• Dankend nahm Faustina den Becher entgegen, auch wenn sie das Gefühl hatte, dass da sehr vieles ungesagt blieb bei der sehr oberflächlichen Zusammenfassung der letzten Jahre. Aber ihr Bruder würde darüber sprechen - oder auch nicht - wenn und wann es ihm passte. Es hatte in der Vergangenheit schon nichts genutzt zu bohren und zu drängen, denn Pius konnte wie ein Grab schweigen, wenn er keine Lust hatte etwas preiszugeben.


    "Tarrentum ist nicht sicher im Moment und ich plane nicht in näherer Zukunft dorthin zurück zu kehren. Rom ist meine Heimat und ich würde mir wünschen, dass Iulia hier aufwächst. Was Pläne angeht, so habe ich derzeit nicht wirklich welche - außerdem ist mir nicht mehr zu helfen! Ich lasse mich wie ein Blatt im Wind treiben, wie Mutter immer sagte." Faustina musste bei dieser Redewendung lächeln, hatte sie sie doch schon seit Jahren nicht mehr benutzt. Vielleicht hatten ja die Götter doch noch irgendwelche Pläne mit ihr...wer wusste das schon.


    "Vielleicht sollte ich auch auf eine Insel gehen und dort dichten, damit dann ein windiger Römer alle meine Gedichte stiehlt. Und was sind deine Pläne, Bruderherz? Wirst du länger hier in Rom bleiben oder bist du nur auf der Durchreise?" erwiderte die junge Frau lachend.

  • Marcus lächelte als er Faustina so plaudern hörte. Sie hatte die melodische Stimme ihrer Mutter und auch den Wortwitz. Nach einer Weile antwortete er, ...windiger Römer?...ich weiß´nicht was du meinst. Theatralisch entrüstet schüttelte er den Kopf. Dann hob er den Zeigefinger und meinte, ...all das hier wurde bezahlt,...gut bezahlt. Ob es alles legal in die Hände der Verkäufer gelangt war blieb zuweilen offen, aber gestohlen war hier nichts.

    Er lehnte sich zurück und sah seine Schwester lächelnd an. Meine Pläne?...nun...ich werde mir eine gute Frau suchen, Söhne und Erben zeugen, das Erbe wahren und mehren,...was man halt so macht als ältester Sohn. Dabei sahen seine Pläne nicht immer so aus. Faustina wußte, daß er in seiner Jugend seine Zukunft als Pirat geplant hatte,...in gemäßigterem Alter wandelte sich die Gesinnung zu einem nauarchus archigybernes...um in glorreichen Seeschlachten eben jene Piraten auszurotten.

    Stattdessen war er Sucher und Mehrer geworden. Doch er wollte sich nicht beklagen. Es ging ihm gut.

    Nun ich bleibe ein paar Tage. Vater hat wieder einmal ein Eisen im Feuer...ein Original von Pythagoras...angeblich die Goldenen Verse...aber ich bin da etwas skeptisch,...der alte Junge ist schon zu lange tot, als daß es sich um ein Original handeln könnte.

    Es juckte ihn in den Fingern, aber jetzt war erst einmal Zeit zum Ausruhen angesagt.

  • Faustina hob eine Augenbraue. Ein Original von Pythagoras? Das musste ja durch die Kraft der Götter zusammengehalten worden sein, da der Mann ja schon mehrere Jahrhunderte tot ist. Aber es würden bestimmt einige schöne Tage werden, wenn Pius noch ein wenig blieb.


    "Und wo willst du diese mythische Frau finden, mit der du die Aemilier nicht aussterben lässt? Hoffentlich nicht irgendwo in den Provinzen...die Leute da sind immer so...provinziell." Sie verzog gespielt das Gesicht, dass ihr Näschen lustig wackelte, ehe sie sich eine Nuss aus dem Knabberschälchen nahm. "Vielleicht sollte ich auch irgendwann heiraten. Wie schwer kann es schon sein einen Mann zu finden, der blendend aussieht, intelligent und gebildet, vermögend und erfolgreich und ein guter Liebhaber ist? Meine Ansprüche sind ja sehr moderat." erwiderte Faustina lachend.

  • Lepidus betrat die Bibliothek. Er sah seine beiden Kinder in einer fröhlichen Unterhaltung. Diese Sorte Männer ist selten, mein Kind,...man sagt Männer sind adäquat zu einem locus fide...entweder besetzt oder... Wie beiläufig zuckte er mit den Schultern. Desweiteren hast du auch noch eine kleine Hypothek mit unserer Iulia,...welche wir bestenfalls als Pius´Tochter aus den fernen Provinzen ausgeben könnten, pro forma natürlich, sollte es tatsächlich gelingen dir ein solches Unikum an Ehemann zuzuführen. Er setzte sich umständlich auf seinen Sessel und musterte seine beiden Sprößlinge....ich meine wo wir doch schon einmal dabei sind und eine Runde wünsch´dir was spielen.

    Er lehnte sich zurück und sah Faustina direkt an. Er sah ihre Zukunft eher weniger blumig,...etwa an der Seite eines älteren, aber noch potenten Mitglieds des Adels. Einem dem es egal war ob sie noch jungfräulich oder erstgebärend war. Natürlich hoffte er auch auf den charismatischen, jungen Recken, der sich trotz der Unvollkommenheit unsterblich in Faustina verliebte und alles in Bewegung setzte um sie zu gewinnen. Aber hey,...vielleicht waren die goldenen Ferse nicht auf Ziegenhaut sondern in Stein geritzt...wer konnte das schon sagen?

  • Pius beugte sich nach vorn und legte die Unterarme auf seine Oberschenkel um dann den Kopf ein wenig baumeln zu lassen. Sein Vater hatte eine Art auf den Punkt zu kommen die seinesgleichen suchte. Oh, Vater,...murmelte er kopfschüttelnd und hoffte Faustina würde den Charakter haben um sich diesen latenten Vorwürfen zu stellen, denn eines mußte er seinem Vater lassen, er brachte nichts Unrechtes vor.

    Tiefatmend ließ er sich wieder in die Rückenlehne sinken, zwinkerte seiner Schwester zu und meinte,

    Von mir aus könnte ich die kleine Iulia adoptieren, wenn das geht, aber wie bringen wir diesem kleinen Plappermäulchen bei Faustina nicht Mama zu nennen?

    Nur einer von vielen Knackpunkten dieser Theorie.

  • Faustina schenkte ihrem Vater ein warmes Lächeln, auch wenn seine Worte einen wunden Punkt trafen. Es war der jungen Patrizierin mehr als klar, dass der einzige Ehemann, der auf sie wartete wohl eher mit einem Makel behaftet sein würde - er wäre bestimmt alt und greisenhaft und hätte wahrscheinlich Kinder in ihrem Alter. Ein junger Mann von Stand und mit Vermögen würde sich eine Braut suchen, die zehn Jahre jünger und jungfräulich wäre. "Ich würde Iulia ungern verleugnen oder von Pius adoptieren lassen. Können wir nicht einfach einen verstorbenen Ehemann und Vater erfinden? Wer prüft schon, was in Tarrentum geschehen ist. Dann müssten wir Iulia nicht umerziehen." Die junge Frau schmunzelte bei der Idee, auch wenn diese kriminell und nur wenig praktikabel war.


    Heiraten mussten aber sowohl Bruder als auch Schwester, aber dafür mussten auch erst einmal Partner gefunden werden. Sowohl Faustina als auch Pius waren in einem Alter, wo es durch das Gesetz vorgegeben wurde. Sie wischte diese trüben Gedanken weg, da sowieso kein perfekter Gatte da draußen auf sie warten würde. "Wenn wir schon beim Thema Heirat sind...ich war übrigens auf der Hochzeit von Senator Annaeus Florus Minor und Iulia Stella. Ich habe in Vaters Namen Geschenke überbracht. Ich bin aber nicht lange geblieben, da es eine sehr...durchmischte...Gesellschaft war. Sogar Vestalinnen waren dort und haben Glückwünsche überbracht."

  • Lepidus fasste sich langsam an die Stirn. Er hatte die Hochzeit vergessen. Nun waren die Aemilier nicht unbedingt die höchste und erste Adresse in Roma, aber Lepidus war sicher, man würde sich das Maul zerreissen weil sie die Hochzeit, na was? Gemieden? Vermieden hatten? Er atmete tief aus.

    Jaaa, Florus,...ach... danke Faustina,...sehr umsichtig von dir. Er zuckte mit den Schultern und sah seine beiden Sprößlinge ein wenig zerknirscht an. Hatte Antigonos ihm nicht noch davon berichtet?...mehrmals?

    Aber, ... er sah Faustina mit einer hochgezogenen Augenbraue an. ...unser Vorgehen sollte hieb und stichfest, ohne Fehl und Tadel sein. Da war es schon die richtige Entscheidung sich einer gemischten Gesellschaft zu entziehen,...wer weiß was zu später Stunde noch alles passiert ist,...nachdem das Brautpaar sich zurück gezogen hat?

    Es wäre nicht die erste Feier die in einer Orgie endet, was er sich bei Florus zwar nicht vorstellen konnte, aber man konnte den Menschen immer nur vor dem Kopf sehen.

  • Faustina schmunzelte, da sie ja keine unbedarfte Jungfrau mehr war und sie der Ausdruck Orgie nicht unbedingt schockte. "Ich habe nur an der Cena im Haus der Braut teilgenommen und dort ein Weilchen höflichkeitshalber verbracht und ein wenig geplaudert. Am Brautzug und dem Gelage im Anschluss habe ich mich natürlich nicht beteiligt. Es war ohnehin bereits spät und zwei Becher Wein und ein paar Häppchen waren genug. Das betrunkene Gegröle und Geschreie des Brautzugs musste ich wirklich nicht haben. Ich hatte aber insgesamt den Eindruck, dass es sich um ein sehr ernsthaftes Paar handelte und sie haben mich beide sehr höflich behandelt und sich anscheinend über diesen Gruß und die Geschenke gefreut."


    Sie schenkte sich noch Quellwasser in ihren Becher und bot auch den beiden Männern noch Wein oder Wasser an, bevor sie sich setzte. "Ich versuche mein Bestes in dieser Angelegenheit. Und es war natürlich kein Umstand, Vater." Trotzdem ging der Dank und das damit verbundene Lob runter wie Öl. "Vielleicht sollten wir irgendwann auch einmal eine kleine Feier ausrichten hier und ein paar Leute einladen zu einem zivilisierten Essen. Ein wenig Gesellschaft würde nicht schaden und unseren Namen vielleicht wieder ein bisschen mehr ins Gedächtnis der wichtigen Menschen Roms bringen." Und auch ein wenig Leben und potentielle Verbindungen aller Art...irgendwo musste man ja anfangen.

  • Marcus lehnte sich zurück. Er war kein Freund von auschweifenden Festigkeiten. Es war wie das beschnüffeln von Hunden die sich auf der Strasse trafen. Wer hat mehr, wem geht es schlechter? Natürlich hatte er nichts gegen eine Cena mit Freunden, aber was Faustina vorschwebte war wohl ein Wiederaufnahmeritual in den Kreis der Reichen und Mächtigen.

    Er beugte sich nach vorn, sah seine Schwester an und fragte, ...was meinst du denn was uns das bringt? Du fütterst nur ein paar streunende Katzen und schon hast du ein Problem. Das gleiche Problem hast du wenn du solche Leute einlädst. Diejenigen die du nicht einlädst sind tödlich beleidigt, diejenigen die du einlädst zerreissen sich das Maul, auch wenn du es ihnen mit Leckereien stopfst...ausserdem wirst du dich und Iulia so in die Öffentlichkeit zerren.

    Kopfschüttelnd lehnte er sich wieder zurück. Nein, ich denke wir kennen genug einflußreiche Leute um unsere Interessen zu wahren.Schmunzelnd fügte er hinzu,

    Vielmehr sollten wir unser Augenmerk auf Einhorn reitende Schönlinge mit dickem Geldbeutel und großem Herzen richten...doch fürchte ich, werden wir hier in Caput Mundi kaum welche finden.

  • Lepidus nickte zustimmend. Oh, ja Pius,...ich muss zugeben, aus diesem Grund habe ich mich aus der Öffentlichkeit zurück gezogen. Doch das war nicht immer so. In glücklicheren Zeiten waren immer Anlässe um das Haus mit Freunden, Klienten aber auch den unvermeidlichen Persönlichkeiten zu füllen. Es waren auch die wenigen Anlässe in denen er mit seiner Iulia stritt.

    Vorher und nachher. Ein wehmütiger Zug lag auf seinem Gesicht als er nach dem Becher griff. Konnte er es bereuen? Nein, es waren die Umstände die sie streiten ließen...Iulia konnte ein ausgesprochener Sturkopf sein. Der Vinum war gut. Lächelnd sah er Antigonos an der in die Bibliothek gekommen war, doch sein Lächeln verblasste als er Antigonos´ Gesicht sah.

    Es musste etwas geschehen sein...

  • Die junge Frau schüttelte schmunzelnd den Kopf bei Pius' Ablehnung der "guten Gesellschaft". Die meisten der angesehenen Bürger Roms waren in der Tat keine unterhaltsame Gesellschaft und mehr Schein als Sein. Aber es gab auch bestimmt Menschen da draußen, wo sich das Kennenlernen lohnte. Wie sollte sie sonst Freundschaften schließen, wenn sie immer nur hier in der Villa saß? In Tarrentum gab es zwar wenig Freunde, aber dort konnte sie immerhin jeden Tag mit Iulia raus gehen und spazieren und das Meer sehen.


    Faustina musste trotz allem herzhaft lachen bei der Bemerkung des Einhorns mitsamt reitendem Schönling, der am besten karrenweise den Reichtum hinter sich herzog. Als sie gerade zu einer spitzen Erwiderung ansetzen wollte, kam Antigonos in die Bibliothek und auch ihr wich schlagartig das Lächeln aus dem Gesicht. So einen Blick hatte sie schon sehr lange nicht mehr in Antigonos' Gesicht gesehen und sie war schon halb aufgesprungen, ehe sie aktiv einen Gedanken dazu formulierte. "Ist irgendetwas mit Iulia, Antigonos?"


    Faustina war fast selbst über ihre heftige Reaktion geschockt. Diese elementare Panik, dass ihrem Kind etwas zugestoßen sein könnte, brach einfach so aus ihr heraus.

  • Antigonos trat auf die Familie zu und sah sie traurig an. Es gibt Kunde aus Germania,... Es fiel ihm schwer, sichtlich schwer, denn was er zu sagen hatte traf auch ihn im Herzen. Bassus ist in Germania bei einem Gefecht gefallen, dem Vernehmen nach war auch Nero in dieser Reisegruppe,...hat das Ganze jedoch überlebt. Er nickte tiefbetrübt und zog sich dann diskret zurück. Wenngleich sein Verhältnis zur Familia eng und freundschaftlich war, betrachtete er es als zwingend nötig jetzt die Pietät zu wahren.

  • Faustina schaute drein, als hätte sie einen Schlag abbekommen. "Bassus...ist tot?" Kaum waren die Worte ausgesprochen, sackte sie auch wieder in ihrem Stuhl zusammen. Wie konnte das passieren? Wie konnten die Götter die hässliche Kröte Nero überleben lassen und ein edles Gemüt wie Bassus aus dem Leben reißen? Das war nicht fair...so wie Mutters Tod nicht fair gewesen war.


    Es dauerte nicht lange, bis der Schock bitteren Tränen wich und das Gesicht der jungen Frau voller Zorn war. Bassus war Faustina fast so nahe wie Pius gewesen. Er hätte ihr Bruder sein sollen und Nero hätte mit ihrem lotterhaften Onkel in Germania hausen sollen. Eine hässliche Provinz für hässliche Gestalten mit defekten Charakter...ein Grund mehr dieses verwunschene Land voller Barbaren zu verabscheuen.

  • Antigonos´ Nachricht riss ihm fast den Boden unter den Füssen weg. Mit großen Augen sah er Antigonos an, nickte wie aus der Anderwelt und starrte eine Weile vor sich hin. Bassus war tot, eine Perle ihres Geschlechts.

    Vor seinem geistigen Auge sah er ihn noch vor sich. Aufgeregt über seine neue Aufgabe. Er sah den kleinen Bassus mit dunkler Wuschelmähne und schelmischen Lächeln. Alle Frauen des Haushalts mochten ihn und prophezeiten ihm einen sehr erfolgreichen Umgang mit Frauen. Beruhige dich Faustina,...Pius,...könntest du? Doch es war unnötig seinen Sohn um irgendetwas zu bitten. Er trug seinen Namen nicht umsonst. Lepidus erhob sich schwer und verließ langsam die Bibliothek. Draußen wartete Antigonos, nahm ihn am Arm und führte ihn unter stillen Tränen zu seinem Cubicullum.

  • Marcus traf es wie ein Schlag, Bassus war ihm wie ein Bruder, der Bruder den er nie hatte, der Bruder der Nero stillschweigend ersetzte. Faustina ging es genauso und darum war es ihm beinahe zeitgleich zu seines Vaters Anregung ein Bedürfnis sie zu trösten. Er nahm sie in den Arm und strich ihr sanft durchs Haar. Irgendwie füllte das die Leere die er gerade empfand.

  • Faustina löste sich nach einigen Minuten aus Pius' Armen. Die erste Traurigkeit war verflogen, aber der Schmerz und vor allem der Zorn blieben. Sie musste etwas dagegen tun, aber was?


    "Pius, ich möchte mich von Bassus verabschieden. Begleitest du mich?"


    Der Plan war nicht gut und auch nicht durchdacht, aber vielleicht würde es der Heilung des Herzens helfen.

  • Marcus sah seine Schwester traurig lächelnd an. Auch wenn ich dir zustimme,... ich fürchte das wird nicht möglich sein...Bassus war sicher bereits in Germania als er fiel....bis wir dort sind wird er bereits verbrannt und beigesetzt sein.

    Marcus sah aus dem Fenster. Wir werden uns nicht von ihm verabschieden können, wir können uns bestenfalls an ihn erinnern und ihm einen Platz in unserem Herzen bereiten.

    Es waren immer die Besten die ein früher Tod heimsuchte,...Marcus fragte sich warum er noch lebte. Er wischte den Gedanken zur Seite und trat wieder auf Faustina zu. Komm, lass uns Lararium gehen um für seine sichere Reise ins Elysium zu bitten,...wenn wir schon vergessen haben für seinen Schutz in Germania zu bitten.



  • Kurz überlegte Faustina, ob sie etwas einwenden sollte aber ließ es dann doch. Plus hatte Recht, auch wenn es schmerzte. Bassus lebte nun in ihren Erinnerungen weiter und sein Körper wäre längst Asche bis sie Germania erreichten.


    "Ja, lass uns ins Lararium gehen." erwiderte Faustina kraftlos und einsilbig. Wie konnte ein Tag so gut beginnen und so schrecklich enden? "Danach sollten wir nach Vater und Iulia sehen. Sie brauchen uns auch." Vor allem Lepidus sah sehr geknickt aus.

  • Lepidus saß , mit einer decke um die Schulter in seinem Lieblingssessel und betrachtete eine Urkunde. Das knisternde Feuer in der Feuerschale verströmte etwas Wärme für seine kaputten Knochen. Die Schmerzen waren wieder einmal unerträglich. Seine Knie und Fußgelenke waren in Bandagen gewickelt, deren Inhalt durch seine Düfte ihm die Nase kitzelte.

    Lang, lang war es nun her, daß er etwas von Pius gehört hatte. Langsam rollte er die Urkunde auseinander und betrachtete sie im flackernden Licht der Öllampen.

    IN NOMINE IMPERII ROMANI ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    VERLEIHE ICH


    Gaius Aemilius Lepidus und seiner Ehefrau Gaia Iulia (NSC)



    MIT WIRKUNG VOM

    ANTE DIEM XI KAL SEP DCCCLXXI A.U.C. (22.8.2021/118 n.Chr.)


    DAS

    IUS TRIUM LIBERORUM


    MIT ALLEN DAMIT VERBUNDENEN VORRECHTEN


    317-6dbc3ee7.png


    Drei Kinder hatte ihm seine Iulia geschenkt. Zwei Knaben und ein Mädchen. Er legte die Urkunde zur Seite und während sie sich wie von Geisterhand wieder einrollte rieb er sich mit den Zeigefingern die Augäpfel. Seine Augen wurden immer müder, fast schon musste er sich in diesem Licht auf den Text konzentrieren. Drei Kinder,...wovon ihn zwei enttäuschten und einer nie da war.

    Er griff an das Medallion an seiner Brust. Ein Medallion mit dem Bildnis Iulias, der Liebe seines Lebens. Nie wieder hat er einen Menschen derart geliebt, nie wieder einen Menschen so nah an sich heran gelassen. Er streichelte das in Elfenbein geschnitzte Profil Iulias und dachte an ihr Lachen, ihr heiteres Wesen und bald verfluchte er Nero aufs Neue weil er sie ihm genommen hatte. Natürlich war das nicht gerechtfertigt, aber Nero bot genügend Eigenarten um ihn hassenswert zu machen. Das mochte einfältig und dumm sein, jedoch kümmerte ihn das nicht.

    Hier ihm hörte er Schritte...wer störte ihn denn jetzt?

  • So lange hatte er nichts von seinem Herrn und Freund gehört oder gesehen. Antigonos wußte, daß diese Wechselwetterlage ihm gesundheitlich stark zusetzte. Lepidus´Miene war von Schmerz tief zerfurcht und er zog sich dann immer wieder zurück. Aber vielleicht würde ihn der Brief ein wenig aufheitern. Pius hatte sich wahrlich Zeit gelassen seinem Vater zu schreiben.

    Lepidus fühlte sich wohl gestört und so hob Antigonos die Hand mit dem Brief und lächelte ihm zu.

    Salve Dominus,...Ein Brief aus dem fernen Germania,...von Pius will ich meinen.

    Und siehe da, Lepidus´Miene hellte sich auf. Es gab ihm Moment einfach zu wenig Freude in seinem Leben. Antigonos reichte ihm den Brief und fragte, Kann ich sonst noch etwas für die tun?

    Doch wie erwartet vertiefte sich Lepidus gleich in die Lektüre des Briefes und ein Kopfschütteln verneinte seine Frage.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!