Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    Oh, oh! Was war ich doch empfänglich für ein paar Nettigkeiten von einem Mann, dem es oft mit Leichtigkeit gelang, mich in akute Stresszustände zu versetzen. ;) Jetzt ging es nicht mehr ohne Lächeln und ich war etwas aus dem Konzept.


    Ich räusperte mich kaum hörbar und griff ablenkend zu meinem Saftbecher. Viele winzige Schlucke verschafften mir die Zeit, die ich nun für mich brauchte. Nicht, um die Inhalte in meinem Kopf zu ordnen, sondern um das Hirn überhaupt einsatzbereit zu machen. Mit einem deutlichen Atemzug setzte ich den Becher wieder ab und wirkte hoffentlich gefasst.


    „Nun, wie sich dein Wohlwollen äußert, weißt nur du allein. ;) Wie es sich aber, wenn es nach meinen Wünschen ginge, äußern könnte, das kann ich gerne erläutern.“


    Noch ein verlegenes Räuspern, dann hatte ich die Situation wieder im Griff.


    „Aus welchen Reihen der Duumvir letztlich stammt, wäre für mich zweitrangig. Wichtig wäre mir, dass er wie ich und wie meine Freunde aus der Albata die Traditionen schätzt, die alten Werte pflegt, die Götter ehrt und die alten Strukturen, ja vor allem auch die, konsequent umsetzt. Sicher ist ein Vertreter der Albata da ein Garant für die Umsetzung dieser Vorstellung. Es gäbe übrigens auch einen sehr zuverlässigen und fähigen Mann. Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht etwas Konkretes disbezüglich mitgebracht hätte. ;) Und ja, ich wünschte auch in Misenum würde eine Verwaltung die Geschicke der Stadt führen, die das alte Rollenbild - das unserer Vorfahren - berücksichtigt.


    Deine zweite Frage jedoch … Ist die wirklich ernst gemeint?“


    Zweifelnd und zugegeben auch unschlüssig sah ich Flavius Felix an. Keine Menschenseele war je aus Mantua wegen der altrömischen Traditionen ausgereist. Im Gegenteil, die Stadt verzeichnete eine gute Zuwachsrate und nie hat es auch nur irgendjemand von uns Traditionalisten interessiert, ob diese Menschen im Privaten der Religion in gleichem Maße zugetan waren wie wir.


    „Hm, wenn du sämtliche nicht den römischen Traditionen entsprechende Bürger von der Stadtverwaltung fernhalten könntest, wäre das eine großartige Unterstützung. Leben kann in Mantua wie Misenum jeder, dem es beliebt.“


    edit: "Wobei, das ist Quatsch", korrigierte ich mich selbst. "So lange der Duumvir diese Linie fährt, kann jeder X-beliebige Bürger Magistratus oder Scriba sein, mit Ausnahme natürlich eines Christen und einer Frau."

    "Richtig, der Brand. Ich hatte bereits auf meiner Reise nach Mantua erste verkohlte Landstriche entdeckt. Wie gut, dass kein Schaden innerhalb der Stadt entstanden ist.


    Und richtig, der Tempel. Schon vor Monaten war er im Gespräch. Nun geht es also los. Es braucht eben alles seine Zeit."


    Wir standen inzwischen am Koppelzaun und einige neugierige Tiere kamen in der Hoffnung auf Leckereien heran. Liebevoll streichelte ich eine Stute am Kopf.


    "Hast du einen Wunsch, was das Geschlecht betrifft? Hengst oder Stute?"

    „An Blumen schnüffeln?“ :D Assindius, dieser groß gewachsene Kerl, soll seine Nase senken und an zarten Blümchen schnüffeln? Eine komische Vorstellung. Vielleicht sah ich aber auch die Dinge immer zu bildhaft.


    „Du machst das schon.“


    Wieder musste ich lachen. Ich zwinkerte meinem Sklaven nochmals zu und folgte eiligst Severina, die einfach weitergegangen war.
    Im Auskleideraum angelangt, entledigte ich mich schnell meiner Sachen, schnappt mir mein Fläschchen mit Öl, schließlich wollte ich noch massiert werden, und den Schaber für die
    Körperreinigung.


    „Nun lauf doch nicht so schnell“, rief ich meiner Mutter hinterher und beeilte mich erneut, sie einzuholen.

    Noch immer schmunzelte ich.


    „Wer hört nicht gern lobende Worte. Danke, sehr nett. Zwar denke ich auch, dass ich in der einen Legislaturperiode einiges für Ostia bewirkt habe, aber mir kamen auch andere Ansichten zu Ohren. Das Witzige ist, dass gerade diese Leute, dann meine Ideen, die sie als unwichtig abtaten, für andere Städte nutzen wollten. Die Menschen sind oft nicht aufrichtig, habe ich festgestellt.“


    Für einen Moment hielt ich inne und versank in Gedanken.


    „Was tut sich derzeit in Ostia?“, fragte ich schließlich, während wir langsam weiterschlenderten. Ich hatte eine Koppel mit bereits eingerittenen Pferden zum Ziel.

    "So, du wolltest mich also kennen lernen. Wir können gern über Ostia und über Pferde sprechen."


    Schmunzelnd führte ich den Gast zu den Koppeln.


    "Hast du denn Pläne, was du mit dem Pferd alles anfangen willst? Suchst du nur ein Reitpferd oder soll es auch Wagenrennen bestreiten oder möchtest du gar züchten?"

    Neugierig sah ich dem Ankömmling entgegen und schmunzelte, als ich den Grund seines Kommens hörte.


    "Oh, ich habe in der Acta davon gelesen. Du musst Octavius Detritus sein. Wir haben ja bereits brieflich Kontakt gehabt und da es dabei um mein Teilgestüt in Ostia ging, wundert es mich jetzt, Magistratus, dass du den weiten Weg nach Mantua machst. Ich habe einen Gestütsleiter in Ostia, der dir hätte ebenso ein Pferd zukommen lassen können."


    Ich lächelte den glückichen Gewinner an.


    "Vermutlich denkst du dir aber, die besten Pferde sind in Mantua untergebracht und damit liegst du nicht ganz falsch. Die wertvollsten Zuchttiere befinden sich tatsächlich hier im Hauptgestüt."

    „Vor der Tür ist gut!“


    Ich lachte mich erst einmal herzlich aus, bevor ich Assindius antworten konnte.


    „Schau doch, Assindius. Das Gymnasium besteht aus vielen Gebäuden. Es beinhaltet nicht nur Badebecken, Ruheräume und eine Sonnenterasse, sondern auch Bibliotheken, Gaststätten und Aufenthaltsräume zum Meditieren, sowie unzählige schattige Plätze, Terrassen mit duftenden Blumenbeeten und gegen jede Witterung geschützte Galerien. Unser Besuch der Badeanstalt wird Stunden dauern.“


    Wieder musste ich lachen, als ich Assindius’ Gesicht sah. Ich wusste ja nicht, warum er so betreten schaute.


    „Ich mache dir einen Vorschlag. Normalerweise benutzen ja Männer und Frauen eine öffentliche Badeanstalt zu getrennten Zeiten. Da aber dies heute noch die Einweihung und daher nur den Aureliern vorbehalten ist, erlaube ich dir, als Sklave der Familie, die Räumlichkeiten ebenfalls zu benutzen. Wir können uns sicher aus dem Weg gehen, um dem Anstand Genüge zu tragen.“


    Ich nickte meinem Sklaven aufmunternd zu und wandte mich dann an Severina, meine Adoptivmutter.


    „Gehen wir also nun in den Auskleideraum und vom Apodyterium ins Frigidarium.“

    Langsam beschlich mich der Gedanke, dass Priesteranwärter offenbar nicht benötigt wurden. Niemand bemühte sich, mir weiterzuhelfen. Keinen interessierte meine Vorsprache. Ich nahm dies als Zeichen der Götter, denn meine Verehrung für sie konnte ich jederzeit auch anderweitig ausdrücken.


    „Hat mich gefreut, mal einen Blick hier hineingeworfen zu haben.“


    Mit diesen Worten drehte ich mich um und verließ Officium und Pantheon. Meine Schritte lenkten mich zur Villa Aurelia. Dort würde ich mich nach einer Opfergabe für unsere Hausgötter auf die Rückfahrt nach Mantua vorbereiten. Rom war einfach nichts für mich. Das stellte ich immer wieder fest.

    Ich hob erstaunt die Augenbrauen. Aventurinus war mir gar nicht derart unschlüssig in Erinnerung geblieben. Wollte er nicht oder konnte er nicht? Man soll ja nie Schlechtes denken, aber es kam mir fast wie eine Taktik vor. Ich bemühte mich, positiv zu denken, nahm einen Schluck des guten Saftes und setzte mich aufrecht hin.
    Nun war ich gespannt, wie wohl der Legat diese verzögerte Meinungsäußerung fand.

    Die Aurelier, eine der reichsten Familien Mantuas, hatten vor Monaten einen noblen Entschluss gefasst. Sie ließen in Mantua eine reich ausgestattete Badeanstalt errichten und wiesen diese als öffentliches Bad aus. Der Lebenswandel der aurelischen Familien war weniger ausschweifend, als man allgemein den Patriziern nachsagte, aber sie legten Wert auf körperliche und geistige Fitness und sie unterstützen "ihre“ Stadt, wo immer sie konnten.
    Heute wurde Mantuas Gymnasium eröffnet und natürlich benutzten es die Aurelier als erste. Er war in ornamentale Bauweise errichtet und bot eine Vielzahl an Dienstleistungen. Abgesehen von den verschieden temperierten Wasserbecken, die der Ruhe oder der Bewegung dienten, konnte man Wechselbäder nehmen, die Gesundheit in trockenem oder nassem Dampf stärken, sich durch kalte Luft abhärten und immer wieder in Räume zurückziehen, die Ruhe und Schlaf ermöglichten.
    An Platz hatten die beiden Sponsoren, die auch die größten Villen im Ort bewohnten, nicht gespart. Großzügig waren die Räumlichkeiten angelegt und auch die Ausstattung ließ keine Wünsche offen. Viele Wände waren mit kostbaren Mosaiken und Fresken versehen, Becken und Fußböden bestanden aus Marmor und besaßen eine Unterbodenheizung.


    Aurelia zwinkerte Aurelia zu, als sie den bis dahin unberührten marmornen Fußboden entjungferten.


    "Womit wollen wir beginnen? Mir wäre alles Recht bis auf die Dachterrasse und das Sonnen. Ich meide die Sonne so gut ich kann. Sie lässt die Haut schneller alt werden, mal abgesehen davon, dass ich nicht mit einem sonnengebräunten Bauernmädchen gleichziehen möchte.“

    „Ich freue mich auch, dich zu sehen! Schön, dass du wieder zurück bist.“ :)


    Nach einer Umarmung und einem dicken Begrüßungskuss, gingen wir zurück ins Atrium.


    „Ach, lass uns doch einen Spaziergang machen. Dann erzähle ich dir alles über Iustus und Antoninus. Es gibt soo viel zu erzählen. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.“


    Während ich mit meiner Mutter die Ländereien der Aurelier durchstreifte, berichtete ich ihr von jedem der Ereignisse, die seit ihrer Abreise vor Jahren aus Rom vorgefallen waren. Es war ein sehr langer Spaziergang …

    "Salve, Aventurinus! Und du bist charmant wie eh und je.“


    Während ich sehr gespannt auf die weiteren Äußerungen wartete, nahm ich einen Schluck des köstlichen Saftes.


    "Hmmm, vortrefflich. Das nenne ich einen guten Tropfen. Deine Quellen sind hervorragend, Legatus! “


    Ich stellte meinen Becher ab und schaute interessiert von einem zum anderen.

    "Oh, jetzt schon?" ;(


    Das war alles andere, aber keine gute Nachricht. Ich hatte mich so auf ein längeres Treffen gefreut. :( Ich seufzte hörbar auf, ändern konnte ich es nicht. Der Nächste in unserer Familie sollte nach meinen Wünchen eine politische Karriere anstreben oder gar Civis sein.


    "Dann bleibt mir ja nur, dir eine gute Fahrt zu wünschen."


    Ich konnte sehr traurig aussehen, wenn ich das wollte. :(

    Ein Sklave wies mir den Weg ins Atrium und dort fand ich auch sogleich meinen Vater.


    "Gut geschlafen, Paps? Du siehst so entspannt aus.“ ;)


    Ich gab meinem Vater einen flüchtigen Kuss auf die Wange und lugte gleichzeitig in alle mögliche Ecken, weil ich meine Mutter suchte.

    Es hatte sich bereits herumgesprochen, dass die Nachbarvilla bewohnt sei, aber ich wollte am gestrigen Tage nicht stören. Leone begleitete mich, doch ich nahm ihn kaum wahr. Ich würde nach langer Zeit meine Mutter wiedersehen. Das war ein merkwürdiges Gefühl. Zwar war sie nur meine Adoptivmutter, doch ich wuchs bei ihr auf. Ich hatte nur diese Mutter und ich liebte sie, als wäre es meine leibliche.

    Bei diesem Angebot war der Schreck von vorhin schnell vergessen. Ich konnte nicht anders, aus dem zaghaften wurde ein großes Lächeln.


    "Ich finde es erstaunlich, dass du dir über ein halbes Jahr hinweg meine Trinkgewohnheiten gemerkt hast. :) Sehr gerne würde ich einen frisch gepressten Saft nehmen. Danke!"


    Während wir auf Aventurinus warteten, fragte ich mich, ob er im Grunde doch netter war, als es auf mich oberflächlich immer den Eindruck machte. Naja, ich seufzte kurz. Das würde wohl kaum herauszufinden sein. Hauptsache ich würde zukünftige Treffen halbwegs unbeschadet überstehen.


    Jetzt freute ich mich erst einmal darauf, Aventurinus wiederzusehen. Ich hatte ihn in guter Erinnerung behalten.

    "Gut, gut. Du machst das schon. Ich hätte gern am Abend eine Berichterstattung über die Fortschritte beim Koppelbau und falls du mit irgendetwas nicht zurecht kommen solltest - melde dich einfach."


    Ich fand, mein Sklave hatte sich relativ schnell abgeregt und seine neue Bartlänge wohl inzwischen akzeptiert. Den Eindruck hatte ich zumindest.

    „Das ist gut. Ich bin der Natur sehr eng verbunden, ganz gleich ob Pflanze oder Tier. Ich schätze daher deine Einstellung.
    Was das Gespann betrifft, ich würde empfehlen, dieses am Langzügel vom Boden aus zu lenken. So muss es nicht noch das Gewicht des Kutschers mitziehen. Wist du das schaffen?“