Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    „Im Gegenteil, heute speisen Sklaven und Herrschaften zusammen“, rief ich, als Aintzane bereits auf dem Absatz kehrt machte. „Und Pompeius Antipater? Kenne ich nicht, dann ist er definitiv auch kein wichtiger Mann.“ Aber ob Aintzane das noch gehört hatte, wusste ich nicht zu sagen. Ich zuckte mit den Schultern und beschäftigte mich wieder mit den Esswaren auf meinem Teller. Nebenbei stellte ich jedoch lobend fest, dass meine Sklavin die ihr angetragenen Aufgaben sehr gut erfüllte, mehr noch: Sie arbeitete sogar an Feiertagen.

    Ich fuhr derart zusammen, als die Tür aufgestoßen wurde, dass ich gleich zweimal nachfassen musste, bis ich wieder Herrin meines Tellers war.


    "Bei den Göttern", murmelte ich und atmete erst einmal tief durch. Dann aber musste ich über Aintzane lachen, weil sie so aufgelöst war.


    "Also, wo du den Quaestor Urbanus herbekommst, weiß ich nicht. Im Hause der Claudier ist er jedenfalls nicht zu finden. Da muss dieser Herr schon zu den Octaviern gehen. Richte ihm das einfach so aus", erwiderte ich schmunzelnd. "Du weißt, dass du heute gar keinen Dienst hast? Ein Mann übrigens? Wer ist es?"

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    Original von Vibius Valerius Victor
    Auf dem Weg zurück zu Salambo fällt Vic Aurelia Deandra ein Stück entfernt auf. Ein alter Saturnalienschlager kommt ihm in den Sinn: Letztes Jahr zu Saturnalia, da hab ich dir mein Herz geschenkt. Aber schon ein paar Tage später, da hast du's weiterverschenkt. Dieses Jahr will ich mich vor Tränen bewahren und verschenke es an jemand Besonderes. Klar, so ganz passt es nicht. Es war nicht sein Herz, sondern höchstens sein Mantel. Geheult hat er deswegen auch nicht, allerdings war er in keinem Jahr an den Saturnalien so erfolglos wie im letzten gewesen.


    Sim-Off:

    ;)


    Zitat

    Original von Claudia Aureliana Deandra
    Ich lächelte, hoffte aber insgeheim inständig, er möge sich nicht in ein Lupanar verlaufen.


    Pünktlich auf das Stichwort "Lupanar" hin, taucht der Mann mit den drei "V" auf, Valerius Victor - zwar Plebejer, aber gescheit, sehr unterhaltsam und doch hatte er zu den letzten Floralia viel von seinem Charme eingebüßt: Ich mochte einfach keine Männer, deren Bestreben nach lockeren Mädchen derart offensichtlich war. Während mein Blick kurz auf ihm verweilte, sann ich darüber nach, wie sehr ich mich verändert hatte: Noch vor zwei Jahren musste ich selbst diesbezüglich Ermahnungen in Kauf nehmen, weil ich zwar keine Fehlhandlungen getätigt, aber immerhin locker mit der Männerwelt gespielt hatte. Nun gehörte ich zu denen, die erwachsen waren und über jene richteten, die gleiches taten. Ich seufzte kurz, aber die Entwicklung war gut, ich wollte sie nicht rückgängig machen. Schließlich sah ich wieder zu meinem Sklaven und wartete darauf, dass er den Weg festlegte.

    In immer noch ungewohnter Tätigkeit sorgte ich heute – am Abend nach den Feierlichkeiten in Rom zu den Saturnalien – höchstselbst für mein Essen, denn die Sklaven waren ja vom Dienst befreit. Nicht alles war geglückt – woher sollte ich auch wissen, wie man Fleisch zubereitete? Brot konnte ich zum Glück fertig erstehen und auch die Getränke. Obst musste ich ebenfalls nicht „herstellen“ und das bisschen Gemüse zu garen, war kein Problem. Ab und zu fluchte ich leise vor mich hin, wenn ich schweres und heißes Geschirr bewegen musste. Hin und wieder seufzte ich – noch leiser, denn dies war mein erstes Saturnalienfest ohne meine gewohnt Familie. So richtig eingelebt hatte ich mich noch nicht, irgendwie fehlte mir der Bezug zu der neuen Verwandtschaft. Glücklicherweise umgaben mich die gewohnten Sklaven, was mir ein Gefühl von Sicherheit gab.


    Als das Essen soweit vorbereitet war, nahm ich mir meinen Teil auf einen Teller und begab mich ins Triclinium. Jemanden zu bedienen, nein, das lag mir dann doch zu fern. Aber die Bewohner des Hauses sollten wissen, dass Essenzeit war und auch noch ein Teil in der Küche ohne eigenes Zutun zu ergattern war. Daher schellte ich ein paar Mal, ehe ich mich setzte und die Probe aufs Exempel machte, ob auch alles essbar war, was ich zusammengeschustert hatte.

    „Umso interessanter sollte dieser Tag noch werden, wenn du keine Ahnung von Rom und seinen Möglichkeiten hast.“ Ich lächelte, hoffte aber insgeheim inständig, er möge sich nicht in ein Lupanar verlaufen.


    „Du gehst voran, ich folge dir. Denk einfach, du bist ein Leithammel“, versuchte ich zu scherzen. „Meine Wünsche zählen für den Moment nicht.“

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    Original von Assindius
    "Zeigt mir den, der Euch aus diesem Trubel sicher nach Hause bringt. Hier ist ein Leibwächter unbedingt nötig und das bin nunmal ich. Wenn ihr unbedingt wollt das ich einen freien Tag erhalte liegt es jederzeit in Eurer Hand ihn mir zu geben."


    Ich schaute meinen Leibsklaven lächelnd an. „Hm, erstaunlich. Ich hätte durchaus vermutet, dass du liebend gern ein paar Tage oder wenigstens Stunden machen möchtest, was alleine du bestimmst. Andererseits finde ich deine Einstellung auch bewundernswert. Weißt du was? Es lässt sich sogar beides kombinieren. Du bleibst bei mir und garantierst mir die Sicherheit auf Roms Straßen und gleichzeitig sollst du etwas von der Freiheit und Gleichheit der Festtage spüren. Den Fortlauf des heutigen Tages bestimmst ab sofort du allein. Du entscheidest, was wir machen, wohin wir uns wenden, wann wir gehen, wo wir verweilen, für was ich Geld ausgeben soll. Na, was hältst du davon?“

    Zitat

    Original von Assindius
    Warum ist es in Rom eigentlich immer so voll? Egal wo es hingeht, ob auf den Markt oder zu irgend so ner Fete, überall ist es voll, eng, laut und es stink aus allen Ecken. Andauernd muss ich irgend so einen Arsch an die Seite schieben der meiner Herrin zu kommt. Bislang reichte es zu schieben, Kopfnüsse und Schläge musste ich heute noch keine verteilen.


    Was mach ich jetzt eigentlich mit dem Geld? Soll ich was kaufen gehen? Hat die Herrin was gesagt, was ich wegen dem Lärm nicht gehört habe? Ich stecke es erst einmal in meine Unterhose, das ist es sicher.


    Natürlich nahm ich an, dass Assindius seine Münzen in das Kästchen für Saturn geworfen und sich gleichzeitig etwas gewünscht hatte. Zu gern hätte ich gewusst was, aber fragen sollte man nicht. Schließlich kamen die Lobrufe für Saturn – ich hatte sie offensichtlich doch nicht verpasst – und so stimmte ich ein. Anschließend schlenderte ich über den Platz, nahm mir einen Keks und bemerkte den treuen Assindius noch immer an meiner Seite.


    „Einer der Kekse dort ist für dich. Wenn du darin eine Münze findest, ist dir Fortuna hold gewesen, dann bist du König für einen Tag.“


    Ich schmunzelte ihn von der Seite her an und blieb schließlich stehen.


    „Auch du hast heute frei und kannst tun, was dir beliebt. Aintzane hat bereits ihre Chance auf freie Stunden genutzt.“


    Mit gewisser Vorsicht knabberte ich an meinen Keks, denn auf eine Münze zu beißen, war nicht sonderlich angenehm.

    Zitat

    Original von Aintzane
    "Ich habe gespendet... danke für das Geld übrigens. Darf ich mir jetzt etwas von Saturn wünschen?" Nicht, dass sie an ihn glaubte, aber man konnte sich ja nie sicher sein.


    Auf Aintzanes Frage hin nickte ich.


    „Ja, du kannst dir etwas wünschen und du kannst heute und die nächsten Tage ein unbeschwertes Leben genießen. Zu den Saturnalien sind Herren und Sklaven, Bürger und Bürgerlose gleichgestellt. Ich darf dich nicht zu Arbeiten anstellen. Hast du das gewusst?“


    Ich lächelte und war gespannt, wie Aintzane reagieren würde.


    „Schau, wir sind fast nicht zu unterscheiden.“ Ich blickte an mir hinab.


    „Mein Gewand ist schlicht und unauffällig. Geh unter die Menschen, wenn du möchtest, nimm dir einen der Kekse und genieße den Tag. So schnell triffst du nicht wieder so viele, die dich alle gut und respektvoll behandeln müssen. Vielleicht findest du eine Freundin, denn auch viele Sklaven weilen heute hier. Vielleicht möchtest du ja aber auch mit Assindius über den Platz streifen oder aber nach einem anderen Begleiter Ausschau halten.“

    Ich legte die Hand an das Kinn, äußerte ein „Hm“ und nahm selbige mit einem Schmunzeln wieder fort. „Also nicht falsch verstehen … Natürlich darf nicht jeder Plebejer abgewiesen werden. Bei den Göttern, nein! Wie es die Claudia hält, weiß ich leider noch nicht zu sagen, aber die Aurelier haben im Besonderen mit der Gens Annaea und vor allem der Gens Decima sehr enge Kontakte gepflegt. Beides sind vorbildlich traditionelle Familien. Was ich vorhin sagen wollte … Patrizier, Senatoren und Magistrate sind selbstverständlich auf das höflichste zu empfangen, aber beim normalen Bürger ist es mitunter notwendig zu differenzieren. In jenen Fällen wirst du mit der Zeit ein Gefühl dafür entwickeln, wer vielleicht unbedeutend und arm, aber als zukünftiger Klient an die Türe klopft und sehr wohl nett empfangen werden soll, und wer vielleicht nur irgendwelche Waren an den Mann bringen will und daher – vielleicht am besten vor der Türe warten soll. Im Zweifel hole einen der Familie hinzu.“


    Mit einem Nicken und gleichzeitigem fragendem Gesichtsausdruck forschte ich bei Aintzane nach, ob diese Erklärungen nun deutlicher waren und von ihr verstanden wurden.


    „Was Rom betrifft, werden wir wohl bereits in ein paar Tagen aufbrechen. Halte dich in jedem Fall bereit und trage auch Sorge, dass alles für die Reise vorbereitet ist. Ansonsten war es das für heute. Du kannst dir die letzten Stunden des Tages frei nehmen. Wecke mich dann morgen um die siebte Stunde.“


    Sim-Off:

    Unser Thread liegt zeitlich zurück. Mit Assindius habe ich bereits ausgespielt, dass wir sofort nach Rom abreisen, weil ein Pferd verletzt ist. Irgendwie muss ich euch zusammenbringen und deswegen überspringen wir einen Teil. Es geht bereits jetzt hier weiter.

    Die Reise von Mantua hatte wieder einmal erheblich viel Zeit in Anspruch genommen und so traf ich in Begleitung meiner Sklaven zu Beginn der Saturnalien ein. Kurzerhand verschob ich die dringenden Angelegenheiten und beschloss, an diesem Fest teilzunehmen – so wie ich es jedes Jahr und zwar in Rom getan hatte. Zum Glück kam ich nur unbedeutend zu spät, hatte zwar die erste Ansprache verpasst, konnte aber der zweiten beiwohnen.


    „Io Saturnalia!“, pries ich Saturn, leise vor mich hinmurmelnd. Leider war mir entgangen, ob diese Wüsche bereits geäußert wurden. Letztlich sollte dieses Unwissen aber nicht entscheidend sein und so lauschte ich den Worten des Sacerdos. Die Geldspende stand demnach noch aus. Ich nahm eine Anzahl kleiner Münzen aus einem Lederbeutel, legte Assindius und Aintzane je zwei in die Hand und ließ meine - nach wortlos formulierten Wünschen - in die Holzdose des kurz darauf vorbeigehenden Tempeldieners fallen.

    „Gut, dann lassen wir das“, erwiderte ich schmunzelnd. „Deine Aufgabe wird es aber unter anderem sein, Besucher an der Tür zu empfangen. Du hast ein angenehmes Äußeres, weißt dich auszudrücken und bist gescheit. Das passt also wunderbar. Frage zunächst jeden Besucher nach seinem Begehr. Bettler werden abgewiesen, Familienmitglieder natürlich sofort eingelassen und nach ihren Wünschen befragt, noble Gäste werden ins Tablinum oder Atrium geführt, ein Getränk zur Erfrischung angeboten und der jeweilig gewünschten Gesprächspartner benachrichtigt.
    Du musst aber nicht jedem Gesprächswunsch eines Plebejer nachkommen. Verlasse dich einfach auf dein Gespür, ob das Anliegen seriös ist. Anfangs werden dir sicher andere Sklaven zur Seite stehen, wobei diese Aufgabe natürlich nicht nur auf die Villa Claudia in Mantua beschränkt ist. Sind wir in Rom, gilt diese Aufgabe ebenso wie wenn wir in den aurelischen Villen weilen. Meinst du, das bekommst du hin?“

    "Bei den Göttern!", entfuhr es mir, als Assindius mit der Nachricht kam. "Wer ist verletzt?" Ich schaute ihn mit großen Augen an und als er nicht sofort antwortete, reichte ich gleich die nächsten Fragen nach.


    "Und wo verletzt? Also, ich meine, um was für eine Verletzung handelt es sich? Haben wir eigentlich einen Tier-Medicus?"


    Erschrocken legte ich die Hand vor den Mund.


    "Wir müssen unbedingt einen auftreiben. Noch besser - ich werde in Rom, in der Schola nachfragen, ob es einen Fachmann dafür gibt. Und wenn nicht, dann muss einer ausgebildet werden."


    Unvermittelt streifte mein Blick Assindius. Mit den rechten Zeigefinger wies ich auf ihn, als ich weiter sprach.


    "Dich werde ich ausbilden lassen. Sachen packen, wir reisen nach Rom!"

    „Du möchtest etwas über die Factio Aurata wissen?“, fragte ich erstaunt und mit großen Augen. Aber sogleich musste ich wieder schmunzeln. Dieses außergewöhnliche Interesse und wie unbedenklich sie ihre Fragen stelle … Es musste wohl daran liegen, weil Aintzane nicht von Geburt an Sklavin war.


    „Nun ja, in der Factio sind ehrenwerte Römer organisiert: Zwei Legaten, ein Präfekt, ein Tribun, diverse Angestellte des Kaiserhauses, Duumviri usw. Vornehmlich Decima und Aurelia füllen die Reihen dieses Rennsportvereins. Es gibt zwei namhafte Gestüte – der Zuchtbetrieb Decima und der unsere, der der Aurelia. Tja, eigentlich bin ich ja keine Aurelia mehr, habe aber meinen Zuchtbetrieb mitgenommen. Nun bin ich eine Claudia … dennoch ist es angedacht, dass meine Pferde für die Aurata starten. Zumindest so lange, bis mein neuer Vater mir das verbietet. Ich bin selbst noch dabei, mich mit den Umstürzen zurechtzufinden, daher wundere dich nicht, wenn vieles unklar ist.“


    Ich selbst blickte ja nicht einmal so richtig durch.


    „Kochen, sagst du, kannst du nicht so gut?“, fragte ich noch einmal nach. Nichts, dass es nötig wäre, aber ich wollte sicher gehen, es richtig verstanden zu haben.

    Ich musste schmunzeln, als Aintzanes Augen plötzlich zu leuchten begannen, als ich von der gehobenen Gesellschaft gesprochen hatte. Ich wiegte den Kopf


    „Hin und wieder wird sich das wohl ergeben, aber natürlich besteht mein Leben nicht daraus, von Bankett zu Festmahl und von dort zu Spielen und Ehrungen zu gehen. Wir haben auch Alltag und der bedeutet, dass ich ein Gestüt zu leiten habe und das Training der Pferde und Lenker der Aurata zu überwachen habe. Kennst du dich mit Pferden aus?“ Der Gedanke kam unvermittelt und so sprach ich ihn gleich an.


    Besonders lustig fand ich dann aber ihre Äußerung wegen der Kleider und dass sie keine Gegnerin hübscher Sachen sei. Ich lachte amüsiert auf, schaute mich aber sogleich sorgfältig um. Ich hatte ja keinerlei Ahnung, ob meine spontane Art in der Claudia auf Gegenliebe stoßen würde. Oft hatte mein Vater die Stirn gerunzelt, wenn seine Tochter weniger zurückhaltend, weniger korrekt und manierlich aufgetreten war. Mein Vater … Ich seufzte. Nun galt er nicht mehr als mein Vater.
    Auf jeden Fall saß mir doch tatsächlich ein kluges Köpfchen gegenüber, was mich freute.


    „Es wird mir eine Freude sein, dich nett einzukleiden. Ich habe genug Geld und ich umgebe mich gern mit schönen Sachen. Daher solltest du als meine Sklavin, meine Begleiterin, auch angemessen gekleidet sein. Es ist dir zudem gestattet, dich gegenüber fremden Sklaven, ja Peregrini durchaus erhaben, ich will nicht sagen hochnäsig zu zeigen. Du bist Sklavin einer der angesehensten Familien im Reich, das kann dir jederzeit bewusst sein.“


    Ich legte meinen Finger auf den Mund. Das war ein Zeichen meiner Überlegungen, die ich gerade traf. Dann hatte ich einen Entschluss gefasst.


    „Wir werden in absehbarer Zeit zurück nach Rom reisen, um den dortigen Märkten einen Besuch abzustatten. Mantua bietet nicht so viel. Ich werde morgen also das Training der Pferde anschieben. Du könntest mir bei der Getreideplanung helfen. Ja, so machen wir das. Hast du noch Fragen?“

    Auf ihre Frage nach dem Apfel antwortete ich gedankenverloren: „Ja, nimm dir einen.“ Nachfolgend sprach ich die mich beschäftigenden Gedanken aus. „Wie kommt es nur, dass ein griechischer Sklave derart gebildet ist? In Rom gibt es Mädchen aus bürgerlichem Hause, die nicht einmal schreiben können.
    Es ist von außerordentlichem Vorteil, dass du so gebildet bist. Ich könnte dich als Begleitung in die nobelsten Gesellschaften mitnehmen. Welche sonstigen Wissenschaften hast du eigentlich vorhin gemeint? Bist du medizinisch gebildet? Und wie sieht es mit deiner Kleidung aus? Die müsste dann natürlich auch passend sein. Man soll schon sehen, dass du eine Sklavin aus patrizischem Hause bist. Mal sehen, vielleicht werde ich dich sogar fördern.“


    Das war ja insgesamt überraschend. ‚Ich werde wohl öfters die aurelischen Sklaven zum Einkaufen schicken’, dachte ich mit großer Zufriedenheit.

    Ich schüttelte den Kopf.


    "Ne ne, also das kann nicht sein, diese Leute haben feste Dienstzeiten. Geh bitte nachsehen, wo sie bleiben und wenn sie den Termin vergessen haben, dann pack sie am Kragen und schleppe sie hierher. Auf jeden Fall denken wir uns dann eine angemessene Bestrafung aus."


    Unwillig zog ich die Stirn kraus.

    Ich folgte interessiert der Erklärung und hob erstaunt die Brauen. Na, das war ja vielleicht spannend.


    „Komm, setz dich zu mir und berichte mehr“, forderte ich Aintzane auf. „Nun wird mir auch klar, warum du über so viele Kenntnisse verfügst. Zehn Jahre in einem guten hause verbracht zu haben, bringt eine Menge an Vorteil mit sich. Sag, wie hast du den krassen gesellschaftlichen Absturz verkraftet? Hast du es überhaupt? Und vor allem … Siehst du die Beteiligung deines Vaters an diesem Aufstand denn wirklich als Fehler an? Du, als seine Tochter? Ich könnte es verstehen, wenn dem nicht so wäre.“


    Auf jeden Fall richtete ich mich auf eine längere Unterhaltung ein. Aintzane schien sich als Gesellschafterin anzubieten, ich würde darüber nachdenken.

    Ich hoffte mal, die Gestütsleiter hatten sich meines Sklaven bereits angenommen, denn ich kam verspätet. Entgegen der verbreiteten Sitte, morgens zeitig aufzustehen, hatte ich des Öfteren so meine Schwierigkeiten damit.


    Tjo, aber irgendwie stand er noch immer alleine rum.


    "Wo sind die Lenker? Wo die bisherigen Trainer?", fragte ich sogleich bei meinem Eintreffen.

    Ich entschloss mich wegen der aufgetretenen Frage etwas ausführlicher zu antworten, hoffte aber auch, dass nicht unbedingt jemand aus der neuen Familie vorbeischauen würde. Es war nun auch nicht gerade so angenehm, immer wieder darauf hingewiesen zu werden, Sklaven nicht als Gesprächspartner anzusehen. Dabei tat ich nämlich genau das – viel zu oft.


    „Führung bedeutet in dem von mir erwähnten Zusammenhang das jeweilige Auftreten. Das beinhaltet den Einsatzwillen, die Zuverlässigkeit, ja, auch die Ergebenheit und den gezeigten Respekt und um abschätzen zu können, woher oder woraus im Falle des Falles unangemessenes Auftreten rührt, weiß ich gern um die Vergangenheit meiner Sklaven. So kann ich beurteilen, ob es sich um eine generelle Eigenart, begründet durch die jeweilige Abstammung, um Ängste oder gar Widersetzlichkeit handelt. Erwarte aber lieber nicht, dass sich jeder deiner neuen Herrschaften so viele Gedanken macht. Das ist eher unüblich.“


    Ich ließ mir etwas Obst servieren, während ich Aintzanes Ausführungen lauschte. Als sie geendet hatte, kaute ich zunächst die im Mund befindliche Feige und schluckte sie hinab.


    „Wie muss ich mir einen Häuptling vorstellen? Mit was ist er vergleichbar?“