Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    Bei Quirinalis saß das Herz offenbar auf dem rechten Fleck. Er nahm einen würdigen Platz innerhalb der Flavia ein und mein ohnehin hohes Urteil, die Männer dieser Gens betreffend, wurde erneut bestätigt. Ich fand ihn sympathisch, keine Frage, aber nach meinen Empfindungen befragt, konnte ich keine andere Auskunft geben, denn alles andere wäre unaufrichtig gewesen.


    Da ich nicht eben mit Nettigkeiten verwöhnt war, rührten mich seine Worte und sie lockten ein Lächeln hervor. Auch fühlte ich mich nun viel freier, da alles ausgesprochen und die Atmosphäre dennoch angenehm geblieben war.


    „Wäre meine Situation aus deiner Sicht belangloser, wenn ich weniger hübsch aussehen würde?“, fragte ich daher schmunzelnd - legte ich selbst doch wesentlich mehr Wert darauf, einen Mann achten zu können, als ihn optisch anziehend zu finden.

    War da Traurigkeit zu sehen? Nein, es musste ein Irrtum sein, denn wer eine Frau anhand ihrer Anstammung aussucht, den konnten unmöglich Gefühle dabei begleiten.


    Auf jeden Fall besaß ich eine empfindliche Stelle und die hieß „Aurelia“, was gleichbedeutend mit Sophus war. Möglicherweise war ich blind und taub in dieser Beziehung, aber auf jeden Fall stets verteidigungsbereit.


    „Ganz so einfach ist das nicht, denn die Aurelia hat schwere Zeiten hinter sich.“


    Ich hielt inne, weil ich unsicher darüber war, was ich verlauten lassen konnte und was nicht, denn es handelte sich schließlich um gensinterne Dinge.


    „Er trägt Verantwortung und muss vieles bedenken“, deutete ich schließlich an und betrachtete den Mann mir gegenüber. Leise fügte ich an: „Ich werde ihn wie meine Gens gegen jedwede Kritik stets verteidigen, gleich was die Götter einmal mit mir vorhaben und unabhängig davon, ob ich selbst glücklich bin oder nicht. Es wäre unklug, wenn du auf dieser Thematik bestehst.“

    Wieder huschte ein flüchtiges Lächeln über mein Gesicht. Quirinalis schien ein verständnisvoller Mann zu sein und außer meinem Onkel offenbar der einzige, den es seit Monaten interessierte, was in mir vorging. Tja, aber was ging in mir vor? In meinem Innern herrschte Chaos, sodass ich nicht wusste, wo mein Weg war, welche Entscheidung ich treffen sollte oder durfte, nicht einmal, was ich wert war, wusste ich mehr und welche Bedeutung ich besaß, schon gar nicht. Im Ungewissen darüber, was in Sophus vorging, blieb mir einzig die Spekulation darüber, was sein Verhalten ausdrücken sollte. Alles wäre einfacher, wenn ich Gedanken lesen könnte, aber wer konnte das schon?


    Meine Miene war ernst, als ich sprach und ich blickte an Quirinalis vorbei, weil ich mich durchaus unwohl dabei fühlte, einem Fremden gegenüber so viel von mir zu offenbaren. „Ich habe vor 15 Monaten einem Mann mein Wort und gleichzeitig mein Herz gegeben. Er besitzt beides noch, fordert aber weder die Einlösung noch gibt er es mir zurück und da ich sehr beständig in meinem Wesen bin, fühle ich mich noch immer daran gebunden. Ihm, und nur ihm, wäre es möglich, etwas daran zu ändern, nämlich indem er das zertritt, was er gepflanzt hat. Nur so könnte ich auch innerlich frei werden, wie ich noch immer frei in meinem Familienstand bin."


    Als ich geendet hatte, schaute ich ihn unverwandt an.
    „Das war sicher nicht das, was du hören wolltest. Die Frage ist: Wie gehst du jetzt damit um?“

    „Zu viel war es keineswegs, nein“, erwiderte ich zögerlich. „Für mich ist allerdings nicht entscheidend, was einer tut, sondern wie er handelt. Auch ist nicht wichtig, was jemand erreicht hat, sondern wie. Ich könnte einen aufrecht zu seinen Ansichten stehenden Scriba mehr achten, als einen Tribun, der seine Position einzig mit Schleimerei erreicht hat - bitte verzeih diesen Ausdruck. Aus diesem Grund dauert es gewisse Zeit, bis ich mir eine Meinung über jemanden gebildet habe.“


    Ich lächelte scheu, aber zu meinen Überzeugungen wollte ich schon stehen. Auch ließ ich mir seine Worte nochmals durch den Kopf gehen.


    „Was muss ich mir unter mit durchaus patrizischen Ansichten vorstellen, wenn ich nachfragen darf?
    Ja, ... und was mich betrifft ... Was möchtest du denn wissen? Meinen Werdegang?
    Was mich bewegt, ist doch sicher nicht von Interesse, oder.“

    Ich hatte nicht damit gerechnet, Zeit zu bekommen, nicht gedrängt zu werden, und fühlte mich sofort erleichtert.


    „Du gestehst mir eine eigene Entscheidung zu?“


    Hoffnung wollte aufflackern, doch nicht allem hilflos ausgeliefert zu sein. Bei den nächsten Worten sah ich ihm erstmals fest in die Augen.


    „Ich werde meine Entscheidung gut überdenken, das kann ich dir zusichern. Die Bedeutung der Flavia ist mir bekannt, gleichzeitig …“ Ich suchte auf dem Fußboden nach den passenden Worten, bevor ich erneut aufblickte. „… es gibt viel abzuwägen“, fügte ich schließlich mit leiser Stimme an.


    Auf seine Frage, ob ich ihn kennen würde, schüttelte ich zaghaft den Kopf.


    „Ich kannte Catus gut und kann sagen, dass ich ihn kurz vor seinem Tod schätzen gelernt habe. Weiterhin kenne ich Furianus und Felix in dem Maße, dass ich behaupten kann, sie gut beurteilen zu können. Alle anderen Familienmitglieder nur flüchtig oder gar nicht.“


    Noch immer verlegen, fühlte ich mich auf der Ebene der Sachlichkeit gerettet und wartete nun durchaus gespannt auf seine Ausführungen.

    Als er sprach, ließ ich nicht nur die Worte, sondern auch die Stimme auf mich wirken. Ein zaghaftes Nicken im Voraus gab ihm die Antwort für den Fall, dass meine Stimmbänder ganz den Dienst versagen sollten.


    „Ja“, hauchte ich. „Mein Vater hat mir von deinem Interesse erzählt.“


    Ich wusste einfach nicht, wo ich hinsehen sollte. Daher hielt ich den Blick konsequent gesenkt und suchte mir auf diese Weise einen Platz, weil sitzen immerhin sicherer war als stehen, denn erstens gab der Stuhl Halt und zweitens hatte ich Angst, umarmt zu werden. Aus dieser Position heraus konnte ich nun auch einen Blick wagen und musterte ihn.



    edit: Rechtschr.

    Leider hörte das Zittern nicht auf - im Gegenteil: Die bei Aufregung üblichen Bauchschmerzen stellten sich ein. Ich seufzte und legte die Hand auf die Stirn, die sich unter den zu Frost erstarrten Fingern kurzzeitig erholte, hatte sie doch zuvor unter meinen Grübeleien ungeahnte Wärmegrade erreicht.


    Meine gute Erziehung war es, die mich drängte, den Besucher nicht warten zu lassen, auch wenn sich mein Mut gerade im Keller befand. Also verließ ich mein Zimmer und wandte mich Richtung Atrium. Ich bewegte mich immer sachte, doch augenblicklich vermutlich geräuschlos. Zudem besaß ich eine leise Stimme - hörte man sie heute überhaupt?


    „Salve, du wolltest mich sprechen?“


    Scheue Augen suchten nur flüchtig den Blickkontakt, bevor sie den Boden fixierten.

    Jetzt war es also so weit. Ein Mann, den ich gar nicht kannte, wartete darauf, mich zu treffen, mich kennenzulernen, vermutlich zu heiraten ... Nie im Leben hätte ich gedacht, dass mir das einmal passiert, aber ich war wohl alles in allem zu naiv, zu verträumt, zu vertrauensselig, eben kurz gesagt: dumm.


    Meine Phantasie reichte nicht aus, ihn mir vorzustellen, denn ich wusste nichts von ihm – nicht mal sein Alter.


    ‚Nur Geduld’, dachte ich. ‚Du siehst ihn schneller als du glaubst. Dann, wenn du das Zittern unter Kontrolle hast, geht du einfach runter, sagst artig „Salve“ und wartest, was er sagt.’

    Fleißige Factiohelfer begannen, die Einladungen zu verteilen.



    An die
    Gens Octavia
    vertreten durch
    Gaius Octavius Victor
    Casa Octavia Larva, Ostia
    Italia



    Ehrenwerter Gaius Octavius Victor, ehrenwerte Mitglieder der Gens Octavia,


    hiermit lädt euch die Factio Aurata herzlich zur Ehrung ihrer großen Staatsmänner Cicero Octavius Anton und Claudius Aurelius Crassus ein. Die Feierlichkeiten finden ANTE DIEM IV ID MAI DCCCLVI A.U.C. (12.5.2006/103 n.Chr.) statt. Als Austragungsort wurde die Casa Decima zu Rom bestimmt.
    Bei Speis und Trank kann im Anschluss an den offiziellen Teil der vergangen Zeiten und Persönlichkeiten gedacht, sowie ein Ausblick auf zukünftige genommen werden.


    Mögen die Götter euch sicher zu diesem Fest geleiten!


    gez. Aurelia Deandra


    Factiobeauftragte


    ROM - ANTE DIEM VII KAL MAI DCCCLVI A.U.C. (25.4.2006/103 n.Chr.)

    Wochen waren seither ins Land gegangen und die Rennbahn nahm zunehmend Gestalt an. Derzeit forcierte die Leiterin des aurelischen Zuchtbetriebs die Errichtung der Stallungen und Remisen, damit Rösser und Wagen eine entsprechende Unterkunft fanden, wenn die ersten Trainingsläufe gestartet werden.
    Zahlreiche Gebäude standen bereits, aber längst nicht alle – schließlich sollten nach dem Willen der Besitzer hier nicht nur Übungsläufe, sondern offizielle Rennen stattfinden, an denen nicht nur mehrere Gesellschaften, sondern zudem je Factio mehrere Gespanne teilnehmen würden. Da hieß es großzügig Platz vorzusehen und nicht an der falschen Ecke zu sparen.

    Ich schaute skeptisch. „Wem soll denn ein freiheitsliebender Mann untreu werden, wo er doch an niemanden gebunden ist?“ Langsam wurde aus klaren Gedanken Salat. Ich zog die Brauen zusammen und nahm mir vor, nichts mehr zu sagen.


    Sim-Off:

    :D :dafuer:

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Cicero
    leise hauchte ich ihr ins Ohr.


    "Ist es die weiße Tunika mit ihrem Träger, die Dich in ein anderes Reich entführt zu haben scheint?"


    Anstelle einer Bestätigung antwortete ich mit einer Frage.


    "Was haben sich die Götter eigentlich dabei gedacht, als sie den Mann freiheitsliebend, die Frau hingegen treu erschaffen haben?"


    Es tat mir leid, dass ich meinem Onkel wiederholt so schwierige Fragen stellte, aber mir fehlten eben die Antworten.



    Ich bestand darauf, dass mir Assindius auf das Podest folgte, auch wenn er noch immer diese grausige Frisur trug. Unauffällig winkte ich ihn heran und als sein Ohr nahe genug war, flüsterte ich: "Sag dem Metellus, unserem Klienten, dass diese Frau bereits vergeben ist. Ich kenne sie sehr gut, ihr Schicksal gleicht in vielem dem meinen."

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Cicero
    Ich bedeutete meiner lieben Nichte, einen Augenblick zu warten. [...]
    Dann hakte ich meine Nichte unter.


    "Nicht alle Männer sind so. Wohl aber viele.Es wird in unserem Gehirn fest verankert sein. Oder aber die Götter ermutigen einige von uns, so etwas zu tun."


    Die Erklärung meines Onkels stellte mich keineswegs zufrieden, auch wenn es tröstlich war, dass es offenbar Ausnahmen gab.


    „Es klingt gar so einfach und erscheint mir wie eine höchst bequeme Begründung, zu sagen, es wäre so im Gehirn verankert. Damit könnte sich ja jeder Mann rechtfertigen.“


    Widerstandslos ließ ich mich fortführen, mein Onkel hatte mich kurzerhand untergehakt. Auf dem Weg zum Opferplatz warf ich noch manch skeptischen Blick auf diese leichten Mädchen und auf jene, die sie und ihre Darbietungen mit den Augen verschlangen. Ich fand eben auch nicht alle Traditionen gut. Dabei hatte ich ganz gewiss nichts gegen Erotik, aber musste es denn so öffentlich und so beliebig in der Wahl des Objektes sein? ‚Ja, es muss. Wir feiern die Ludi Florales’, dachte ich seufzend und stellte gleichzeitig fest, wie ich unwillkürlich den Stab über einige Männer brach.


    Schließlich näherten wir uns dem Platz, an dem die Zeremonie abgehalten werden sollte. Ich ließ den Blick schweifen und er blieb an einer weißen Toga hängen. ‚Lange nicht gesehen’; dachte ich. ‚Sehr lange, zu lange.’ Traurig senkte ich den Blick und ein tiefer Atemzug hob meine Brust. Dummes Herz, wann würde es endlich Ruhe geben? Ich blickte zu meinem Onkel, der Ernst der letzten Tage war zurückgekehrt.

    "Na nichts, und nun." Ich musste lachen. "Leider ist das so, denn du kannst weder die Menschen noch die Traditionen ändern. Ich werde einfach nach der Opferung gehen."


    Eine ganze Weile druckste ich herum, bis ich schließlich doch mit der Sprache herausrückte.

    "Onkel, warum sind Männer so?"

    "Hier stehen doch überall welche rum."


    Ich schüttelte den Kopf. War mein Onkel etwa blind?
    Ich wusste ja, dass Dirnen zu dem Fest dazugehörten, hatte nur nicht mit diesem Ausmaß gerechnet. Na ja, und fast jedem Mann stand das Vergnügen über diese Tatsache auf die Stirn geschrieben. Langsam fühlte ich mich fehl am Platz.

    Zitat

    Original von Vibius Valerius Victor
    "Ein Aurelier hat die Ludi organisiert?" Das hätte er dann doch nicht gedacht. "Nicht schlecht. Dann folge ich dir gerne." Natürlich weniger wegen dem Onkel. Seinen Weg würde Vic auch so irgendwie finden, mit der richtigen Ablenkung würde er den offiziellen Teil sowieso verpassen, aber noch etwas in Gesellschaft von Deandra zu sein, das ist ihm das Warten wert.


    Mit einem Nicken bestätigte ich seine Frage nach dem Ausrichter des Festes.
    „Mein Onkel Cicero ist Magistratus der Stadt. Ich stelle euch gleich einander vor.“


    Sodann suchte ich den Blickkontakt zu meinem Sklaven.
    „Assindius, du kennst das ja schon. Unser Ziel ist mein Onkel dort hinten.“ Ich wies lächelnd auf das gegenüberliegende Ende des Marktplatzes. Gleich einem Schneepflug schaffte mein Leibsklave wieder den nötigen Platz und ich folgte ihm.



    Zitat

    Original von Titus Aurelius Cicero
    In dem ganzen Trubel entdeckte ich meine Nichte, die in begleitung eines Mannes auf mich zukam. Der junge Mann wirkte symphatisch. Sollte es etwa dieser Flavier sein? Sollte sich alles zum Guten wenden?


    Endlich angelangt, wartete ich zunächst auf eine Gesprächspause.
    „Onkel Cicero, ich möchte dir Vibius Valerius Victor vorstellen. Er ist Sacerdos und ich kenne ihn schon sehr lange.
    Victor, das ist mein Onkel Aurelius Cicero, Magistratus der Stadt Mantua.“


    Nach der Begrüßung der Männer stellte ich mich auf die Zehenspitzen und flüsterte meinem Onkel ins Ohr: „Du hast mir im Vorfeld nicht gesagt, dass hier so viele Dirnen herumlaufen. Bah!“ Den Rest meiner Gedanken sparte ich mir.


    Laut sagte ich dann wieder: „Also ich weiß nicht, was ihr macht, aber ich werde mir jetzt die Opferung aus der Nähe ansehen.“ Und schon begab ich mich zu der Stelle, an der ich die Zeremonie vermutete. Allerdings hoffte ich, dass mir Assindius wie ein Schatten folgen würde, denn von allen Festen, denen ich bisher beigewohnt hatte, war dieses mit Abstand das sonderbarste.

    „Dabei hätte ich schwören können, dich einmal in die Stadtverwaltung gehen sehen zu haben.“ Ich hüstelte. Da hatte ich aber ein wunderliches Latein fabriziert, komplizierter ging es wohl nicht auszudrücken. Interessiert hörte ich ihm weiter zu.
    Ah, und da war doch schon das erste Anzeichen dafür, dass die Ludi etwas Verruchtes an sich haften hatten. Ich warf ihm einen teils vorwurfsvollen, teils belustigten Blick zu.


    „Fruchtbarkeit kann man auch mit einem unblutigen Opfer erbitten.“ Ich zwinkerte Victor zu. Na ja, vermutlich dachte sich der privat in Mantua weilende Priester, dass seine Art des Opferns schließlich auch unblutig war.


    Bei der Vorstellung, er als „Sacerdos Floralis“, musste ich kichern. Ich besaß reichlich Phantasie …


    „Um ehrlich zu sein, bin ich da etwas überfragt, wo der offizielle Teil des Festes stattfindet.“ Das Wort „offiziell“ betonte ich dabei. ;) „Wir könnten aber meinen Onkel befragen, denn er hat die Ludi organisiert.“


    Mein Blick schweifte über den Platz und tatsächlich, am hintersten Ende des Marktplatzes sah ich meinen Onkel umringt von Prätorianern.


    „Wir können ihn gemeinsam aufsuchen, denn ich wollte ihn ohnehin fragen, an welchen Stellen ich dem fest gefahrlos beiwohnen kann. Das Amphitheater Mantuas befindet sich leider noch im Bau und so lassen wir uns einfach überraschen, wo was geplant ist.“


    Abwartend blickte ich Victor an. Schließlich entdeckte ich meinen Sklaven. In Anbetracht der für Männer offenbar reizvollen Festlichkeit flüsterte ich ihm zu: „Wenn du mich am Abend nach Hause gebracht hast, gebe ich dir für den Rest des Tages frei.“

    Zitat

    Original von Vibius Valerius Victor
    "Salve, Aurelia Deandra! Ein schöner Tag für ein schönes Fest." Und eine schöne Frau. 8)


    Oh, eine bekannte Stimme. Mit einem Lächeln wandte ich mich ihr zu.


    „Salve, dreimal V.“ Ich wählte zunächst diese wenig übliche Anrede, denn inzwischen konnte ich den Priester fast schon als guten Bekannten betrachten und jede steife Betitelung wäre mir komisch erschienen. Mein Lächeln verstärkte sich.


    „Salve, Victor. Ja, es ist wahrlich ein schöner Tag und gleichzeitig ein schönes Fest. Du bist selten in Mantua, schön dich zu sehen. Bist du als Privatmann oder in deiner Funktion als Sacerdos hier?“


    Ich hoffte, mein Gedächtnis hatte die bei der letzten Begegnung genossene Unterrichtung in den CD-Rängen richtig wiedergegeben.

    Die Vorbereitungen zu den Ludi liefen seit Wochen, ebenso lange hatte ich mich auf die Festtage gefreut. Zwar konnte ich sie derzeit nicht unbeschwert genießen, aber ich drängte vorerst meine persönlichen Angelegenheiten zurück, um der Göttin Flora zu gedenken. Entsprechend meinem Wesen stand mir diese Göttin besonders nahe, war sie doch Patronin der Blumen und Pflanzen.
    Naturverbunden wie ich war, fühlte ich stets eine besondere Liebe zu alle Gewächsen und ebenso allen Kreaturen. Ich hegte die Hoffnung, dass mein Onkel auf die üblichen Tierhetzen verzichten würde. Diesem Spektakel würde ich sonst sicher nicht beiwohnen wollen.


    Ebenso hoffte ich, in großem Maße von Dirnen verschont zu werden, denn auf deren Huldigung der mir so teuren Göttin konnte ich ebenfalls gerne verzichten. Im Laufe der Zeit hatte ich eine Aversion gegen Bordelle entwickelt und mein Gemüt verfinsterte sich bereits, wenn ich allein das Wort irgendwo las oder hörte.


    Derzeit war jedoch von Unmoral noch nichts zu spüren und so steuerte ich auf den Marktplatz zu.

    "Ach, ändern möchte ich niemand, denn das Ergebnis wäre zu wenig wert. Beeindruckend ist doch nur derjenige, der aus eigenem Antrieb oder seiner Natur heraus ähnlich hohe Maßstäbe setzt."


    Ich verstummte und hing fortan meinen Gedanken nach, die sich um Ansprüche rankten. Legte ich Wert auf Bildung? O ja, auf jeden Fall. Legte ich Wert auf Charakter? Unbedingt! Ich konnte über Männer mitunter vernichtende Urteile fällen, wenn sie bar jeden Rückgrades und jeglicher Aufrichtigkeit waren. Am schnellsten und nachhaltigsten fielen bei mir die Männer in diesem Punkt durch.


    Tja, und dann war da noch die Frage nach dem Aussehen. Nachdenklich wiegte ich den Kopf. Ein Punkt, der bei mir nicht im Vordergrund stand – bis auf eine Ausnahme: An einen deformierten Wohlstandskörper würde ich niemals herankönnen. Ich war geneigt, wesentlich eher Abstriche im Gesicht als am Körper machen zu können.


    "Das Wichtigste ist: Ich müsste ihn achten können."


    Ein scheues Lächeln huschte über mein Gesicht. Mein Onkel hatte sich viel Zeit für mich genommen. Ich stand auf und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.


    "Darf ich wieder zu dir kommen, wenn der Jammer übergroß ist?"