese auf die andere Seite des Arbeitstisches zu Nadeln und Garn hinüber gebracht hatte. Danach nahm sie die dritte Stoffbahn und wiederholte das Markieren und fing dann an den Stoff so zu zu schneiden. Nachdem es kein allzu kompliziertes Kleidungsstück war, war auch das schnell erledigt. Den Verschnitt würde sie später in rote Bänder verwandeln für die Schmückung des Opfertiers, damit nichts von dem Tuch vergeudet wurde.


    Den Rest des Nachmittags verbrachten Mella und Crispina fröhlich schwatzend mit dem Zusammennähen der Seitenteile. Bei der Geschwindigkeit würden sie morgen oder übermorgen bestimmt mit dem Zusammennähen fertig werden. Sie musste aber daran denken, dass sie in Erfahrung bringen musste, wer der vierte Teilnehmer bei der Opferzeremonie war, damit sie noch genug Zeit hatte für eventuelle Anpassungen.

    Nachdem sie bereits im Morgengrauen aufgestanden war und einen Sklaven für rotes Tuch zum Markt geschickt hatte, machte sie sich mit Mellas Hilfe daran die abgedeckte Wolle in ihr Cubiculum zu transferieren ohne die bereits getane Arbeit zu vernichten.


    Als das erledigt war, setzte sie sich und nahm ein leichtes Frühstück zu sich. Sie aß ein paar Früchte, Nüße und ein kleines Stück Brot. Mit schwerem Magen arbeitete es sich nicht gut. Sie hoffte, dass das Tuch schnell gefunden werden konnte, während sie mit Mella Tische zusammen rückte, damit sie eine große Arbeitsfläche mit ausreichend Licht hatte.

    Gestern Abend war sie nach einem ausgiebigen Abendessen relativ früh zu Bett gegangen. Nachdem sie als Familie ein großes Opfer zu Equirria beschlossen hatten, musste sie heute früh aufstehen.


    Mella hatte sie bereits kurz nach Sonnenaufgang geweckt und als erstes räumte sie vorsichtig die abgedeckte Wolle aus dem Atrium in ihr Cubiculum. Sie brauchte den Platz im Atrium. Nachdem das erledigt war, sandte sie nach einen Haussklaven, den sie auf den Markt schicken konnte. Dafür hatte sie selbst keine Zeit. Der Sklave sollte rotes Tuch in einem satten Rotton ähnlich der Tunika eines Legionärs erstehen, damit sie es zu Tuniken verarbeiten konnte für die Zeremonie.


    Zufrieden packte sie ihre Nähkiste und ging mit Mella ins Atrium. Es gab noch einiges vorzubereiten.

    Sie hob ebenfalls ihren Becher und stieß mit ihrem letzten Schluck an.


    "Auf die Familie"


    Nachdem sie ihren Becher vollends geleert hatte, stand sie auf nach dem reichhaltigen Mahl.


    "Bitte entschuldigt mich, aber ich werde mich nun zurückziehen. Uns stehen geschäftige Tage bevor und ich möchte gerne morgen früh aufstehen. Ich wünsche euch noch einen guten Abend, Florus und Vindex."

    Dann konnte sie wenigstens auch auf ihre Weise aushelfen. Vielleicht wenn die Zeit reichte, dann konnte sie die Tuniken auch noch mit einem einfachen Motiv besticken mit Mellas Hilfe.


    "Gut, dann werde ich 4 rote Tuniken anfertigen für uns drei und den dritten Opferhelfer. Ich werde mich gleich morgen früh daran machen. Wir haben noch einige Tage bis Equirria und ich schaffe das schon."

    "Verfügt ihr über rote Tuniken oder soll ich mich um die Garderobe kümmern? Ich besitze nämlich keine rote Tunika und muss mir eine herstellen. Aber das dauert nicht besonders lange, da ich geübt darin bin. Mit deiner Erlaubnis, Florus, werde ich die Sklaven morgen los schicken, um bereits gefärbtes rotes Tuch zu erstehen. Das Färben und Schneidern würde sonst zu lange dauern, wenn ich es selbst mache."

    Crispina überlegte kurz, ob sie ein rote Tunika hatte, aber sie musste erst nachsehen. Aber selbst in einigen Tagen, könnte sie mit bereits gefärbtem Tuch eine ordentliche Tunika herstellen mit Bestickung.


    "Welche Art von Opfergaben würden Mars noch erfreuen? Vielleicht Getreide oder Weihrauch?"

    Sie holte sich noch einen Krug Wein vom Ende des Tisches und bot auch Vindex und Florus noch eine Nachfüllung an.


    "Dann brauchen wir einen Stier, Wein und weitere Opfergaben. Sollten wir auch gemeinsam in einer bestimmten Farbe auftreten, die den Gott erfreuen würde?"


    Es war ein großes Projekt, aber sie war jetzt schon sehr gespannt und aufgeregt.