Beiträge von Marcus Aemilius Lepidus Pius

    Fast schon liebevoll half er seinem Vater sich wieder hinzusetzen nachdem er den älteren Claudier begrüßt hatte. Auf dessen Bemerkung hin entgegnete er. Nun, Claudius Menecrates es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung, eingedenk meiner Mission mache ich mir mehr Gedanken über meine Sicherheit.

    Er lächelte vielsagend. Natürlich war ihm bewußt wer der Claudier war. Doch war es nicht ein wenig seltsam, daß er sich angesichts der Ereignisse auf das Wetter bezog? Er legte seinem Vater beruhigend die Hand auf die Schulter und nickte ihm kurz zu.Dann wandte er sich wieder an den Claudier.

    Wir werden in einer sicheren Gruppe reisen, du brauchst dir also keine Sorgen um deinen Neffen Victor zu machen...

    Er hatte vier Ex-Legionäre als Eskorte angeworben. Harte Veteranen.

    ...wir schließen uns in Raetia einer Versorgungsabteilung für die XXII. in Mogo an...alles soweit geplant.

    Was man nicht planen konnte musste man improvisieren.


    Pius, der gehört hatte, daß Menecrates in Begleitung der jungen Frau aus dem Brunnenvorfall in die Villa gekommen war machte sich zum Atrium auf. Er kam gerade dort an als er die junge Frau mit den beiden alten Männern reden hörte. Er bekam einen schalen Geschmack im Mund, etwa so als freue man sich auf einen ausgelobten Wein und der erste Geschmack ist irritierend anders als gedacht. Sein vater hatte die Situation im Griff, doch bemerkte Pius an dessen Körperhaltung eine gewisse Anspannung.

    Er war bestimmt kein Kind von Traurigkeit, die Frauen mit denen er verkehrte auch nicht. Egal aus welcher Schicht sie kamen.

    Faustina passierte mit der jungen Tiberia die Säule an der er lehnte und Pius nickte ihr zu. Die Tiberia würdigte er keines Blickes, nachdem sie sich gegenüber seinem Vater so aufgeführt hatte war sie für ihn zur Unperson geworden...Gastrecht hin oder her.

    Pius winkte ab, es war ihm nicht entgangen, daß der Zahn der Zeit an ihm begann zu nagen. Auch Vic hatte bereits die ersten Fältchen, wenngleich sein Haar noch voll und dunkel war.

    Er stoppte seine Packaktivitäten und sah zu wie Vic seine Trauben verschlang.

    Auf dessen flapsige Beileidsbekundung reagierte er nur mit einem Nicken. Bassus fehlte, soviel war klar.

    Danke,...ich denke es gab niemanden der ihn nicht mochte ,...ausser vielleicht die Barbarenhorde die ihn ins Elysium schlachtete.

    Das war natürlich ein wenig dick aufgetragen, doch es war wie es war.

    Ich breche bald auf um die Asche Bassus heim zu holen.

    Es keimte der Gedanke auf, daß Vic ihn begleiten könnte, doch er würde diesen Gedanken kaum laut äußern. Vic war sicher schon verplant.

    Was war denn heute nur los? Hatte man in seiner Bude denn vor nichts sicher? Kleine Monster und nun auch noch Vic!

    Oh, nein,...nicht doch! Mach´s dir gemütlich.

    Er verschränkte die Arme vor der Brust und grinste seinen alten Freund an.

    Was treibt dich denn ans Tageslicht? machte er sich daran seine Klamotten in den Sack zu packen.

    Die Cena war nett,...Drusilla eben genau das was Marcus im Grunde gedacht hatte. Naja,...andere Mütter hatten auch schöne Töchter. Nach einem ausgiebigen Bad, einer anständigen Enthaarung und einer vitalisierenden Massage begab sich Pius wieder in seine Räumlichkeiten. Auf dem Bett sah er die Klamotten. Die Reise nach Germania...Bassus.

    Er löste das Handtuch von der Hüfte und ging nackt durch den Raum.

    Kaum war er ein paar Schritte gegangen blieb er abrupt stehen und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Vor ihm stand die kleine Iulia und starrte ihn mit großen Augen an.

    Mehr als verlegen und peinlich berührt wandte er sich ab und griff sich eine der vorbereiteten Tuniken vom Bett, schlüpfte hinein und ging dann auf die Kleine zu.

    Hey du kleiner Racker,...das hier ist Onkel Pius Cubicullum,...hier gibt es nichts für dich zu holen!

    Oder zu sehen...Pius Körper war der eines gut gebauten Mittzwanzigers, jedoch wies er einige Narben auf, die simple Gemüter im Vergleich schon verstören konnten. Die Beschaffung und der Transport von Artefakten war nicht immer angenehm und folgenlos.

    Er trat auf die Kleine zu und ging vor ihr in die Hocke. Lächelnd nickte er ihr zu und fragte, Na,...wo ist denn deine Mutter?


    Marcus war nur geringfügig amüsiert über Faustina´s unflätigem Verhalten. Es geziemte sich nicht in Gegenwart eines Mannes derart frivol auf einem Sessel zu lungern. Sie war eine Mutter und vor allem eine Aemilia. Er trat zu ihr und schob das Bein erneut von der Lehne, doch diesmal lächelte er sie nicht nachsichtig an.

    Du warst eine Weile weg Faustina, sagte er mit ernstem Gesicht. Menschen ändern sich und die Sache mit Bassus hat ihn schwer zugesetzt.

    Nicht nur ihm, er selbst war auch noch in Trauer um den liebenswerten Menschen den er in Bassus verloren hatte.

    ...naja...entgegnete er auf Faustina´s Frage, ...ich denke schon, wenn die Cena anläßlich meiner Abreise sein soll.

    Marcus musste gleichzeitig grinsen und den Kopf schütteln. Was hatte Vater alles in die Erziehung investiert...und nun das.

    Sanft schob er ihr Bein von der Lehne und wandte sich wieder seiner Beschäftigung zu, dem Packen seines Reisebündels.

    Nun, warum auch nicht?...Vater ist doch kein Unmensch?! Er legte die Tunica zurück auf das Bett. Sag´mal ...Drusilla,...ist die noch ledig? Was eine heikle Frage war, besonders wenn man sie Faustina stellte. Doch er würde ihren sanften Spott ertragen müssen.

    Drusilla´s Anwesenheit hatte ihn mehr zugesetzt als er dachte, oder wahrhaben wollte. Doch war sie ihm eine angenehme Ablenkung. Sein Herz war schwer vor Trauer um Bassus, der ihm ein guter Freund und mehr Bruder war als es Nero je vermocht hatte. Es ärgerte ihn, daß er im fernen Germanien lag, sodaß man ihm hier keinen angemessenen Trauerzug zu seinen Ehren stellen konnte. Es erfüllte ihn mit einem unbestimmten Gefühl der Bestürzung, Wut und Hilflosigkeit wenn er daran dachte wie er sein Leben verloren haben könnte. Er hoffte es war ehrenvoll,...nein, er wußte, es war ehrenvoll.

    Die Abreise stand bevor, nur noch ein paar Tage...und eine Cena mit der Familie...und Drusilla.

    Marcus schmunzelte bei dem Gedanken an die Cena. Vielleicht wäre Drusilla bis dahin etwas lockerer. In 3 Tagen sagst du? Nachdenklich rieb er sich das etwas stoppelige Kinn. Nun, Vater drängte zwar auf eine baldige Abreise, aber ich denke ich werde es ihm schon plausibel machen...und im Übrigen, liebste Faustina, du weißt doch ...Onkel Nepos ist sicherlich vieles aber der Verlust von Bassus wird ihn nur in Gegenwart anderer treffen. Er ist ebenso ein Herzblatt wie unser Bruder Nero.

    Während Lepidus alles ehrenhafte, tugendhafte und vor allem vorbildliche verkörperte, stand sein Bruder Nepos mit allem dunklen, verschlagenem und vor allem opportunistischem in Verbindung. Eine Schlange die ihresgleichen suchte. Er war wenig begeistert ihn zu treffen, doch er wollte Bassus´sterbliche Überreste nach Hause bringen.

    Na schön,...also bis in drei Tagen. Ich freue mich... dann machte er sich davon, nicht ohne Drusilla ein strahlendes Lächeln zu schenken. Bei den Göttern, sie war wirklich eine Augenweide geworden.

    Marcus setzte sich, befand die Kissen aber eher als störend und schob sie auf Seite. Eine Cena,...nun,...warum nicht? Er nahm einen Schluck des Gebräu´s und lächelte gequält. Natürlich war es nicht seine favorisierte Mischung.

    Nun,...ich,...ich werde nächste Woche nach Germania aufbrechen. Vater hatte beschlossen Bassus´sterbliche Überreste heim zu holen. Er zuckte die Schultern. Ich denke ich werde wohl nicht an eurem kleinen Fest teilnehmen können,...es sei denn ihr haltet die Cena klein, unauffällig und unkompliziert in dieser Woche ab...eine wahre Herausforderung für die Mädels. Aber so war es nun einmal, er war ein Getriebener. Sein Gesicht bekam bei den Gedanken einen ernsten Zug. Es war ein Dilemma, sein Leben floss dahin, getrieben von Ansprüchen seines Vaters. Ein weiterer Schluck bestätigte seinen ersten Eindruck.

    Marcus war auf der Suche nach seiner Schwester. Antigonos schickte ihn in den Hortus,...sie habe einen Gast,...

    Was denn für einen Gast? Er wollte Antigonos nicht löchern und begab sich selbst dorthin. Hoffentlich war es kein Hochzeitsaspirant. Wenngleich Faustina recht modern in ihrer Partnerwahl war , so oblag es doch dem Vater sich um derlei Verknüpfungen zu kümmern. Er tart ins Freie und sah seine Schwester mit einer Frau,...einer sehr ansehnlichen, hübschen Frau.

    Sie kam ihm bekannt vor,...

    Nonchalant trat er neben seine Schwester und nickte der Besucherin zu. Nun,...was heckt ihr beide denn so aus?

    Die hübsche Unbekannte erinnerte ihn an die Mutter von ...oha,...Drusilla,...zu spät um sich noch zu verdünnisieren...aber es war sehr lange her,...sie würde ihm doch sicher nichts nachsehen. Er setzte sein verführerisches Lächeln auf, eben jenes welches ihm bisher stets Erfolg beschert hatte.

    Marcus grinste bei der Erinnerung. Faustinas Schrei klang ihm im Ohr. Nachdem sie offenbar tatsächlich in Panik geriet trat Bassus an sie heran und verscheuchte den fetten Frosch der sich quakend davon machte.

    Bassus kniete sich darauf hin und streichelte Faustina die Locke aus der Stirn. Er tröstete sie und begann danach alle Frösche in der Nähe davon zu scheuchen. So war Bassus. Man konnte mit ihm überall zweimal hingehen, einmal um Schabernack zu treiben und das nächste Mal um sich zu entschuldigen.

    Ja,...Bassus wird mir fehlen,...aber er ist seinen Weg gegangen, er hat der Familie Ehre gemacht, das kann man nicht von jedem behaupten.

    Er betrachtete die Totenmasken, auch unter ihnen war der Eine oder Andere der im Grunde eine Damnatio memoriae verdient hätte. Doch diese waren bereits tot,...es gab jedoch mindestens einen unter ihnen der reif für die Damnatio war.

    Marcus legte tröstend seine Hand auf Faustina´s. Na komm´...wir suchen Iulia...das Leben geht weiter.

    Marcus nickte lächelnd. Natürlich erinnerte er sich daran. Bassus war ihm sofort sympathisch. Es war schwer sich seinem offenem, freundlichem aber auch spitzohrigem Wesen zu entziehen. Bassus war zwei Jahre jünger als er, doch störte das nicht weiter.

    Ja,..das war ein schöner Sommer,...erfrischend anders....erinnerst du dich wie er einmal der Köchin den Honigkuchen geklaut hat?...wir hatten danach alle drei dicke Bäuche und ordentliche Bauchschmerzen...es war meine erste Nacht im Garten...

    Sie hatten aus Angst vor Konsequenzen ein Lager im Garten aufgeschlagen,...ihr Versteck.

    Doch Konsequenzen gab es weniger. Die Väter waren außer Haus und die Sklaven hielten dicht. Sie bekamen nur einen Aufpasser, den abzuhängen kaum schwierig war.

    So betrat Marcus erneut den schlichten Raum. An seinem Arm seine Schwester Faustina. Die Nachricht von Bassus Tod hatte ihn sehr getroffen, umso mehr Faustina wie es schien.

    Er ließ sie auf einer Bank platznehmen, unweit der Totenmaske ihrer Mutter. Und während sie die erfüllende Stille des Raumes spürten entzündete Marcus ein paar Kerzen und ein kleines Stückchen Weihrauch.

    Er setzte sich zu seiner Schwester und jeder nahm auf seine Weise Abschied von Bassus.

    Marcus betrachtete im flackernden Kerzenlicht die Totenmasken der Familie. Es waren einige,...viele honorige Bürger der Stadt,

    Konsuln, Senatoren, Legaten...ihm kam der Gedanke, daß es die Familie sehr weit gebracht, aber nun ein wenig Abseits getrieben hatten. Außer Bassus´Vater, dem schleimigen Nepos war niemand mehr im direkten Dienst der Stadt stand.

    Sein Blick fiel auf Faustina...

    Marcus sah seine Schwester traurig lächelnd an. Auch wenn ich dir zustimme,... ich fürchte das wird nicht möglich sein...Bassus war sicher bereits in Germania als er fiel....bis wir dort sind wird er bereits verbrannt und beigesetzt sein.

    Marcus sah aus dem Fenster. Wir werden uns nicht von ihm verabschieden können, wir können uns bestenfalls an ihn erinnern und ihm einen Platz in unserem Herzen bereiten.

    Es waren immer die Besten die ein früher Tod heimsuchte,...Marcus fragte sich warum er noch lebte. Er wischte den Gedanken zur Seite und trat wieder auf Faustina zu. Komm, lass uns Lararium gehen um für seine sichere Reise ins Elysium zu bitten,...wenn wir schon vergessen haben für seinen Schutz in Germania zu bitten.



    Marcus traf es wie ein Schlag, Bassus war ihm wie ein Bruder, der Bruder den er nie hatte, der Bruder der Nero stillschweigend ersetzte. Faustina ging es genauso und darum war es ihm beinahe zeitgleich zu seines Vaters Anregung ein Bedürfnis sie zu trösten. Er nahm sie in den Arm und strich ihr sanft durchs Haar. Irgendwie füllte das die Leere die er gerade empfand.

    Marcus lehnte sich zurück. Er war kein Freund von auschweifenden Festigkeiten. Es war wie das beschnüffeln von Hunden die sich auf der Strasse trafen. Wer hat mehr, wem geht es schlechter? Natürlich hatte er nichts gegen eine Cena mit Freunden, aber was Faustina vorschwebte war wohl ein Wiederaufnahmeritual in den Kreis der Reichen und Mächtigen.

    Er beugte sich nach vorn, sah seine Schwester an und fragte, ...was meinst du denn was uns das bringt? Du fütterst nur ein paar streunende Katzen und schon hast du ein Problem. Das gleiche Problem hast du wenn du solche Leute einlädst. Diejenigen die du nicht einlädst sind tödlich beleidigt, diejenigen die du einlädst zerreissen sich das Maul, auch wenn du es ihnen mit Leckereien stopfst...ausserdem wirst du dich und Iulia so in die Öffentlichkeit zerren.

    Kopfschüttelnd lehnte er sich wieder zurück. Nein, ich denke wir kennen genug einflußreiche Leute um unsere Interessen zu wahren.Schmunzelnd fügte er hinzu,

    Vielmehr sollten wir unser Augenmerk auf Einhorn reitende Schönlinge mit dickem Geldbeutel und großem Herzen richten...doch fürchte ich, werden wir hier in Caput Mundi kaum welche finden.

    Pius beugte sich nach vorn und legte die Unterarme auf seine Oberschenkel um dann den Kopf ein wenig baumeln zu lassen. Sein Vater hatte eine Art auf den Punkt zu kommen die seinesgleichen suchte. Oh, Vater,...murmelte er kopfschüttelnd und hoffte Faustina würde den Charakter haben um sich diesen latenten Vorwürfen zu stellen, denn eines mußte er seinem Vater lassen, er brachte nichts Unrechtes vor.

    Tiefatmend ließ er sich wieder in die Rückenlehne sinken, zwinkerte seiner Schwester zu und meinte,

    Von mir aus könnte ich die kleine Iulia adoptieren, wenn das geht, aber wie bringen wir diesem kleinen Plappermäulchen bei Faustina nicht Mama zu nennen?

    Nur einer von vielen Knackpunkten dieser Theorie.