Beiträge von Sextus Valerius Latinus

    Nur in allerbester Absicht handelte ich, als ich mich etwas näher an die offene Tür stellte, um der Weisheit der Anwesenden zu lauschen. Entrückt, mit weit aufgerissenen Augen, lauschte ich IHRER süßen Stimme. Octavia Jentia, der Name würde mich wohl in meine Träume wiegen. Und während der Träume begleiten...


    Die Stimme des LAPP riss mich aus meinen Überlegungen. 'Da draußen steht wer vor der Tür.' tönte es aus dem Officium. 'Finde bitte raus ob er sich verschicken lässt.' In den Tiefen meines Bewusstseins entdeckte ich noch Spuren des Gedankens, der mich in die Regia geführt hatte. Duumvir werden - das war mir mittlerweile egal. Es zählte nur mehr eines in meinem Leben: Jentia. Und sie würde gleich durch diese Tür kommen und mit mir sprechen...

    Es war schon einen ganzen langen Tag her, dass ich meine Kandidatur zum Posten des Magistratus in Ostia angekündigt hatte. Doch dann war mir der plötzliche Einfall gekommen: Meine Wenigkeit war ja schon mal Magistratus, wenn auch vor einiger Zeit. Könnte ich vielleicht sogar direkt für den Posten des Duumvirs kandidieren? Diese überaus interessante, und in der Tat für meine finanzielle Zukunft grundlegende Frage zu klären war ich nun nach Rom gekommen.


    Ich betrat die Regia des Statthalters, trug meine besten Sachen, und ließ mir den Weg in Richtung seines Arbeitszimmers zeigen. Eine reizende junge Dame stand dort bereits, und ich näherte mich ihr wiegenden Schrittes. Meine Laune war ausgezeichnet.


    "Seid gegrüßt, edle Dame!" sprach ich, "steht Ihr -"


    Doch dann stockte mir der Atem, als sie sie zu mir umdrehte. Welch Schönheit! Welch Anmut! Mir wurde ganz warm ums Herz.

    Der Statthalter höchstpersönlich stand vor mir! Und neben ihm... die schönste Frau die ich je erblickt hatte.


    "Seid gegrüßt, oh Secundus Flavius Felix" sprach ich und wollte mich gerade vor ihm in den Sand werfen, als ich, einen weiteren Blick auf die junge Dame werfend, mit Schrecken feststellen musste dass diese fröstelte. Ich warf mich also nicht in den Sand, sondern meinen Mantel von mir.


    "Verzeiht, edle Dame, wie unhöflich von mir." stellte ich mich vor. "Ich bin Sextus Licinius Latinus, ehemaliger Magistratus von Ostia", verneigte mich vor ihr. "Darf ich euch meinen Mantel anbieten? Ihr erkältet euch sonst noch."
    Und bot ihr mit diesen Worten meinen Mantel dar.

    Aus einer geheimen Tasche meiner Toga zog ich einen zusammenfaltbaren Jagdbogen, machte ihn scharf und schoss nacheinander auf die Anwesenden. Zuerst kam Deandra dran, <Ausschmückungen von der Spielleitung zensiert>. Dann Aventurinus, dieser grässliche Schleimer. Der LAPP, der sich von den beiden um den Finger wickeln ließ. Der eine Scriba hatte seinen Griffel fallenlassen, und bückte sich gerade, als ihn der nächste Pfeil durchbohrte. Pfeil für Pfeil fielen die Soldaten aus Felix' Garde, bis mir einfiel dass ich ja gar keine geheime Tasche in meiner Toga hatte. Mist.


    Aber es war nur eine Schlacht, die ich verloren hatte. Keinen Krieg. Grimmig grinste ich Deandra an, ließ sie in Gedanken noch ein Dutzend Male grausam sterben, und ging.

    Nachdenklich spazierte ich Ostias Strand entlang. Wie konnte ich die Gunst des Statthalters erlangen? Mein erster Auftritt in der Curia war ja nicht schlecht verlaufen, doch ich hatte immer noch ein unsicheres Gefühl. In Gedanken versunken, die Augen auf den Strand gerichtet, stolperte ich also vor mich hin.

    Es war gar nicht so einfach gewesen einen vernünftigen Wein für Flavius und Caecilius aufzutreiben. Doch endlich hatte ich eine Amphore gefunden und begab mich wieder in Richtung der Besprechung.


    "- wer auch immer das sein wird." hörte ich gerade noch, als ich den Raum betrat. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen schien mein Eindruckschinden beim Legatus von Erfolg gekrönt gewesen zu sein. Ich trat vor ihn und schenkte ihm Wein ein.


    "Hier, oh Herr. Viel besser als das Wasser."


    Danach wandte ich mich dem Comes zu, und versorgte auch ihn mit dem teuren Getränk.


    Schließlich blickte ich Deandra an


    "Deandra, möchtest du auch einen Schluck? Du siehst so blass aus!"


    Sim-Off:

    Das könnte Vibi höchstselbst geschrieben haben! :D

    Erst jetzt sah ich, dass diese quaedam dem LAPP Wasser vorgesetzt hatte. O tempora, o mores!


    "Deandra. Geh und hol den Herren eine Amphore vom besten Wein!"


    Wie stand es um Ostia? Nun, das war doch klar was er hören wollte.


    "Die Situation ist unter Kontrolle, oh Legatus Augusti. Das Volk misst nur die Begünstigungen, die ihm früher gegeben wurden. Ihr wisst schon, Brot und Spiele. Schickt ein paar Soldaten und die Lage wird sich binnen kürzester Zeit beruhigt haben!"

    "Was soll denn dieser Lärm?" ertönte es von der Tür. Die Köpfe der anwesenden Herrschaften drehten sich sofort her. Langsam schritt ich auf sie zu, das schnatternde Weib ignorierend.


    "Darf ich mich vorstellen, ich bin Sextus Licinius Latinus. Magistratus dieser schönen Stadt."


    Einer der Herren trug eine purpurgesäumte Toga. Ich fiel vor ihm auf die Knie.


    "Seid gegrüßt, oh Legatus Augusti. Verzeiht mein verspätetes Eintreffen, es wurde versäumt mich von der Ankunft eines so wichtigen Gastes zu unterrichten."


    "Ich hoffe für dich, das der von dir erwartete Deckhengst bald und wohlbehalten hier in Ostia eintrifft." anwortete ich Deandra. "Deine Pferdezucht werde ich demnächst aufsuchen und lasse mich dann gern von dir beraten, Deandra."


    Ich winkte ihr zum Abschied zu und hoffte auf ein baldiges Wiedersehen.

    Die Tür zum Arbeitszimmer des Duumvir war geöffnet. Er saß an seinem Schreibtisch und schien mich bereits zu erwarten. Ich klopfte an den Türrahmen, um mein Erscheinen anzukündigen und bertrat den Raum.


    "Salve Duumvir." sagte ich. "So früh am Morgen und bereits emsig am Schaffen zum Wohle Ostias." Ein freundliches Lächeln begleitete meine Worte.

    Am Morgen nach dem Gespräch mit Deandra im Hafen betrat ich das Rathaus von Ostia. Den Weg zum Arbeitszimmer des Duumvir kannte ich bereits. Jedoch fiel mir die Abwesenheit eines Pförtners, welcher die Gäste nach ihrem Begehr fragt und in die richtige Richtung schickt, erneut unangenehm auf. Ich beschloß dem Duumvir nach meiner Bestallung zum Magistratus den Vorschlag zu unterbreiten, dafür jemanden einzustellen.

    Dem davoneilenden Vibullius rief ich lachend hinterher: "Keine Sorge, Duumvir. Ich werde pünktlich sein. Den Moment meiner Bestallung zum Magistratus möchte ich keinesfalls verpassen."


    Nach dieser kurzen Ablenkung wendete ich meine Aufmerksamkeit wieder Deandra zu.


    "Nun hast du ihn doch kurz kennengelernt, unseren Herrn Duumvirn." sagte ich zu Deandra, als ich ihren etwas unschlüssigen Blick bemerkte, und nahm dann unseren unterbrochenen Gesprächsfaden wieder auf.


    "Eine Pferdezucht leitest du also. Das ist interessant. Ich mag Pferde sehr und bin wohl ein ganz passabler Reiter, glaube ich behaupten zu dürfen. Wenn es dir recht ist, werde ich dich demnächst einmal in deinem Gestüt besuchen. Ich bin sicher, du nennst ausgesucht edle Tiere dein eigen. Vielleicht finde ich ja etwas passendes für mich."


    Deandra war nicht nur wunderschön, sondern auch eine ungewöhnliche und anscheinend sehr intelligente Frau. Dies faszinierte mich und ich stellte fest, das mein Interesse an ihr stetig stieg.


    "Deandra, gestatte mir eine Frage. Als ich dich vorhin erblickte, schautest du so suchend auf das Meer, als ob du ein Schiff erwarten würdest. Was bringt es für dich aus der Ferne? Eine Ladung neuer Pferde?"

    Aurelia Deandra hieß meine schöne Unbekannte. Sie ist also Patrizierin, dachte ich. Der Sklave neben ihr schaute mich inzwischen genauso grimmig an, wie ich es aus meinem Traum in Erinnerung hatte. Ich beschloß mich von beidem nicht abschrecken zu lassen.


    "Aurelia Deandra. Ein wirklich schöner Name. Und ein edler Name." antwortete ich. "Du bist also Patrizierin. Es freut mich, das du es nicht für unter deiner Würde hältst, dich mit einem Plebejer zu unterhalten, wie es manche eingebildeten Patrizier tun."


    Mit einem Seitenblick auf ihren Sklaven hin fügte ich grinsend hinzu: "Nur deinem Sklaven scheint unser Gespräch zu mißfallen, seinem grimmigen Blick nach zu urteilen. Er mag wohl keine fremden Männer, die dich ansprechen?"