Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    "Ich richte mich preislich vollkommen nach der vorgeschlagenen Preisempfehlung, die innerhalb des Imperiums üblich ist. Weder verkaufe ich meine Pferde billiger, denn sie sind ihren Preis wert noch gebe ich sie teurer ab, denn das wiederum halte ich für unehrenhaft. 300 Sesterzen kostet ein Pferd, gleich welchen Geschlechts, gleich welcher Fellfarbe.


    Würde der Hengst demnach noch einige Tage hier bleiben oder ist der betreffende Reiter bereits zugegen?"


    Ich suchte mit Blicken die Umgebung ab.

    "Es freut mich, wenn er euch gefällt. Er ist auch ein besonders stattlicher Vertreter seiner Rasse. Habt ihr euch bereits überlegt, wie ihr ihn transportieren wollt?"


    Ich tätschelte derweil den starken Hals des Hengstes.

    Oje, hoffentlich hatte das jetzt niemand gesehen. Man kam schnell ins Gerede, manche Leute besaßen viel Phantasie und es war eine Schande, sich mit einem Sklaven einzulassen. Etwas geniert blickte ich dann auch Assindius an.


    „Äh, ja. Ähem, es geht.“


    Verlegen strich ich mir die Tunika glatt, räusperte mich kurz und ach, dann ging es auch schon wieder.


    „Also gut, hier muss eine Putzkolonne rein und ein Kammerjäger. Ich werde das veranlassen. Sieh du noch einmal nach, ob hier fließend Wasser läuft und ob das wenigstens unbedenklich ist. Anschließend werden wir erst einmal gehen.“

    „Schön, dass du akzeptierst! Da habe ich doch glatt Erbarmen.“


    Schnell flüsterte ich Maxentius noch etwas ins Ohr, bevor er wieder wehrhaft vor mir stand:
    „Du verstehst doch, dass ich diese Situation auskosten musste. Als Kind hatte ich nie so eine Gelegenheit. Alles vergeben?“


    Ich hielt Maxentius meine Hand hin und gab Assindus gleichzeitig zu verstehen, nun meinen Bruder wieder loszulassen. Mutter sah ich inzwischen bereits auf die Eingangstür zugehen.


    Vorsichtig linste ich auf den Kampfplatz und richtig - da lag kein Toter. Erleichtert atmete ich auf und setzte mich wieder aufrecht hin.


    "Wären an diesen Kämpfen Tiere beteiligt, würde ich gehen."


    Erschrocken hielt ich inne. Da ich nicht einmal von diesem Gladiatorenkampf gewusst hatte ... Wer konnte ahnen, was da noch kam? 8o


    "Oder kommen gar noch Tierkämpfe?" Meine Stimme war dünn wie lange nicht mehr.

    'Wie unfair', dachte ich. Andererseits war er auch clever. Ach, ich mochte ihn sehr gern und da ich ein weiches Herz besaß, ließ ich mich eben erweichen.


    "Machen wir es doch so: Ich habe einen Wunsch bei dir frei, den ich bei Gelegenheit einlöse und du versprichst mir heute, ihn in jedem Fall zu erfüllen."


    Ich konnte lieb schauen. Selten konnte mir jemand etwas abschlagen und so lächelte ich auch gerade jetzt wieder auf meine besondere Art.

    Vollkommen erschöpft stieg ich vom Stuhl und ließ mich nieder. Was für ein Arbeitsstart! War das ein schlechtes Ohmen? Mir standen die Haare zu Berge und eine leichte Gänsehaut überzog meinen Körper. Wie widerlich das doch alles hier war.


    Mit einem Seufzer stand ich auf und ging auf meinen Sklaven zu, um wenigstens ihn auf Unbedenklichkeit zu kontrollieren.
    Ein spitzer Schrei entfuhr mir, als ich auf einer Glibbermasse ausrutschte. Halt suchend ruderte ich mit den Armen.


    „Bei den Göttern! Was war das?“, fragte ich entsetzt, als ich das Gleichgewicht wiedererlangte. Neugierig sah ich mich um.

    „Danke, Assindius! Du bist wie immer ein Retter in der Not.“ Und es war ein Notfall, ich musste mich für die Veralberung rächen.


    Natürlich kannte ich die effektivsten Stellen für diese Art schwesterlicher Zuwendung. Schließlich lagen Jahre an Erfahrung hinter mir. Mit großer Freude genoss ich die aussichtslose Lage meines Bruders. Es kam ja nicht alle Tage vor, dass er mir derart ausgeliefert war. Ich musste herzhaft lachen. Vom Durchkitzeln erhitzt, färbten sich meine Wangen und immer wieder musste ich freche Haarsträhnchen aus dem Gesicht pusten.


    Meine Augen blitzten vor Vergnügen, als ich endlich innehielt. Ich war etwas außer Atem.


    „Nicht loslassen, Assindius. Ich gehe jetzt in die Verhandlung.“


    Damit blickte ich wieder Maxentius an. „Was bietest du, damit ich dich aus den Armen meines starken Sklaven entlasse?“ ;)

    Um unserem Vater die Daumen zu drücken, waren auch Deandra und Maxentius zum Wettkampfplatz gekommen. Ich liebte solche Wettkämpfe nicht besonders und mir war klar, ich würde aufgeregter sein als unser Vater. Schon jetzt waren meine Hände vor Aufregung ganz kalt und ich fing an, leicht zu zittern.


    Der erste Kampf jedoch ergötzte mich. Mehrmals atmete ich tief durch und spendete dem Sieger einen besonders jubelnden Applaus, denn der Verlierer war ein mir höchst Unsympathischer. :D Interessiert schaute ich mich um und versuchte zu erkunden, wer nun das nächste Paar war.

    Nach kurzem Verweilen ließ ich mich anschließend sehr zufrieden und glücklich von meinem Bruder aus dem Lararium führen. Ich hielt seine Hand und dachte an die Zeit der Kindheit zurück. Zum Leidwesen unserer Mutter war ich nie das typische Mädchen gewesen. Zwar sah ich mädchenhaft aus und war zugleich grazil gebaut, aber in mir drin schlummerte ein ziemlich unbändiges Wesen. Zu gern hatte ich mit meinen Brüdern gespielt und stand ihnen nie nach, wenn es darum ging, Blödsinn zu verzapfen. Natürlich brauchte ich oft ihren Schutz, war ja klar. Ich besaß ja nur eine halbe Portion an Kraft. Mal musste ich aus einem Loch gezogen, dann wieder von einem hohen Baum geholt werden. Das Raufklettern war ja nie das Problem. Nur eben das Runter … Die älteren Brüder wollten mich nicht immer dabei haben. Das wusste ich heute noch ganz genau. Maxentius hingegen hatte sich immer für mich eingesetzt. Auch das hatte ich mir gemerkt.
    Ich schaute Maxentius an.


    „So sind wir auch früher schon manches Mal gegangen.“


    Der Tag verging wie im Flug und nach einer vorerst letzten Nacht in Mantua, brachen wir am nächsten Morgen auf.

    "Der Schimmelhengst trägt den Namen Maysoon. Er stammt aus Ägypten. Daher sein Name. Der Schecke ist selbstgezogen und noch sehr jung. Keine drei Jahre ist er alt und wir rufen ihn 'Puer' - Knabe. Er hat noch keinen eingetragenen Namen."


    Ich gab dem Stallbuschen die Anweisung, einen Braunen zu holen, denn außer Füchsen und Braunen fiel mir bei dem Wunsch, ein rotes Pferd betrachten zu wollen, nichts ein.

    Ich schlüpfte in die Holzsandalen, denn der Fußboden war hier richtig heiß. Vorbei an den Glasfenstern suchte ich mir ebenfalls eine Wanne, in die ich nun genussvoll stieg. Auf meinen Wink hin nahmen Sklavinnen tonige Erden und irgendeine Mischprodukt aus
    Fett und Pflanzenasche und seiften mich ein. ‚Ach, ist das schön, sich so verwöhnen zu lassen!’


    „Hier halte ich es eine Weile aus.“ :)

    Tja, aber die Herrin hatte alles mit angesehen. Angefangen vom Anfassen der Spinnweben mit bloßen Händen 8o, bis zum 'Aufräumen' derselben in irgendeine Ecke. ;) Und was entdeckte ich dort noch? 8o8o Zwei Spinnenkadaver!! Riesengroße!


    "Iiiih! Räum die bitte weg!!! Mit weg meine ich weg. Ganz weg und danach desinfiziere bitte deine Hände!" :D


    Weil ich nicht sicher sein konnte, dass aus dem Spinnenhaufen eventuell noch mehr Getier hervorkroch, stieg ich auf einen Stuhl. Sicher ist sicher.

    „Verlegt???“ Erbost, aber mehr gespielt als ernst, stemmte ich die Arme in die Hüften. „Wie kann man einen Schlüssel unter einer Tunika 'verlegen’? Gib ihn mir!“


    Ich hopste hoch und versuchte die Hand von meinem Bruder zu erreichen. Schließlich bemerkte ich meinen Lieblingssklaven.


    „Ah, Assindius, du kommst wie gerufen. Halte ihn, den Bösewicht. Ich möchte ihn durchkitzeln.“

    Unruhig sah ich meinen Bruder an.


    „Kommen wir jetzt etwa nicht dort rein? Ich mein’, du hast den Schlüssel bereits gehabt und nun verloren? Vielleicht liegt er drin und du hast die Tür ins Schloss gezogen.“


    Mit aufgerissenen Augen mahlte ich mir eine Übernachtung in einer weiteren billigen Absteige aus. Aber ich wäre nicht Deandra, wenn ich nicht schnellstens eine Lösung parat hätte.


    „Komm, lass uns einsteigen. So wie früher. Ich bin leicht, du hebst mich hoch und ich krabbele dann durch eines der Fenster. Schau, dort oben ist eines nicht geschlossen.“


    Nervös wies ich mehrfach mit der Hand auf eine nicht allzu große, aber für mich völlig ausreichende Einstiegsmöglichkeit. Aufgeregt zupfte ich Maxentius an seiner Tunika und versuchte, ihn zur Hauswand zu ziehen.

    "Ich hoffe das sehr und wäre schon recht enttäuscht, wenn dem nicht so ist. Mein Vater startet übrigens auch bei diesen Wettkämpfen und ich wollte gern als Besucher dort hin. Hoffentlich kann ich es mir einrichten.


    Also, dann hoffe ich einmal, wir sehen uns noch."


    Ich grüßte lächelnd und begab mich zu unserer Villa zurück.

    Die Räucherkohle glühte bereits als ich die Opferschale auf den Altar stellte. Ich legte wie so oft Wachskugeln des Olibanum und getrockneten Wacholder, Myrrhe und Salbei hinein. Schon bald erfüllte ein angenehmer Duft den Raum und Rauch stieg auf.


    Während der Duft nach gewisser Zeit schwächer wurde und die getrockneten Pflanzenteile zusammenschrumpften, gedachte ich unserer Hausgötter. Ich erhoffte mir Kraft von ihnen für all unsere Vorhaben, doch nicht nur für mich allein, sondern für meine gesamte Familie.


    Nach dem Versiegen des Rauches lächelte ich meinen Bruder an.


    „Ich habe seit jenem Vorfall im Frühjahr keinen Tag mehr ausgelassen und an unsere Hausgötter gedacht. Sicher war es auch eine Strafe für mich, dass der Bruch durch unsere Gens ging, denn ich hatte die Manen und Laren lange vernachlässigt. Nun geht es aufwärts in der Familie und das zeigt mir, dass mein Bemühen der letzten Monate nicht vergeblich war.“