Sie waren bereits einen vollen Tag unterwegs mit nur einer kleinen Pause für die Nacht und die faszinierenden Bonmots ihres Vetters verbesserten Romanas Laune kaum. Fünfzehn Grundstücke waren zwischen toten Tieren und Nagelpilz wohl das interessanteste, was die Konversation zu bieten hatte, aber da sie keine direkte Verwandte von ihm war hätte sie auch nichts von seinem Tod. Nach einer viel zu kurzen Nacht, in der Romana unruhig geschlafen hatte, ging das Geschaukel in der Sänfte am nächsten Tag weiter.
Doch heute war Gracchus sehr still und schien von Schmerzen geplagt zu sein. Es schien nichts Ernstes zu sein und die Octavia sprach es nicht an und genoss lieber die Ruhe in der Sänfte. Es war nicht mehr weit bis Roma und man konnte schon die Stadtmauern in der Ferne sehen, als ihr Verwandter plötzlich anfing sich zu winden und nach Luft zu ringen. Verwirrung machte sich breit und Romana keifte die Sklaven an, stehen zu bleiben. Danach stieg sie aus der Sänfte und versuchte einen Plan zu fassen, aber es ging alles viel zu schnell. Innerhalb kürzester Zeit trat Schaum aus Gracchus' Mund und er verdrehte die Augen und tat seinen letzten Atemzug. Na toll!
Kurz überlegte Romana und rief laut "Du da..komm her, Sklave!" Der stramme, große Sänftenträger war wohl nubischer Herkunft und schwarz wie die Nacht. Ihre Stimme war scharf und fordernd und der Mann zuckte zusammen, als hätte ihn eine spitze Peitsche und nicht nur ihre spitze Zunge erwischt. "Ja, Domina?" erwiderte der Mann mit gesenktem Blick. Da war kein Feuer mehr in den Augen des Mannes, ein gebrochener Geist. "Fessele diese Weiber da und schmeiß sie zum Dominus in die Sänfte. Keiner rührt die Trauben an, die er gegessen hat." Romana zeigte auf die beiden weiblichen Sklaven, die sie abgeholt und während der Reise bedient hatten. Die angesprochenen Sklavinnen hatte dem Octavier die Trauben serviert, die er als letztes gegessen hatte. Kein gesunder, junger Mann würde wie eine vergiftete Ratte verenden ohne den Einsatz von Gift.
Die Sklaven kamen zügig ihren Anweisungen nach, obwohl beide Sklavinnen versuchten zu fliehen. Die Sänftenträger waren allerdings schneller und fesselten die zierlichen Sklavinnen und legten sie zu der Leiche in die Sänfte. "Und jetzt Abmarsch...der Körper des Dominus muss bestattet werden und diese Giftmörderinnen ihre Gerechtigkeit erlangen." Sie würde bestimmt nicht neben einem stinkenden Kadaver die letzte Strecke zurücklegen. Sie requirierte eines der Pferde der Leibwächter, der nun leider zu Fuß gehen musste, damit sie nicht selbst zu Fuß wie der Pöbel neben der Sänfte herlaufen musste.