Nachdem ich Cadior den Brief übergeben und in der Stadtverwaltung von Ostia nach dem Rechten gesehen hatte, begab ich mich zur Villa Pellacia. Mir war völlig unklar, wie ich alles nötige in nunmehr nur noch zweieinhalb Wochen schaffen sollte. Vor lauter Aufgaben und Verpflichtungen kam ich kaum noch zum Nachdenken – weder über Cadiors Unfall noch über Mias Schicksal und nicht einmal über Sophus und das vor allem sollte schon was heißen.
Sicher, ich dachte an ihn, sogar täglich, aber die mir anhängenden Verpflichtungen ließen mir nicht die Zeit, mich wie früher in mein Schwimmbad zurückzuziehen und meinen Gedanken und Wünschen nachzuhängen. Die nächsten Wochen würden vermutlich noch turbulenter werden. Erst in Mantua würde ich zur Ruhe kommen – hoffte ich zumindest.
Auch in Ostia gönnte ich mir nicht die Ruhe für einen ausgiebigen Entspannungstag. Ich scheute die Sklaven durch die Villa und ließ mir meine Sachen für die erneute Umsiedlung von Pferden aus meinem Gestüt zurechtpacken. Die georderten Helfen schickte ich derweil in die Gestütsanlage. Sie sollten die bereits zusammengestellte Herde übernehmen und mir ein Reitpferd mitbringen. Schneller als geplant warteten sie auch bereits vor der Villa.
‚Hoffentlich kommt nicht ausgerechnet jetzt Falco in die Stadtverwaltung, um mich zu sprechen’, dachte ich noch bei mir, als ich vor die Tür trat.
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Ich nahm die Zügel des Rappen und warf sie ihm über den Kopf. Auf ein Kommando hin knickte der Hengst vorn ein, ich raffte meine Tunika und schwang mich auf den Rücken. Nach hinten gebeugt erleichterte ich dem Hengst das Aufstehen. Voller Tatendrang schüttelte der Hengst seinen Kopf als ich ihn noch zurückhielt. Im Gegensatz zu mir war er ausgeruht und wollte davonsprengen.
"Wir nehmen den gleichen Weg, aber Vorsicht, in dieser Herde sind viele Jährlinge und Zweijährige. Wenn eines ausbricht, dann erwarte ich von euch, dass ihr euch absprecht und nicht alle auf einmal hinterher reitet. Die Sicherheit und Ordnung der Herde muss zu jedem Zeitpunkt gewährleistet bleiben, sonst bricht das absolute Chaos aus. Habt ihr das verstanden?"
Ungewohnt streng klangen meine Worte, aber das musste sein. Allzu viel Zutrauen hatte ich nicht zu manchem dieser angeheuerten Helfer.