Ich folgte Marcs Rundgang mit den Augen und merkte dabei recht bald, dass er nicht in der Stimmung war, auf das Spiel einzugehen. Für ihn gab es etwas aus der Welt zu schaffen, er wollte reden. Ich nickte, um meine Zustimmung erkennbar zu machen, denn ich betrachtete es stets als Vorteil, Unstimmigkeiten zu klären und Störendes zu beseitigen, um eine unbelastete Grundlage zu schaffen, sofern sie zeitweise nicht vorhanden war. Mein verwegenes Lächeln war verschwunden, es hatte einem ebenfalls ernsten, aber keineswegs unfreundlichen Gesichtsausdruck Platz gemacht. Die zuvor eingenommene Rückenlage erschien mir ebenso unangebracht. Einem Sklaven gegenüber hätte es gereicht, wenn ich – falls überhaupt nötig – den Kopf gewendet hätte, aber ich hatte Marc vor mir. Also beendete ich den Schwebezustand unter Wasser, drehte mich ihm frontal zu und näherte mich der Beckenseite, an der er Platz genommen hatte. Die Unterarme auf den Marmor gestützt, der erheblich warm durch die Fußbodenheizung war, verharrte ich für Momente, indem ich seine Worte nachklingen ließ.
„Ich wusste nicht, dass dich die Vorkommnisse noch immer belasten“, erwiderte ich schließlich leise. „Ich hatte angenommen, wir konnten vor Ort alles klären, aber offensichtlich habe nur ich den erlebten Schreck bereits verarbeitet. Du hingegen warst über meine Reaktion entsetzt und ich verstehe das, aber ich wusste bisher nicht, wiesehr es dich getroffen hat.“
Ich legte mein Kinn auf einen der Handrücken und dachte an die Reise zurück. Eigentlich war ich diejenige, die geschockt wurde, aber bei all dem Schreck hatte ich einen Fehler gemacht. Das war mir inzwischen klar. Und doch empfand ich bei all dem ausgestandenen Stress sogar im Nachhinein Dankbarkeit, weil ich wichtige Erkenntnisse aus seinem Verhalten gezogen hatte, weil ich selbst dazugelernt hatte und die erfolgte Klärung der Verhältnisse mir – selbst unter diesen schmerzhaften Umständen – wichtiger als der Erhalt der aufgebauten Scheinrealität war. Ich hob den Kopf und schaute ihn an, denn er wartete ja noch immer auf eine Antwort.
„Streiten liegt auch nicht in meinem Interesse. Ich denke jedoch, dass wir dieses Vorhaben auch dann umsetzen können, wenn dein Vorleben einmal wieder zur Sprache kommen sollte, denn ich habe aus den Ereignissen gelernt. Nicht ist wichtiger, als dem anderen bedingungslos Glauben zu schenken, selbst dann, wenn nicht nur Worte, sondern Fakten scheinbar gegen ihn sprechen. Und was dein Angebot betrifft: Es muss uns möglich sein, über alles, also auch deine Vergangenheit, sprechen zu können, denn alles was zählt, ist nicht sie, sondern unsere Zukunft. So sehe ich das jedenfalls.“
Ein Lächeln verdrängte den ernsten Gesichtsausdruck. Aus meiner Sicht war alles gesagt. Natürlich wäre ich noch für seine Äußerungen offen, aber mir lag gleichzeitig daran, das in ihm aufgestapelte germanische Eis abzutragen. Ich benetzte daher meinen rechten Zeigefinder und tippte ihn zwischen die Reimchen seiner Sandale.
"Wolltest du nicht baden?", fragte ich lächelnd.