Dankend nahm Faustina den Becher entgegen, auch wenn sie das Gefühl hatte, dass da sehr vieles ungesagt blieb bei der sehr oberflächlichen Zusammenfassung der letzten Jahre. Aber ihr Bruder würde darüber sprechen - oder auch nicht - wenn und wann es ihm passte. Es hatte in der Vergangenheit schon nichts genutzt zu bohren und zu drängen, denn Pius konnte wie ein Grab schweigen, wenn er keine Lust hatte etwas preiszugeben.
"Tarrentum ist nicht sicher im Moment und ich plane nicht in näherer Zukunft dorthin zurück zu kehren. Rom ist meine Heimat und ich würde mir wünschen, dass Iulia hier aufwächst. Was Pläne angeht, so habe ich derzeit nicht wirklich welche - außerdem ist mir nicht mehr zu helfen! Ich lasse mich wie ein Blatt im Wind treiben, wie Mutter immer sagte." Faustina musste bei dieser Redewendung lächeln, hatte sie sie doch schon seit Jahren nicht mehr benutzt. Vielleicht hatten ja die Götter doch noch irgendwelche Pläne mit ihr...wer wusste das schon.
"Vielleicht sollte ich auch auf eine Insel gehen und dort dichten, damit dann ein windiger Römer alle meine Gedichte stiehlt. Und was sind deine Pläne, Bruderherz? Wirst du länger hier in Rom bleiben oder bist du nur auf der Durchreise?" erwiderte die junge Frau lachend.