Unweigerlich wurden meine Augen groß, als Aintzane – so war ihr Name – keck hervortrat und unaufgefordert zu sprechen begann. Aber nicht dieses Auftreten, sondern vielmehr die gewählten Worte erstaunten mich. Mit geschlossenen Augen hätte ich mir dieselben Worte aus dem Mund einer gestrengen Tante vorstellen können – von dem Zusatz „meine neue Herrin“ und der Geschichte mit dem Ersteigern natürlich abgesehen.
Vielleicht war ich aber derzeit nur etwas empfindlich, weil mein Leben eine gravierende Wendung genommen, ich mich mit meinem Bruder gestritten und von Sophus natürlich - wie immer - nichts gehört hatte.
Zunächst wandte ich mich aber Assindius zu.
„Sehr gut, Assindius. Auf dich ist immer Verlass. Daher bekommst du auch, wie bereits vor der Germanienreise besprochen, eine verantwortungsvolle Aufgabe beim Training der Wagenlenker. Gleich morgen in der Frühe geht es los, du findest dich zur achten Stunde im Gestüt Aurelia ein und von dort werden wir zur Rennbahn wechseln. Dabei fällt mir ein … Für euch alle gilt ab sofort die Villa Claudia als Zuhause. Dennoch werde ich - wie auch ihr - ab und an noch bei den Aureliern weilen.“
Ich überlegte, wo ich stehen geblieben war. Ach ja, bei der Aufgabenverteilung für Assindius.
„Nach dem Verstauen des Reisegepäcks hast du für heute frei. Nun zu dir, Samira. Du bereitest die Zimmer für die Sklaven und natürlich meines für die Nacht vor. Anschließend hilfst du bei der Essenbereitung. Ihr könnt schon gehen“, wies ich Assindius und Samira an, bevor ich mich Aintzane zuwandte.
„Du kommst also aus dem Baskenland“, begann ich das Gespräch und winkte Aintzane näher heran. „Erzähle mir näheres über dich und deine Vergangenheit. Ich persönlich, und das unterscheidet mich von manch anderem, möchte immer wissen, mit wem ich es zu tun habe, weil ich meinen Sklaven bei guter Führung eine eigene Persönlichkeit gestatte.“
Ich setzte voraus, dass Aintzane über ihre gesetzliche Stellung im Klaren war: In Rom war ein Sklave eine Sache. Da ich aber gehobenen Wert auf Loyalität und Aufrichtigkeit legte, umgaben mich ausschließlich Sklaven, die selbige wertvolle Eigenschaften trugen und als Gegenleistung manch vielleicht unangemessene Freiheit erhielten.