Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    Ich hatte soeben erst meine Frage gestellt, als mit einem schrillen Schrei ein Federbündel mir direkt vor die Füße fiel. Erschrocken sprang ich zur Seite und starrte auf das zappelnde und beständig schreiende Wesen.


    Es war ein Greifvogel – nicht eben gerade klein, aber offenbar noch jung. Hier und da ragte Jungvogelflaum aus seinem Gefieder.



    http://home.arcor.de/de_la_charis/bilder/forum/Adler.jpg



    Ich sah kurz zu Lucia und dann wieder auf den Vogel. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Er zappelte unkontrolliert und er gab schrille Töne von sich. Vorsichtig beugte ich mich hinunter. Sein rechter Flügel war offenbar verletzt. Er hielt ihn jedenfalls merkwürdig abgespreizt und sicher zu stehen gelang ihm ebenfalls nicht.


    Was sollte ich machen? Liegenlassen wäre ein Frevel gewesen. Jedes Tier stellte für einen Römer etwas Besonderes dar - diente es nun der Nahrung oder auch nicht. Und hier lag zudem noch ein völlig hilfloser junger Adler - kaiserliches Wappentier und militärisches Symbol. Wer kannte ihn nicht, den römischen Adler?


    Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und zuckte schnell wieder zurück. Leider nicht schnell genug. Der scharfe Schnabel hinterließ eine sichtbare Wunde. Ratlos blickte ich zu Lucia.


    „Ich bräuchte so was wie einen Handschuh.“



    edit: eigenes Webspace

    „Ein wirklich makaberer Witz, mein lieber Hadrianus“, sagte ich und musste lächeln.


    Schon möglich, vielleicht sah ich alles viel zu eng. An diesem Abend wollte ich mich nur noch den Vergnügungen hingeben. Das nahm ich mir zumindest vor.


    ‚Pffft, Flamingozungen.’
    Ich musste innerlich grinsen. Solche hatte ich wirklich noch nie probiert. Schon allein die Größe derer stachelte meine Neugierde an. Gespannt wartete ich auf den nächsten Gang.

    Spitzbübisch zwinkerte ich zu Lucia zurück. Plötzlich fühlte ich mich wirklich in meine Kindheit zurückversetzt. Damals - als meine Eltern noch hier lebten. Wie oft hatte mich Eirene erwischt und heftig dafür gescholten. Gesagt hatte sie ihnen aber nichts.


    „Ich weiß eine gute Stelle“, sagte ich zu Lucia hinter vorgehaltener Hand und meine Augen leuchteten unternehmungslustig. „Nicht viele Doppelschritte von hier gibt es gute Trittmöglichkeiten in der Mauer. Leicht ist es trotzdem nicht – sonst könnte ja jeder einsteigen, aber wir schaffen das schon.“


    Etwas besorgt sah ich an meiner schönen Tunika herunter. Egal, diesen Spaß wollte ich mir noch einmal gönnen.


    „Gehen wir?“

    'Ich sollte mich mit den Tiberiern kurzschließen, denn die betraf es auch', dachte ich bei mir. Nein! Zuerst würde ich mal mit Sophus reden.


    "Einen Aufschrei wird es allerdings geben. Zumindest bei denen, die diese Tatsache überfährt. Ich will allerdings nicht ausschließen, dass der eine oder andere davon weiß. Gut möglich, dass ich die einzig Unwissende unter den Patriziern bin, aber lass uns lieber das Thema wechseln. Es verdirbt mir sonst noch den ganzen Abend."


    Nachdenklich griff ich zu einer Olive und lutschte sie mehr als dass ich sie wirklich aß. Meine Augen weilten währenddessen auf Quartos Gesicht, aber ich nahm nicht wirklich wahr, was ich dort sah. Meine Gedanken waren gar nicht vor Ort. Sie streiften durch die Vergangenheit und suchten nach Erinnerungen.

    "Ich kann unmöglich meine Informanten preisgeben, aber ich hörte es inzwischen schon aus zweierlei Munde."


    Schwer seufzte ich auf. Ich fragte mich derzeit, ob ich die Einzige innerhalb meiner Gens war, die davon wusste. Womöglich war dieser Punkt für Sophus sonnenklar und er würde mich auslachen wegen meiner Unwissenheit. Möglicherweise war dem aber auch nicht so. Wer weiß? Ich musste dieses Thema unbedingt einmal bei ihm ansprechen.


    „Was mich jetzt stark irritiert ist die Tatsache, dass offenbar einige diese Angelegenheit für abstrus und abwegig halten und andere diese als selbstverständlich hinnehmen. Wie soll man sich dieses bloß erklären?“


    Ratlos blickte ich Quarto an.

    Ich musste schlucken, ehe ich meine Sprache wieder fand.


    "An jedem Gerücht ist etwas echt. So zeigte es sich in der Vergangenheit und ich fürchte, auch diesmal bildet es keine Ausnahme."


    War ich wirklich im falschen Glauben aufgezogen worden? Derzeit war meine Welt erschüttert. Wer konnte mir genaueres sagen? War es überhaupt ein Drama in Geldadel und Blutadel zu unterteilen? Alleine konnte ich dieses wohl nicht klären. Crassus weilte nicht mehr unter uns. Ihn hätte ich jetzt gern befragt.


    Endlich wurde mir bewusst, wie nett sich Quarto verhielt und ich wollte mich dafür bedanken.


    „Ich danke sehr für die netten Worte.“


    Etwas krampfhaft lächelte ich ihn an.

    All meine Befürchtungen bewahrheiteten sich.


    „Mir wurde Stolz und Würde beigebracht und ja - nie ließ man mich daran zweifeln, dass das Geschlecht der Aurelier ein altes und ehrbares ist.“


    Ich musste einhalten. Ein dicker Kloß saß mir im Hals und drohte mich zu ersticken.


    Die Worte des Quarto rauschten an mir vorbei.

    Wie konnte ich nur annehmen, dass ein Plebejer in dieser Hinsicht der richtige Gesprächspartner ist. Das war töricht. Also würde ich abwarten müssen, ob sich die Gerüchte bewahrheiteten oder nicht.


    „Wie ich sehe, bist du nicht unterrichtet, denn eine Antwort auf meine Frage war dies nicht. Sehr bedauerlich!“


    Gedankenvoll winkte ich einer Sklavin. Mein Saft war zur Neige gegangen.




    edit: Wort vergessen

    „Sehr gut, Sabellius! Der Trab klappt hervorragend und jetzt noch etwas mehr treiben und ab in den Galopp.“ Ich war sehr zufrieden am heutigen Tage.

    „... und dabei nicht durch Plumpsen das Pferd in der Bewegung stören“, rief ich hinterher. „Sonst galoppiert es entweder nicht oder du schändest seinen Rücken.“


    Ich kniff mitfühlend die Augen etwas zusammen und verzog leicht meinen Mund. Dabei konnte ich mich nicht so recht entscheiden, ob ich eher Pferd oder Reiter bemitleiden sollte. Es war eben nicht leicht, im Erwachsenenalter reiten zu lernen. Besser war’s schon als Kind.


    „Bei jedem Galoppsprung denk an eine Schaukel. Ist sie hinten wirfst du doch auch dein Gewicht mittels Becken hinein und schiebst damit die Schaukel nach vorn. Schwingt sie zurück, treibst du nicht und so ähnlich ist es auch im Galopp. Ich sage es immer wieder – werd locker und gelenkig im Becken und die Stute freut’s.“


    Ich musste lächeln. In jedem Fall machte er Fortschritte.


    Zu gerne wüsste ich, wie er sich wohl anstellte bei einer Frau. Bisher kam mir noch nichts dergleichen zu Ohren, aber interessant wäre schon. Ich musste grinsen und wurde prompt dabei ertappt…

    „Die Köche verstehen sich wirklich auf das leckere Zubereiten des Speisen“, stimmte ich anerkennend zu und ließ mir ein paar Happen von der Ente reichen. Nach dem Verkosten nickte ich zufrieden und dachte sogleich an Ostia – mein Zuhause.


    „Nicht jeder besitzt ein solches Geschick. Nehmt unsere Sklaven, die seit kurzem die Perle der Aurelier vertreten müssen. Wir ließen sie in Rom zurück und werden nun von Nachwuchsköchen verpflegt. Ich meine seither gibt es bei uns täglich Schweinefleisch, welches nur verschiedene Farben annimmt. Das Silphium ist fingerdick gepflastert wie mir scheint und andere Gewürze kennen sie offenbar nicht. Es ist wirklich ein Krampf mit schlechten Köchen.“


    Ich seufzte. Wer sich bei solchen Verhältnissen nicht das Essen abgewöhnte war selbst dran Schuld.


    „Ich habe eine Frage der besonderen Art“, begann ich das Gespräch auf ein ganz neues Thema zu lenken. Leicht viel mir nicht, was ich zu sagen hatte und bedeutungsvoll blickte ich die beiden Herren an.


    „Mir kam kürzlich etwas sehr Abstruses zu Ohren und ich würde gern in Erfahrung bringen, was man am Hofe in folgender Sache munkelt.“


    Wieder machte ich eine Pause. Um weiter zu sprechen, musste ich meinen Stolz überwinden.


    „Aus hier nicht offenbarter Quelle wurde mir zugetragen, dass die bisherige Stellung der Patriziergens Aurelia im Vergleich zu der der Flavia in ein anderes Licht gerückt werden soll. Betroffen ebenso die Tiberia? Um es genau zu sagen“, ich atmete bedrückt und es fiel mir schwer meine Gedanken als Worte über meine Lippen zu lassen. „Sie sollen nicht mehr gleichgestellt sein. Offiziell herabgewürdigt zum - in meinen Augen minderwertigen - Geldpatriziergeschlecht. Ist etwas dran an diesen Gerüchten?“


    Fast ängstlich blickte ich Hadrianus und Quarto an. Ich wollte im Grunde keine Bestätigung dessen, aber natürlich die ganze Wahrheit über den Sachverhalt. Wer, wenn nicht sie, mussten es wissen.





    edit: falsche Formatierung korrigiert

    Ich musste schmunzeln, wurde aber schnell wieder ernst. Schließlich wollte ich nicht respektlos wirken.


    „Ja, von meiner Seite ist alles geklärt. Gern erwarte ich deine Nachricht, wenn ein Priester für Ostia abkömmlich ist.“


    Ich erhob mich, grüßte und verließ das Officium mit einem guten Gefühl.

    „Hm, Eirene ist zuverlässig, aber vielleicht ist sie ja einkaufen. Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als wirklich den Hintereingang zu benutzen.“


    Überlegend krauste ich die Stirn. Das Anwesen war wirklich umfriedet. An keiner Stelle konnte man einfach hinein spazieren.


    „Mauer oder Zaun? Was ist dir lieber?“


    Ich kam mir vor wie in ganz jungen Mädchentagen, als ich mich ständig über die guten Regeln für Manieren hinweg gesetzt hatte. Ein verwegenes Grinsen legte sich auf mein Gesicht.