„Antio sas, salve bene“, murmelte sie beim hinausgehen. Sie verstand nicht warum man sie für diese Fragen erst hierhin geschleppt hatte. Natürlich würde sie vorerst in Rom bleiben. Wer sollte sich sonst um die Kinder kümmern? Vielleicht eines Tages würde sie weiterziehen, doch das lag in Gottes Hand.
Beiträge von Aglaja
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Verwundert schaute Aglaja dem Prätorianer in die Augen. „Diese Frage kann ich nicht beantworten. Da ich noch niemanden bei solchen Taten beobachte habe.“ Sie war mit sich zufrieden, denn sie stellte beruhigt fest sie hatte nicht lügen müssen, bei dieser Aussage. Langsam hatte sie aber genug von dieser Befragung.
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Aglaja dachte kurz nach, sie wollte keine Brüder und Schwestern denunzieren. Ihre Antwort sollte keine möglichst der Wahrheit entsprechen. „Nun ganz einfach, wir unterscheiden uns durch das tragen von Amuletten. Wir fühlen uns verpflichtet Menschen in Not zu helfen. Andere verfolgen andere Ziele, zum Beispiel unseren glauben direkter zu verbreiten, durch Predigten. Und was die Namen betrifft, wer sagt mir ob jeder hier mit seinem tatsächlichen Namen herumläuft, deshalb lege ich mich da lieber nicht fest."
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So etwas albernes hatte sie noch nie gehört. Dachte der wirklich, sie kämen gleich nach ihrem angeblichen Gott, dem Kaiser. Deshalb konnte sie es nicht verkneifen, patzig zu antworten: „Dem einzigen gegenüber dem ch zur Wahrheit verpflichte bin, ist meinem, dem wahren, einzigen Gott. Aber stell nur deine Fragen, nur manchmal muss ich zum besseren Verständnis auch mal eine Frage stellen, denn ich verstehe wirklich nicht warum ich hier noch einmal befragt werde. Ich habe doch schon geantwortet. Was denn noch?“ Ob ich hier rede, irgendeinen Grund wird der bestimmt finden mich einzu sperren. Genauso wie ich es gleich dachte.
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Noch während sie zu einer weiteren Dattel griff fragte sie: „ Warum ist es so wichtig ihre Namen zu wissen? Wenn doch jeder glauben darf was er möchte. Es gibt so viele Vereine, Kultvereine, die haben doch bestimmt auch Erkennungsmerkmale oder Zeichen. Wollt ihr auch von denen unbedingt die Namen erfahren? Selbst ihr habt doch Symbole Zeichen wodurch ihr euch voneinander unterscheidet. Wie würde es euch gefallen wenn wir mit Gewalt unbedingt die Namen von denen mit den weißen Federbusch am Helm erfahren wollten? Würdet ihr nicht sagen, was geht das euch an?“ Kauend schaute Aglaja den Schwarzen an.
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Eine Dattel das ist gut, dachte Aglaja und griff schnell zu. Fast als ob sie befürchtete, man würde sie weg nehmen. „Danke“, kam noch, ehe sie sich die Dattel in den Mund steckte. Sie empfand das Kauen
irgendwie beruhigend.„Ich habe doch schon alles gesagt, warum musste ich denn mitkommen? Nur weil ich an den einzig wahren Gott glaube? Darf denn in Rom nicht jeder an das glauben was er für richtig findet?“
Wobei sie eigentlich dachte, das mit der Befragung ist eine Ausrede, sie wollen mich hier verrotten lassen.
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Ergeben ließ Aglaja den Kopf sinken. Was konnte sie noch sagen oder machen um dem Jungen zu helfen. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Sie musste es einfach noch einmal versuchen, egal was für sie dabei herauskam.
„Sag mir“, begann sie. „Wie ist das bei den Soldaten, wenn ihr gefangen werdet, ergebt ihr euch da einfach so? Oder ist es nicht sogar eure Pflicht zu fliehen?“ Ob das so stimmte wusste sie nicht, nur meinte sei so etwas schon einmal gehört zu haben. „Wenn bei euch so ein Gedanke aufkommt, wie kann man dann ein Kind dafür bestrafen?“ Herr Gott, dachte sie, ihrem Temperament geschuldet aufgebracht. Konnten sie ihn nicht einfach laufen lassen. Was wollten sie von ihm, einem Kind? -
Unsicher schaute Aglaja den Prätorianer an. Mitteilen wollte sie eigentlich nichts, eher etwas Fragen. „Ich kann dir nichts mitteilen und komme natürlich mit, wenn du das verlangst. Eine Frage habe ich aber vorher. Der Junge, Kaeso
Nonius Lateranus, steht gerade am Anfang des Erwachsenenalters. Ja er hat eine Dummheit gemacht und wollte fliehen. Doch sag ehrlich, machen nicht viele in diesem Alter dumme Fehler. Aus ihren Fehlern lernen sie doch. Muss er wirklich mit? Reicht es nicht wenn ihr mich mitnehmt?“ Auch wenn die Hoffnung gering war, so hatte Aglaja doch
Gott vertrauen und hoffte auf die Einsicht des Soldaten. -
Langsam geriet Aglaja doch in Panik. Ich wollte helfen und habe alles nur noch schlimmer gemacht. Sollten sie wenigstens alle anderen laufen lassen und nur sie mitnehmen. „Nun ich habe einige mit solch einem Fischanhänger gesehen“, ausweichend kam die Antwort. Dies war nicht gelogen aber auch kein Verrat. Blieb nur abzuwarten, wie lange sie damit durchkam. Der Soldat der die Fragen stellte war nicht dumm. Bestimmt würde er sie durchschauen.
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Wieder biss Aglaja auf ihrer Unterlippe herum. Was sollte sie nun machen? Mitchristen verraten würde für sie nie in Frage kommen, auch wenn sie eine andere Meinung hatte, als diese. Lügen wollte sie aber auch nicht. Sie musste es eben so versuchen. „Wir tragen kein Kennzeichen, weil wir der Meinung sind, man sollte uns an unseren Handlungen erkennen. Außerdem kann jeder zu seinem Glauben stehen und ihn leben wie er möchte. Es gibt keine Vorschriften dazu. Manche Gläubige sind ungeduldig und versuchen den Glauben an den einzig wahren Gott auf ihre Weise zu verbreiten.“
Die größte Sorge machte sie sich aber um Nonius. Er war doch noch fast ein Kind. Sie hatte nur mitbekommen, dass er getrennt von ihnen untergebracht wurde. Wie konnte sie ihm helfen? Sie war unsicher, ob sie nach ihm fragen oder für ihn bitten sollte. Womöglich würde sie die Situation, dann nur noch verschlimmern. Sie betete, oh mein Gott, stehe dem Jungen bei. Hilf ihm sein ungestümes Temperament zu zügeln.
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Ich hätte besser geschwiegen, dachte Aglaja und biss sich auf ihre Unterlippe. „Ich weiß soviel, wie viele andere hier in Rom, über genannte Fischanhänger“, meinte sie dann doch. „Der Fisch ist ein Zeichen des des christlichen Glaubens und viele tragen ein solches Amulett , damit man sie erkennt. Ich bin der Meinung, wer an den einen und wahren Gott glaubt, zeigt dies durch seine Taten und nicht mit einem äußeren Zeichen. Wenn ihr doch gesehen habt, dass wir kein Amulett tragen, warum haltet ihr uns denn dann doch noch fest?“ Mutig stellte sie diese Frage, sie hoffte dem ganzen damit ein schnelles Ende zu bereiten.
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Aglaja beobachtet von ihrem Standort, so gut es ihr möglich war, was die Uniformierten so trieben und sagten. So weit sie es mitbekommen konnte, behandelten sie besonders die Kinder gut. Bald hörte sie heraus, wonach sie im besonderen suchten. So viel sie selber wusste trug keiner, aus der Gruppe hier vor Ort, einen Fischanhänger. Was sie aber wusste war, dass Kathus und seine Gruppe einen solchen Anhänger trugen. Es war ihr Zeichen, dass sie Christen waren aber auch, dass diese Gruppe zusammengehörte.
Aglaja wollte ihren Schützlingen und Mitchristen helfen. Suchend schaute sie sich um. Obwohl ihnen befohlen worden war nicht zu sprechen begann sie in einem flehenden Ton. „Wenn ich etwas zu den
Fischanhängern sagen dürfte?“ -
Dieser kleine Draufgänger, dachte Aglaja, als man Nonius herbei schaffte. Ich habe doch immer wieder betont, sie sollten sich bei einer Gefangennahme nicht wehren oder versuchen zu flüchten. Gott schicke deinen Geist der Einsicht und erleuchte ihn. Er ist doch zu jung, als dass er bestraft wird. Getauft ist er doch auch noch nicht. Schicke uns einsichtige Richter. Wir haben uns nur um die Ärmsten der Armen gekümmert. Sollte sie das jetzt noch einmal betonen? Die Soldaten werden aber bestimmt nicht auf meinem nochmaligen Hinweis reagieren.
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Der junge Nonius war enttäuscht. Zu früh hatte er sich gefreut. Feste Hände packten ihn und er gelangte zu seinen Freunden. Vergessen war seine freude die Prätorianer bei der Arbeit zu sehen, jetzt konnte man die Furcht in seinem Gesicht lesen.
Garde! Jeder Anwesende wird durchsucht! Wehrt euch und es gibt Tote, kooperiert dann passiert euch nichts.
Sophus war erstaunt über die Härte in seinen Worten. Dann liess er seinen Kollegen vor und trat hinter jenem durch die Tür in einen ersten Raum.
Alle Erwachsenen aufstehen und an diese Wand da stellen. Hände sichtbar ausstrecken und nicht bewegen!Kinder gab es in diesem ersten Raum keine. Vielleicht waren sie schon in ihren Betten im Obergeschoss?
Nach ihrer Antwort, für manch einen Römer mochte sie aufsässig klingen, stellte Aglaja zu ihren Freunden und Mitchristen. Genauso wie diese streckte sie die Hände nach vor. Sie bemerkte die Angst der Anwesenden hörte auch hier und da ein leises Schluchzen. Alle hielten sich jedoch an ihren Vorsatz, nicht aufsässig zu erscheinen oder sich gar zur Wehr zu setzen. "Bleibt ruhig und denkt daran, der barmherzige, liebende Gott wird uns Kraft schenken." Mit den Worten, versuchte sie, beruhigend auf alle einzuwirken.
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Nonius Lateranus stand noch immer an der Türe, als der schreiende Soldat vorbei stürmte. Er wusste nicht wie er sich verhalten sollte. Zurückgehen und anschreien, befummeln oder sonst was mit sich geschehen lassen? Sollte er einfach stehen bleiben oder konnte er weglaufen? Würde man ihn dann für feige halten? Er könnte dann aber von weitem alles beobachten und später die nötige Hilfe holen. Langsam ging er die paar Schritt vor Schritt rückwärts, um gleich wenn er draußen war, um die nächste Ecke zu laufen, damit er sich weiter entfernen konnte. Er stand an einer Hauswand und lugte vorsichtig um die Ecke. Erleichtert atmete er auf, verfolgt wurde er bisher nicht.
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„Ich grüße dich Herr, warum sollten wir uns zu wehr setzen? Da wir gegen jeder Art von Gewalt sind, Jesus der Sohn Gottes sagte schon, selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen."
Trotz ihres Schreckens und ihrer Angst lächelte Aglaja den Tribun freundlich an. Schon ehe sie nach Rom gegangen war wusste sie, dass so etwas wie gerade, jederzeit passieren könnte. Sie hatte sich da schon vorgenommen, immer standhaft zu ihrem Glauben zu stehen, so würde sie es auch jetzt halten. Ohne eine Mine zu verziehen ließ sie sch von dem Soldaten nach Waffen durchsuchen. Sie drehte sich zu dem Tribun zurück und versuchte seine Fragen genauso zügig
zu beantworten. „Aglaja, Perigrini, Griechenland Mykene. Was mich hier herführt? Diese unschuldigen Kinder, ich versuche mit all den anderen gottesfürchtigen Menschen hier , ihnen zu helfen damit sie sie eine gute Zukunft haben und mit dem Leben zurechtkommen. Wir sorgen uns nicht nur um ihre Körper, sondern auch um ihren Geist. Wir erfüllen die Aufgabe des Imperiums, dessen Pflicht es eigentlich wäre. Darin kann kaum jemand etwas verwerfliches sehen." -
Kaeso Nonius Lateranus, der junge Römer, der heute auch getauft werden sollte, hörte genauso
wie alle anderen das Hämmern an der Hintertür. Ehe sich noch einer der anwesenden Erwachsenen erheben konnte, stand er auf und ging zu der Hintertür. Natürlich hatte auch er von den zahlreichen Verhaftungen der Christen gehört. Doch was sollte das? Hier in der Gruppe redete man von keinen Gewalttaten, geschweige denn man unternahm sie. Die Garde konnte ihnen nichts anhaben. Nonius freute sich fast ein wenig, endlich sah er die Garde einmal in Action. Kurz entschlossen riss er die Türe auf. Die leisen Einwände von einigen der anwesenden Frauen: „Nein lass die Türe zu, öffne sie nicht!“, überhörte er gefließendlich. -
Aglaja hob horchend den Kopf, hörte sie da nicht Schritte? Feste Tritte wie von Soldaten? Sie wollte den wunderbaren Gesang nicht unterbrechen, stand leise auf und ging in Richtung Eingang. Da hörte sie eine befehlende Stimme. Agite! War das jetzt vor unserem Haus? Ein Schauder ging über ihren Rücken. Sie hatte so etwas noch nie erlebt. Soll ich lieber alle warnen? Zu weiteren Überlegungen kam sie nicht mehr. Das Hämmern war nicht zu überhören und dazu das entsetzliche "Aufmachen! Garde!!" Gebrüll. Der herrliche Gesang verstummte schlagartig. Stille war eingetreten. Durch das rauschen in ihren Ohren hindurch hörte sie ihr Herz wie wild hämmern. „Vater im Himmel hilf den Menschen in diesem Haus“, sprach sie noch bevor sich ihre zitternde Hand der Türe näherte. Sie schloss die Augen und öffnete sie langsam. Sie fürchtete sich vor dem, was sie als nächstes sehen würde.
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Das Gebet war schon lange beendet, doch Aglaja sagte immer noch nichts. Sie hatte Sorge um ihrer aller Sicherheit. „Mittlerweile ist es zu dunkel“, meinte sie, als sei endlich den Kopf hob. "Last uns mit der Taufzeremonie warten bis zum frühen Morgen. Meistens ist dann der Wachwechsel und alle sind außerdem stark an den Stadttoren beschäftigt, schließlich wollen alle die Märkte besuchen. Es wird dann weniger auffallen wenn wir gemeinsam zum Tiber wandern.“
Die Erwachsenen nickten beifällig, aber den Täuflingen stand die Enttäuschung im Gesicht geschrieben. Kurz überlegte sie, „sag mal Cleanor hast du mir nicht gesagt du hättest ein neues Lied für unseren nächsten Gottesdienst vorbereitet? Wie wäre es wenn du es uns schon heute beibringen würdest?" Begeistert nickten alle und man spürte wie sich die Anspannung legte. Bald hörte man wie sich der Sologesang, einer wunderbaren Männerstimme, zum Lobgesang ihres wahren einzigen Gottes erhob.
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Nach dem gemeinsamen Mahl trafen nach und nach Frauen und auch Männer ein, welche sich im laufe des Tages um die Kinder kümmern würden. Sie würden die Mädchen in der Kunst des Webens, Nähens, Kochens und Backens unterweisen. Die Männer kümmerten sich um die Jungen, sie sollten handwerkliche Fähigkeiten erlangen. So verhalfen sie den Kindern zu einer einigermaßen gesicherten Zukunft, mit dem Hintergrund, sicher in ihrem christlichen Glauben zu sein. Selbstverständlich würden sie diesen dann weiter verbreiten. Heute aber war ein besonderer Tag, die drei ältesten Mädchen und ein Junge in ihrem alter würde die Taufe erhalten wenn Aglaja dafür war.
Das hier war ein besonderes Haus, hier wurde nicht die ganze Hausgemeinschaft nach dem Beschluss des Hausvorstandes getauft. Hier wurden nur die älteren Kinder die schon fest in ihrem Glauben waren getauft.Aglaja zögerte aber an diesem Morgen, nicht das sie die vier nicht für würdig gehalten hätte, etwas anderes war es, was sie abhielt ihr Jawort zu geben. Sie müssten für die Taufe zum Tiber gehen, doch in den letzten Tagen war in Rom eine merkwürdige Stille eingetreten. Es war inetwa wie die oft seltsame Spannung vor einem Gewitter. „Last uns noch einmal den Rat und die Hilfe unsere Himmlischen Vaters herbeirufen und das Gebet sprechen was uns Jesu gelehrt hat. Vater unser, der du bist….“ begann Aglaja, bevor alle einfielen.