Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    Ich bemerkte, dass sich Vibullius vor dem Spiel drücken wollte und war versucht, ihm einfach mit besonders viel Schwung den Ball zuzuwerfen. Erst im letzten Augenblick bemerkte ich, dass er die Hände nicht frei hatte und stoppte mitten in der Bewegung. Eine scherzhafte Bemerkung konnte ich mir aber nicht verkneifen.


    „Noch so jung und schon ohne Saft und Kraft? Oder käme vielleicht das Wohlbefinden zurück, verunzierte keine Blutspur mehr das feine Gesicht?“


    ‚Männer’, dachte ich bei mir. ‚Kaum haben sie ein Zipperlein, schon bricht für sie die Welt zusammen.’


    „Manch einer fühlt sich krank, nur weil er den Schmerz in seinen Gedanken pflegt“, fügte ich augenzwinkernd hinzu.


    Da ich Vibullius den Ball nicht zuwerfen konnte, gab ich ihn schwungvoll an Commodus weiter. Der allerdings hatte nur Augen für seine Begleiterin.....

    „Ja die Villa ist ganz nach meinem Geschmack.“ Ein zufriedenes Kopfnicken bekräftigte meine Worte.
    „Ich umgebe mich gern mit vielen Pflanzen und schönen Dingen. Etwas Luxus darf dann auch dabei sein“, fügte ich lachend hinzu.


    „Liliana, Falco, was haltet ihr denn von einem kleinem Ballspiel vor dem Essen. Danach können wir uns umso entspannter dem Genuss der Speisen hingeben.“
    Ich senkte meine Stimme etwas. „Heute wird es etwas ganz Besonderes geben“, versprach ich mit geheimnisvollem Blick.


    „Scipio hat schon zugesagt und Messalina wird dies noch tun, so hoffe ich.“ Fragend schaute ich zu der stillen jungen Frau an meiner Seite.


    „Iustus und der Duumvir sind auch noch da. Was haltet ihr davon?“

    Zitat

    Original von Barrius Aurelius Scipio
    Ohne großes Aufsehen zu erregen betrat Scipio die Villa.
    Die viele Arbeit zur Zeit ermüdete ihn sehr.
    Er ging vorsichtig auf Deandra zu und tippte sie Vorsichtig von hinten an.


    „Scipio! Es freut mich, dass du Zeit gefunden hast!“


    Ich umarmte meinen Cousin und bemerkte wie müde und abgespannt er war.


    „Es dauert noch etwas bis zum Gastmahl. Du könntest es dir bis dahin bequem machen, oder hast du Lust auf ein Ballspiel?“, fragte ich Scipio augenzwinkernd.

    Zitat

    Original von Flavius Prudentius Balbus


    Jetzt kommst Du daher und redest von Beschiss und siehst eine purpurne Verschwörung, nur weil die grünangehauchte Veranstallterin die handbreit Unterschied nicht sah.


    Mäßige dich indem was du sagst! ICH stand am Ziel und nicht du. Die Wagen lagen absolut gleichauf, aber hier fällen andere die Entscheidungen!

    „Oh, es ging also um meine Erquickung – daher die wohlüberlegten Worte“, entgegnete ich Vibullius und schaute ihn aus einer Mischung von Vergnügen und gleichzeitig etwas Wehmut an.


    „Ich denke, Frauen hören vor allem Worte, an deren Aufrichtigkeit und Einzigartigkeit sie keinerlei Zweifel hegen müssen.“ Gedankenverloren strich ich mir eine vorwitzige Haarsträhne aus der Stirn, dann riss ich mich zusammen.... „aber wir können hier keinesfalls über die Wirkung von Worten philosophieren, während neue Gäste eingetroffen sind.“



    „Seid herzlich gegrüßt Liliana und Falco. Ich freue mich über euer Kommen.“


    Während der wenigen Schritte bis zur Tür warf ich Messalina noch einen fragenden Blick zu. „Du scheinst bedrückt, meine Liebe und solltest dich nachher einmal aussprechen.“


    „Tretet also ein in mein neues Zuhause, oder möchtet ihr vor dem Essen noch einem erquicklichen Ballspiel nachgehen?“ Bei dem Wort „erquicklichen“ warf ich Vibullius einen herausfordernden Blick zu. Ich fragte mich, ob hinter diesem Lebemann wohl noch ein ernsthafter Charakter stecken würde.

    „Hast du das auch so gesehen wie ich?“, fragte ich den neben mir stehenden Falco. „Die Gespanne waren gleichauf. Das gab es noch nie!"


    Ich brauchte eine kurze Gedankenpause.


    „Wir sollten das als erstes dem Volk und dem Imperator verkünden und uns anschließend zur Beratung zurückziehen. Klären müssen wir, wie in einem solchen Falle zu entscheiden ist. Gibt es ein Entscheidungsrennen, oder haben wir in diesem Jahr gleich zwei Sieger.“


    "Verkündest du es den Zuschauern?", fragte ich nochmals nach.

    Finale: Runde 7


    Was für ein Rennen, was für eine Spannung! Die Taktik des Lenkers aus der Praesina scheint aufzugehen. Während die anderen Aurigae bereits in den Vorläufen ihre Tiere auf das Höchste forderten, hielt Lupus die seinen noch zurück. Er wollte sich offenbar nur für das Finale qualifizieren und verschenkte dafür den Sieg im Vorlauf.


    Jetzt geht es um die allerletzte Wendemarke. Die letzten 600 Meter auf gerader Strecke würden zeigen, welches der Gespanne noch Reserven besaß. Unter Anfeuerungsschreien, Schmährufen und ohrenbetäubendem Lärm rasen beide Gespanne annähernd gleichauf heran.


    So schnell mich meine Beine tragen können, eile ich zur Ziellinie, denn die Entscheidung wird haucheng sein - so viel steht fest. Der Editor und ich, wir starren gebannt auf die heranrasenden Wagen und stecken uns gegenseitig mit unserer Aufregung an.


    Jetzt sind sie fast heran – kaum das man einen Vorteil für einen der beiden Wagen erkennen kann. Sie rasen über die Zielmarke und Falco und ich blicken uns völlig fassungslos an.


    Eindeutig als Dritter rast Diokles ins Ziel. Ein unglaublich großer Erfolg für den Lenker aus der Veneta. Lag er doch an Erfahrungswerten hinter Lupus und Marsyas aus der Praesina und ebenfalls hinter Dominator spectatorum und Magister rotarum, beide aus der Purpurea. Jetzt ließ der die alten Hasen hinter sich. Marsyas schlug er nur knapp und verwies ihn auf den vierten Platz. Magister rotarum belegte gar den sechsten Platz. Vor ihm noch Plinius aus der Praesina, der ihn deutlich in die Schranken wies.
    Quintus Arius der Jüngere, der Lenker aus der Aurata, war eindeutig der Unerfahrenste im Feld. Durch den Sturz von Vir fortis Orci in der vierten Runde belegte er Rang sieben.


    Was für ein packendes Rennen, was für ein Finallauf! Unglaublich! Noch immer schaue ich völlig durcheinander zu Falco, dem Editor.

    Nachdem was ich bisher über Vibullius hörte, war er weder sprachlos noch schüchtern zu nennen. Ganz im Gegenteil – man warnte mich vor ihm. Schon merkwürdig, dass nicht mal ein Gruß über seine Lippen kam…


    ‚Vermutlich Taktik’, dachte ich. Viel Positives hatte ich bisher wirklich nicht über ihn gehört…


    „Ich nahm an, in einem Amt wie dem eines Duumviren, kann man sich Sprachlosigkeit nicht leisten, oder etwa doch?“, meinte ich dann auch belustigt zu ihm.

    Finale: Runde 6


    Unter den Zurufen der begeisterten Menge gehen die Wagen in die vorletzte Runde. Lupus setzt seine Aufholjagd fort und rückt Stück für Stück an den führenden Dominator spectatorum heran. Die Nüstern seiner Rösser befinden sich inzwischen in Höhe der Kruppe der Purpureapferde. Wird er den Wagen noch überholen können, oder rettet der Lenker aus der Purpurea den Sieg für sich und seine Factio bis ins Ziel.


    Oder ist es vielleicht dem Lenker aus der Veneta nochmals möglich, in einem Endspurt das Blatt zu seinen Gunsten zu wenden? Noch scheint alles möglich zu sein.
    Als gute Nachricht kann gesagt werden, dass Vir fortis Orci seinen Stürz überlebt hat.

    Auf unserem Spaziergang näherten sich Messalina und ich wieder der Villa. Von weitem schon sah ich einen jungen Mann vor der Türe stehen, doch niemand ließ ihn ein.


    „Wo Eirene wohl steckt?“, fragte ich mich und auch Iustus schien den Gast nicht bemerkt zu haben.


    „Vermutlich halten ihn deine Kinder auf Trab“, sagte ich schmunzelnd zu Messalina. „Wenn man sich nicht um alles selber kümmert….“


    Seufzend steuerte ich auf den Fremden zu, der kein Unbekannter mehr war, wie sich bald herausstellte. Er begegnete mir vor Wochen im Hafen, als ich in ein Gespräch mit Latinus vertieft war. Er war wohl der neue Duumvir von Ostia und man erzählte sich allerlei über ihn.


    Aber gut, ich wollte nicht voreingenommen sein. Freundlich begrüßte ich ihn.
    „Nun, da sich die Türe nicht öffnet, wie wäre es dann mit einem Blick über die Schulter?“ Ein amüsiertes Lächeln lag auf meinem Gesicht.

    Finale: Runde 5


    Zu Beginn der fünften Runde findet ein heftiger Zweikampf – mit unzähligen Versuchen, das andere Gespann zum Kippen zu bringen – zwischen Marsyas und Diokles statt. Diokles kämpft und kämpft, will unbedingt um den Sieg mitfahren. Nach unzähligen Rangeleien unterliegt schließlich der Lenker aus der Praesina und Diokles aus der Veneta zieht ungehindert weiter.


    Auf den Tribünen wird es unruhig und in der rechten Kurve bricht auf den Rängen eine heftige Schlägerei aus. Man kann von hieraus nicht erkennen, ob Anhänger der Praesina, der Purpurea oder der Veneta beteiligt sind. Offenbar haben sich die Gefühle der Zuschauer in eine hysterische Dimension hineingesteigert, welche sich nun in Gewalt entlädt. Es ist die reine Massenhysterie. Wer will dem begegnen?


    Währenddessen rasen die Gespanne weiter. An der Spitze noch immer Dominator spectatorum und hinter ihm jetzt Diokles und Lupus, der sich wieder an seinem Factiogefährten Marsyas vorbeischieben konnte. Und Lupus greift weiter an. Er schneidet Diokles in der östlichen Linkskurve und zwingt den Lenker aus der Veneta zu einem Ausweichmanöver. Ohne dieses wäre der leichte Karren von Diokles unweigerlich gekippt und das hätte jegliche Chancen für ihn zunichte gemacht.


    Auf dem Fünften Platz derzeit Plinius, der unerwartet gut fährt in diesem Jahr. Ein enttäuschender sechster Platz für Magister rotarum. Er galt als einer der Favoriten für diesen Finallauf.

    Finale: Runde 4


    Es geht in die vierte Runde. Fast liegt die Hälfte der 8,5 Kilometer langen Rennstrecke hinter den Gespannen. Alle Tiere sind ob der Anstrengung in Schweiß gebadet und weiße Schaumflocken fliegen aus den Mäulern und anschließend durch die Luft. Wäre der Circus nicht von den Rufen der Menschen erfüllt, so könnte man die schweren Atemzüge der Rösser vernehmen.


    So stand aber der ganze Circus Kopf. Klatschen, Schreien, nach Luft schnappen und nach Halt suchen drückten die Gefühle der Zuschauer aus. Manche waren aufgeregt, andere einfach nur angespannt. In vielen Gesichtern wechselte Angst und Hoffnung stetig ab und ebenso der Jubel und die Niedergeschlagenheit.
    Der Circus Maximus glich einem Hexenkessel und manch einer erlebte das Ende des Finallaufes nicht mehr, weil ihm das Gedränge und die Hysterie das Bewusstsein nahm.


    Diese Wagenrennen haben nichts mit Rücksicht und Gerechtigkeit zu tun. Riskante Überholmanöver mit der Nebenabsicht, den Wagen des Gegners zu touchieren und ihn zu Fall zu bringen, sind hier an der Tagesordnung. Es grenzt schon an ein Wunder, dass bisher nichts dergleichen geschah. Wollen wir es auf die kleineren Qualifikationsrennen zurückführen. Hier allerdings traten acht Gespanne gegeneinander an. Der Sieg war heftiger umkämpft als in den Vorläufen und auch die Rangplätze waren heiß umstritten.


    Plötzlich ging ein Aufschrei durch den gesamten Circus. Gerade gesagt und schon passiert es. Quintus Arius der Jüngere touchiert den Wagen des an sich besseren Vir fortis Orci, den dritten Lenker aus der Purpurea. Es kommt zur Karambolage. Der Wagen von Vir fortis Orci erleidet einen Achsbruch und der Lenker aus der Purpurea fliegt in hohem Bogen aus dem leicht gebauten Karren. Im Fallen noch schneidet er geistesgegenwärtig die Zügel von seiner Riemenschnürung ab. Er wäre sonst gnadenlos von dem rasenden Gespann mitgeschleift worden. Dennoch war der Aufprall hart und der Lenker rührt sich nicht mehr. Hastig eilen Helfer auf ihn zu, um den Verunglückten aus der Bahn zu räumen.


    Der gelbe Wagen des Quintus ist noch einmal glimpflich davongekommen. Außer dem zerschlissenen Weidegeflecht und einigen Blessuren am Leib des Lenkers ist nichts geschehen. Mit einigem Abstand jagt er den anderen Gespannen hinterher.

    Finale: Runde 3


    In einem packenden Zwischenspurt setzt sich in der dritten Runde auf gerader Strecke Dominator spectatorum an die Spitze.


    Dadurch verwickeln sich Diokles und Lupus in Rangkämpfe. In der gefährlichen Linkskurve behindern sie sich gegenseitig und Marsyas nutzt seinen Vorteil. Außen zieht er ungehindert an den beiden Streithähnen vorbei und kann sich so auf den zweiten Rang vorarbeiten.


    Das Rennen wird vermutlich von diesen vier Lenkern entschieden werden, doch wo ist Magister rotarum? Der ebenfalls als stark einzuschätzende Lenker aus der Purpurea hat Schwierigkeiten, das vorgelegte Tempo zu halten. Er liegt derzeit auf dem sechsten Rang. Vor ihm noch Plinius, ein noch wenig erfahrener Lenker aus der Praesina.


    An den beiden letzten Plätzen hat sich nichts geändert.

    "Oh auf den Spuren Alexanders", wiederholte ich beeindruckt. „Hat er denn wirklich vor bis nach Indien zu reisen?“


    Das überstieg etwas meine Vorstellungskraft, war ich selbst doch noch nie aus Rom heraus gekommen. Ostia war meine erste Reise und wenn man bedenkt, dass Ostia die Hafenstadt Roms ist, hatte ich Rom auch dieses Mal nicht wirklich verlassen.

    „Messalina du bist einfach umwerfend“, lachte ich aus vollem Hals. „Gibst dem Iustus einfach die Kleinen an die Hand. Schau doch wie verdutzt er guckt!“


    Ich musste mich über das Gesicht meines Bruders fast ausschütten vor Lachen. Er war so ungelenk im Umgang mit Kindern. Über diese spaßige Einlage bemerkte ich viel zu spät, dass Messalina bereits Hand anlegte, um mir zu helfen.


    „Nein also das geht wirklich nicht“, sagte ich entschieden. „Du bist mein Gast und als solchen möchte ich dich auch behandeln.“



    „Eirene, bereite schnell ein paar leckere Happen vor.“



    „Am Nachmittag speist man eh nicht so üppig“, sagte ich wieder zu Messalina gewandt. „Komm, lass uns einen Spaziergang durch den kleinen Villenpark machen.“


    „Wie geht es Catus? Gern hätte ich ihn heute begrüßt. Ich hörte er ist auf Reisen?“

    Zu dumm. Cadior nutzte wohl die Gelegenheit und war einfach spurlos verschwunden. Auf die Suche nach ihm konnte ich mich jetzt nicht machen, also begab ich mich doch zur Eingangstür.


    „Ich freue mich, dich zu sehen, Messalina!“, sagte ich wirklich voll Freude und begrüßte meinen ersten Gast und die beiden Kleinen.


    „Du bist etwas früh dran“, fügte ich besorgt hinzu. Weder die Speisen waren fertig vorbereitet, noch war mit dem Eintreffen weiterer Gäste innerhalb der nächsten fünf Stunden zu rechen.


    Etwas hilflos blickte ich Messalina an.