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"Neiiin!"
Das blanke Entsetzen stand mir im Gesicht.
"Bei den Göttern! Das ist nicht dein Ernst!" Betroffen sah ich meinen Vater an. "Oder doch?", fragte ich unsicher noch einmal nach. ![]()
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"Neiiin!"
Das blanke Entsetzen stand mir im Gesicht.
"Bei den Göttern! Das ist nicht dein Ernst!" Betroffen sah ich meinen Vater an. "Oder doch?", fragte ich unsicher noch einmal nach. ![]()
Schmunzelnd beobachtete ich meinen Vater, während er es sich bequem machte. Meine Familie machten ganz besondere Männer aus und darauf war ich stolz. Da war nicht nur heiße Luft, da war wirklich was dahinter.
Wie er aber so dalag und mich erwartungsvoll ansah ...
„Ich weiß, was du wissen willst.
Nun ja, du hast mich so erzogen, dass ich Wert auf Noblesse und Intelligenz lege. Dadurch sind meine Ansprüche an einen Mann derart hoch gesteckt, dass nur sehr wenige diesen Standard überhaupt erreichen. Ich lasse mich eben nicht mit jedem ein.“
... und eine freudestrahlende Deandra kam der Aufforderung nach.
„Die Zeit vergeht, Sabellius. Kaum zu glauben, aber seit unserer letzten Begegnung ist über ein Monat vergangen. Mir kommt es vor, als sei es gestern gewesen.
Danke auch der Nachfrage, mir geht es sehr gut. Ich habe eine Menge Täler durchschritten, doch jetzt bin ich wieder die „Alte“, wie man sieht.“
Beschwingt lief ich auf ein besonders schönes Ausstellungsstück zu. Bewundernd glitt mein Blick über das Kunstwerk. Ich war auch schon sehr auf das Ergebnis meines Auftrages gespannt. Lächelnd drehte ich mich zu Sabellius um.
„Und wie geht es dir? Ich habe gehört, du bist befördert worden.“
Nein. So wie du Assindius spielst, bist du ein gigantisch glaubhafter germanischer Sklave! Deine ganze Art - einfach gut. Das Ungehobelte - mal was erfrischend anderes.
Interessiert hörte ich mir an, was Assindius zu sagen hatte. Langsam wurde ich neugierig auf seine Herkunft, sein vorheriges Leben. Ich suchte mir einen geeigneten Platz im Schatten, ließ mir ein Getränk bringen und verschob den geplanten Marktbummel auf später.
„Deine Abstammung interessiert mich, dein bisheriges Leben.“
„Hmmm.“ Was für Umständlichkeiten! Dabei wollte ich nur, dass mein Sklave vernünftig aussieht. In Rom war nichts los, zu der Erkenntnis kam ich gerade.
„Wir warten noch ein paar Tage ab, vielleicht meldet sich dann ja noch jemand. Wenn nicht, dann versuche es eben selbst.“
Leicht verärgert über die Schwierigkeiten bei solch einer Banalität nahm ich die Notizzettel in die Hand.
„Und du kannst also kein Latein lesen?“ Nachdenklich betrachtete ich die Notizen. „Wo hast du denn die Sprache gelernt, dass du mich wenigstens verstehen kannst? Aus was für Verhältnissen kommst du überhaupt?“
Erstaunt betrachtete ich meinen Sklaven. Er dachte weiter als ich und das wollte schon was heißen. Natürlich – Haare wachsen wieder nach. Ich selbst besaß lange Haare, ein Barbier war nicht vonnöten. Die Spitzen schnitt Samira und mehr kam nicht ab.
„Meinst du wirklich, du könntest dir selbst die Haare schneiden und dein Äußeres würde danach akzeptabel aussehen?“
Mensch, Florus!
Das kann ja niemand wieder gut machen.
Du hast bei mir jetzt übrigens einen Wunsch frei.
Luci dann wohl auch. ![]()
Ich bin überglücklich, dass Aurelia und Aurelius in Zukunft ausschließlich ein Nomen gentile bleibt! ![]()
"Ich habe nicht vor, deine Seele zu verändern, denn die gefällt mir so wie sie ist. Würde sie es nicht tun, würde ich mich von dir trennen. Es freut mich, dass du die Notwendigkeit einer äußeren Anpassung einsiehst. Nun bin ich bloß gespannt, ob das Plakat Erfolg bringt. Wenn nicht, müsste ich dich tatsächlich nach Hispania schicken. Ein irrwitziger Gedanke, wie ich meine.“
Ich schüttelte den Kopf. Das konnte eigentlich nicht wahr sein.
"Oder wir schreiben die spanischen Barbiere an und fragen nach einer Außenstelle in Rom nach. Gib mir doch schon mal meine Notizzettel mit den Firmenadressen.“
Ich wies auf den Tisch.
"Welche Adressen stehen dort noch drauf? Kannst du eigentlich Latein?"
Assindius bestätigte meine Ansicht über Germanien.
„Ja, das ist wohl wahr. Das Land ist urtümlich, das Klima hart und die Sitten roh – so sagt man. Wer nicht ebenso wiederstandsfähig ist, wird untergehen.“
Tja, nun ging es um Assindius’ Äußeres. Im Grunde war ich nie der Mensch, der andere verbiegen wollte. Entweder andere passten zu mir, und ich pflegte den Kontakt zu ihnen, oder ich ließ sie links liegen. Assinius weilte nun gezwungenermaßen in meinem Umfeld. Mir gefiel seine Art und seine Denkweise, nicht aber sein Äußeres. Fast bedauerte ich, ihn meinem Willen unterwerfen zu müssen, aber so waren nun mal die Verhältnisse.
Ich schüttelte den Kopf. Man hatte versäumt mich zu lehren, wie man hochnäsig und rücksichtslos mit Sklaven umging. Könnte ich das, hätte ich nun weniger Probleme.
„Assindius, du bist zwar mit Leib und Seele Germane, aber du lebst jetzt in Rom. Du sagst selbst, römische Frauen lachen Männer aus, die nicht in ihr Männerbild passen und genauso ist es. Ich hoffe, du hast ein Einsehen, dass ich auf eine Veränderung in deinem Äußerem bestehen muss. Es ist nicht meine Art, mit Zwang zu agieren. Lieber ist es mir, wenn zwischen Sklaven und Herrschaften ein loyale Verbindung auf der Grundlage von freiwilliger Gefolgschaft der Sklaven herrscht. Eine solche Basis ist verlässlicher und sie zahlt sich für beide Seiten aus. Ich werde nicht darauf bestehen, dass der Bart vollkommen ab muss, aber ich möchte ihn sehr deutlich kürzer sehen.“
Aufmerksam hörte ich mir die Ausführungen von Assindius an. Es war durchaus interessant, etwas über andere Völker und Sitten zu erfahren. Nur eben überzeugt hatte es mich nicht, dass ein Bart wirklich männlich machen sollte.
„Für mich zeigt sich Männlichkeit in der Art des Auftretens eines Mannes, in seiner Denkweise und seinen Handlungen. Das Aussehen macht einen Mann noch lange nicht zu einem solchen. Willenstärke gehört für mich dazu, eine gewisse Härte, das ewige Streben nach Überlegenheit über andere Vertreter seines Geschlechts. Intelligenz macht einen Mann nicht männlich, aber attraktiv. Das gleiche gilt für Erfolg. Zeig mir einen Mann, der all das hat und er wird männlich wirken, selbst dann, wenn er unmännlich ist in seinem Äußerem. Er sticht damit jeden optisch männlich wirkenden Konkurrenten aus.
Und eines steht fest, Assindius: Römische Frauen lieben eher nackte Haut als pelzige Männer. Ist das in Germanien denn wirklich anders?“
Ich konnte mir kaum vorstellen, dass eine Frau auf viele Haare auf Seiten eines Mannes stand. Vielleicht bildeten sich germanische Männer nur ein, durch recht auffällige Haare männlich zu wirken. Vielleicht standen sie nur untereinander in Konkurrenz, wer den längsten Bart hatte, und keiner hatte die Frauen nach ihrer Einschätzung gefragt.
„Das hört sich gut an. Die Stelle hast du dann richtig gewählt.“
Ich betrachtete nachdenklich meinen Sklaven.
„Du streichst dir ständig durch den Bart. Das macht einen nervösen Eindruck auf mich. Ist dem so? Ich wüsste auch gern, was Männer dazu veranlasst, sich solche Haarteile wachsen zu lassen. Es sieht wenig gepflegt aus und behindert doch zudem.“
Es muss einfach behindern – beim Essen, bei der Sicht in vorgebeugtem Zustand ... Auf die Antwort war ich wirklich sehr gespannt. Die Vorstellung, jemals einen Mann mit solchem Wuchs küssen zu müssen, war eine wenig angenehme. Nein, vermutlich würde ich mich nie in einen solchen verlieben.
Dein Avatar, aber für was, habe ich auch nicht ganz verstanden. Kyria, was ist ein Virbilt?
Und was meinst du mit: "Kommt ihr (irgendeiner) gut zurrecht mit den ersten Teil des Kopfen zeichnen?" Ist damit das Zeichnen eines (menschlichen) Kopfes gemeint? Welchen ersten Teil meinst du?
edit: Ach
Virbilt = Vorbild? ![]()
Ich setzte mich auf der Liege zurecht und strahlte meinen Vater an.
"Wundervoll! Ich bin lange nicht mehr herausgekommen und freue mich auf das Essen. Zu deiner Ernennung möchte ich dir auch gratulieren. Ich fand das ging ziemlich schnell."
„Das ist gut. Hoffen wir, dass sich bald jemand meldet. Sonst müsste ich mir etwas anderes einfallen lassen.“
Die Frage war: Was? Ich hatte keine Ahnung, aber kam Zeit, kam meistens auch Rat.
„Wo hast du es überhaupt aufgehängt? Waren bereits viele Menschen auf dem Markt?“
Ich ließ mich willig umarmen. Mehr noch - ich genoss es. Immer noch war es ungewohnt, wieder einen Vater zu haben.
„Du hast gesagt, du kommst nach deiner Grundausbildung, vorher nicht. Ist diese jetzt abgeschlossen? Hast du nun mehr Zeit? Bist du jetzt öfters zu Hause?“
Neugierig und freudestrahlend blickte ich meinen Vater an.
Nachdem ich das Schreiben gefertigt hatte, reichte ich es Assindius.
"Hänge dieses Plakat nahe des Markes auf. Es soll gut sichtbar sein, für jedermann."
Barbier gesucht!
Ich bitte einen ortsansässigen Barbier, sich in der Villa Aurelia zu melden. Eine interessante Aufgabe und ein ordentliches Honorar warten auf denjenigen, der mir erspart, meinen Sklaven wegen eines Haar- und Bartschnittes nach Hispania schicken zu müssen. Auch in Rom muss doch ein solcher Meister seines Faches zu finden sein.
Aurelia Deandra
Bei „Beschneiden“ und „Männlichkeit“ habe ich eine ganz andere Assoziation.
Bitte bedenke bei dem, was du schreibst, dass ich nachmittags auf Arbeit sitze und dort nicht pausenlos grinsen kann. Beim letzten Post musste ich sogar den Raum verlassen, damit ich ungestört lachen kann. ![]()
„Ja, ich wünsche es.“
Noch während ich sprach, suchte ich in entsprechenden Unterlagen. Meinen Kopf hielt ich dabei gesenkt und so bemerkte ich das Entsetzen in den Augen meines Sklaven nicht.
„Das gibt es doch nicht! In Spanien existieren vier Barbiere, die ihre Dienste offerieren, in Germanien zumindest noch einer. In Rom wirbst niemand unter diesem Gewerbe. Puh, was mache ich denn jetzt? Entweder ich schicke dich nach Spanien oder ich muss einen Suchbrief aufsetzen und in Marktnähe anschlagen lassen. Vielleicht lieber Letzteres. Genau – bring mir ein Pergament und die gute Tinte von diesem Kopffüßler.“
Ich hatte die Gegenwart meines Vaters gar nicht bemerkt, als ich aus Mantua eintraf. Selbst während des Gespräches mit Assindius fiel mir seine Anwesenheit in der Villa nicht auf, ein Sklave überbrachte mir die Nachricht. Freudig eilte ich ihm entgegen.
"Vater, das ist eine Überraschung und ein Zufall außerdem." ![]()
Ich setzte eine ernste Miene auf, als Assindius das Atrium betrat. Er sollte nicht merken, dass ich mich im Grunde ständig zusammenreißen musste, weil ich ihn so urkomisch fand. Es hätte seinen Respekt vor mir mindern können und alles - aber das wollte ich nun wirklich nicht.
Ich kann mich nicht erinnern, so oft im IR gelacht zu haben, wie beim Spiel mit dir. Oft brauche ich eine ganze Weile, bis nach dem Ausschütten das normale Denken zum Verfassen von Beiträgen wieder einsetzt. ![]()
„Ich möchte heute ein kurzes Resümee ziehen. Du bist nun schon eine Weile in unserer Familie und – mal abgesehen von ein paar Ausrutschern – bin ich mit dir recht zufrieden. Du bist eifrig, leistest dabei gute Arbeit und du bist aufrichtig. Alles in Allem habe ich keinen Grund zur Klage. Sobald mir etwas nicht passt, werde ich es dich umgehend spüren lassen.“
Wieder musterte ich meinen Sklaven. An sein Äußeres konnte ich mich einfach nicht gewöhnen. Der Gegensatz zwischen römischer Kleidung und germanischem Aussehen war groß und auch wenn ich durchaus eine Schwäche für Exotik hatte, in diesem Fall ging es mir zu weit.
„Dennoch störe ich mich an etwas und zwar an deinem Äußerem. Wo du auch hinkommst, wen ich auch in deiner Begleitung treffe – alle starren dich an. Bart und Haaren müssen gekürzt werden, ich schicke dich zu einem Barbier.“
Nach endlos lang erscheinender Fahrt traf die Reisekutsche endlich in Rom ein und bald hielt sie vor dem Anwesen der Aurelier. Ich setzte meinen Fuß auf die altbekannte Straße und betrachtete die Villa. Immer aufs Neue begeisterte mich der imposante Bau.
Geschmackvoll und edel in seiner Ausführung fiel die Villa weithin auf und – das war noch viel wichtiger – seit jeher bot sie mir ein Heim, in dem ich mich stets wohl fühlte und was viele schöne Erinnerungen barg.
Mit einem Lächeln betrat ich die Villa, legte die Palla ab und schritt Richtung Atrium. Kurz ließ ich den Anblick auf mich wirken, dann drehte ich mich den Sklaven zu.
„Assindius, nachdem das Gepäck aus der Kutsche gebracht und verstaut ist, treffe ich dich hier zu einem längst ausstehenden Gespräch. Samira, du bereitest das Essen vor. Und du, Eirene, besorgst mir etwas zu trinken.“