Beiträge von Marcus Aemilius Lepidus Pius

    Marcus lächelte als er Faustina so plaudern hörte. Sie hatte die melodische Stimme ihrer Mutter und auch den Wortwitz. Nach einer Weile antwortete er, ...windiger Römer?...ich weiß´nicht was du meinst. Theatralisch entrüstet schüttelte er den Kopf. Dann hob er den Zeigefinger und meinte, ...all das hier wurde bezahlt,...gut bezahlt. Ob es alles legal in die Hände der Verkäufer gelangt war blieb zuweilen offen, aber gestohlen war hier nichts.

    Er lehnte sich zurück und sah seine Schwester lächelnd an. Meine Pläne?...nun...ich werde mir eine gute Frau suchen, Söhne und Erben zeugen, das Erbe wahren und mehren,...was man halt so macht als ältester Sohn. Dabei sahen seine Pläne nicht immer so aus. Faustina wußte, daß er in seiner Jugend seine Zukunft als Pirat geplant hatte,...in gemäßigterem Alter wandelte sich die Gesinnung zu einem nauarchus archigybernes...um in glorreichen Seeschlachten eben jene Piraten auszurotten.

    Stattdessen war er Sucher und Mehrer geworden. Doch er wollte sich nicht beklagen. Es ging ihm gut.

    Nun ich bleibe ein paar Tage. Vater hat wieder einmal ein Eisen im Feuer...ein Original von Pythagoras...angeblich die Goldenen Verse...aber ich bin da etwas skeptisch,...der alte Junge ist schon zu lange tot, als daß es sich um ein Original handeln könnte.

    Es juckte ihn in den Fingern, aber jetzt war erst einmal Zeit zum Ausruhen angesagt.

    Marcus sah Faustina an, während sie ihre Erlebnisse und Empfindungen der letzten Zeit und ihre Einschätzung der näheren Zukunft offerierte. Er suchte in ihr die kleine Schwester, der kleine Wirbelwind seiner seiner Kindheit und Jugend. Doch was er sah war eine junge Frau mit einigen Narben auf der Seele und am Herzen.

    Nun, nachdem mir der Dienst bei den Truppen verwehrt blieb habe ich mich um die Familienangelegenheiten gekümmert,...habe die Bibliothek erweitert und neue Netze geknüpft...ich komme gerade aus Asia zurück. Was eine höchst milde Umschreibung seiner letzten Jahre war. Er hatte zwei Giftanschläge, vier Mordversuche und 3 Raubüberfälle überlebt. Er war einem Erpresser der ihn als Geisel hielt entkommen und inzwischen Erzeuger von 4 Jungen und einem Mädchen,...er war also der letzte der sich über Faustina mockieren würde, wenn überhaupt.

    ...nichts weltbewegendes also,... und? Er stand auf, drückte den von der Reise immer noch malträtierten Rücken durch und goß zwei Becher mit Wasser voll, wovon er einen Faustina anbot.

    Was sind, abgesehen von deinem Asyl hier, deine weiteren Pläne? Soll oder besser kann ich dir irgendwie helfen?


    Marcus nickte grinsend und genoss die Nähe zu Faustina. Er hatte sie vermisst. Die These, daß sie wegen des Todes ihrer Mutter beschloß jungfräulich zu den Vestalinnen zu gehen hatte er bereits früher gestellt und auch von seinem Vater bestätigt bekommen. Aber ein Kerl mit einem vogelfreiem Herzen? Hörte sich fast schon nach Torschlußpanik an.

    Naja,...wir alle haben Mutter in unser Herz genommen,...jeder auf seine Weise. Ich muss gestehen, mir war entgangen, daß du ein Herz aus Eis bekommen hast. Ich habe das immer auf Nero und seine Biestigkeiten geschlossen...mir gegenüber warst du doch immer eher aufgeschlossen...wobei, so ging ihm durch den Kopf, war er oft lange weg, im Dienste des Vaters überall im Imperium unterwegs. ...wenn ich denn mal da war.

    Er beugte sich vor und sah sie ernst an. Die kleine Iulia ist dir gegeben worden,...mit etwas Erziehung wird sie sicher noch eine echte Aemilia,...ich finde das angenehmer als mich noch mit einem Kindsvater auseinandersetzen zu müssen...und mach´dir keine Sorgen, Vater mag sie auch...allerdings solltest du jetzt gesellschaftlich die freien Vogelherzen eher meiden, ...sonst heißt es du seiest leicht wie eine Feder und schnell zu haben...Sorge stand in seinem Gesicht. Er hoffte, daß ihn seine Schwester richtig verstanden hatte. Es waren viele Jahre vergangen und sie war eine andere geworden...vielleicht nahm sie seine Art die Dinge zu umschreiben jetzt anders auf.

    Marcus lächelte versonnen. Der Gute Catull,..Spötter behaupten er schreibe nur die Gedichte von Sappho um,...Er ließ sich in einen Sessel gleiten und massierte sein rechtes Knie. Die Reise hatte Spuren hinterlassen und sein Körper erinnert ihn daran.

    Nein,nein, Vater ist bei Menec,...das kann dauern. Nein,...er beugte sich nach vorn und legte seine Hand auf die seiner Schwester. Die Sache mit den Vestalinnen hielt ich von vorneherein für etwas unrealistisch...aber ein Kind? Der Sessel knirschte etwas als er sich zurücklehnte und sie halb spöttisch musterte. ...erzähl´,...was musste geschehen um die Festung Faustina zu nehmen?


    Marcus betrat die Bibliotheca in dem Ansinnen seinen Vater dort vorzufinden, doch es war seine Schwester Faustina die er dort vorfand. Ein wenig überrascht sie ohne ihren kleinen Schatten anzutreffen und gesellte sich zu ihr. Lächelnd sah er sie an und fand, daß sie wohl hübscher war denn je, die Geburt ihres Kindes hatte den mädchenhaften Charme in eine anmutige junge Frau gewandelt. Es stand ihr nicht schlecht. Slave Schwesterlein,...na...was liest du denn so? begann er das Gespräch. Natürlich brannten andere Fragen in ihm, aber er war nicht der Typ der gleich mit der Türe ins Haus fiel,...das war eher Nero´s Domäne.

    Marcus war kaum wieder zu Hause als er sich im Lararium einfand.Wie immer begann er mit einem Dankgebet für die Reise und die unversehrte Heimkehr. Er dankte für den Erhalt der Gens und dem, zwar unerwarteten und nicht ganz unkomplizierten Zuwachs durch die kleine Iulia.Er bat auch einen Blick auf seinem Bruder Nero zu haben, der in seinem Zorn und ungestümen Wesen den Weg aus dem Haus in die Ferne gesucht hatte. Nero war ein seltsamer Mensch, so hungrig nach Liebe und Anerkennung, so ungeschickt an sie zu appellieren.

    Nun endlich setzte er sich vor die Totenmaske seiner Mutter und begrüßte sie. Wie immer durchströmte ihn bei ihrem Beisammensein eine Welle der Trauer und der umfassenden Wärme.

    Er fühlte ihre Nähe , ahnte ihren Duft und schloß die Augen um sie vor seinem geistigen Auge zu sehen.

    Bald berichtete er in einem stummen Zwiegespräch von seiner Reise, beruhigte sie, wo sie wohl erschrocken reagiert hätte und versprach eine baldige Wiederkehr.

    Er erhob sich aus seines Vaters Sessel schloß kurz die Augen um das lächelnde Antlitz seiner Mutter zu genießen und verließ alsdann den Raum. Eine lästige kleine Träne wischte er schniefend weg und sein Groll auf die Götter die einen solchen Mensch aus dem Leben gerissen hatten um einem Nero das Leben zu schenken war wieder einmal genauso groß wie die Hilflosigkeit bei der Antwort der Frage nach dem Sinn hinter dieser Entscheidung.

    Mochte Nero auch eine verletzte Seele sein, so hatte er diese längst an irgendwelche Dämonen verkauft.

    Pius hatte längst erkannt, daß sein Vater geneigt war die Dinge als gegeben anzusehen. Man würde lediglich über das weitere Vorgehen entscheiden müssen. Er wandte sich seiner Schwester zu und schüttelte lächelnd den Kopf.

    Diesmal wirst du zu dem stehen müssen, ...aber du bist nicht allein.

    Die kleine Iulia trat neben ihn und nahm seine Hand. Mit großen Augen sah sie zu den Erwachsenen auf. Pius zwinkerte ihr lächelnd zu und während sie erfolglos versuchte mit einem Auge zurück zu zwinkern streichelte er ihr sanft über den Kopf.

    Pius hatte gefühlt eine ganze Woche geschlafen. Ein wenig zerknirscht und verbeult schwang er sich aus dem Bett und schlurfte zum Balneum. Dort verbrachte er unter Massage und einigen Wechselbädern den Morgen. Danach begab er sich frisch enthaart und wie neu geboren in der Hortus. Die frohe Kunde, Faustina sei wieder da hatte auch ihn erreicht.

    Es bedurfte schon einiger Mühe nicht in den Hortus zu laufen und seine kleine Schwester herzend zu begrüßen...sie waren schließlich keine Kinder mehr.

    Nur leicht humpelt ging er auf sie zu, sie saß mit dem Rücken zu ihm auf einer der Bänke und sah einem kleinen Mädchen beim spielen zu.

    Unbemerkt stellte er sich hinter sie und meinte mit seinen angenehm bassigen Stimme,

    Zu behaupten sie wäre dir zugelaufen kannst du vergessen,...sie ist eine Kopie von dir,...

    Ein Malheur,...vor allem nachdem alle dachten sie würde Vestalin. Er ging an Faustina vorbei, berührte sie dabei kurz an der Schulter und kniete sich vor die Kleine hin. Pius musterte sie kurz, was ihm jeden Zweifel nahm und sagte, Hallo, Prinzessin,...ich bin dein Onkel Pius...und wie heißt du?

    Es war ein diesiger Morgen, Pius und das Pferd waren erschöpft und einer von beiden zudem arg unterkühlt. Pius glitt von seinem Pferd und ging leicht in die Knie. Seine Beine waren von dem langen Ritt ein wenig gefühllos. Sein linkes Bein tat weh, wieder einmal,...wie immer wenn er kalt hatte.

    Er klopfte dem Pferd gegen den kräftigen Hals und meinte, Geschafft mein Freund,....ich bin zu Hause...Danke!

    Mit ein paar Schritten kam wieder Leben in seine Beine...er klopfte an.

    Der Magister Navis legte die Minerva sanft an den Anleger. Die Reise war zu Ende. Pius dankte dem wettergegerbten Magister für die Reise und verließ das Schiff. Stolz warf er von Land aus einen Blick auf die Neuerwerbung seines Vaters.

    Sie war in Nicopolis gebaut worden. Äußerlich eine Corbita, jedoch mit drei bequemen Kabinen ausgestattet. Geladen hatte sie 1000 Amphoren Öl, 2oo Amphoren griechischen Wein, 600 Amphoren Honig und etwa 3 Talente Weihrauch. Das wichtigste für seinen Vater trug Pius jedoch direkt bei sich. Eine große Lederrolle in welcher sich verschwunden geglaubte Schriften des Terenz. Er freute sich auf ihn, er freute sich auf zu Hause und fragte sich ob seine Schwester inzwischen den Sinn des Lebens entdeckt und ob man seinen garstigen Bruder Nero inzwischen irgendwo eingemauert hatte.

    Er begab sich zu einem Mietstall und lieh sich ein Pferd für die Reise nach Roma. Das Wetter war angenehm als er losritt.