Aufmerksam hörte ich Sophus zu, welche Anforderungen er an sein Reitpferd stellte. Er wollte eines für Reisen, ich war erstaunt. Einen Moment achtete ich nur auf die Bedeutung dieser Worte. Sie klangen sehr beruhigend für mich – nicht wegen dem Ross, sondern …
Ich schob die fühlende Frau in mir beiseite und wurde wieder ganz Pferdezüchterin.
„Jedes meiner Pferde würde sich auch zum Kampfeinsatz eignen“, erklärte ich. „Vor allem die Wüstenpferde bringen erstaunliche Fähigkeiten dafür mit. Durch die harten Lebensbedingungen dort, konnten sich auf Dauer nur die Besten der Besten weiter fortpflanzen. Andere überlebten nicht. Du kannst sicher sein, dieses edle Erbgut trägt jedes meiner Tiere. Schnelligkeit und Ausdauer bringen sie alle mit.“
Ich dachte über die Frage Hengst oder Stute nach und musste lächeln.
„Ein Hengst kann das eine oder andere Mal den Kopf verlieren bei der Witterung einer rossigen Stute. Das macht ihn zeitweise unberechenbar. Zuverlässiger für deine Zwecke wäre da wohl eine Stute. Den einzigen Nachteil, den Stuten überhaupt haben, ist der, dass sie manchmal etwas zickig sind.“ Mein Lächeln vertiefte sich. „Bei dir jedoch habe ich diesbezüglich gar keine Sorge. So gut wie du mich Unbändige in der Hand hast, ist es für dich ein Kinderspiel mit einer Stute.“
An dieser Stelle konnte ich es mir nicht verkneifen, einen neckischen Luftkuss in Richtung Sophus zu schicken und trat sicherheitshalber einen Schritt zurück. Ich grinste über das ganze Gesicht und der Schalk saß mir in den Augen.
„Schon gut, ich bin wieder ernst“, versprach ich noch immer lächelnd und hob abwehrend die Hände. „Im Grunde glaube ich aber, dass du auch einen Hengst dominieren kannst. Wen dominierst du eigentlich nicht?“ Ich zwinkerte und musste schon wieder lächeln.
Auch wenn ich scherzte, genau das waren die Eigenschaften an ihm, die ich bewunderte und weswegen ich ihn – als einen der Wenigen – respektierte und so sehr mochte.
Ich trat an Sophus heran, schob eine Hand in seine, die andere auf seinen Arm und lehnte mich an seine Seite. Versonnen blickte ich zu den Pferden.
„Ich möchte dir gerne die Worte des Scheichs wiederholen, von welchem ich meine ersten Pferde kaufte. Er schwärmte mir folgendermaßen von den Stuten dieser Rasse vor:
Der Ausdruck in ihren Augen gleicht dem einer liebenden Frau; der Gang dem eines schönen Weibes; ihre Brust ist wie die eines Löwen; ihre Flanke wie die der Gazelle. Sie ist die Trinkerin des Windes, ihr Fell ist wie ein Spiegel, ihr Haar so dicht wie die Federn auf Adlers Schwingen und ihr Huf ist so hart wie Stein, von dem man Feuer schlagen kann. Sie ist sanft wie ein Lamm, aber wie ein Panther im Zorn, wenn sie geschlagen oder gereizt wird. Ihre Nüstern sind geöffnet wie Blütenblätter einer Rose. Ihre Schultern verwandeln sich in Flügel, wenn sie rennt. Ihre Beine sind so stark wie die eines wilden Straußes und bemuskelt wie jene des Kamels. Ihre Augenwimpern sind lang wie Gerstenähren und die Ohren wie die zweier Halbedelsteine eines Speerkopfes!
Findest du er hatte Recht?“