Beiträge von Annaea Crispina

    Crispina hatte noch nie an einem großen offiziellen Opfer dieser Art teilgenommen. Sie fand den Gedanken aber durchaus aufregend.


    "Wo würde dieses Opfer denn stattfinden? Und ich würde auch sehr gerne behilflich sein, wenn ihr eine helfende Hand benötigt."


    Sie kannte sich mit den Tempeln und Kultstätten in Rom nicht wirklich aus, daher war sie durchaus neugierig, wo den solche Opfer stattfanden.

    Crispina nickte verlegen. Florus hatte Recht, dass die Auswahl wohl groß sein würde. Wäre ihr Vater nicht vor einigen Jahren gestorben, dann wäre sie längst verheiratet. Vielleicht war das in Rom nicht mehr modern, aber auf dem Land war man nicht immer am Puls der Zeit.


    "Ich werde wohl mehr von der Stadt sehen müssen. Ist es in Ordnung wenn ich Flamma oder Ursus als Begleiter mitnehme?"


    Sie nahm noch ein paar Trauben und hofft, dass sie das Thema nicht so schnell wieder anstoßen musste. Vielleicht konnte man ja über allgemeinere Themen sprechen.


    "Bald ist Euqirria. Werden an diesem Tag hier auch Rennen veranstaltet?"

    Sie spielte ein wenig mit dem halbvollen Becher in der Hand und schaute der roten Flüssigkeit dabei zu, wie sie hin und her schwappte.


    Nur langsam fing sie an zu sprechen:

    "Ich fühle mich wirklich sehr wohl hier und bin dankbar, dass man mich mit offenen Armen aufgenommen hat. Aber ich werde nun anfangen neues, feines Tuch zu weben und ich hoffe, dass ich es bald in eine Tunica recta verwandeln kann. Auch wenn ich gerne noch lange hier bleiben möchte, so möchte ich doch auch eine eigene Familie. Ich bin bereits über 20 Jahre alt...viel älter als meine Mutter und Großmutter bei deren Heirat."


    Sie wusste nicht wieviel mehr sie noch dazu sagen sollte. Das Thema selbst war ihr peinlich, da sie einfach auch gar keine potentiellen Heiratskandidaten kannte und ihre Mutter auch nichts mehr vorschlagen konnte. Sie wünschte, sie hätte weiblichen Beistand in dieser Angelegenheit. Sie hätte ihre Mutter jetzt wirklich gut gebrauchen können.

    Sie knabberte genüßlich an ihrer Feige und genoß einfach den Moment. Sie wünschte, dass sie ein wenig musikalischer wäre, denn dann könnte sie wenigstens etwas zur Unterhaltung beitragen. Aber ihr Gesang war nur so lala und sie hatte nie Begabung mit Instrumenten gezeigt. Sie war schon immer praktischer Natur und nicht künstlerisch gewesen. Ob sie irgendwann das Thema ansprechen sollte, dass ihr auf der Seele brannte? Vielleicht brauchte sie noch ein wenig Wein, um die Zunge zu lösen.

    Sie lachte nur kurz und freute sich, dass beiden die Überraschung wohl gefallen hatte. Beim letzten gemeinsamen Abendessen gab es nur die übliche Küche und sie wollte diesen Abend speziell machen, da sie sich über die Gesellschaft freute.


    "Ich freu mich nur, dass wir diese Zeit zusammen verbringen können. Die Feigen wurden nach dem Rezept meiner Mutter zubereitet, also greift ruhig zu. Hoffentlich schenken uns die Götter noch viel Zeit zusammen, die wir gesund und gut gelaunt verbringen können."


    Sie holte sich eine der Feigen und hob dann ihren Becher "Auf neue Anfänge und alte Traditionen!" - der Wahlspruch ihres Vaters.

    Sie freute sich für Florus und von der Anwesenheit einer neuen Hausherrin fühlte sie sich nicht bedroht. Sie war keine eifersüchtige Frau und auch wenn sie das Leben hier genoß und Domus Annaea als ein zweites zu Hause ansah, so erhob sie doch keine Ansprüche darauf sich hier wie eine Königin aufzuspielen. Iulia Stella musste bestimmt eine besondere Frau sein und sie würde ihr Bestes geben, sie willkommen zu heißen, sobald die Hochzeit vollzogen war. Schließlich hatte man sie hier auch mit offenen Armen empfangen.


    "Manchmal erscheint einem das Leben so kurz, wenn der Verlust einen so hart trifft." antwortete die junge Frau ein wenig nachdenklich. Sie vermisste ihre Mutter sehr und auch ihren Bruder. Ihr Vater war ein harter Mann gewesen und sie musste die Trauer über seinen Verlust vortäuschen. Er war herrisch und grob zu Mutter und ihr gewesen und sie war am traurigsten darüber, dass die Pferde weg waren nach seinem Tod, wenn sie ehrlich zu sich selbst war. Nach einem nachdenklichen Moment setzte sie wieder ein Lächeln auf und entschuldigte sich kurz.


    Sie huschte kurz aus dem Raum und wies die Sklaven an die Überraschung zu holen. Nach einer Minute oder zwei kam ein Küchensklave mit einem Tablett zurück und sie nahm es ihm ab. Sie trug es selbst in den Raum und stellte es vor den beiden Männern ab. Auf dem Tablett befanden sich ein halbes Dutzend in Honig eingelegte große Feigen und ein Dutzend frischer Austern, die bereits essfertig geöffnet waren. "Ich hoffe, dass ihr Austern und Honigfeigen mögt. In Misenum sind Honigfeigen ein ganz besonderer Leckerbissen!"

    Als Crispina mit ihrer Schüssel puls fertig war, nahm sie sich ein wenig Brot, Oliven und ein paar Bissen Hühnchen. Huhn gab es in ihrem Elternhaus so gut wie nie, weswegen sie die einzelnen Bissen auskostete. Sie wollte aber auch nicht zu füllig werden durch ungehemmtes Schlemmen.


    "Ein großes Haus braucht eine gute Herrin. Es freut mich zu hören, dass du bereits Pläne bezüglich einer Heirat hast. Ich freue mich schon darauf Iulia Stella kennen zu lernen."


    Zu dem Thema Senat sagte sie nichts, da sie einfach nicht wusste, wie lange denn so eine Benennung dauerte oder wie das von statten ging, aber sie sah dass es ihrem Vetter anscheinend zusetzte. Sie wollte ihn nicht durch eine unbedachte Bemerkung vor den Kopf stoßen.

    Zur Versöhnung stand sie auf und schenkte den beiden Männern eigenhändig Wein nach, ehe sie sich setzte und anfing ihren Brei zu verputzen. Sie war vielleicht ein wenig zu ausgelassen.


    Zwischen ein paar Bissen erwiderte sie:

    "Einzige Frau des Hauses? Erwarten wir ein weiteres Familienmitglied oder zieht eine neue Herrin des Hauses ein?"


    Hatte sie eine Verlobung nicht mitbekommen oder kam jemand zu Besuch?

    Crispina hatte bisher nur ihren Brei mit Früchten, Obst und Nüssen verfeinert, aber noch gar nichts gegessen. Sie prostete Florus zu, als auch er den Raum betrat und erwiderte freundlich:


    "Wir haben nur auf dich gewartet, Herr des Hauses. Heute gibt es als Leckerbissen Huhn und ich habe auch noch eine geheime Nachspeise organisiert."


    Verschmitzt lächelte sie den beiden Männern zu und schenkte sich den Becher erneut ein.

    Crispina nickte freudig Florus zu. Es wurde bald dunkel und sie sollten sich auf den Heimweg machen. Sie würde die Pferde bald wieder besuchen und Mella mitnehmen.


    "Lasst uns zurückkehren. Aber wir müssen bald wieder herkommen!"

    Sie blitzte ihn erneut an. Wenn es nicht unter ihrer Würde wäre, dann würde sie ihm Nüsse an den Kopf werfen. Aber mit Essen spielte man nicht und sie war ja eine Dame. Sie trank lieber noch ein wenig aus ihrem Becher, während der Zorn auch schon wieder verrauchte und sie lächelte.


    "Du brauchst eine Ehefrau, die dir solche Flausen austreibt. Kahlgeschorene Weiber...so etwas kann auch nur ein Volk wie die Spartaner mögen!"


    Ihre Mutter hatte ihr davon erzählt vor vielen Jahren. Schauerlich...sie liebte ihr langes Haar.

    Sie blickte ihn kurz gespielt böse an bei der Erwähnung des Abschneidens. Das hätte ihr Bruder auch gesagt. Manchmal vermisste sie ihren raubeinigen Bruder.


    "Florus sollte bald kommen und dann können wir mit dem Essen anfangen. Ich habe die Sklaven nach ihm sehen lassen. Vielleicht können wir bis dahin nicht vom Abschneiden der Haare sprechen. Ich bin ja keine Gallierin oder Spartanerin."

    Sie musste unwillkürlich lachen.


    "Grasgrün! Meine Tunica sah aus, als hätte ich mich stundenlang im Gras gerollt und meine Haare sahen aus wie Grasbüschel, die mir aus dem Kopf wachsen. Das hat zumindest mein Bruder gesagt."


    Sie fragte sich, wo Florus blieb. Der Brei wurde bereits kalt. Leise wies sie einen der Sklaven an nach dem Dominus zu sehen. Vielleicht hatte man ihm noch nicht Bescheid gegeben?

    "Ich weiß noch nicht so recht. Das wird Die Zeit zeigen."


    Sie fummelte immer noch mit ihrem Brei herum, aber das Färben brachte auch ihr lustige Erinnerungen zurück.


    "Als meine Mutter mit den Dienern einmal Tuch gefärbt hatte, kam ich angerannt und fiel in den Färbebottich. Ich konnte kaum mehr als 4 oder 5 Jahre gewesen sein. Meine Kleidung war ruiniert und es dauerte lange, bis alles aus meinen Haaren gewaschen war."

    Sie nahm sich ein wenig Puls aus der dampfenden Schale in der Mitte des Tischs und fügte dem Brei Apfelstückchen, Nüsse und einen großen Löffel Honig hinzu. Sie fing allerdings noch nicht zu essen an, da sie noch auf Florus wartete.


    Ein wenig ausweichend antwortete sie: "Ich wollte mir ein neues Gewand nähen und mir dafür Tuch weben."


    Sie wollte das Thema noch nicht direkt ansprechen, da es ihr ein wenig peinlich war und sie hoffte, dass die Männer das Thema ansprechen würden später.

    Sie runzelte kurz ein wenig die Stirn, während sie Vindex musterte. Hoffentlich war er nicht krank. Bei seiner Äußerung allerdings musste sie ein wenig lachen.


    "Mella und ich haben die Wolle für das Spinnen vorbereitet. Wenn die Fasern gut vorbereitet und alle in eine Richtung gekämmt sind, dann erleichtert es das Spinnen."


    Mehr sagte sie nicht dazu, da sie ihn mit solchen Details nicht langweilen wollte.


    "Abgesehen davon habe ich heute das Balneum ausgekostet und musste dann soviel Faulheit mit Nützlichkeit aufwiegen."

    Nachdem ich mich von Florus verabschiedet hatte und ausgiebig mit der Küchenchefin gesprochen hatte, verbrachte ich noch ein wenig Zeit in meinem Cubiculum um mich frisch zu machen. Als Mella mir Bescheid gab, dass das Essen nun aufgetragen wurde, eilte ich in den kleinen Speisesaal. Zu meinem Erstaunen war Vindex bereits im Raum.


    "Sei gegrüßt, Vindex! Wie war dein Tag?" fragte ich freundlich, während ich mich setzte und mir ein wenig Mulsum einschenkte.

    Sie nickte ihm zu und überließ das Aufräumen Mella. Sie würde die Küche aufsuchen und das Abendessen besprechen. Sie freute sich schon auf Huhn als Leckerbissen.


    "Bis später, Florus." erwiderte sie und rauschte dann auch davon.