Beiträge von Sextus Valerius Latinus

    Ich mußte kurz auflachen. Deckte sich doch die von der schönen Unbekannten vorgetragene Vermutung mit meinem ersten Eindruck von unserem Duumvir, aber ich hatte nicht vorschnell über ihn urteilen wollen.


    "Um ehrlich zu sein, edle Schöne, auch in diesem Falle ist es wohl wie bei einem jeden Gerücht: Es ist etwas Wahres dran. Doch kenne ich Vibullius noch nicht lange genug, um mir ein endgültiges Urteil über ihn zu erlauben. Keine zwei Wochen bist du in Ostia? Genauso ist es bei mir. Außer unserem Duumvinr und meinem Vermieter bist du die erste Bürgerin der Stadt, mit welcher ich ein längeres Gespräch führe. Darf ich deinen Namen erfahren?"

    "Ja, ich traf ihn in seinem Amtszimmer, als ich mich um die Stelle als Magistrat bewarb. Er war zunächst etwas abweisend, wurde dann aber schnell freundlicher." antwortete ich auf die Frage der schönen Unbekannten.


    "Zum Ende unseres Gesprächs lud er mich zum Empfang der Tempestas, das Schiff des Kommandeurs der Classis Germania, ein. Die Tempestas ist gerade in den Hafen eingelaufen und beim Verlassen unseres Schiffes, mit welcher wir der Tempestas entgegenfuhren, erblickte ich dich."


    Ihre Bemerkung hatte mich allerdings stutzig gemacht. "Was hörtest du über unseren Duumvir? Es ist immer von Vorteil etwas über seinen Vorgesetzten und dessen Eigenheiten zu wissen. Du wohnst sicher schon länger in Ostia ?"

    "Ja, du hast recht." antwortete ich sehr nachdenklich. "Manche Träume schicken uns die Götter. Diesen Träumen sollte man Beachtung schenken. Die Kunst ist es nur, die bedeutungsvollen Träume von den anderen zu unterscheiden."


    "Jedoch ist es in diesem Falle einfach. Dieser Traum kann nur von den Göttern kommen. Denn wie könnte ich sonst von dir träumen, ohne dich zuvor gesehen zu haben?"" fuhr ich nach einer kurzen Pause fort und grinste sie dabei an. "Der Traum war angenehm, nur viel zu kurz. Und wie immer ist die Wirklichkeit viel schöner..."

    Nachdem dem Verlassen unserer Triereme hatte ich mich eigentlich der Schiffsführung auf der Tempestas anschließen wollen. Bereits auf dem Weg dorthin ließ ich meine Augen über die auf dem Kai befindlichen Menschen schweifen. Es herrschte ein reges, geschäftiges Treiben.


    Zitat

    Original von Aurelia Deandra
    Heute sollte mein Hengst aus dem fernen Ägypten hier in Ostia eintreffen. Viel zu zeitig zog es mich zum Hafen. Cadior, mein Sklave, begleitete mich.
    Voller Ungeduld und Vorfreude blickte ich auf das Meer. Einige Schiffe lagen bereits im Hafenbecken, andere kreuzten noch im flacheren Küstengewässer. Ich stellte mich an den Kai und vergas die Welt um mich herum.


    Als ich plötzlich die wunderschöne Frau aus meinem Traum im Vorzimmer des Duumvir sah, kniff ich mir unwillkürlich mit meiner Hand in die Wange. Nur um ganz sicher zu gehen, das ich nicht schon wieder träumte. Ich schloß kurz die Augen, als ich sie wieder öffnete, war sie immer noch da. Sie schaute etwas verträumten Blickes auf das Meer hinaus. Ich vermutete, das sie auf die Ankunft eines Schiffes wartete und dies schon seit geraumer Zeit. Der grimmig blickende Sklave aus meinem Traum stand in ihrer Nähe.


    Kurzentschlossen schlenderte ich auf sie zu. Als sie mein Näherkommen bemerkte, schaute sie mich an. Ich glaubte den Anflug eines Lächelns in ihrem Gesicht zu entdecken.


    "Verzeiht, edle Schöne, meine Aufdringlichkeit. Mein Name ist Sextus Licinius Latinus, Bürger von Ostia und demnächst wohl Magistrat der Stadt. Ich sah dich und mußte dich ansprechen."


    Sie war in Wirklichkeit noch schöner aus, als sie mir im Traum erschienen war und ihre Augen waren zum darin Verlieren da.


    Ich riß mich zusammen und fuhr fort. "Denn wisse, was mir widerfahren ist. Vor kurzem träumte ich von dir, kein Zweifel, jedoch habe ich dich nie zuvor gesehen. Denn deinen Anblick, den hätte ich nie vergessen." sagte ich und lächelte sie an.


    Kaum hatte ich ausgesprochen, hätte ich mir auf die Zunge beißen können. Meine Worte mußten sich für sie wie die plumpeste Anmache der Welt anhören. Dabei war es nur die Wahrheit...

    Zitat

    Original von Marcus Octavius Nauticus
    Aber ich lade alle Interessierten ein, mich in Germanien zu besuchen und eine kleine Fahrt auf dem Oceanus Germanicus mitzumachen."[/I]


    "Ich wäre gespannt auf eine solche Fahrt auf dem Oceanus Germanicus. Vielleicht ergibt es sich ja einmal. Bereits das heutige Ereignis war eine interessante Erfahrung." sagte ich zu Nauticus.

    Zitat

    Original von Lucius Tiberius Vibullius
    1 Übernachtung und ein Gelage auf meine Rechnung in Ostia! Die Hermes wird schneller sein! Was meinst du Latinius?


    "Latinus, bitte. Auch wenn du es nicht gern hörst, Vibullius, ich befürchte das unsere Hermes die Tempestas in einem Rennen nicht besiegen kann. Gern würde ich mich aber irren."

    Mit meiner Vermutung, das das unbekannte Schiff die Tempestas sei, hatte ich rechtbehalten.


    Als sich der Kapitän an Bord unserer Trireme geschwungen hatte begrüßte auch ich ihn. "Salve, Nauarchus. Laß mich als Bürger der Stadt Ostia meine Freude über deinen Besuch in unserer Stadt ausdrücken."

    Wir hatten erwartet das die Tempestas sich entlang der Küste dem Hafen von Ostia nähern würde. Stattdessen sah ich plötzlich ein Schiff, welches sich uns vom offenen Meer her näherte. Ich hatte inzwischen einiges über Nauticus, den Kapitän der Tempestas, gehörte und war mir daher sicher, das es sich bei dem näherkommenden Schiff um die Tempestas handeln mußte.


    Ich rüttelte den neben mir an der Reling stehenden Vibullius an der Schulter, zeigte auf das offene Meer und rief laut: "Schiff in Sicht."


    Zu Vibullius sagte ich etwas leiser. "Das ist sicher die Tempestas."

    Nach meinem Umzug von Rom nach Ostia hatte ich mir als erstes eine Wohnung in meiner neuen Heimatstadt gemietet, um nicht in einer schäbigen Herberge hausen zu müssen. Die Wohnung war sauber und bereits möbliert, so das ich nicht noch lange wegen einer neuen Wohnungseinrichtung herumrennen mußte.


    Mit dem Vermieter hatte ich lange gefeilscht und am Ende einen erträglichen Mietpreis erzielt. Gerade als wir den Mietvertrag unterzeichnet hatten, betrat die junge und vor allem schöne Tochter meines Vermieters das Zimmer, um ihren Vater etwas zu fragen. Sie schenkte mir ein liebreizendes Lächeln. Ich lächelte zurück und der Blick unserer Augen verweilte für einen Moment ineinander.


    Meine neue Wohnung gefiel mir immer besser, stellte ich fest.

    Wie ich in Erfahrung bringen konnte, war die Ankunft der Tempestas für den frühen Morgen vorgesehen. Daher stand ich früh auf und begab mich eilends zum Hafen von Ostia. Unterwegs nahm ich an einer Garküche ein paar Happen zu mir, hoffte aber auf ein reichhaltigeres Mahl bei dem von Vibullius erwähnten Empfang.

    "So sehe ich erwartungsvoll deiner Entscheidung entgegen, Duumvir. Deinen Brief jedoch laß nicht in die Casa Licinia nach Rom überbringen, sondern in meine neue Wohnung hier in Ostia." sagte ich, notierte ihm meine Adresse und verabschiedete mich dann.


    "Danke für die Einladung zum Empfang der Tempestas. Dieses Ereignis werde ich mir gewiß nicht entgehen lassen." antwortete ich dann noch auf die Bemerkung von Vibullius an der Tür, bevor ich sein Arbeitszimmer verließ.

    "Ja, hier geht es ganz schön drunter und drüber." antworte ich, mit dem leichten Anflug eines Grinsens auf meinem Gesicht..


    "Sage ich dir doch, das du jemanden zur Unterstützung brauchst. Nämlich mich. Da du ja zunächst mit der strategischen Planung der weiteren Entwicklung unserer Stadt beschäftigt bist, könnte ich mich als Magistratus den Alltagsgeschäften widmen. Die Besucher vorab nach ihren Anliegen fragen, bevor sie zu dir reinschneien, Briefe beantworten und die Errichtung der von dir veranlaßten Bauten überwachen. Dein bisheriger Magistratus hat ja wohl noch nie einen Handschlag gerührt, so das es dir nicht schwerfallen dürfte, ihn zu entlassen."

    Festen Blickes schaute ich meinem Gegenüber in die Augen.


    "Mein Name ist Sextus Licinius Latinus. Und der deine? Ein Namenschild an deinem Officium habe ich leider nicht endecken können.


    Als Magistratus habe ich mich beworben, um meine bereits geschilderten Erfahrungen in der Verwaltungsarbeit zum Nutzen Ostias, meines neuen Wohnortes, einzubringen. Ich denke, das du Unterstützung beim Aufbau unserer Stadt ganz gut gebrauchen kannst."

    "Nun, zunächst habe ich gewartet dann du."


    Sim-Off:

    Wenn ich nicht on bin, kann ich auch nicht antworten.


    "Ich bin ein Plebeier, sehr wohl, und ich bin stolz darauf. Doch sage mir den Sinn deiner Frage. Mir ist nicht bekannt, das ich für das Amt des Magistratus Ritter sein müßte. Bevor ich nach Ostia gekommen bin, habe ich in anderen Provinzen des Reiches bereits erfolgreich in der Verwaltung gearbeitet. Sollte in Ostia kein Bedarf an fähigen Männern bestehen, nun dann schaue ich mich gern woanders um."