Ich musste grinsen, als ich Valerias große Augen sah. Vorsorglich legte ich die Hand vor den Mund, um nicht laut loszukichern.
„Na, da habe ich ja noch einmal Glück gehabt, wenn mir die lebende Schlange im Sack nun kein dickes Ende beschert“, sagte ich todernst, schüttelte aber alsbald den Kopf und kicherte.
Flink wechselte Valeria das Thema und nun wurden meine Augen groß.
„Du kennst meinen Bruder?“ Ich blieb vor Überraschung derart abrupt stehen, dass mein eingehakter Arm plötzlich sehr lang wurde, bis Valeria ebenfalls verharrte. „Das ist ein Ding! Kennt der Kerl eigentlich jede Frau?“
Dann aber kam die Erklärung. „Ach sooo, daher kennt ihr euch“, fügte ich mit einem Augenzwinkern an und setzte den Spaziergang fort. „Ja, Corvinus, und ja, er ist Duumvir. Aber ob er einen Mosaikleger sucht, entzieht sich meiner Kenntnis. Ein Parkprojekt? Du meinst, er plant ein Mosaik unter freiem Himmel? Tja, warum nicht.
Ist gut, ich grüße ihn von dir. Ob ganz lieb, muss ich mir aber noch überlegen.“
Es schien so, als war ich fast wiederhergestellt. Zumindest lachte ich wieder im normalen Umfang.
„Das war jetzt ein Scherz, aber mir fällt langsam auf, dass dieser Bursche in Bezug auf Frauen ziemlich rege ist. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie stört mich das.“
Während Valeria annähernd magisch von den Düften der Küche angezogen wurde, sich setzte und sogleich bedient wurde, grübelte ich über das soeben Gesagte nach. Was ging es mich überhaupt an, dass Corvi so viele Bekanntschaften pflegte? Schließlich konnte er ja machen, was er wollte. Eine kleine Falte erschien auf meiner Stirn und ich spürte einen Hauch von Ärger in mir aufsteigen. Soll er doch, kann er doch! Warum denke ich überhaupt darüber nach? Ich hatte ja schließlich auch einen Liebsten und wollte sogar bald heiraten.
Blöd, die Verstimmung löste sich nicht auf. War ich etwa neidisch, weil er turteln konnte und ich meinen Liebsten während der letzten 15 Monate nur einmal gesehen hatte?
Alles, was Valeria in der Zwischenzeit gesagt oder gemacht hatte, zog spurlos an mir vorbei. Erst bei ihrem Satz: ‚Meinst du nicht?’ wurde ich wach und blickte auf.
‚Oje, was hat sie mich denn gefragt? Wie unhöflich von mir! Gestehe ich den Patzer ein oder nicke ich einfach?’
Lächeln. Lächeln ist immer gut, also lächelte ich und setzte mich - wohl zum ersten Mal in meinem Leben - in eine Küche, derart neben mir stand ich gerade. Der Duft des heißen Weines stieg mir in Nase und sie kräuselte sich – mochte ich doch noch nicht einmal kalten Wein. ‚Ob er gegen Halsschmerzen hilft? Ich könnte es nachher einmal probieren.’ Zurück zur Frage.
„Du hast Recht.“ Auch diese Bemerkung war in allen möglichen Situationen passend, aber noch besser ist es, die Wahrheit zu sagen.
„Ich habe gerade an meinen Liebsten gedacht. Er ist Offizier bei der Legion und ich habe ihn lange nicht gesehen. Was sagt dein Herz, ist es auch schon vergeben?“