Beiträge von Sextus Valerius Latinus

    Ich hatte eine wunderschöne Zeit mit meinen vielen neuen Verwandten verbracht. Die Tante von Onkel Vic mochte mich besonders und kochte mir viele leckere Sachen. Doch irgendwann konnte ich nichts mehr essen. Ich war pappsatt. Außerdem vermisste ich meinen lieben Onkel Vic.


    Also machte ich mich auf den Weg ihn zu suchen. Er hatte mir gesagt, dass er Arbeiten geht, doch ich wusste eigentlich nicht, was genau seine Arbeit ist. Also marschierte ich guten Mutes mit einem fröhlichen Liedchen auf den Lippen zu der Taverne von Tarraco. Sicher würde er nach der Arbeit genau hier vorbei kommen. Und bis dahin könnte ich sicher noch den ein oder anderen Becher Wein bechern.


    Ich öffnete die Tür des Lokals und schon begann ich überglücklich zu Lächeln. "Onkel Vic! Da bist du ja!"


    Ich freute mich sehr ihn zu sehen und rannte auf ihn zu. "Hallo!" Sicher freute er sich nicht weniger als ich es tat.

    Onkel Vic versuchte sich wieder zwischen mich und die Tiberierin zu drängeln. Das konnte ich nicht zulassen, ich drängte mich wieder vor ihn und gab ihm einen freundschaftlichen Ellbogenstoß in die Nieren. Ich stand jetzt zwar sehr nahe bei Tiberia Livia, doch mich störte das nicht im Geringsten. :)


    "Du bist so freundlich zu mir, Livia. Willst du mich heiraten?"

    Ich und schüchtern? Pah. Onkel Vic sollte mich noch kennenlernen. Ich drängte mich vor ihn.


    "Sei gegrüßt, oh ehrenwerte Tiberia Livia. Darf ich mich vorstellen, ich bin Sextus Valerius Licinianus Latinus, ehemaliger Magistratus der wunderschönen italischen Hafenstadt Ostia. Der Marspriester von eben ist der Bruder des Valerius Severus, der mich in seiner Güte vor kurzer Zeit erst in seine Familie aufgenommen hat. Sev selbst ist Soldat bei der Ala - kühl, gell? Er muss leider gerade arbeiten, sonst wär er auch hier. Aber, naja, einer in der Familie muss schließlich arbeiten, obwohl es ihn sicher ärgern wird dass er nicht auf so einer tollen Partey sein kann..."


    Ich holte tief Luft...

    "Baba Papa!" rief ich Severus nach, doch er hörte mich nicht mehr. Dann war wohl mein Onkel jetzt für mich zuständig,


    "Oh nein... nein ich habe noch keinen Ort wo ich schlafen kann. Glaubst du der Wirt dieser Taverne vermietet Zimmer? Was soll ich sonst tun?" Langsam machte sich Panik in mir breit. "Onkel Vic, kannst du mir helfen?"

    Juchuu! Ich gehörte dazu und freute mich riesig, was man ab Dauergrinsen und an den leuchtenden Augen unschwer erkennen konnte.


    "Casa del Sev? Damit kann ich leben, Paps!" Ich fügte noch schnell ein "Hrhr." dazu. Das war ja so eine Art Markenzeichen der Gens, oder?


    Aber was meinte er bloß mit an was anderes denken als Kerle, die auf Weiber stehen? Egal... das würde ich schon noch herausfinden.


    "Das ist wirklich, wirklich toll dass ich zu euch gehöre." Dann blickte ich Victor an. "Bis du jetzt mein Onkel oder mein Bruder?"

    Ich hörte nur mit halbem Ohr, was Victor in meine Richtung sagte.


    "Die kühlste Gens im Imperium...?"


    Meine Begeisterung wuchs ins Unermessliche. Mein neuer Freund, ein mächtiger Mann.


    Andächtig blickte ich ihn an. "Und du kannst adoptieren, wen du willst? Adoptierst du mich?"


    Wenn der Hundeaugenblick schon bei Frauen nicht wirkte, bei Severus würde er sicher Erfolg haben. Ich strengte mich richtig an. ( ) ( )

    "Was, ihr seid Brüder!?" Dabei sahen sich die beiden nicht so besonders ähnlich. Um den Satz ein wenig abzurunden setzte ich noch ein zugegebermaßen etwas unbeholfenes "Hrhr." dran, und blickte ihn mit großen Augen an. War ich jetzt auch cool?


    Dann ergriff ich den Becher, den der großzügige Vic wieder angefüllt hatte, hob ihn und stieß mit den beiden an. "Auf die Weiber, die wir gemeinsam aufreissen werden, ey." lallte ich.

    "Wa wo wie?" Ich schreckte hoch und schaute verwirrt ich in das Gesicht von Victor, meines anderen neuen Freundes. Er war mir schon auf Anhieb sympathisch gewesen, ich hatte mich jedoch nicht zu sprechen getraut.


    Die beiden, Victor und Severus, schienen sich irgendwoher zu kennen, und waren bald ins Gespräch vertieft. Ein paar mal glaubte ich meinen Namen gehört zu haben, doch redeten sie soviel wirres Zeug dass ich sonst nicht viel verstehen konnte. Dass ich eingenickt war war da doch verständlich?


    Langsam erwachte ich wieder, nahm einen Schluck. "Hallo. Ich bin Latinus!" :)


    "Äääh," Punkt für meinen neuen Freund. "Das habe ich mir noch nicht so genau überlegt. Von Frauen angehimmelt werden halt."


    Nachdenklich nippte ich an meinem Becher. So langsam wurde mir richtig schwindelig von dem schweren Wein. Ich sah alles in Gedanken vor mir.


    Latinus, der unerschrockene Legionär. Ein kleines Dorf wird gerade von bösen Barbaren überfallen, ein Großteil der Wachen sind bereits getötet, und der Obermotz befiehlt die Hütten anzuzünden. Frauen kreischen vor Angst.
    Doch dann, unter Trompetenstößen und Trommelwirbel, stürmt eine tapfere Centurie aus dem Wald hervor, ich an ihrer Spitze!
    Den ersten Barbaren renne ich nieder, der zweite wird von der Wucht meines Pilums noch zwei Meter weit getragen, ehe er tot zu Boden stürzt.
    Ich greife nach dem Gladius, die Klinge blitzt in der untergehenden Sonne auf. Zwei Streiche und ein Stich, und die nächsten beiden Bösewichte sinken zu Boden. Ich stürme auf den Häuptling zu. 'Stirb, du elender Mistkerl!' schreie ich, voll Verlangen verfolgen die Frauen des Dorfes jede Bewegung meines gestählten Körpers. Mit professionellem Blick schätze ich die Situation ein. Der Anführer ist stark, bewegt sich jedoch zu langsam. Eine Finte. Zwei schnelle Schritte, noch ein angetäuschter Hieb. Er ist viel zu langsam. Ich steche zu, das Schwert bohrt sich tief in den Körper des Barbaren. Ich, Latinus, der Held der Stunde. Gefürchtet von den Feinden, geliebt von den Frauen. Der Häuptling sinkt zu Boden, ich ziehe gekonnt das Schwert aus dem Leichnam und halte die Klinge hoch, in die letzten schwachen Sonnenstrahlen. 'Keine Angst, Mädels!' sage ich noch. An der Klinge, an meinen Händen, klebt Blut. Oh nein. Mein Arm beginnt zu zittern, der Magen fühlt sich an als würde er sich nach außen kehren. Dann falle ich in schwarze Leere.


    *seufz* "Ich weiß nicht so recht, Severus. Ich habe dir doch gesagt dass ich kein Blut sehen kann!"


    Ich schämte mich ein bisschen dafür.

    Meine Augen wurden immer größer. "Nach einer halben Stunde??" Wahrlich, er war im Besitz Der Einen Wahrheit.


    "Du hast es gut, du bist Soldat. Frauen bewundern euch, doch mich findet keine interessant."


    Missmutig trank ich einen Schluck Wein.

    Mein neuer Freund war ein Aufriss-Hero! Sein Ansehen bei mir stieg immer mehr. Bestimmt würde er mich die hohe Kunst des Frauen Rumkriegens lehren, wenn ich ihn darum bat.


    "Initiative? Dominantes Verhalten? Wie meinst du das?"


    Ich schenkte seinen Becher nach und blickte ihn erwartungsvoll an.

    Ich trank den nächsten Becher Wein in einem Zug aus. Es tat gut zu reden.


    "Ich bin nach Spanien gekommen, um ein neues Leben anzufangen. Die Leute hier sind offener, vielleicht spricht mich auch mal eine Frau an."

    "Ach, solche Spiele. Nein, die sind nichts für mich. Immer wenn ich Blut sehe wird es plötzlich ganz schwarz um mich, und wenn ich dann wieder aufwache bin ich um meinen Geldbeutel ärmer." Ich schüttelte den Kopf.


    "Man hat mich aus Italien vertrieben. Meine Angebetete hat mich verstoßen, ich habe die Wahl in Ostia verloren... keiner mag mich.
    Ich habe schon versucht, aufs offene Meer hinauszuschwimmen und einfach zu ertrinken."
    Ich merkte, wie froh ich war einen Freund gefunden zu haben mit dem man reden konnte. "Doch selbst dazu war ich zu feige."

    "Au ja, die Frauen..." Mein verträumter Blick schwebte in die Ferne.


    Jentia...
    Ich war in süße Dunkelheit gefallen, und als ich erwachte war sie weg gewesen.
    Ich lag in der Gosse vor der Regia des Legatus Augusti.
    Sie hatte mich verstoßen.
    Jentia...


    Die jähe Erkenntnis, dass der Becher leer war, riss mich aus meinen Gedanken.
    Wo war ich? Ahja, ich hatte alles stehen und liegen gelassen und war aufgebrochen, mein Glück in der Ferne zu suchen.


    "Spiele? Welche Spiele?"

    Ich ließ mir die Enttäuschung nicht anmerken. Kein Spanier? Andererseits unterstrich dies nur die Richtigkeit der Milieu-Theorie - das Umfeld, das sonnige, von schönen Frauen durchsetzte Spanien, formt den unsympathischten Menschen zum freundlichen Sunnyboy.


    "Ich bin Sextus Licinius Latinus, und ich komme aus Ostia."


    Mit großen Augen blickte ich meinen neuen Freund an.



    Sim-Off:

    Sorry für die Anachronismen. Konnte nicht widerstehen ;)

    Die Lebensfreude und Gastfreundschaft der Spanier war auch sehr beeindruckend. Kaum hatte ich mich hingesetzt, wurde ich auch schon freundlich von einem Soldaten angesprochen.


    "Sei gegrüßt, Spanier," erwiderte ich mindestens genauso freundlich, und grub auch sonst meine guten Manieren aus. "Setz dich doch her und trink mit mir einen Becher guten Wein!"

    Nach einer langen, zu langen Überfahrt war ich endlich in Tarraco angekommen. Mit weit aufgerissenen Augen und Mund, torkelte ich, benommen von all den bezaubernden... Eindrücken, durch die Straßen und Gassen. Spaniens Frauenwelt nahm mir den Atem.


    Meine müden Füße trugen mich schnurstracks in die erstbeste Taverne, um die anderen örtlichen Vorzüge - den Wein nämlich - kennenzulernen.

    Die wunderbare Frau kam auf mich zu, sah mich mit ihren wunderbaren Augen an, und mit wunderbarer Stimme sprach sie zu mir. Ich fühlte mich wie auf rosarote Watte gebettet, und hatte Mühe das Bewusstsein zu behalten. Der Legatus Augusti pro Praetore schien mit all seinder Güte doch Wichtigeres zu tun zu haben, als sich mit den Sorgen eines unbedeutenden ehemaligen Stadt-Magistraten zu kümmern. Wie sollte man ihm das verübeln? Noch dazu wenn eine so liebreizende junge Dame die schlechte Nachricht überbrachte.


    "Wenn Ihr mir mit Eurer Gesellschaft die Wartezeit versüßt, oh edle Dame, werde ich hier warten. Und wenn eine Woche vergehen muss, ehe mich der Legat erhört - mit Euch warte ich gerne!" sprach ich, und setzte noch etwas leiser hinzu: "Wir können auch gerne irgendwo anders warten."


    Dann setzte ich meinen allerliebsten Hundeaugenblick auf und ich sie in freudiger Erwartung an. Die rosarote Watte wurde immer dichter.