Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    Überrascht von der schnellen Entschlusskraft blieben mir zunächst die Worte aus. Mit einem Lächeln erhob ich mich aber sodann und ermöglichte das Fortschließen der Sitzmöglichkeit.


    "Reisen wir nach Mantua. Ich habe dort eine schöne Villa abwerben können, die sich nun im Familienbesitz befindet. Wir können dann gleich vor Ort über den Termin des ersten Treffens mit den geistigen Größen sprechen.


    Kennst du den König?", fragte ich bereits im Fortgehen.

    „Warten ist keine meiner Stärken“, erwiderte ich schmunzelnd. „Dafür bin ich zu ungeduldig veranlagt und sämtliche meiner Reserven verbraucht Sophus bereits. Bevor er sich zu einer Sache äußert, vergehen schon mal gut und gerne etliche Stunden bis oft einige Tage. Jemanden warten lassen, bedeutet Macht ausüben. Ist dir das bewusst? Das trifft auf Sophus wie auf die Männer am Reichsruder gleichermaßen zu. Letztere will ich so gut es geht nicht über mich bestimmen lassen. Unter Sophus’ Machtregime habe ich mich hingegen freiwillig begeben und auch nur deswegen, weil ich seine Ansichten schätze und seinen Entscheidungen vertraue, was ich von dieser Staatsführung nicht behaupten kann.“


    Hadrianus erwähnte einen Adler und flugs war die Parallele zu der Geschichte meines Vaters da.


    „Mein Vater, Aurelius Antoninus, verglich sich selbst gerade vorhin auf der Rostra mit einem Adler. Ein Teil seines Wahlkampfes war auf dieser Geschichte aufgebaut. Sicher ist es Zufall, aber ich gestehe ein witziger, dass du soeben einen Adler benennst, der alle eitlen Vögel schlägt. Oder haben dir gar die Götter diese Worte in den Mund gelegt?“


    Fragend blickte ich Hadrianus an. Er musste die dargelegte Geschichte meines Vaters verfolgt haben.
    Schließlich schwenkte ich zu seiner Frage.


    „Ja, eine Einladung. Mein Onkel Cicero plant in Mantua einen Treff gescheiter Leute, bevorzugt solche aus dem konservativen Lager, und möchte Gesprächsabende veranstalten. Jede Veranstaltung soll unter einem historischen Thema stehen, zu dem sich, aber wie gesagt nur gescheite Leute, austauschen können. Bist du interessiert?“

    „Wie Recht doch dieser Vergilius hatte, denn es geht nicht allein um uns, sondern vielmehr um unsere Kinder und Kindeskinder und was wir ihnen für ein Erbe hinterlassen. Ich frage mich, ob es ein blühendes oder ein dem Untergang geweihtes Rom sein wird. Noch ist nicht alles verloren.“


    Niemals würde ich mich mit dem Gedanken anfreunden, meine Ideale aufzugeben.


    „Wir müssen uns auf unsere Kraft besinnen und nicht darauf hoffen, dass Kaiser und Senatoren die Geschicke des Reiches schon richtig führen. Es kann auch nicht richtig oder zumindest nicht ausreichend sein, auf die Vergeltung der Götter zu warten. Unser Einsatz ist es doch, dem wir einzig vertrauen können und natürlich der unserer Verbündeten.


    Möchtest du dich nicht vielleicht doch zu Größerem aufschwingen, als einzig Zuschauer der Vorgänge auf der Rostra zu sein? Ich habe außerdem eine Einladung für dich.“

    "Es ist in Ordnung, Maximus, wenn du diesen Besuch jetzt empfangen willst. Wir haben ja alles besprochen."


    Ich stand auf und nickte Maximus zu. Für mich war das in Ordnung.


    "Unser Gespräch war sehr angenehm und ergebnisreich verlaufen. Ich werde zunächst Sophus kontaktieren, damit er sich äußern kann, und dich danach benachrichtigen. Wollen wir so verbleiben?"

    „Zu Zeiten, als du noch in der Aurata tätig warst, habe ich mich wohl noch nicht für Parteien interessiert. Na ja, das war eben eine andere Generation“, sagte ich vorsichtig, um meinen Gesprächspartner nicht in Bezug auf sein Alter zu verletzten. ;)


    „Die Parteien haben sich gewandelt und nicht nur durch die neu hinzugekommenen Aktiven. Mir gefällt der Wandel ausgesprochen gut, bei dir ist ein leichtes Bedauern nicht überhören.“


    Vielleicht lag es bei mir daran, weil ich aktiver als je zuvor war. Die neue Ausrichtung als Renngesellschaften gefiel mir ausgesprochen gut, während ich mich bei der politischen Betätigung stark zurückgehalten hatte.

    Sim-Off:

    Da die ID Curio auf „in Elysium“ steht und niemals wieder zurückkehren kann, ist es sicher verschmerzbar, wenn wir seine Reise als letzte betrachten.
    Mir ist bewusst, dass ich wegen der Wahrung seiner Interessen vorsichtig in meinem RPG sein muss, obwohl mir alles über diese „Reise“ und den Vorläufer (seine Abmeldung im Dezember) bekannt ist. :(



    „Ach, Hadrianus, diese Metapher ist unglücklich gewählt – schlägt doch mein Herz für alle Tiere. Gerade jetzt zur Laichzeit sehe ich viele Kröten wandern und immer wenn sie auf den Straßen sitzen, lass ich stets mein Gefährt anhalten und trage sie höchst persönlich auf die andere Seite, damit kein nachfolgender Wagen sie überfährt.“


    Ich schaute den Mann, der mir gegenüber saß, lächelnd an und zuckte mit den Schultern. So war ich nun einmal.


    „Hältst du eine Kröte lange genug in der Hand, wird sie warm und fühlt sich fast wie ein kleiner Vogel an. Diese Amphibien sind zudem höchst nützlich, was man nicht von jedem Senator sagen kann. Welche Senatoren hältst du denn für nützlich und welche weniger?“


    Ich lächelte verschmitzt über den zurückgeworfenen Ball.

    Ohne Zweifel – es war eine anspruchsvolle Konversation, die vor mir lag und so setzte ich mich bequem zurecht, da die Unterhaltung sicher etwas länger dauern würde.


    „Zunächst ein paar Worte zu deinen letzten Bemerkungen. Inhaltlich bin ich fast immer mit dir konform gegangen, aber oft hat mich die Art, wie du deine unzweifelhaft richtigen Ansichten bekannt machen und durchsetzen wolltest, abgestoßen. Ich stimme dir zu, dass die Entwicklung des Staates nicht nur meine ureigenen Auffassungen über die ewige Stadt mit den Füßen tritt, sondern vor allem – wie du bereits sagst – das göttliche Althergebrachte unserer Ahnen. Doch habe ich durchaus die Hoffnung, dass im Elysium bekannt ist, wer sich mit diesem System arrangiert und wer es angeprangert hat. Seit ich Einblicke in Regierung und Politik erhalten habe, setze ich mich vehement für eine traditionellere Lebensweise und Staatführung ein. Erfolge sehe ich keine – gar keine, wohl aber Verluste an Mitstreitern, was mich traurig stimmt.“


    Noch vor einem Jahr war ich voller Hoffnung, aber die Entscheidungen des Kaisers, an den ich trotz allem noch bis vor einer Woche geglaubt hatte, machten sie zunichte. Eine Frau als Consul – das stellte doch nun alles auf den Kopf. Statt dem Treiben Einhalt zu gebieten, setzte er dem Wahnsinn noch einen oben drauf. Es gab nichts mehr, woran ich glauben konnte. Einzig meine Familie gab mir Halt.


    „Was jetzt Curio betrifft, unterliegst du einem Irrtum, wenn du annimmst, er wäre mit Flavia befreundet gewesen – im Gegenteil. Seine Abneigung ihr gegenüber war ein Bindeglied zwischen mir und ihm gewesen. Ich denke, es war weit über die Stadtgrenzen bekannt, welche Position ich dieser Messalina gegenüber eingenommen habe.“


    Ich schmunzelte.


    „Meine Position dem Tiberius Vibullius gegenüber ist vielleicht nur einzelnen bekannt und ich weiß nicht, ob du zu jenen gehörst. Um die Vorgänge in Ostia wissen allerdings mehrere einschließlich mir Bescheid, ich habe derzeit in Ostia gelebt und Aurelius Antoninus ist mein Bruder ... gewesen. Meine gesamte Familie ist konservativ eingestellt. Leider hat auch Antoninus nicht den klügeren Weg für seine richtigen Überzeugungen gefunden und ist über den Styx gegangen. Ich wünschte, wir hätten nicht so hohe Verluste.“


    Kurzzeitig wanderten meine Gedanken zurück. Es war so unglaublich viel im letzten Jahr passiert. Schließlich blickte ich den Aelier wieder an.


    „Zurück zu Curio – er hat sich in unzähligen Gesprächen mit Senatoren aufgerieben. Sein Bestreben galt einem Senat, in dem keine Frau sitzt. Unserer Sprache kennt ja auch nur männliche Senatoren.“


    Ich zwinkerte Hadrianus zu.


    „Vor allem an zwei Senatoren ist sein Vorstoß gescheitert. Sie besitzen so viel Macht, dass ich mich mitunter frage, wer eigentlich das Reich regiert. Kannst du dir denken welche?“

    Zitat

    Original von Publius Aelius Hadrianus
    Ich fürchtete immer auf einer der großen schmierigen Spuren auszurutschen, die sie nach einem Besuch beim Kaiser hinterließen.


    Der Spruch kam derart überraschend und weil mir auf der Rostra das Lachen gründlich vergangen war, prustete ich einfach los. Es war unschicklich - ganz bestimmt -, aber ich konnte mich nicht mehr halten.


    „Zu köstlich!“ Wieder musste ich lachen. „Ich stelle mir die Angelegenheit gerade bildlich vor.“ Während ich Platz nahm, kicherte ich weiter vor mich hin. Erst als ich tief Luft holte, konnte ich mich wieder sammeln. Das belustigte Grinsen hielt sich aber hartnäckig auf meinem Gesicht.


    „Wo waren wir noch einmal stehen geblieben? Ach ja, Curio.“ Augenblicklich kehrte der Ernst zurück. „Er gehörte zu den Konservativen. Hast du das gewusst?“


    Mein Blick ruhte fragend auf Hadrianus.

    Weitere Handwerker begannen, in die Hänge terrassenförmige Absätze einzuarbeiten, auf denen später die hölzernen Zuschauertribünen aufgestellt werden würden. Da die Rennstallbesitzerin etwas gegen Bordelle hatte, verneinte sie entschieden die Nachfrage eines Zimmereibetriebs nach der Einrichtung diverser Räumlichkeiten für ein solches Etablissement. :D Stattdessen ließ sie einen Vorplatz einplanen, auf dem sich später Anbieter von Esswaren mit ihren Buden tummeln konnten. Gegen einen Wahrsager hatte sie schließlich auch nichts einzuwenden.


    Während die Arbeiter, die sich zunächst mit der Sandbahn beschäftigt hatten, nun die übliche Aufschüttung in der Mitte der Arena vornahmen, befasste sich Aurelia mit dem Aussuchen der Obelisken, die als Endpunkte der Spina dienen sollten. Mit sichtlichem Vergnügen ließ sie sich verschiedene Größen zeigen und Materialen benennen, denn sie hatte Sinn für Schönheit und Eleganz und so fällte sie diese Entscheidung keineswegs überhastet sondern mit Bedacht.

    „Du hast Curio gekannt?“, fragte ich verblüfft. Sicher - bekannt war er annähernd jedem, aber kennen und kennen war zweierlei. „Natürlich war sein Schicksal insgesamt eine Tragödie. Dass es so enden musste, war aber nicht nötig. Hm, ich frage mich gerade, ob du seine Geschichte in allen Einzelheiten kennst. Wenn du möchtest, kann ich sie dir erzählen. Ich kenne sämtliche Zusammenhänge, denn Curio war seit vielen Monaten einer meiner engsten Vertrauten. Ich wusste Dinge, die er über gewisse Zeit nicht einmal seinem Weggefährten Agrippa anvertraut hatte.“


    Fragend blickte ich Hadrianus an und für den Fall, dass er interessiert wäre, suchte ich vorsorglich die Umgebung nach einer Sitzgelegenheit ab.

    Ich nickte.

    "Mantua ist der schönste und reinste Ort im gesamten Reich. Ich freue mich bereits darauf, wenn der König wieder zurückkehren, mein Onkel Cicero mehr Zeit haben wird und eventuell auch Sophus. In Mantua sind jedenfalls alle Menschen noch Herr ihrer Sinne."


    Ich erhob mich und begleitete Albinus zur Tür.


    "Den Segen der Götter! Ich freue mich, wenn du dich im weitesten Sinne Mitglied meiner Familie nennen kannst."

    „Es hätte mich auch gewundert, wenn du mich nicht kennen würdest. Bin ich doch stadtbekannt für meine vorlaute Art solchen Menschen gegenüber, die entgegen der Traditionen und des Anstands leben.“


    Ich schmunzelte im Bewusstsein über diese Tatsache und seine Worte. Warum also sollte ich mich vorstellen? Auch er war stadtbekannt, daran bestand kein Zweifel.


    „Du kannst übrigens am Sonntag und Montag eine gute Tat vollbringen, indem du meinem Vater deine Wahlstimme gibt. Er hat lange geschwiegen, bis ihm kürzlich die Geduld abhanden gekommen ist und er die Zustände im Reich in all ihrer Verkommenheit offen benannte. Mich beherrscht derzeit die Sorge, dass er Rom verlassen wird.“


    Traurig betrachtete ich den Aelier, der auch nicht die richtigen Wege zu einer Verbesserung des Reiches beschritten hatte. Was wären doch alle konservativen Männer stark gewesen, wenn nicht jeder einen anderen Umgang mit der Problematik gesucht und somit jegliche Einigkeit verhindert hätte. Manche Streiter hatten sogar ihrem Leben ein Ende gesetzt wie kürzlich Curio.


    „Was bringt es dir, Zeuge von Tragödien und Komödien zu sein?“

    "Nun, dann bin ich ja mal gespannt, was du in der kommenden Zeit so bewerkstelligen wirst. Ich jedenfalls reise erst einmal nach Mantua, wenn ich in Rom alles Anstehende abgeschlossen habe. Meine Pferdezucht, die reine Stadt und die vorbildlichen Menschen werden mich hoffentlich vergessen lassen, dessen Zeuge ich in Rom geworden bin. Und natürlich werde ich Sophus auf dein Anliegen ansprechen."

    Aufmerksam verfolgte ich seine Ausführungen.


    „Tja, was mich betrifft, ich kenne mich nicht nur in der Pferdezucht bestens aus, sondern auch in der Organisation von Wagenrennen. Im letzten Jahr habe ich zwei ausgerichtet und ich kann behaupten, genau zu wissen, wie die Taktik der Lenker aussehen muss und wie man die Erfahrungen dieser Männer steigern kann, damit sich das optimal oder gar maximal auf ihren Erfolg auswirkt. Natürlich ist das Insiderwissen, das ich gut hüten werde.“


    Ich lächelte verschmitzt.


    „Nein, wirklich. Ich habe keine Ahnung, wo auch nur eines deiner Herzen schlägt. Willst du es mir verraten?“

    Lange mussten die Beauftragten des Gestüts Aurelia nicht suchen, bis sie in der Umgebung Mantuas ein schön gelegenes Tal ausfindig gemacht hatten, das sich nicht nur in seiner Ausdehnung, sondern auch durch die sanft ansteigenden Hügel hervorragend für den Ausbau einer Rennstrecke mit zugehörigen Zuschauertribünen eignen würde.


    Nach den Vorstellungen der Gestütsbesitzerin sollte die Anlage nicht nur den beiden in Mantua ansässigen Rennställen für Trainingszwecke dienen, sondern es sollten zukünftig auch Wagenrennen veranstaltet werden. Bis dahin war aber noch viel zu tun: Der Erwerb der Liegenschaft war bereits abgewickelt, nun ging es an den Ausbau. Die Rennstrecke musste präpariert werden, Ställe zur Unterbringung der Rennpferde und Remisen für die Wagen waren ebenso nötig wie diverse Einrichtungen, die den künftigen Zuschauern einen gewissen Komfort an Verpflegung und Vergnügen bieten konnten.


    Eine große Anzahl an eigenen und zugezogenen Arbeitern bereiteten derzeit im Auftrag der Besitzer die 650 m lange und 120 m breite Sandbahn vor ...

    "Das stimmt, aber Mantua eignet sich hervorragend zum regenerieren und ich zumindest habe das zeitweise nötig. Andere verlassen Mantua fast gar nicht mehr, um nicht über abstruse Entwicklungen des Reiches zu stolpern. Man braucht schon Nerven in der heutigen Zeit.


    Weiterhin glaube ich, dass wir Konservative bestenfalls als Opposition fungieren können, denn wir verfügen nicht über Beziehungen zu den Spitzen des Reiches. So aber läuft die Welt - gleich wo du hinsiehst: Nicht Vernunft sondern Beziehung regiert."

    Sim-Off:

    Zum Glück weiß ich dich ja einzuschätzen. ;)


    „Wir kennen uns doch von zurückliegenden Rostradiskussionen ...“


    Leider konnte ich mir keinen Reim auf die aktuelle Situation des Aeliers machen.


    „Darf ich fragen, welche Gründe dich dazu bewogen haben, die Unterkunft im Palast mit der nahe der Rostra zu tauschen?“

    Ich nickte, denn es war nachvollziehbar.


    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es nicht zu umgehen ist, den einen oder anderen feindlich gesinnten Römer zu treffen, wenn man offen die Dinge beim Namen nennt. Gleichzeitig habe ich mich noch nie davon abhalten lassen, meine Meinung zu äußern. Wichtig ist nur, dass man sich überlegt, in welcher Form man es tut. Leider handele ich nicht immer beherrscht, aber ich versuche zumindest, annähernd unantastbar zu bleiben, wobei - wenn es mir einmal reicht, dann vergesse ich selbst das.


    Besser ist es jedoch, wenn ich mich dann nach Mantua zurückziehe. In die dortige Stadtverwaltung kommt schon mal keine Frau und auch sonst sind Stadt und Bevölkerung konservativ geprägt, was das Leben sehr erholsam macht."