Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    Während des Gesprächs der Männer verhielt ich mich still. Erleichtert atmete ich durch, weil es in meiner unmittelbaren Familie keine abgedrifteten Mitglieder mehr gab - keine Querschläger, keine Querulanten, keine Glaubensabtrünnigen.

    "Hm?"


    War da jemand? Tatsächlich, Assindius kam zurück und Aulus in seinem Fahrwasser. Zufrieden legte ich mein Buch zur Seite und stand auf.


    "Assindius, ist die Reisekutsche startklar? Aulus, ziehst du den Kutschbock oder die weichen Sitzplätze in der Kutsche vor?"


    Durchaus amüsiert verfolgte ich die Unterhaltung der beiden ungleichen Männer.

    Sim-Off:

    Meinetwegen verstaue den Kutscher, wenn du ihn gefunden hast. :D


    Gespannt wartete ich, ob Assindius Aulus finden und wie er mit ihm klar kommen würde. Die Wartezeit vertrieb ich mir mit dem Lesen alter Schriften. Dabei konnte ich restlos abschalten. Wenn mich jemand ansprechen wollte, musste er dann lauter werden, damit es zu mir durchdrang.

    "Ja, richtig. Von dieser Erpressung habe ich gehört oder besser, ich habe es in der Acta gelesen. Die Nachforschungen in dieser Sache laufen viel zu langsam an. Der unter Verdacht Stehende konnte inzwischen zum Aedil kandidieren und wurde zwar mit Stimmeinbrüchen aber dennoch gewählt."


    Ich schüttelte den Kopf über das Rechtssystem.


    "Assindius, hilf zunächst meiner Mutter und Licinia beim Packen. Wir möchten schnellstmöglich abreisen. Eine Reisekutsche müsste organisiert werden, ein Kutscher und das Gepäck verstaut werden. Mir fällt ein, unser neuer Verwalter kann Pferde lenken. Versuche ihn doch mal aufzutreiben. Er heißt Aulus Metellus und müsste hier irgendwo in der Villa sein."

    Ich wollte nicht Furianus’ Elan mindern, Männer wie ihn brauchte das Reich, doch ich wusste sehr wohl, dass der Tatendrang nachließ, wenn man nur ausreichend oft gegen Wände lief oder vor verschlossenen Türen stand.
    Energisch schob ich diese Gedanken fort, die gemeinsam mit der Trauerstimmung ein sonderbares Gemisch abgaben.


    „Auf jeden Fall gratuliere ich dir zur Berufung in das ehrenvolle Amt. Mögen die Götter mit dir sein.“


    Symbolisch und nicht ohne Wehmut warf ich drei Hände voll Erde auf die Urne damit der Tote die Götter und Altäre nicht mehr beflecken konnte und sein Geist Eintritt in die Unterwelt erlangte. Ein Camillus begann wieder ein Lied zu singen, es kündigte den Beginn des Opfers für die Laren an.
    Der Widder war makellos, seine Innereien ebenfalls, wie die anschließende Schau bewies.


    "Die Laren haben das Opfer angenommen, die Reinigung der Familie ist vollbracht", verkündete der Popa. Anschließend begann er, die Trauergäste mit Wasser zu besprengen, was die Reinigung beendete. Nun durften sich die Anwesenden wieder anderen Menschen nähern. Eine neuntägige Trauerzeit schloss sich der Bestattung an.


    "Ich lade nun alle zum Leichenmahl.“



    Sim-Off:

    Alle Anwesenden erhalten (nach dem Wochenwechsel) ein persönliches Angebot über die WiSim.

    Überrascht klapperte ich mit den Augenlidern, als ich meinen Leibsklaven erblickte.


    „Bei den Göttern! Wie siehst du denn aus? Dass man dich so durch das Stadttor gelassen hat? “


    Ungläubig schüttelte ich den Kopf und trat auf Assindius zu.


    „Ich möchte umgehend abreisen. Zeit für den Barbier müssen wir uns dann wohl wieder in Mantua nehmen. Erzähl, wie war es in Germanien.“

    Nachdenklich blickte ich Furianus an. Er hatte etwas gesagt, was ich stets anders gesehen hatte und doch musste ich ihm Recht geben.


    „So manches Mal wollte ich den Glauben an die Götter mit großem Einsatz vermitteln. Jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen – so kann es nicht geschehen. Mir bleibt nur, selbst der Götter zu gedenken und mit gutem Beispiel voran zu gehen. Ich werde die Nähe der Menschen suchen, die meine Ansichten teilen und allen anderen ihr Leben lassen, ihnen aber gleichzeitig größtmöglich aus dem Wege gehen.


    Ja, der Einsturz … der göttliche Zorn muss die Ursache sein. Anders kann ich es mir nicht erklären. Es tut gut zu wissen, dass es Römer wie dich gibt, die ebenso wie ich noch auf eine Wandlung im Glauben der Masse hoffen. Manchmal braucht man Gleichgesinnte, um von der Resignation nicht eingeholt zu werden. Sie greift nach uns, wenn die Bemühungen schon zu lange ohne Erfolg währen. Ich sehe, du bist noch voller Elan.“

    „Oh, da fallen mir gleich mehrere ein, ohne jemandem beim Namen nennen zu wollen. Sogar in der eigenen Verwandtschaft – glücklicher Weise nicht in meiner Familie – gibt es jemanden, der mich öffentlich wegen meines Engagements für die Religion und die alten Strukturen angegriffen hat.“


    Von der Erinnerung eingeholt krauste sich traurig meine Stirn.


    „Du musst wissen, meine Familie ist in besonderem Maße konservativ eingestellt. Die Götter zu ehren, sehe ich als allerhöchste Pflicht. Es schmerzt mich zu sehen, dass ihre Macht bei großen Teilen der Bevölkerung angezweifelt wird. Selbst Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens oder Militärgrößen huldigen ihnen nicht mehr wie in früherer Zeit. Mich stimmt das traurig.“

    Ich nickte und war einer Meinung mit ihm. Schließlich sah ich mich nach dem Opfertier um. Die Reinigung desselben wurde gerade vorgenommen. Mit einem Wedel wurde das Tier mit dem bereitstehenden Wasser benetzt. Die Opferung stand also unmittelbar bevor.

    Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus
    "Ja, ich habe von dir gehört Aurelia Deandra. Und ich muss sagen, dass es nichts Negatives war. Ich bin hierher gekommen, Deandra, um einem Patrizier die letzte Ehre zu erweisen. Auch habe ich gehört er sei ein guter Magsitratus gewesen und verhalf Misnum zu Blüte. Das und die Beziehung deines Bruders zu den Göttern ehrt ihn in meinen Augen. Schade, dass ich ihn nicht kennenlernen durfte, wir hätten uns bestimmt verstanden."


    "Du bist also auch den Göttern zugeneigt?"


    Ungläubig schaute ich Furianus an. Leider war es keineswegs mehr üblich - nicht einmal unter Patriziern -, dass die Religion hoch im Kurs stand. Mir fehlte der Umgang mit eben solchen Römern. Zu viele Neumodische durchstreiften Rom und änderten dessen Erscheinungsbild.

    Bei diesen Worten lächelte ich verschmitzt.


    „Oh, dein Wunsch wird sich recht bald erfüllen, Octavius Detritus. Mein Onkel trifft Ende nächster Woche ein. Er wollte sich der Verwaltung widmen.“


    Ich selbst wartete voller Ungeduld auf seine Ankunft. Die Tage zu zählen, war zu einem alltäglichen Ritual geworden.

    Eine mir bekannte Stimme erklang, ich drehte mich um. Lächelnd kam ich auf Licinia zu.


    „Es steht dir frei, mich zu begleiten. Sicher bleibe ich längere Zeit in Mantua. Wenn dir das Leben weitab der Großstadt zusagt, kannst du dort so lange leben, wie du willst.“

    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    Du hast mich schon vorher gekannt, keiner kann behaupten, das ich jemals vor der Wahrheit zurückgewichen wäre oder meine Freunde so erwählte, wie es der süffisante Römer tut. ;)


    "In diesem Punkte sind wir uns sogar gleich. Auch ich nehme nie ein Blatt vor den Mund und meine Freunde müssen vor allem Aufrichtigkeit vorweisen können. Und doch trennt uns sehr viel. Es ist die ganze Lebenseinstellung, die Werte, denen wir anhängen, und die Ziele, die wir haben. Dein Rom ist nicht mein Rom, leider. Ich habe viele starke Männer, Patrizier, brechen sehen, eben weil nichts an Rom mehr dem nahe kommt, was es einst ausmachte. Nenne mein Geschlecht meinetwegen deswegen schwach, doch eines Tages werden wir entweder wieder erstarken oder Rom wird mit uns untergehen."

    Das Familientreffen, die Bestattung und ein ernüchternder Rostrabesuch lagen hinter mir. Nichts hielt mich derzeit in Rom. Ich sehnte mich wieder einmal nach Mantua. Ich würde dort reine Luft atmen, gelebte Religion an allen Ecken wahrnehmen, liebe Menschen treffen, vielleicht Sophus sehen. Bei diesem Gedanke lächelte ich. Ich hatte in den letzten Wochen eine Theorie entwickelt, nach der der allseits gestrenge Pater seine Ernsthaftigkeit und Kälte nur als Schutz vor sich hertrug, um seine wahrhaft feinnervige Natur vor anderen zu verbergen. Dabei war es gut, dass er nicht grobschlächtig war.


    Ich beauftragte Samira und Assindius mit den Vorbereitungen und suchte indes meine Mutter. Sie wollte mich begleiten.

    Ich entschuldigte mich für einen Moment bei Furianus und ging meiner Aufgabe nach, die Totenmünze in der Asche zu finden und in die Urne zu legen. Nachkurzem Suchen fand ich sie auch. Die Urne wurde alsdann geschlossen und der Zug der Trauernden begab sich unter Gesängen zum Familiengrabmahl.


    Ein weiteres Opfertier wurde herbeigeschafft. Es sollte der Reinigung der Familie dienen. Am Familiengrabmahl angelangt wurde die Urne in das vorbereitete Loch versenkt, eine Öllampe als Grabbeigabe wurde dazu gelegt. Alle warteten auf den Vollzug des zweiten Opfers.


    „Liebe Trauernde, liebe Gäste, ich danke euch im Namen meiner Familie für euer Kommen. Das Opfer, was nun meine Familie reinigen wird und der Laren gedacht ist, wurde von der Curia Italica gespendet. Ich möchte mich für dieses Zeichen der Wertschätzung, die meinem Bruder zuteil wird, stellvertretend und recht herzlich bei dem Comes Lucius Octavius Detritus bedanken.“

    Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus
    Eine ihm unbekannte Frau schritt heran und Furianus lächelte nickend.


    "Salve. Wenn ihr mir euren Namen nennt, so dürft ihr diese Anrede sicherlich benutzen."


    Sein Vater schien wohl in aller Munde zu sein. Und das besorgte Furianus ein wenig, wollte er seinem Vater doch in vielerlei Dingen nacheifern und dieses Vorhaben schien immer in unerreichbare Nähen zu rücken.


    Na, so was. Es gab Bürger in Rom, die mich noch nicht kannten. Ich musste schmunzeln, blickte verlegen nach unten und dann doch wieder lächelnd auf.


    "Mein Name ist Aurelia Deandra. Ich bin mir sicher, du hast schon von mir gehört."


    Wieder lächelte ich.


    "Es ist eine schöne Geste, einfach so zu der Bestattung einer benachbarten Familie zu erscheinen. Das zeigt uns, dass das Mitgefühl für andere nicht erloschen ist. Die Götter würde es freuen. Bestimmt weilen sie sogar in unserer Nähe. Mein Bruder war stets bedacht, ihr Wohlwollen zu erlangen."

    Ich bemerkte die neuen Gesichter unter den Trauergästen und trat heran. Den Centurio kannte ich aus Mantua und auch der Flavier war mir von Namen und Angesicht bekannt.


    „Salvete, Claudius Vesuvianus und Flavius Furianus. Ich freue mich sehr über eure Anteilnahme. Eure Häuser werden von unserer Familie sehr geschätzt, vor allem auch - und das insbesondere von mir - dein Vater, Furianus. Ich hoffe, ich darf die vertrautere Anrede benutzen?“


    Fragend blickte ich den Flavier an.

    Nicht mehr so überrascht wie sicher noch vor Tagen, aber ebenso erfreut entdeckte ich Licinia zwischen den Trauergästen. Ein Lächeln erschien auf meinem Gesicht und das trotz der traurigen Stunde. Ich ging zu ihr, nahm ihre Hand und zog sie zu den Ascheresten des Scheiterhaufens.


    "Du bist eine Angehörige, natürlich darfst du helfen. Ich möchte das sogar. Maxentius war mein Bruder. Er würde sich freuen, könnte er erleben, wie die Familie langsam wächst."