Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    Ich freute mich, dass Lucia sich wie selbstverständlich einbrachte. So war ich doch nicht gänzlich allein.


    Noch während ich ihre Worte hörte, fand ich bereits in der Asche die Münze, welche ich Antoninus unmittelbar nach seinem Tod in den Mund legte. Liebevoll säuberte ich sie noch einmal bis sie wieder glänzte. In diesem Augenblick überkamen mich wieder der ganze Kummer, die Einsamkeit und all die Dinge, die derzeit scheinbar nur auf meinen Schultern lasteten.


    Einige Tränen tropften auf die Asche, die ich so benetzt nun in die Urne gab.

    Tja, amüsant war die Entwicklung der Dinge in der Tat und wie es sich für ein spannendes Schauspiel gehörte, gab es auch durchaus überraschende Wendungen.


    Wortlos beobachtete ich die Akteure und schüttelte innerlich mit dem Kopf. Der eine triefte förmlich vor Schleim und Schleicherei, so dass ich mich wunderte, wie er bei diesem Rückgrad überhaupt noch aufrecht gehen konnte. Der andere war höchst selbstverliebt.


    Bei all dem Amüsement überdachte ich derzeit sehr intensiv, ob ich mich wirklich mit meiner Kandidatur einer derart offensichtlichen Schleimgemeinschaft annähern wollte. Nun, das blieb abzuwarten. Der nächste Akt stand kurz bevor…


    In meine Gedanken platzte dann plötzlich der Comes, den ich durch die Ereignisse ganz vergessen hatte. Er nötigte mir durch seine beständig höfliche Art, nun doch noch eine Antwort ab, die ich zunächst gar nicht mehr vorhatte zu geben. Es fiel mir schwer, meinen aufgestauten Spott und meine Verachtung nun nicht gerade diesen Mann merken zu lassen. Er hatte es nicht im Geringsten verdient.


    „Es freut mich zu hören, welch brauchbare Unterstützung die Stadt auf diese Art erfährt“, erwiderte ich, so freundlich wie mir derzeit möglich war, dem Comes. „Sollte ich bei meiner Kandidatur für das Amt des Magistratus bleiben, so würde ich es zukünftig bevorzugen, mit dir in Kontakt zu treten“, fügte ich an und warf gleichzeitig einem vielsagenden Blick auf den Legatus Felix. Meine Gedanken diesbezüglich behielt ich für mich…

    Hier noch mal ein Link mit Informationen zu den Cerealia.


    Zitat: Die Cerealia sind traditionellerweise den Personen der plebejischen Klasse am wertvollsten; das kommt noch aus den Zeiten der Ständekämpfe.


    Ich gehe jetzt mal davon aus, dass es kein Beinbruch ist, wenn ich mich als Patrizierin an der Ausrichtung dieser Tage beteilige. ;)

    „Es geschehen noch Zeichen und Wunder“, entfuhr es mir. Ich stand auf und trat nahe an Latinus heran.


    „Zweieinhalb Monate lang rührtest du hier keinen Finger! Nicht einen Fuß setztest du in dieses Haus und meine Briefe ignoriertest du ebenfalls. Die Situation ist unter Kontrolle? Du weißt doch nicht einmal mehr an welcher Stelle sich hier die Toilette befindet.“


    Mit einem spöttischen Lächeln musterte ich den Neuankömmling. Meine Geringschätzung reichte nicht einmal aus, um mich über seine Frechheit ärgern zu können.


    Ich ignorierte mein Bedürfnis nach frischer Luft und setzte mich wieder. Das kommende Schauspiel wollte ich mir nun doch nicht entgehen lassen. Mit verschränkten Armen lehnte ich mich zurück. Schließlich bekam man nicht aller Tage eine Kombination aus Trauerspiel und Komödie geboten.

    Erfreut hörte ich zum ersten Mal an diesem Tag das Wort ‚Unterstützung’ und ich lächelte Aventurinus dankbar an. Auf nichts anderes hatte ich die ganze Zeit gewartet. War das denn so schwer zu verstehen? Meine Zukunft stand doch hier gar nicht zur Diskussion.
    Ebenso wenig ging es hier um persönliche Vorlieben oder Abneigungen, meine abweisende Art hatte nichts mit Antipathie zu tun. Ich erwartete einfach tatkräftige Hilfe und ENDLICH hörte es sich danach an.


    „Nun, an Ideen habe ich viele. Ich trug auf dem Marktplatz anlässlich meiner Kandidatur zum Magistratus etliche vor. Die Aurelier sind gut gestellt, ich würde selbst potentielle Neubürger für Ostia prämieren, doch denke ich, es würde vor allem der Regio gut zu Gesicht stehen, spränge diese bei solchen Lockangeboten ein. Ich spreche hier auch nicht nur von Zuzugsprämien für Neubürger, auch Einheiratende, Kinder, eigentlich alle, die nur irgendwie Ostia beleben würden, sollten Unterstützung finden.“


    Ich musste mich förmlich zwingen, auf meinem Platz sitzen zu bleiben. Das umständliche Denken und Handeln des Beamtentums gehörte nach meiner Meinung vollkommen abgeschafft. Vor allem hier in Ostia fehlte jemand, der mal ordentlich aufräumte und allen Bürokraten kräftig in den Hintern trat.

    „Es freut mich, wenn du aktiv in das Geschehen der Stadt eingreifen willst. Momentan kann man für die Position des Magistratus der Stadt kandidieren. Zeitgleich finden die Wahlen zur Curia Provincialis Italia statt. Vor allem letzteres möchte ich dir sehr ans Herz legen. Ostia könnte zwei Personen stellen. Momentan fand sich noch niemand für ein solches Amt, ich selbst bin auch noch am überlegen.“


    Ich versank kurz in Gedanken. Diesbezüglich hatte ich mich einfach noch nicht entschlossen. In den nächsten Tagen wollte ich das aber unbedingt tun.


    „Meine Kandidatur für den Magistrat der Stadt habe ich schon bekannt gegeben. Es steht dir frei, dieses ebenfalls zu tun.“


    Ich lächelte Minervina freundlich an.


    „Einen Duumviren wird Ostia in der kommenden Periode nicht haben, denn der einzige, für den dieses möglich wäre, vernachlässigte sein Amt auf sträfliche Weise. Sollte er überraschend wiederkommen, würde ich meine ganze Kraft in die Waagschale werfen, damit ein solch unzuverlässiger Mann, niemals diesen Posten bekommt. Latinius ist völlig ungeeignet.“


    Ich schüttelte mit dem Kopf.


    „Auch mit der Befleißigung des Stadtsciba kann man sich nicht zufrieden zeigen, aber dieses bleibt noch bis auf weiteres ungeklärt. Ich selbst helfe hier nur aus. Eine wirkliche Führung entbehrt die Stadt derzeit.“


    Bedauernd blickte ich meine Besucherin an.

    Schmunzelnd beobachtete ich den Legatus. Er wich meinen Blicken aus. Hatte er erwartet ich würde Respekt allein aufgrund seiner Position her zeigen? Weit gefehlt – meinen Respekt musste man sich erst verdienen. Vorschusslorbeeren vergab ich nicht.


    Meine Hoffnung, mit der Abordnung käme Hilfe für Ostia, schien sich jedenfalls nicht zu erfüllen. Schließlich wollte nicht ich von dem Besuch profitierenden, sondern es sollte die Stadt.
    Ein bisschen schleimen und der Weg wäre für mich offen gewesen, aber dafür stand meine Selbstachtung zu hoch im Kurs.


    Für den Legatus stand jedenfalls zur Wahl: meine Entschlusskraft und mein organisatorisches Geschick zum Wohl der Stadt oder die Befriedigung seiner eigenen Eitelkeit durch einen unterwürfigeren Kandidaten als mich. ;)


    Ich nahm wieder Platz und erwartete gelassen die kommenden Ereignisse.

    „Oh, die Villa Tiberia“, erwiderte ich überrascht. Viele Erinnerungen verbanden mich mit dieser. Schöne, wie die Hochzeit von Helena und Maximus und weniger schöne, wie meine Trennung von Tiberius Vibullius und dessen Verbannung.


    „Ich kenne die Tiberier sehr gut. Mit einigen stehe und stand ich in engem Kontakt“, fügte ich etwas zerstreut an. Der einstige Pater der Familie war heute mein Bruder. Eine verrückte Zeit lag hinter mir.


    Dann riss ich mich zusammen. Mit einem schelmischen Lächeln auf dem Gesicht beugte ich mich etwas vor.


    „Welche Art meintest du denn, als du von Ausgelassenheit und Ungezügeltsein sprachst?“

    „Salve Minervina! Ich freue mich, dass du meiner Einladung gefolgt bist. Lass uns bei etwas Obst über deine Pläne in Ostia sprechen.“


    Ich ging vor und führte die Besucherin in das Zimmer, welches ich seit Tagen in der Stadtverwaltung nutzte. Freundlich bot ich ihr Platz an.


    „Möchtest du etwas trinken? Ich bewirte meine Gäste gern mit Obstsaft, da ich selbst Liebhaber dieser fruchtigen Köstlichkeiten bin.“ Ich lächelte.


    „Gern wüsste ich, welche Interessen du hast. Vielleicht könnte ich dir bei dem einen oder anderen behilflich sein. Möchtest du eventuell politisch oder zivil aktiv werden?“

    Nachdem die Opferung gelungen war, wurde das Schwein nun ebenfalls verbrannt. Kein Lebender sollte mehr von seinem Fleisch nehmen können.


    Ich stimmte in Lucias Klagelied ein und wartete geduldig, bis der gesamte Scheiterhaufen heruntergebrannt war. Meine Gedanken weilten bei meinem Bruder, der hoffentlich bald die Götter traf.


    Nachdem das Feuer verloschen war, musste die heiße Glut mit Wasser und Wein gelöscht werden. Ich griff nach einem gefüllten Gefäß und schaute kurz zu Lucia.


    „Antoninus wäre sicher erfreut, wenn die zukünftige Braut seines Bruders sich bereits hier in die Reihen der Familie stellt. Möchtest du gemeinsam mit mir löschen?“

    ‚Wie schön, dass ausgerechnet Lucia die Opferungen vornahm’, dachte ich bei mir und trat an sie heran.


    „Gern hätte ich dich unter anderen Umständen wieder gesehen, aber für Antoninus könnte es nun keine bessere Priesterin geben. Verbindet dich doch mehr mit unserer Familie als irgendjemand sonst. Ich bedaure es sehr, dass Commodus heute nicht unter uns weit.“


    Ich lächelte flüchtig, doch sogleich wurde ich wieder ernst. Die Opferung war für die Bestattung wichtig und ich hoffte sie gelang.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Subaquatus
    :edit: achso, und zum Füße treten: nee, die grpßen Schuhe brauche ich, da ich sonst wegen des großen Bauches bei kleineren Füßen ja ständig auf die nase fallen würde. Und um dies zu verhindern, müßte ich dann eine haben wie Cyrano de Begerac. :D


    Die Erklärung ist genial! :D Na bloß gut, dass mein Bauch zu meinen Füßen passt. Sonst würde ich ja nur noch kippen. :]

    Ich hörte die Worte und lehnte mich zurück. Erstaunt betrachtete ich den Legatus. Keineswegs sah ich mich dazu verpflichtet, hier Rede und Antwort zu stehen. Ich half aus freien Stücken und gänzlich kostenfrei für meine Stadt. Schließlich antwortete ich ohne groß zu überlegen:


    „Gern könnt ihr mich für anmaßend halten, aber ganz sicher werde ich mich hier nicht produzieren. Ich muss niemanden um den Finger wickeln oder in irgendeiner Form beeindrucken. Ich agiere hier nicht aus Selbstgefälligkeit, sondern einzig und allein aus Sorge um die Stadt.“


    Ich erhob mich von meinem Stuhl, griff nach ein paar Trauben und wanderte einmal im Atrium hin und zurück. Vor den beiden Herren machte ich Rast. Freundlicher gestimmt lenkte ich ein.


    „Um aber dennoch eure Wissbegier zu stillen… ich versuche hier so gut es geht, Ansprechpartner für die Bürger Ostias zu sein. Ich bin behilflich in alltäglichen Dingen, war erst kürzlich in Rom, um einen Priester für die Stadt zu erbitten, da letztens gerade der Götterkult hier sehr nachgelassen hat.“


    Ich holte Luft. So lange konnte man gar nicht ununterbrochen sprechen, was hier alles im Argen lag.


    „Ansonsten erledige ich nebenbei die Arbeiten von öffentlichen Angestellten, die sehr wohl ihr Gehalt beziehen, doch niemand fordert Leistung von ihnen ein. Fände ich auch nur einen einzigen von ihnen… ich fürchte, der dürfte seines ruhigen Lebens nicht mehr sicher sein. Leider traf ich bisher weder innerhalb noch außerhalb er Curia jemanden. Gern führe ich die Herren einmal durch das leere Haus.“


    Fragend blickte ich von einem zum anderen.

    In letzter Zeit gibt es eine ganze Reihe von "merkwürdigen" Threads. Die Umfrage nach dem Alter fand ich dabei ganz gut, aber Lieblingsgames, Rätsel usw.
    Vielleicht sieht das niemand so wie ich, aber das ist mir auch egal. Vielleicht bin ich an der Stelle schon zu "alt".


    Dieser Thread schießt nun aber wirklich den Vogel ab. Wozu soll der gut sein? Wird das hier eine Kontaktbörse? ;)




    edit: Tippfehler

    Mich erreichte zwischenzeitlich eine Nachricht von einer mir bekannten und befreundeten Priesterin und ich war abgelenkt, als der Rex sacrorum die Wartenden ins Zimmer bat. Als ich von dem Schreiben aufsah, war Quarto bereits mit seiner Unterredung fertig und verließ das Officium.


    Tja, vieles hatte sich in meinem Fall nun wie von selbst geklärt. Trotzdem, dachte ich, könne es ja nicht schaden, auch noch einmal hier um einen Priester für Ostia zu bitten. Ich wartete also weiter…