Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    „Cadior benachrichtigte mich von deinem Erscheinen und ich beratschlagte mich bereits,“ begrüßte ich Domitianus.


    „Ich heiße dich willkommen, sofern du mir zusichern kannst, dass es weder erneut zu Unstimmigkeiten noch zu Schlimmerem zwischen dir und dem Duumviren aus Ostia kommen wird. Er zumindest wäre zu einem Gespräch bereit. Ich nehme an, du weißt worauf ich anspiele“, sagte ich ernst doch ohne jeden Vorwurf in der Stimme.
    Es war nicht meine Angelegenheit, die hier zur Debatte stand. Dennoch wollte ich keinen Streit auf meiner Feier.


    „Kann ich mir dessen sicher sein?“

    Zitat

    Original von Lucius Tiberius Vibullius
    Ich nahm ihr Kinn in meine Hand und drehte sachte ihren Kopf zu mir.


    Seelische Schmerzen? Wir sollten sie kühlen. Ich sagte es mit einem Lächeln auf den Lippen und ließ dann los.


    Besuch? Für mich? Hier? Wenn es nicht Anton oder einer seiner Spießgesellen ist, dann nur herein mit ihm. Ich mußte doch ein wenig darüber lachen.


    Ich kniff etwas meine Augen zusammen und suchte den Spott in seinen Worten. Es war vergeblich. Sie waren wohl aufrichtig gemeint.


    Während ich noch darüber nachgrübelte was hier wohl nicht stimmte – meine Informationen über Vibullius oder meine eigene Wahrnehmung – kam mir mein Anliegen wieder in den Sinn.


    Ablenkend begann ich zu erklären:
    „Ich hörte von dem Zwischenfall im Circus Maximus, welcher für deine Verletzung verantwortlich ist.“ Deutlich sah man noch die Blutspur an der Nase von Vibullius. Ich räusperte mich.


    „Ich hörte auch, wer diesen Angriff verübte." Etwas unwohl fühlte ich mich schon … „Nun ja, dieser Domitianus steht vor meiner Tür und bittet um Einlass. Zwar glaube ich, er verlangt hauptsächlich nach mir, doch ein Zusammentreffen mit dir lässt sich unmöglich vermeiden. Besteht also der Wunsch nach einem Gespräch mit diesem Plebejer oder soll ich ihn abweisen? Bedenke aber, ich möchte nicht, dass meine Feier durch ernsthafte Zwischenfälle gestört wird.“


    Wieder blickte ich fragend Vibullius an.


    Erstaunt ließ ich Vibullius gewähren. Er war mir nur als oberflächlich und arrogant bekannt, aber offenbar besaß er auch noch eine führsorgliche Seite. Das hätte ich diesem Lebemann nicht wirklich zugetraut.


    „Der Schmerz ist gering. Die Erde war wohl locker…“ Eine kleine Pause entstand. „… die Verletzungen in der Seele sind da wohl größer“, fügte ich leise hinzu.


    Dann spielte ich meine Entrüstung selbst herunter. „Ach ist nicht so schlimm. Ich weiß jetzt auch nicht, ob der Besuch vor meiner Eingangstür ebenfalls warten würde, wenn du sagst, meine Nachricht für dich sei nicht wichtig im Moment.“


    Abwartend schaute ich Vibullius an.

    „Ist es neuerdings römische Sitte, anstelle mit einem Ball mit Dreck zu werfen?“, fragte ich noch immer schockiert Vibullius. Mir war nicht klar, von wem jetzt wirklich der wenig schöne Einfall kam. Etwas verstimmt nahm ich das Tuch und wischte mir – so hoffte ich - die letzten Spuren des tätlichen Angriffs aus dem Gesicht.

    „Ich habe eine Nachricht für dich. Mein Sklave überbrachte sie mir gerade.“
    Ich suchte in den Augen von Vibullius zu lesen, doch eine Erklärung über seine Aufregung, ähnlich der von Cadior, fand ich nicht.


    ‚Ich werde schon noch herausfinden, was euch zwei verbindet. Zu auffällig ist diese Abneigung’, dachte ich bei mir. Etwas musste vorgefallen sein, darin war ich mir nun sicher.

    Völlig unvermittelt traf mich ein lehmiger Erdklumpen an den Kopf – gerade als ich mit Cadior noch ein paar Worte wechselte. Meine Hand griff automatisch an die Schläfe und Erde rieselte mir aus dem Haar. Völlig verständnislos schaute ich in die Runde. Ich begriff nicht sogleich wie mir geschah.


    Dann fasste ich einen Entschluss.


    „Ich kläre das, Cadior. Du kannst gehen.“ Mit einem Blick, der keinen Widerspruch duldete schickte ich meinen Sklaven weg. Ich drehte mich wieder um und ging langsam auf Vibullius zu.

    Zitat

    Original von Aurelia Deandra
    Ich blickte zwischen ihm, der Eingangstür der Villa und Vibullius hin und her und war unschlüssig, ob ich etwas unternehmen sollte und wenn ja - was.


    Dies noch im Kopf, bemerkte ich, wie Vibullius einen mehr als sonderbaren Eindruck auf mich machte. Er blickte regelrecht entsetzt zu uns herüber. Doch dafür bestand gar kein Grund in meinen Augen.


    Ich wurde misstrauisch. War er wohl besorgt, ob der lautlosen Worte, die mir mein Sklave gerade in das Ohr raunte? Hatte er etwas zu verbergen? Teilten die beiden Männer gar ein Geheimnis, welches sie vor mir verbargen?


    Cadior jedenfalls kam mir heute schon den ganzen Tag so merkwürdig vor.


    Immer noch schwankte ich und traf noch immer keine Entscheidung.

    „Für Falco, Liliana, Messalina und natürlich Iustus und Scipio auch noch einen Becher“, wies ich Eirene, die treue Seele an.


    Dann hob ich meinen Becher und bevor ich ihn an die Lippen setzte, schaute ich noch einmal in die Runde meiner Gäste. Ich freute mich, dass so viele meiner Einladung gefolgt waren.


    „Auf eine lange und gute Freundschaft zwischen unseren Familien“, ergänzte ich und war fast gerührt. Kurzzeitig schimmerte die Welt regenbogenfarben, dann hatte ich die aufsteigenden Tränen unterdrückt. „Auf Rom und Ostia.“

    „Ihr wollt eine Pause? Gut, so soll es sein.“


    Ich klatschte kurz in die Hände und eine Sklavin kam herbeigeeilt.


    „Bring uns eine Erfrischung und vergiss nicht die Becher. Eil dich, meine Gäste haben Durst!“



    "Oh, er kann wieder rennen", konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen, als Vibullius angestürzt kam.

    Oh wie enttäuscht war ich, als mein Ball von seinem Ziel abgelenkt wurde. Kein Stück bedauerte ich deswegen den sich krümmenden Helden, der ja doch keiner war.


    Ich sprang kurz hinzu und fing den Ball. Annehmen, Schwung holen und Absetzen war eins. Postwendend schoss er diesmal auf Vibullius zu.

    „Ach Vibullius, das rührt jetzt wirklich meine empfindsame Seele“, antwortete ich gespielt mitfühlend. „Ich wusste ja nicht, dass du so zart besaitet bist. Dein Mundwerk lässt dies jedenfalls nicht vermuten.“


    Es fiel mir schwer, dabei noch ernst zu bleiben. Einerseits gönnte ich seinem viel zitierten arroganten Wesen diesen kleinen Dämpfer und anderseits tat er mir auch wieder richtig leid. Man musste nicht lange hier sein, um von Vibullius zu hören. Er war so ziemlich der unmöglichste Mann, den das Imperium je sah und trotzdem war er nicht unsympathisch zu nennen.

    Zitat

    Original von Marius Aurelius Iustus
    ... jedoch fragte ich mich, wie dieses ablaufen sollte, da die einen nicht mitspielten und die, die mitspielten jedoch durch andere "Erscheinungen" abgelenkt waren. Es schien, als wären Deandra und ich die Einzigen, die aktiv daran teilnahmen.


    „Nee Iustus, da irrst du dich. Wenn Commodus nicht bald aufwacht, klatscht ihm der Ball an den Kopf und spätestens dann ist er nicht mehr abgelenkt.“ :D Ich lachte schon jetzt aus reiner Vorfreude über diesen Moment. Dabei hatte Commodus durchaus noch eine Chance, wenn er rechtzeitig handelte.


    „Und auch die anderen Drückeberger werde ich noch in das Spiel mit einbeziehen“, versprach ich meinem Bruder und blickte dabei zu Vibullius.


    „Schau mal, Falco und Liliana sind auch dabei. Was willst du mehr?“ Also ich war höchst zufrieden über die Beteiligung. Ich wusste gar nicht was Iustus zu klagen hatte.

    Ich trat vor, denn auch von mir würde der Sieger ein Erinnerungsstück erhalten.


    „Halte diese Plakette in Ehren“, sagte ich zu dem abgekämpften und dennoch glücklich wirkenden Lenker als ich ihm das geprägte Goldstück übergab. „Vermutlich wird es die einzige ihrer Art sein, die je ein Wagenlenker von mir erhält.“


    Mein Entschluss festigte sich immer mehr – es würde das ersten und zugleich letzte Wagenrennen sein, welches ich ausrichtete.


    „Mögen die Götter mit dir sein in jedem deiner zukünftigen Rennen“, fügte ich noch leise an. Mir allerdings bleib ihre Gunst versagt an diesem geschichtsträchtigen Tage. Doch wer weiß, was die Zukunft noch für mich bereithalten würde... Auch das wussten nur die Götter.


    Etwas wehmütig winkte ich dem Aurigae hinterher, als er in die Bahn steuerte und unter den jubelnden Zurufen eine Ehrenrunde durch den Circus drehte.

    Nachdem der Imperator den Sieger dieses sicher in die Annalen eingehenden Finallaufes bekannt gegeben hatte, herrschte für wenige Augenblicke eine gespenstische Stille im Circus Maximus. Enttäuschung ergriff die einen, übergroße Freude die anderen. Diese Lähmung – obwohl nur Sekunden anhaltend – wurde von allen wie Stunden, ja Tage empfunden.


    Dann brandete jedoch großer Beifall für den siegreichen Lenker aus der Purpurea auf und erstickte alle Schmährufe im Keim.


    Dominator spectatorum wendete daraufhin sein Gespann und lenkte es auf Marcus Didius Falco, den Editor und Pater der ausrichtenden Factio dieser Spiele zu. Freude und Stolz waren in sein Gesicht geschrieben.


    In wenigen Augenblicken würde er den verdienten Siegerkranz von Falco und die goldene Plakette von Aurelia Deandra in Empfang nehmen können. Glücklich winkte er der jubelnden Menge zu.