Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    „Oh, wunderbar“, rief ich aus, als ich das Zimmer betrat. „Das ist ganz nach meinem Geschmack.“


    Prüfend schritt ich bis zum Fenster, schaute kurz raus und drehte mich wieder um.


    „Es ist perfekt, nur die Möbel sind grauenhaft.“


    Der Geschmack meines Vorgängers traf nicht so ganz den meinen.


    „Das muss alles hier raus“, erklärte ich Cadior mit einer schwungvollen Armbewegung. „Hier soll mein Schreibtisch hin“, ich wies auf die linke Seite, „dort ein Tisch mit Stühlen und Pflanzenkübel müssen hier rein. Ich brauche Leben um mich, sonst setze ich hier drinnen noch Staub an und das wollen wir ja vermeiden.“


    Ich zwinkerte Cadior zu und lachte kurz. Glücklicherweise war er immer zur Stelle, wenn ich ihn brauchte. Am liebsten hätte ich zwei Helfer wie ihn. Einer von ihnen müsste nämlich nach Corsica, doch momentan konnte ich Cadior nicht entbehren.

    Mit Elan betrat ich am heutigen Tage zusammen mit zwei Sklavinnen und Cadior das Rathaus. Mein Tatendrang hatte ein konkretes Ziel – ich wollte eine Generalreinigung in der Curia durchführen.



    Kaum hatte ich einen Fuß in das Atrium gesetzt, gab ich auch schon meine ersten Anweisungen.


    „Ihr werdet durch die einzelnen Räume gehen und mit Staubwedeln, Lappen und Putzzeug bewaffnet, hier wieder für mehr Glanz und Ordnung sorgen“, wies ich die beiden Sklavinnen an. „Das Ganze gründlich und schnell. Ich werde es später kontrollieren.“


    „Cadior, dich brauche zum Einrichten meines zukünftigen Officium. Wir suchen jetzt gemeinsam einen schön gelegenen Raum, räumen diesen komplett aus und richten ihn neu ein. Ich habe sehr konkrete Vorstellungen“, sagte ich an meinen Vertrauten gewandt und musste schmunzeln.


    „Im Übrigen brauche ich schnellstens einen neuen Scriba. Das wird die erste Handlung an meinem neuen Schreibtisch sein. Lass uns also sofort beginnen.“

    Herzlich Willkommen Metellus!


    Wenn es deine Zeit erlaubt, dann schau doch auch mal in Ostia vorbei. Die Stadt ist wunderschön und besitzt eine gute Lage. Natürlich kann man sich hier auch dauerhaft niederlassen - gar keine Frage.


    Mensch, das reimt sich sogar! Das muss die nächtliche Stunde sein. :)


    In jedem Fall viel Spaß hier!

    Zitat

    Original von Lysias


    Und will Mann seine feminine Seite ausleben, .... ;)8)


    :D :D Wir leben doch im Zeitalter der Gleichberechtigung. ;)8)


    Würde zu gerne wissen, ob das wirklich jemand macht. Ich rede hier nicht von einer Zweckehefrau, sondern vom Ausleben. ;)


    Ich habe ja auch eine männliche ID, wobei die mir ursprünglich nichts anderes als dienen sollte. Hat man ja im wahren Leben auch nicht so schnell als Frau. ;) Inzwischen hat sich der Gute aber verselbständigt. Er hat sich emanzipiert. ;) Die völlig rechtlose Situation hatte ihn auf Dauer frustriert. :D

    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    Zumal die Spielregeln auf einer Seite fest beschritten werden, keine Frauen in der Armee (find ich auch richtig so) auf der Anderen jedoch dadurch aufgeweicht sind, das es einen weiblichen LAPP gibt, der laut Reglement der "Oberbefehlshaber" der Truppen ist. Dies zeigt, das hier mit zweierlei Maß gemessen wird.


    Also ich finde das auch zu viel Kompromiss und um das abzufangen gibt es eine supereinfache Lösung! Will Frau unbedingt Karriere machen, dann kann sie es ja mit einer männlichen ID.


    Deine Forderung nach einem einheitlichen Maß und meine Idee der Rollenanpassung könnten so ohne Probleme umgesetzt werden. ;) Wird aber wohl nicht werden. :D

    Zitat

    Original von Gaius Iulius Caesarion
    Kompromisse sind natürlich notwendig .... z.B. die Rolle der Frau - und auch förderlich


    Mal kurz meine Meinung zu diesem Thema. Schon möglich - vielleicht stehe ich damit alleine da. ;)



    Wir alle wissen doch, wie die Rolle der Frau vor 2000 Jahren in Rom aussah. Sie besaß weder Rechte noch Besitz, stand gänzlich unter der Patria Potestas ihres Paters oder späteren Ehemannes.


    Sicherlich würde es kaum eine Frau reizen hier mitzuspielen, wenn diese Verhältnisse 1:1 umgesetzt werden würden, aber ich finde, nicht alles aus der heutigen Zeit muss zwingend eingebracht werden.


    Frauen sollten, wenn sie es wünschen, eine Politkarriere starten können. Diese Regelung im IR halte ich für gut und richtig. Das erhöht den Anreiz und den Spaß.
    Was aber spricht dagegen, sich mal versuchsweise und nur so ein bisschen in das historische Rollenbild einzufügen? Es ist doch nur eine Rolle, die man hier spielt. So lange die Männer den Mädels (unaufgefordert) trotzdem Achtung entgegen bringen, fällt diese Umstellung noch nicht mal schwer. Ich finde – Emanzenallüren haben hier keinen guten Platz.


    Muss ja jeder selber entscheiden, aber – ich finde – wenn schon Historie spielen, warum nicht im Fall Rollenbild? ;)

    Es ist doch etwas zu zeitaufwendig, den ganzen Thread hier durchzulesen. Nach der ersten Seite hab ich aufgegeben. Ich habe aber eine Frage:



    Wenn ich jetzt eine Stufe bei meinem Betrieb dazukaufe, die Verkäufe an einem Steuersonntag aber nur die Erhaltungskosten einer Stufe decken würden, kann dann eine Stufe produzieren, weil sie eben frei geschaltet wurde, oder liegt der gesamte Betrieb still, bis die Erhaltungskosten von beiden Stufen gedeckt sind? :)

    „Oh“, entfuhr mir, als plötzlich eine nach der anderen Lampe gelöscht wurde. Etwas merkwürdig fühlte ich mich schon. Als dann aber die Feuerdarbietung begann, war ich wirklich begeistert.


    „Das ist wundervoll und sehr beeindruckend!“, lobte ich.


    Der Abend gestaltete sich wirklich überraschender, als ich es jemals vermutet hatte.

    „Ein Pferd kaufen? Warum Nicht? Sofern es dir bei deiner Arbeit nützt…“


    Ich dachte über seine Worte nach und fand es gut, dass er sich nie selbst überschätzte. Ein ziemlich sympathischer Charakterzug. Deswegen sah ich keine Veranlassung, ihn jetzt auszubremsen.


    „Im Schritt und Trab machst du schon eine gute Figur. Mit dem Galopp würde ich dir noch zur Vorsicht raten, aber – die Menschen in den Gassen Roms sind sicher nicht durch dich in Gefahr.“


    Ich musste schmunzeln. Ein paar aufregende Ereignisse standen ihm als Reiter ganz bestimmt bevor. ;)


    „Ich würde dir dennoch zu einem ruhigen Pferd raten. Eines, welches selbst schon Erfahrung besitzt. So lassen sich die Katastrophen etwas dezimieren.“ Ich lachte herzhaft. „Nein, keine Angst. Das war ein Scherz. An Grundwissen besitzt du nun genug.“


    Ich verfolgte noch immer aufmerksam seinen Ritt.


    „Die Reitstunde hat sich etwas in die Länge gezogen. Wie sieht es aus mit deiner Zeit? Ich hatte ursprünglich vor, dir noch ein paar Kniffe für den Umgang mit einem Gespann zu zeigen, aber nun ist die Reitstunde schon wieder vorbei. Gut möglich, dass dies auch zuviel des Guten wäre. Vielleicht solltest du dich einzig auf das Reiten konzentrieren.“


    Ich klatschte in die Hände und ermunterte somit das Schulpferd, im Galopp zu bleiben. Sabellius hörte mir wohl zu aufmerksam zu und vergaß dabei die Hilfen für sein Ross.


    „Wenn du dich für ein Pferd interessierst, dann lass es mich wissen. Wir finden schon ein Passendes für dich. Jetzt aber noch einmal einen Richtungswechsel im Galopp und das soll es für heute gewesen sein.“

    Aufmerksam hörte ich Sophus zu, welche Anforderungen er an sein Reitpferd stellte. Er wollte eines für Reisen, ich war erstaunt. Einen Moment achtete ich nur auf die Bedeutung dieser Worte. Sie klangen sehr beruhigend für mich – nicht wegen dem Ross, sondern … :) Ich schob die fühlende Frau in mir beiseite und wurde wieder ganz Pferdezüchterin.


    „Jedes meiner Pferde würde sich auch zum Kampfeinsatz eignen“, erklärte ich. „Vor allem die Wüstenpferde bringen erstaunliche Fähigkeiten dafür mit. Durch die harten Lebensbedingungen dort, konnten sich auf Dauer nur die Besten der Besten weiter fortpflanzen. Andere überlebten nicht. Du kannst sicher sein, dieses edle Erbgut trägt jedes meiner Tiere. Schnelligkeit und Ausdauer bringen sie alle mit.“


    Ich dachte über die Frage Hengst oder Stute nach und musste lächeln.


    „Ein Hengst kann das eine oder andere Mal den Kopf verlieren bei der Witterung einer rossigen Stute. Das macht ihn zeitweise unberechenbar. Zuverlässiger für deine Zwecke wäre da wohl eine Stute. Den einzigen Nachteil, den Stuten überhaupt haben, ist der, dass sie manchmal etwas zickig sind.“ Mein Lächeln vertiefte sich. „Bei dir jedoch habe ich diesbezüglich gar keine Sorge. So gut wie du mich Unbändige in der Hand hast, ist es für dich ein Kinderspiel mit einer Stute.“


    An dieser Stelle konnte ich es mir nicht verkneifen, einen neckischen Luftkuss in Richtung Sophus zu schicken und trat sicherheitshalber einen Schritt zurück. Ich grinste über das ganze Gesicht und der Schalk saß mir in den Augen.


    „Schon gut, ich bin wieder ernst“, versprach ich noch immer lächelnd und hob abwehrend die Hände. „Im Grunde glaube ich aber, dass du auch einen Hengst dominieren kannst. Wen dominierst du eigentlich nicht?“ Ich zwinkerte und musste schon wieder lächeln.


    Auch wenn ich scherzte, genau das waren die Eigenschaften an ihm, die ich bewunderte und weswegen ich ihn – als einen der Wenigen – respektierte und so sehr mochte.


    Ich trat an Sophus heran, schob eine Hand in seine, die andere auf seinen Arm und lehnte mich an seine Seite. Versonnen blickte ich zu den Pferden.


    „Ich möchte dir gerne die Worte des Scheichs wiederholen, von welchem ich meine ersten Pferde kaufte. Er schwärmte mir folgendermaßen von den Stuten dieser Rasse vor:


    Der Ausdruck in ihren Augen gleicht dem einer liebenden Frau; der Gang dem eines schönen Weibes; ihre Brust ist wie die eines Löwen; ihre Flanke wie die der Gazelle. Sie ist die Trinkerin des Windes, ihr Fell ist wie ein Spiegel, ihr Haar so dicht wie die Federn auf Adlers Schwingen und ihr Huf ist so hart wie Stein, von dem man Feuer schlagen kann. Sie ist sanft wie ein Lamm, aber wie ein Panther im Zorn, wenn sie geschlagen oder gereizt wird. Ihre Nüstern sind geöffnet wie Blütenblätter einer Rose. Ihre Schultern verwandeln sich in Flügel, wenn sie rennt. Ihre Beine sind so stark wie die eines wilden Straußes und bemuskelt wie jene des Kamels. Ihre Augenwimpern sind lang wie Gerstenähren und die Ohren wie die zweier Halbedelsteine eines Speerkopfes!


    Findest du er hatte Recht?“

    „Ich habe ägyptisches Blut in römische Stutenbestände einfließen lassen. Nichts ist vergleichbar mit den Eigenschaften und der Schönheit der Ägypter. Ich habe das als erste erkannt und hoffe, es bleibt noch lange mein Geheimnis.“


    Liebevoll tätschelte ich eine Stute am Hals und strich einer weiteren über die samtigen Nüstern. Ägypter waren über alle Maßen menschenbezogen und vererbten diesen Charakterzug weiter. Ihre Anhänglichkeit war vergleichbar mit der eines Hundes.


    Noch immer mit der Hand die junge Stute kraulend, schaute ich lächelnd zu Sophus.


    „Du wirst es schwer haben bei deiner Entscheidung, aber lass dir ruhig Zeit. Ich werde dir einige ausgesuchte Exemplare zeigen. Wissen müsste ich nur, ob dir Stuten und Hengste gleichermaßen recht sind. Gern erläutere ich dir die Vor- und Nachteile der Geschlechter, falls du die nicht sowieso schon weißt.“


    Eines der Pferde angelte mit seiner Oberlippe an Sophus’ Toga herum. Es dachte wohl, etwas Fressbares dort zu finden. Ich musste schmunzeln.


    „Was genau schwebt dir vor?“

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    Aurelia – Gestüt und Hengststation


    Ein neuer Zuchtbetrieb mit neuen Visionen



    Das Gestüts Aurelia präsentiert stolz seine neuesten Zuchterfolge!


    Mit dieser Anzeige soll einzig die Öffentlichkeit von der Güte dieser besonderen Pferdezucht unterrichtet werden. Sie ist nicht als Werbeaktion für neue Käufer gedacht, denn derzeit übersteigt die Nachfrage eindeutig das Angebot.


    Im Gestüt Aurelia wird inzwischen eine Warteliste für Interessenten geführt. In den Genuss eines echten Aurelia-Rosses kann jedoch nur dann jemand kommen, wenn der kaiserliche Bedarf ausreichend gedeckt ist. Der Zuchtbetrieb sieht dies als seine vorrangige Aufgabe an und ist stolz, dieses verkünden zu dürfen.



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    edit: eigenes Webspace

    Ich sah es ein, langsam kamen wir in Bedrängnis. In der Not machte ich einen unüberlegten Vorschlag:


    „Deine Wunde scheint schwerer zu sein als meine. Ich versuche den Adler allein festzuhalten. Wird schon irgendwie gehen. Klettere du einfach dort drüben über die Mauer“, mit einem Kopfnicken wies ich in die entsprechende Richtung, denn keine Hand war frei, „und wende dich gleich an die Nordseite der Villa. Die Hintertür musst du nur aufdrücken. Lauf einfach durch bis ins Atrium. Spätestens hier solltest du auf einen Sklaven treffen. Sie sollen dir weiches Leder geben und endlich die Vordertür aufmachen. Willst du das tun?“


    Bittend schaute ich Lucia an. Ihr Arm blutete wirklich stark.


    „Und lass dich bloß schnell verbinden“, sagte ich besorgt.


    Umständlich versuchte ich den Adler im Brustbereich festzuhalten. Sein Herz schlug sicher ebenso aufgeregt wie meins. Irgendwie war alles kompliziert – ich wollte nicht an seinen verletzten Flügel kommen, mich selbst vor seinen Abwehrversuchen schützen und Lucia die Möglichkeit geben, loszulassen. Langsam traten mir Schweißperlen auf die Stirn.


    „Bitte beeile dich!“, flehte ich Lucia an.

    Ich holte tief Luft und atmete schwer aus. Dann lächelte ich ebenfalls.


    „Versuchen wir es. Secundus Flavius Felix, Caecilius Aventurinus – ich freue mich auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit!“


    Ich winkte meiner Sklavin und gab zu verstehen, sie solle die Becher nochmals auffüllen. Auf das gute Ergebnis dieser doch nervenaufreibenden Verhandlung wollte ich jetzt anstoßen. Ich hob meinen Becher und lächelte die beiden Herren an.


    „Auf Ostia, eine viel versprechende Zukunft und den Sieg der Vernunft.“ :)

    Ich nahm Latinus’ Abgang nur nebenbei wahr. Nie hatte er Bedeutung für Ostia. Warum also für mich? War es fahrlässig, ihn zu ignorieren? Ich hatte keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Ich dachte über die Worte des Comes und des Legatus Augusti nach.


    „Ich brauche jetzt auch einen Becher Wein“, gab ich einer meiner Sklavinnen zu verstehen und erntete einen überraschten Blick von ihr. Zu sehr mit mir selbst beschäftigt, übersah ich ihn.


    Längere Zeit grübelte ich und saß vollkommen versunken. Ich nippte am Wein und fragte mich: War es rechtens von mir, dass ich die Stadt sich selbst überließ? Alles was ich jemals wollte, war ein fähiger Nachfolger für den ehemaligen Duumvir. Wüsste ich einen, ich machte ihm mit Freunden Platz. Die junge und unerfahrene Minervina, zudem oft nicht präsent, erschien mir keineswegs geeignet dafür. Zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls nicht.


    Eine wirklich schwere Entscheidung und ich war hin und her gerissen. Zwei Dinge sprachen anfangs gegen die Aufrechterhaltung meiner Kandidatur.
    Zum einen mein Versprechen gegenüber Sophus. Schon bald würde er Ostia verlassen und ich versprach, immer an seiner Seite zu sein. Im übertragenen Sinn natürlich und nicht hautnah, aber jedenfalls auch nicht Tagesreisen von ihm entfernt und genau das konnte - bliebe ich in Ostia – eintreffen, im ungünstigsten Fall.
    Zum anderen spürte ich anfangs so etwas wie Abneigung von Seiten des Legatus. Dies hätte eine Zusammenarbeit sehr erschwert und Ostia letztlich gar nichts gebracht. Erst am Ende des Gesprächs relativierte sich das. Ich musste in dieser Beziehung wohl einem Irrtum unterlegen gewesen sein.


    Übrig blieb also der eine Punkt - mein Versprechen. Wem gegenüber brach ich es jetzt? Ostia gegenüber? Sophus? Eigentlich war er wichtiger als alles andere, aber brauchte er mich so nötig wie die Stadt?


    Der Einsatz als Magistratus war begrenzt für nur zwei Monate. Zwei! Eine absehbare Zeit, in der sich zeigen würde, wie ich mit einer räumlichen Trennung umzugehen verstand. Zwei Monate, in denen ich Ostia helfen konnte.


    Mit den klaren Worten des Comes und vom LAPP, fiel die Entscheidung nun nicht mehr so schwer. Ich atmete tief ein und kleidete meinen Entschluss in Worte.


    „Wenn ich Ostia nur dann aus seiner derzeitigen Krise helfen kann, indem ich bei meiner Kandidatur bleibe, dann will ich das wohl tun. Meine eigenen Interessen und die meiner Familie müssen dann wohl hinter denen der Stadt stehen. Vermutlich könnte ich sonst auch nicht mehr ruhig schlafen. Das schlechte Gewissen“, fügte ich erklärend hinzu.

    „Ach, es geht schon“, antwortete ich auf Lucias Frage nach meiner Hand.


    Ich selbst achtete gar nicht darauf, wie das Blut herunter rann. Um den Schmerz wahrnehmen zu können, war ich viel zu aufgeregt.
    Noch immer kauerte ich neben dem ungelenk flatterten Jungadler und jeder Versuch, ihn irgendwie zu greifen, misslang.


    Völlig unerwartet hüpfte der Greifvogel schließlich hoch und streifte mich dabei. Vor Schreck verlor ich das Gleichgewicht und kippte um. Mit Herzklopfen und in sitzender Position, sah ich, wie Lucia ihre Palla auszog.


    ‚Eine toller Gedanke!’, dachte ich. Darauf wäre ich nie gekommen. Noch nie im Leben hatte ich auch mit Vögeln oder Hühnern zu tun. ;)


    Schnell sprang ich auf, streifte meine Palla ebenfalls ab und eilte zu Lucia, die den wehrhaften Vogel bereits in ihren Händen hielt. Für den scharfen Schnabel stellte der dünne Stoff kein Hindernis dar. Mit wenigen Hieben hatte sich der Kopf bereits befreit. Wild hackte der Jungadler um sich und leicht konnte er bei seiner Größe auch nicht sein.


    Mit großen Augen sah ich Lucia an. Auch sie trug schon eine Wunde davon. Was tun?


    Vielleicht nochmals den Kopf bedecken? Es musste doch möglich sein, dass sich auf diese Art der Adler beruhigte. Schließlich machte man das bei Pferden ebenso. Tier ist Tier hoffte ich und im dritten Versuch gelang es mir, meine Palla um den Vogelkopf zu legen. Nicht zu fest – er sollte ja nicht ersticken, aber fest genug, dass kein Licht mehr durch irgendwelche Ritzen drang. … und es gelang. Der Adler beruhigte sich.


    Jetzt standen wir zu zweit, den verletzten Vogel haltend, auf der Strasse vor der Villa. Wieder blickte ich ratlos Lucia an.


    „Ich weiß nicht, ob wir es ohne Hilfe schaffen. Eigentlich kann doch keiner von uns beiden loslassen. Was machen wir denn jetzt? Ich bin genauso ratlos wie du. Hilfe wäre nicht schlecht. Vielleicht ein Passant, Eirene oder Scipio? Irgendjemand muss uns doch sehen oder soll doch eine von uns über die Mauer klettern? In der Villa befindet sich sicher Leder und man könnte einen Sklaven holen.“


    Ich hing förmlich an Lucias Mund und wartete auf eine Idee.

    "Stephanus, du bist ein Schmeichler, aber ein sehr sympathischer", erwiderte ich lächelnd auf die netten Worte. Ich freute mich wirklich über das bekannte Gesicht.


    "Klein ist dieses Fest wahrlich nicht zu nennen und ebensowenig das angebotene Bankett. Auch dein Sohn war hier für einen Moment zu sehen, doch inmitten der Menschen verliert man sich aus den Augen. Ich sah ihn seither nicht mehr."