Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    Wieder einmal führte mich mein Weg nach Rom, doch dieses Mal kam ich nicht allein. Ich freute mich schon sehr, Lucia die Villa zu zeigen. Vor der Porta drehte ich mich zu ihr um.


    „Bist du so weit? Das könnte mal dein neues Zuhause werden“, sagte ich lächelnd und war auf ihre Antwort gespannt.

    „Die Idee ist hervorragend! Gern führe ich dich durch unsere Villa und den Garten. Dann lass uns gleich loslaufen. Es ist nicht so weit.“


    Oh, ich freute mich wirklich. Konnte ich dort doch gleich wieder nach meiner Pflanze sehen. Falco würde bestimmt seine Einwilligung geben und so machte ich mir auch keine Sorgen.

    „Ich nehme Obstsaft, Latinus“, bestellte ich bei ihm. „… und vergiss nicht mit dem Schwanz zu wedeln, wenn du wiederkommst.“


    Aus dem Grinsen wurde wieder Ernst. Ich blickte nachdenklich Aventurinus an. Ein Plebejer - und doch erwarb er sich langsam meinen vollen Respekt. Ich fragte mich gerade wie wohl das Treffen abgelaufen wäre, wenn ich ausschließlich mit ihm verhandelt hätte. Um eine Antwort kam ich jedenfalls nicht umhin.


    „Mir liegt Ostia noch immer am Herzen. Ich vertrat nie etwas anderes als die Interessen der Stadt. Auch zukünftig werde ich bereit für Hilfe sein, sei es bis auf weiteres auf meinem Stuhl hier im Bürgerbüro oder bei der Unterstützung von Nachwuchskadern. Meine Kandidatur war nie zu meiner eigenen Profilierung gedacht. Es ging in allem was ich tat oder sagte nie um mich.“


    Ich versank kurz in Gedanken. Vieles war heute nicht optimal gelaufen. Leidtragende war eindeutig dadurch die Stadt. Genau das, was ich nie wollte. Ob wohl noch eine Wendung möglich war…

    Ich lächelte. 'Mein' Nachwuchs für die Stadt. Ich nahm sie symbolisch an die Hand.


    "Schreib einfach eine Rede und stell sie hier rein. ;) Für die Provinz reicht eine Kandidatur in Form eines Briefes, den du aber auch noch einmal selbst posten musst. Komm mit all deinen Fragen zu mir - entweder in die Villa Pellacia oder hier in die Curia. Ich werde trotz Genickschuss auch weiterhin dort zu finden sein."


    Freundlich lächelte ich Minervina an. "Ich helfe dir gern! Allerdings muss noch geklärt werden, ob meine stellvertretende Kandidatur Gültigkeit hat. Schreib bitte noch einen Brief an den Comes der Provinz. Ein wirklich netter Mann. Er wird es für dich abklären und sich bei dir melden. Beeile dich, die Zeit drängt!"

    „So machen wir es. Lucia und ich müssen morgen nach Rom. Während du zu den Vestalinnen gehst, haben wir Zeit zum Packen in der Casa Didia. Vielleicht recht es sogar noch, um bei der Villa Aurelia vorbeizuschauen.“


    Eine gute Idee, fand ich. So würde Lucia schon jetzt ihr späteres Zuhause kennen lernen. Ich erwischte mich bei dem Gedanken, dass ich diese Tatsache schon für unumstößlich hielt.


    „Bevor du nach Corsica aufbrechen kannst, muss unbedingt der Brief des Philippos nach Germanien“, fügte ich noch an.


    Alles war besprochen, nun war es Zeit ins Bett zu gehen. Ich fühlte mich heute wie hundert Jahre gealtert. Ich verabschiedete mich von Cadior und begab mich in meinen Schlafraum. Trotz Müdigkeit wollte mir das Einschlafen einfach nicht gelingen…

    Zitat

    Original von Didia Lucia
    "Angenehme Träume wünsche ich dir." sagte ich leise zu ihr.


    ‚Verflixt’, dachte ich. ‚Was ist heute nur mit dir los?’
    Bei Lucias Worten traten mir schon wieder Tränen in die Augen.


    „Genau diese Worte hatte immer meine Mutter gesagt – damals, als sie noch lebte“, erklärte ich leise.


    „Träum auch was Schönes“, wünschte ich dann noch und umarmte Lucia innig. Irgendetwas war mit mir ganz und gar nicht in Ordnung. Ich brauchte dringend Ablenkung.


    „Cadior wird uns nach Rom fahren. Er kann dann gleich beim Tragen helfen. Die Villa ist groß genug, um all deine Sachen aufzunehmen.“


    Ich grinste doch tatsächlich zurück...
    Am besten ich klärte heute noch alles mit Cadior und verschob es nicht auf morgen. Ich stand auf, bat ihn um eine Unterredung und begab mich in das Nebenzimmer.

    „Kann ich mir auch nicht vorstellen, dass er etwas dagegen hat. Gerade er weiß durch ein privates Gespräch abseits einer Factioversammlung ziemlich genau, an welch schweren Brocken ich gerade zu kauen habe.“


    Meine Hand griff automatisch an die Stirn. Mein Kopf schmerzte. Zu viele Tränen hatte ich heute schon vergossen. Entschuldigend blickte ich Lucia an.


    „Ich bin richtig geschafft und würde mich nun gern zurückziehen. Ist das für dich in Ordnung? Ein Zimmer für dich lasse ich noch herrichten“, sagte ich und winkte einer Sklavin.



    Versuch einer stellvertretenden Kandidatur!


    Ich möchte hiermit versuchsweise die Chancen der Neubürgerin Antonia Annaea Minervina wahren, die mir gegenüber erklärt hat, für die Curia in Ostia und in der Provinz zu kandidieren, aber seit gestern nicht mehr online war.


    Vale
    Aurelia Deandra

    „Natürlich nehme ich dein Angebot dankend an. Bevor ich hier einsam sterbe“, scherzte ich unter Tränen.


    „Wollen wir gleich morgen gemeinsam deine Sachen aus Rom holen?“ Sofort kam der nächste Gedanke: „Stell dir mal vor, Commodus bekommt Heimaturlaub. Na den sein Gesicht würde ich dann gerne sehen.“


    Gleich ging es mir bedeutend besser. Dankbar drückte ich Lucias Hand.

    „Na ja, er hat viel zu tun. Ich weiß das ja, aber das heißt nicht, dass es leicht zu ertragen ist“, verteidigte ich ihn.


    „Meinst du das im Ernst? Du würdest für eine Weile hierher ziehen?“


    Ungläubig schaute ich Lucia an und wieder traten mir Tränen in die Augen.

    „Ja, Aelia.“ Ich musste schmunzeln. „Ich traf sie sogar in Rom und sprach mit ihr.“


    Mein Lächeln verschwand schnell wieder und machte einer ernsten Miene Platz.


    „Vielleicht ist genau das der Unterschied zwischen uns. Ich bin eben wirklich allein hier in der Villa. Na gut, oder jedenfalls fast. Sophus ist zwar hier, aber eigentlich ist er das auch wieder nicht. Ich sehe ihn oft tagelang nicht. Vielleicht ist eine Trennung leichter zu ertragen, wenn derjenige wirklich fort ist und sich nicht einfach nur vergräbt. Da kommt man manchmal schon auf merkwürdige Gedanken…“


    Ich seufzte kurz.


    „Ich merke nur, ich bin derzeit so richtig am Boden. So kenne ich mich ansonsten gar nicht. Vielleicht sollte ich mal verreisen. Ach, ich weiß auch nicht.“


    Ratlos sah ich zu den anderen hinüber.


    „Hat sich denn Aelia jetzt schon entschieden“, fiel mir soeben wieder ein.

    Bedauernd schüttelte ich mit dem Kopf.


    „Ein Brief, mehr erhielt ich ebenfalls nicht und auch meiner kam schon vor längerer Zeit. Ich hoffe sehr, dass es ihm gut geht.“


    Es war wirklich völlig gleich, in welche Richtung ich blickte. Etwas Erfreuliches gab es einfach nicht. Die ganze Zeit hielt ich meinen Teller in der Hand. Das Essen war lecker, aber mir war nicht danach.


    „Wie kommst du denn mit der Trennungszeit zurecht? Wie überbrückst du sie?“


    Trotz Niedergeschlagenheit war ich reichlich gespannt. Vielleicht konnte ich noch was von Lucia lernen.

    Bei ihren Worten kamen mir die Tränen und nichts schien sie stoppen zu können. Längere Zeit war es mir unmöglich zu sprechen, dann endlich fasste ich mich.


    „Du hast schon Recht, es ist vieles zusammengekommen, was mir derzeit zu schaffen macht. Ich musste hier an verschiedene Fronten kämpfen, erst kürzlich setzte ich mich für Ostia - völlig sinnlos wie mir scheint - ein. Dann der Verlust von Antoninus, erst kürzlich das Drama um Vibullius, irgendwie ist das alles zu viel. Ja, und dann fühle ich mich eben auch ziemlich allein.“


    Ich machte eine kurze Pause.


    „Was ist nur alles passiert, seit wir hier vor Wochen das Einweihungsfest feierten. Erinnerst du dich noch?“

    „Diese Unterstützung wird in jedem Fall das erneute Aufblühen von Ostia beschleunigen. Ein ortsansässiger Priester wäre ebenfalls noch von Wert“ ,fügte ich meinen Worten von eben noch hinzu.


    Indes wuchs in mir der Wunsch, mich doch nicht auf dieses politische Parkett zu begeben. Meine Selbsteinschätzung hatte mich von Anfang an davor gewarnt. Ich war für solche Bereiche vermutlich zu empfindlich gelagert. Nun ja, was soll’s. Auch so sammelt man Erfahrungen, wenn auch schmerzhafte.


    „Ganz sicher wird die Zuwendung die Arbeit des zukünftigen Magistratus sehr erleichtern. Ich freue mich für diesen sehr – wer auch immer das sein wird.“


    Aus Höflichkeit harrte ich weiter geduldig aus.

    Ich lächelte. "Ach Lucia, dafür haben wir doch Sklaven", sagte ich müde. Traurig schaute ich sie an.


    "Ich sehe derzeit weder Sonne, noch spüre ich Wärme. Ich kann mich nicht erinnern, wann es mir einmal derartig schlecht ging. Wie lange das wohl noch andauern wird?"

    Nach der Bestattung von Antoninus sollte nun das Leichenmahl stattfinden. Einige Gäste begleiteten mich zur Villa zurück. Ich ließ sie im Triclinium Platz nehmen und wies die Sklaven an, das Essen zu servieren.


    "Lucia, mir wäre es lieb, wenn wir uns etwas abseits hinsetzen würden. Nach so viel Gesellschaft ist mir nicht zur Zeit."


    Bittend sah ich Lucia an.

    Symbolisch und nicht ohne Wehmut warf ich drei Hände voll Erde auf die Urne. Jetzt konnte der Tote die Götter und Altäre nicht mehr beflecken und sein Geist erlangte Eintritt in die Unterwelt.


    Nachdem auch dies vollbracht war, konnte die Reinigung des Gefolges und der Familie beginnen und die Opferung des Widders für Laren ebenfalls.


    Lucia zelebrierte alles in schönster Weise und ich war ihr sehr dankbar dafür. Wie abwesend folgte ich ihr schließlich hinaus.



    "Ich lade nun alle zum Leichenmahl", hörte ich mich sagen.


    Ich wollte jetzt nur ungern allein sein. Die neuntägige Trauerzeit würde noch einsam genug sein.