Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    Feiern wie diese waren für mich gesellschaftliche Verpflichtungen, denen ich mich nicht entziehen wollte und auch nicht konnte. Der Bräutigam zählte zudem für mich zu den ehrenwerten und gleichzeitig sympathischen Patriziern Roms und so begleitete ich meinen Onkel, wenngleich ich durchaus vorhatte, mich überwiegend im Hintergrund zu halten.


    Ich betrat die Räumlichkeiten und hielt nach dem Brautpaar Ausschau. Ich wollte gratulieren.

    Die Zugvögel erinnerten mich sofort an Misenum, mein Vorhaben, sie zu schützen, und an meinen Bruder Maxentius. Meine Miene betrübte sich unweigerlich.


    "Ich würde gerne etwas für die Tierwelt tun. Mich begeistern diese Geschöpfe und obwohl ich stets meiner Opferpflicht nachkomme, rühren mich die blutigen Opfer doch jedes Mal auf das Äußerste an. Mantua ist ursprünglich, es gibt hier viele Tiere. Meinst du, dass ich da was tun kann?"


    Mein Onkel hatte oft gute Ideen. Mal schon ich seine, dann wieder er meine an. Zuvor lauschte ich aber seinen Worten. Besonders seine Erläuterungen zum Regen hatten es mir diesmal angetan.

    "Zumeist kenne ich dich als Sommerschauer, das ist wahr. Auch andere Regenqualitäten zeigst du mitunter, nie jedoch diejenige, bei der du Eitle, Machtbesessene oder Unaufrichtige abstrafst. Verbirgst du diese Eigenschaft vor mir oder gibt es keine Menschen dieses Schlages? Ich will nicht glauben, dass du es nicht vermagst."

    "Bitte trage Sophus als Käufer ein, ich erledige nur die Abwicklung."


    Ich musste schmunzeln. Nach mehreren Klienten und einem Verwalter brachte ich nun noch ein neu errichtetes Landhaus für ihn an, das Gebäude wurde vor weniger als einem Jahr gebaut.


    "In Planung ist übrigens ein großer Anbau, denn das Anwesen bietet sich dazu förmlich an. In dem bisherigen Teil, der separat bleibt, können die Corvier weiterhin wohnen, sofern sie die Räumlichkeiten noch einmal nutzen wollen. Ich werde Sklaven dafür abstellen, dass sie diesen Teil des Hauses in Ordnung halten. In den neuen Anbau, der nach meiner Vorstellung im Stil einer Villa entstehen soll, wird dann meine Familie leben."

    „Ich erinnere dich an Caesar?“ Überrascht schaute ich meinen Onkel an. „Das ist ehrenvoll, wenn ich an seine Fähigkeiten denke, aber durchaus wenig schmeichelhaft, weil er ja ein Mann ist.“


    Ich versteckte mein lachendes Gesicht und bemühte mich, geräuschlos zu bleiben, bis Titus das Thema wechselte.


    „Ich hüte meine Zunge überall, aber mit Ausnahme bei den Menschen – es mögen nicht viele, sondern auserwählte sein, denen ich bedingungslos vertrauen kann. Das ist eine Angebot und eine Auszeichnung für dich gleichermaßen.“


    Diesmal zeigte ich das Lächeln auf meinem Gesicht. Gespannt folgte ich anschließend dem Bild, das er malte. Dabei blickte ich ihn nicht an, sondern versuchte mir seine Skizierung vorzustellen. Als er geendet hatte, versuchte ich meine Gedanken in Worte zu fassen.


    „Ich kann alles nachvollziehen, was du gesagt hast. Regen bringt Fruchtbarkeit, er ist für jedes Geschöpf, jede Pflanze wichtig. Er kann niederprasseln oder als feiner Sprühregen fallen. Je nach der Laune des Windes fällt der Regen mal gerade, mal schräg oder wechselt die Richtung. Mir kommt zusätzlich der Gedanke, dass viele Menschen depressiv auf Regenwetter reagieren. Kannst du dieses Phänomen ebenfalls auf deine Person, die du mit dem Regen verglichen hast, beziehen?“


    Sehr gespannt wartete ich auf die Antwort.


    „Auf jeden Fall beeinflusst mich weder Regen noch Sonnenschein in meiner Stimmung. Ich fühle mich fast durchgängig heiter und einzuschätzen bin ich ebenfalls leicht. Du nicht, sagst du zumindest …“ Meine Stirn kräuselte sich, so unberechenbar kam mir mein Onkel gar nicht vor, wenngleich ich mit dem Geldbeutel nun gar nicht gerechnet hatte. „Das ist lieb von dir! Ach, wenn wir doch schon einen guten Lenker in Aussicht hätten.“ Ich seufzte vernehmlich. „Darf ich dich in dieser Angelegenheit bitten, unser Anliegen bei den Verantwortlichen der Praesina noch einmal in Erinnerung zu rufen? Bitte, Onkel! Du bist im Verhandeln bestimmt erfolgreicher als ich.“


    Um ihn zu überzeugen und als Dankeschön für das Geld, stand ich flugs auf, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und setzte mich wieder.


    „Und um noch einmal auf das vorherige Thema zu kommen … Der Unberechenbare ist interessant“, sagte ich schmunzelnd, „aber es muss im Rahmen bleiben. Nähert sich dieses Verhalten dem Wankelmut, verliert derjenige seine Vertrauenswürdigkeit. Einen berechenbaren Menschen, der beständig in seinem Handeln ist, finde ich nicht zwangsläufig manipulierbar.“ Ich sann kurz nach. „Nein, im Grunde überhaupt nicht. Nach meiner Ansicht ist die Festigkeit des Charakters das Ausschlaggebende. Wieso bist du der Überzeugung, dass ein beständiger Mensch manipulierbar ist?“

    Mit unzufriedenem Gesichtsausdruck verfolgte ich den Ausgang des Rennens. Der 6. Platz für den besten Lenker der Aurata war alles andere, aber nicht rühmlich.


    "Na ja, fast liegt es auf der Hand, welchem Wagen ich einen guten Platz gewünscht habe. Wir sind Aurelier, keine andere Farbe, keine andere Factio kommt in Frage. Die Antwort liegt im Nomen gentile."


    Ich lächelte Tutor an.


    "Wir tragen mit Stolz unseren Namen - völlig gleich, ob wir Blutsaurelier oder Adoptierte sind. Bist du denn Mitglied einer Factio?"

    Ich betrat das Atrium und erblickte allesamt bekannte Gesichter.


    "Salvete. Es freut mich sehr, euch alle noch einmal beieinander zu sehen."


    Sodann nahm ich Platz und verhielt mich vorerst still. Sicher gab es noch einiges zwischen den Familienmitgliedern zu bereden.

    "Salve, Cadior! Wir haben uns Ewigkeiten nicht gesehen und die Zukunft wird sich nicht anders gestalten, wie ich gehört habe."


    Mein Besuch hatte etwas Schönes und Trauriges zugleich, aber ich tröstete mich damit, dass er nichts mit der unabwendbaren Entwicklung der Gens zu tun hatte, sondern nur eine Folge dessen war.

    „Ja, deine Metapher gefällt mir gut. Das mit dem "uns" musst du mir aber noch mal erklären. Kann es sein, dass ich dich als Lüftchen beeinflussen kann?


    Ich möchte, was mich betrifft, die Metapher gern aufgreifen und ausbauen.“


    Nach den besten Verfeinerungen sinnierend, ließ ich den Blick durch das Zimmer und schließlich aus dem Fenster gleiten. Schließlich hatte ich den geeigneten Punkt gefunden, an dem ich ansetzen wollte.


    „Jetzt gibt es ja nicht nur einen Wind, sondern den Süd-, Nord-, Ost- und Westwind. Als junger Spross war ich allen ausgesetzt. Der Nordwind war stürmisch und wollte mich mit Macht verbiegen, ihm habe ich mich schon aus Prinzip widersetzt, denn ich muss Einsicht in die Formung gewinnen. Der Südwind war lau und damit gar nicht prägend. Der Westwind bringt oft wetterliche Unbilden, er ist beeindruckend – ohne Frage – aber die Richtung, in die er mich drücken wollte, gefiel mir nicht. Mit dem Ostwind kommt sowohl das eisige Wetter im Winter wie auch das heiße im Sommer. Er ist ein Wind der Extreme, dabei vielschichtig, eben formgebend und weil er auch überzeugend ist, habe ich mich von ihm formen, aber nicht brechen lassen, denn ich sehe es als Gewinn, Veränderungen zuzulassen. Ich möchte nie im Leben mit dem Dazulernen abgeschlossen haben, denn wie du schon sagst, es folgt der Stillstand und mit ihm der geistige Tod.“


    Nachdenklich schaute ich meinen Onkel an. „Wie kommt es eigentlich, dass du mich so gut kennst, ich dich aber nur begrenzt einschätzen kann? Obwohl, im Grunde weiß ich, warum das der Fall ist – du sprichst nämlich kaum über dich. Jetzt bist du dran, Onkel. Welche Metapher trifft auf dich zu? Spannend wäre, wenn du eine neue für dich findest oder du änderst meine Version einfach ab und benutzt die alte. Und dann wüsste ich noch gern: Was sind deine geheimen Gedanken?“


    Ich lachte Cicero an, setzte mich bequem zurecht und war ganz Ohr.

    Zitat

    Original von Carius Aurelius Tutor
    Tutor hatte Wachdienst gehabt und kam deswegen zu spät. Er sah auf die rasenden Wagen und erkannte an den Farben schnell welcher Wagen für welche Partei fuhr. Er war parteilos und nicht einmal ein Fan irgendeiner Factio. Damit er nicht in einem Fanblock herumstand, der ihn nichts anging suchte er Familienmitglieder. Es war praktisch aussichtslos in der Menge jemand zu finden trotzdem suchte er weiter, blieb aber immer wieder stehen, weil er das Rennen nicht verpassen wollte.


    Einer meiner Rennstallangestellten machte mich auf Tutor aufmerksam. Da das Rennen ohnehin nicht spannend für mich war - Patroklos fuhr entäuschender als angenommen - wandte ich mich meinem Verwandten zu, der mich sicherlich besser unterhalten würde.


    "Salve, Tutor! Ein schöner Zufall, dass wir uns wieder bei den Equirria treffen. Wie geht es dir? Jetzt, wo ich dich sehe, fällt mir auf, dass ich mich auch lange nicht bei Metellus gemeldet habe. Hast du mit dem Centurio des Öfteren Kontakt?"

    Mein zweiter Lenker war am Start und wie erwartet, lag er im Mittelfeld. Genau dort erwartete ich auch seine Endposition, denn es wäre vermessen, an eine Platzierung zu glauben. Ich schätzte meine Lenker viel lieber realistisch als überzogen ein.


    Aufmerksam beobachtete ich die Renntaktiken sämtlicher Starter, den Trainingszustand der Gespanne und vergaß dabei die Menschen um mich herum. Vom Getöse genervt, hielt ich mir derweil die Ohren zu, das Entscheidende nahmen ohnehin die Augen auf. Wieder einmal merkte ich, dass ich kein Liebhaber großer Menschenaufläufe und Tumulte war.

    „Du möchtest also testen, wie oft ich mich in die Ausbildung meiner Brüder geschlichen habe?“


    Ich schmunzelte. Natürlich konnte ich nie und nimmer mit den Männern mithalten, aber was ich aufgeschnappt hatte, blieb fest in meinem Kopf verankert.


    „Die Blütezeit meiner Ideale liegt etwa 400 Jahre zurück und leider haben viele Römer sie längst vergessen. Es war die Zeit, in der man umfänglich der Götter Riten gepflegt hat, sich der römischen Tugenden bewusst war und nach ihnen lebte. Die Frauen waren tugendhaft, nämlich proba – rechtschaffen, piissima – gewissenhaft und officiosa – pflichtbewusst. Heute sind sie vielleicht noch pulcherrima – wunderschön und incomparabilis – unvergleichlich, aber ganz bestimmt nicht mehr pia – fromm.. Sie gehen unschicklichen Tätigkeiten nach und erdreisten sich, Positionen zu erlangen, die nach dem Willen unserer Ahnen nur einem Manne vorbehalten sind.


    Deswegen haben sich die Götter von vielen abgewandt. Sie lassen Tempel einstürzen wie kürzlich in Ostia oder große Brände ausbrechen. Sie schicken Überschwemmungen daher und strafen Familien mit Kinderlosigkeit.“


    Ich schaute meinen Onkel abwartend an, bevor ich weiterfuhr.


    „Im Punkt Sophus und charismatisch erlaube mir, dir zu widersprechen. Vielleicht liegt es daran, dass wir geteilter Ansicht über das Wort ansich sind. Ich setze Charisma vor allem mit Begnadung und nicht nur mit Ausstrahlung gleich, wobei das Wort „nur“ in dem Fall nicht wörtlich zu nehmen ist. Aulus ist in meinen Augen alles andere, aber bestimmt nicht charismatisch zu nennen. Er ist auffallend, mehr nicht. Indem du Worte wie „prägend“ oder „tugendhafte Ausstrahlung“ erwähnt, gehe ich wieder mit dir konform und genau deswegen bleibe ich bei der Überzeugung, dass Soph charismatisch ist.“ Ich lächelte meinen Onkel voller Überzeugung an. „Nie im Leben hätte er mich sonst derart formen können, denn ich bin alles andere, aber bestimmt keine leicht formbare Frau.“


    Ich musste innerlich lachen, denn mir kam eine Beschwerde Sophs vom letzten Sommer in den Sinn, als er meinte festgestellt zu haben, dass ich nicht zu führen bin. Das allerdings stimmte natürlich nicht, nur brauchte ich grundsätzlich einen langen und keinen kurzen Zügel, denn ohne Freiraum ging bei mir nichts und ich folgte auch lieber freiwillig als auf der Basis eines Zwangs. Er war sich dessen nicht bewusst, dass er besser führen als jeder andere kann.


    „Was du über die heutigen römischen Frauen sagst, trifft allerdings den Nagel auf den Kopf. Ja, den Göttern sei Dank ist die Aurelia gesund. Sie hat sich von allem Unrat befreit. Verachten wir jene, die mit den Traditionen brechen und loben die Römer, die unsere Einstellungen teilen. Einige Familien gibt es davon.“

    Und wieder überraschte mich mein Onkel, denn unvermutet sprang er in das vorherige Thema zurück.


    „Sicher, mich irritiert sein großer Einfluss, den er auf mich hat, aber es ist nicht so, dass ich beständig darüber nachdenke. Inzwischen bin ich erwachsen geworden und habe meine Leitbilder gefunden. Mir ist sehr wohl klar, dass er mich auch darin stark beeinflusst hat. Viel mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen, höchsten vielleicht noch das: Er hat die gesamte Gens geprägt, ohne je übermäßig in Erscheinung getreten zu sein. Sehr charismatisch, findest du nicht?


    Überhaupt scheint mir die gesamte Familie aus außergewöhnlichen Menschen zu bestehen. Sieh dir Eugenius an oder nimm meine Eltern, Crassus nicht zu vergessen oder betrachte doch einmal dich selbst. Bei uns gibt es keinen Durchschnittsrömer, das lässt mich stolz auf meine Familie sein.“


    Ich lächelte in der Gewissheit, dass meiner Gens eine glorreiche Zukunft bevorstand.


    „Aber du warst mit deinen Gedanken bereits ganz wo anders.“

    „Was ich sage? Würde Schnee auf dieser bezaubernden Wiese liegen, wäre meine Rache eiskalt. Mich so zu verladen.“ Mein grimmiger Gesichtausdruck wich bald einem Lachen. „Du bist so gemein! Ich bin gutgläubig und du nutzt es aus.“


    Ich band mein Stutchen an den Stamm eines jungen Baumes und kam wieder ein Stück näher. In sicherem Abstand blieb ich stehen und beäugte mir das Gemäuer unter dem neuen Gesichtspunkt.


    „Deine Idee hat etwas“, gab ich schließlich zu. „Sowohl der Standort, als auch der Name und der angedachte Verwendungszweck für das neue Ausflugziel. Soll es hier auch Übernachtungsmöglichkeiten geben?“, fragte ich interessiert.


    Sim-Off:

    Ich würde vorschlagen, wir verlassen diesen Thread, du richtest dein Theatri ein und wir spielen dort weiter.

    „Ne, also nicht mit mir.“ Abwehrend hielt ich die Hände, ein Schauder nach dem anderen durchlief meinen Körper, ich wollte nur noch weg.


    „Boah.“ Alle Härchen standen mir zu Berge und auf der Haut formten sich winzige Hügel, einer dicht am anderen. „Bloß weg. Das ist nichts für mich.“


    Fluchtartig verließ ich den Bau und hielt draußen erst in sicherem Abstand an.
    ‚Was war nur in meinen Onkel gefahren?’ Kopfschüttelnd drehte ich mich um.

    Zitat

    Original von Manius Aurelius Eugenius
    Auch Eugenius hielt es hier nicht mehr. Er nickte seinem jüngeren Brüderchen zu. "Ich bin mir sicher Deandra wird unsere Factio wieder mit einem konkurrenzfähigen Lenker auf die Beine bringen, doch nun lasst uns fort von hier.
    Der Plebs macht mich mit seinem Gejaule ja ganz krank!"


    Sprach Eugenius zum Ende hin laut und deutlich mehr in die Richtung aus der das andauernde Gejaule des Plebs her schallte.


    Zwar musste ich mir die Hälfte zusammenreimen, aber den Sinn der Worte verstand ich trotzdem. Ich musste herzhaft lachen. Manius hatte mir aus der Seele gesprochen.


    "Ich kann euch leider nicht begleiten, denn ein weiterer Lenker ist noch im Rennen. Zwar ist er besser als Helios, aber er wird ebenfalls keine Platzierung einfahren. Zumindest rechne ich nicht damit."

    „Aha.“ Ich nickte, zweifelte aber zugleich an seiner Aussage, denn der Gesprächsverlauf war doch etwas komisch. Trotzdem ging ich auf den Themenwechsel ein.


    „Du liebst es, Geheimnisse und Überraschungen auszubrüten?“ In der Frage lag zugleich eine Feststellung. „An ein Pferderennen denkst du also? Interessant! Du meinst eines, wo sich Pferd und Reiter aneinander messen? Denkst du an die Beteiligung mehrerer Factiones? Querfeldein werden Wagen nicht fahren können. Diese Konstruktionen erfordern eine gepflegte Sandbahn. Hm, einen gut ausgebildeten Reiter hat vielleicht auch nicht jede Factio parat oder soll es eher eine Veranstaltung für den Durchschnittsbürger oder gar Soldaten sein?“


    Tja, wie hatte er sich die Angelegenheit nun vorgestellt? Gespannt beugte ich mich nach vorn.


    Ich hasste es förmlich, wenn ich meine Stimmbänder anstrengen musste, um mich verständlich zu machen. Dieses Gegröle ging mir auf die Nerven. Boah, das entsprach überhaupt nicht meiner Art. Außerdem besaß ich keine starke Stimme, die in der Lage gewesen wäre, diesen Krach zu übertönen. Ich beugte mich daher ganz nah zu meinem Onkel und sprach unmittelbar neben seinem Ohr.


    "Mir war das von vorn herein klar, Onkel. Ich habe bisher mit Spitzenleuten trainiert und schon lange gesehen, dass den Lenkern der Aurata das Potential fehlt. Und noch eins steht fest: Es liegt nicht am Training. Der Lenker ist zu jung, ihm fehlt schlicht die Erfahrung, die er sich nur in weiteren Rennen erwerben kann, was die Lenker der Konkurrenz natürlich ebenfalls weiterbringen wird. Wir brauchen diese Nachwuchsleute, aber noch vielmehr einen Spitzenlenker. Meine Rede, ich sage seit Wochen nichts anderes."

    "Natürlich hat es an dem Lenker gelegen. Dasselbe Gespann lief vor Monaten erfolgreich. Trotzdem brauchen wir auch die Nachwuchslenker. Sie sind die Generation von morgen und werden die alten, wenn deren Kräfte verschlissen sind, von den Podesten stürzen. Dennoch muss sich grundlegend etwas ändern, wir sollten den Trainingsaufbau noch einmal sorgfältig überdenken."


    Viel wichtiger war aber, das von mir gewünschte Gefälle innerhalb der Lenker zu erreichen. Ich drehte mich meinem Onkel zu, der allerdings in ein Gespräch mit Manius vertieft war. Ich wartete geduldig, bis er einmal herschaute.

    Zitat

    Original von Aulus Metellus
    Achje, das war ja das totale Desaster. Ich näherte mich lieber nur behutsam meiner Patronin. Kopfschüttelnd sah ich den Mist.

    Schiiiebung


    "Ach, Aulus. Gut, dass du hier bist. Wir müssen dieses Rennen im Nachhinein auswerten, um aus den Fehlern zu lernen. Notierst du dir diesen Punkt einmal in Gedanken auch für das bevorstehende Factiotreffen. Puh, da ist inzwischen einiges zusammengekommen."


    Nur noch mit halber Aufmerksamkeit verfolgte ich fortan den weiteren Rennverlauf. Die Spannung war natürlich fort, aber die Konkurrenz zu studieren, war auch nicht von Nachteil.