Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    Es tat mir so leid, aber was sollte ich machen? Schließlich konnte ich mich nicht vervielfältigen. Oder vielleicht doch? Ich könnte nach meiner Ursprungsfamilie forschen, vielleicht gab es ja eine Schwester, die mir ähnlich war. In diesem Augenblick beschloss ich, meinen Vater bei seinem nächsten Besuch danach zu befragen.


    „Vale bene, Corus. Ich hoffe, wir sehen uns wieder.”
    Gedankenvoll kehrte ich zur Villa Aurelia zurück.

    „Komm rein, Licinia, und mach es dir bequem. Wir werden gleich eine Stärkung zu uns nehmen und hinterher könnte ich dir mein Gestüt zeigen.“


    Soeben kam mein Sklave herein.


    „Assindius wird uns am besten begleiten. Das heißt … Nö, erst einmal geht der Gute zum Barbier.“


    Ich wandte mich meinem Leiubsklaven zu.


    „Bei den Göttern, Assindius, es müssen Monate vergangen sein, in denen ich dich nicht gesehen habe. Du siehst furchtbar aus. Dir ist doch klar, dass die Haarpracht wieder ab muss?“


    Fragend blickte ich und konnte meinen Zweifel nicht gänzlich verleugnen.

    „Corus, Soph ist der rechtliche Erbe. Bei einem Zusammenschluss würde er „nur“ das zurückerhalten, was ihm von Rechtswegen ohnehin zusteht – das Bestimmungsrecht über die gesamte Gens. Niemand hat ein Recht, ihm das streitig zu machen. Mein Wunsch ist es, dass er wieder die komplette Gens führt und wenn du mir ein Geschenk machen willst, dann gibt es kein größeres, als mich in diesem Bestreben zu unterstützen.“


    Ich lächelte verständnisvoll. Natürlich verstand ich, worum es ihm ging. Er unterstützte Sophus unfreiwillig aber zwangsläufig, indem er mir seine Unterstützung bei der Rückführung in eine ungeteilte Gens zusagte. Unfreiwillig deswegen, weil er derzeit weniger den Pater sondern eher den Konkurrenten in Sophus sah.


    „Glaub mir, es ist richtig, was du tust. Unsere Ahnen werden dir und allen anderen, die mithelfen, im Jenseits dafür danken. Die Belohnung der Lebenden hingegen kommt sogleich.“


    Ein schwesterlicher Kuss traf Corus’ Wange.


    „Nur wenige Menschen dürfen sich rühmen, meine Freundschaft zu besitzen, du hast sie auf jeden Fall.“

    Erleichtert atmete ich auf.


    „Du machst damit nicht nur mir eine Freude, sondern hilft der gesamten Gens. Es ist wie ein Geschenk und ich danke dir dafür.“


    Nie hatte ich darüber nachgedacht, ob ich der Gens und der von mir angestrebten Vereinigung der Familien zuliebe, mich von Sophus trennen würde. Vor Monaten wollte ich zwar meine Adoption lösen und die Familie verlassen, falls dadurch eine Zusammenführung möglich gewesen wäre, aber das hätte keinen Bruch mit Sophus, "nur" einen Verzicht auf eine Heirat bedeutet. Tja, damals wusste ich noch nicht, dass dieses Thema späterhin nicht mehr zur Debatte stand. Vielmehr war es heute sogar Auslöser für mich, meine Beziehung zu Soph zu überdenken.


    Ich seufzte. Alles in meinem Leben hatte sich verkompliziert, nichts lief in normalen Bahnen.

    Offensichtlich hatte Aulus keine Ideen, wie er mich unterhalten konnte und so langweilte ich mich ebenfalls. Ich zählte derweil Bäume, die an uns vorbeiflogen, und stellte Rechenübungen an. Das machte ich immer, wenn mich sonst nichts ablenkte. Mein Geist war ständig in Bewegung, ein Abschalten unmöglich und mit irgendetwas musste ich mich schließlich beschäftigen.



    Irgendwann nahte Mantua, die Kutsche hielt und erleichtert stieg ich aus.


    "Der Assindius bringt das Gespann zum Gestüt, der Leone räumt das Gepäck ins Haus, der Aulus besorgt sich schon einmal die Unterlagen der Landvermessung, die er kürzlich vorgenommen hatte, die Samira bereitet ein kleines Mahl und wir gehen jetzt einfach in die Villa und ruhen uns aus", sagte ich amüsiert zu Severina und Licinia.

    Zitat

    Original von Titus Terentius Seculus
    Der Ausfall war gegen 16:00 - ab da kam ich nichtmehr rein^^
    aber super, dass das problem gelöst ist =)


    Der Ausfall kam gegen 14.40 Uhr. Ich wollte gerade meine geschriebene PN absenden, als es klemmte. ;)

    Lange Wochen wurde die Villa nur von einem kleinen Sklavenstab bewohnt und in Ordnung gehalten. Seit Tagen flitzten die Dienstkräfte jedoch wie aufgescheuchte Hühner durch die Gegend. Ein Brief hatte das Eintreffen der Herrschaften angekündigt und so wurden sämtliche Räumlichkeiten und die Außenanlage auf das Vortrefflichste hergerichtet.


    Zwei Küchensklavinnen kauften auf dem Markt großzügig Speisen und Getränke ein, die zumeist angeliefert wurden. Ein gewisser Vorrat war vonnöten, denn die Familie wollte sich längerfristig in Mantua niederlassen. Als alle notwendigen Arbeiten erbracht und eine Endkontrolle keine Versäumnisse aufgezeigt hatte, erwartete die Dienerschaft voller Spannung die Bewohner der Villa.

    „Hm, das klingt gut. Ich hoffe, die Würste haben keine Speckbrocken in sich. Die mag ich nämlich auch nicht. Tja, und an Leckereien esse ich nur ausgewählte Sachen. Ich bin eben insgesamt etwas wählerisch.“


    Mein Lächeln war unschuldig, die beste Waffe, damit man mit Extrawürsten durchkam. Schon als Kind hatte ich das gelernt.


    "Ach, Aulus, willst du mich nicht ein bisschen unterhalten. Mir ist so langweilig auf der Fahrt."

    Im Laufe des Abends stellte ich den Brief an Messalina fertig. Nachdem die Tinte getrocknet war, rollte ich das feine Papier zusammen und legte es samt Feder zur Seite. Mein Blick fiel auf Sophus, der oft sehr widersprüchliche Gefühle in mir wachrief. Er war rätselhaft und gleichzeitig leicht zu durchschauen - eine Mischung aus Extremen, und zwar nur Extreme, nichts an ihm war durchschnittlich.


    Schon manches Mal hatte ich den Wunsch verspürte alles hinzuschmeißen, weil sich vieles anders gestaltete, als ich es mir erhofft oder er es versprochen hatte. Stand ich kurz davor, wurde mir jedoch klar, dass ich mit keinem anderen Mann Vergleichbares teilen konnte: Uns verband die Liebe und die Sorge um die Gens. Keine andere Familie würde bei mir je diesen Stellenwert erlangen wie die Aurelia.


    Und da war noch etwas, das mich hielt: Ich ahnte, nein ich wusste, er war verletzbar. Seine kalte, oft abweisende oder von Ignoranz geprägte Art, verbarg geschickt ein feinnerviges Wesen - seit Monaten wusste ich das. Vielleicht kannte ich ihn inzwischen besser als er sich selbst.


    Ich würde ihn und gleichzeitig mich verletzen, sollte ich gehen. Also blieb ich trotz der schon mit Gewissheit erwarteten weiteren Blessuren, die unvermeidlich kommen mussten, denn ich war sensibel veranlagt und er beharrte darauf, mich in der Bedeutungslosigkeit zu halten, redete es sich, vor allem aber mir ein. Und doch war es mir unmöglich, ihm gegenüber meine Schutzrüstung wieder anzulegen.


    Gern hätte ich ihn gefragt, wovor er versuchte, sich zu schützen. Wieso er krampfhaft bemüht war, durch sein enormes Wissen, irgendwelche vorzeigbaren Leistungen, ein volles Tagesprogramm und seine harte Schale Sicherheit zu bewahren. Dort, wo man vertraut, durfte man sich auch einmal schwach zeigen, und was, bitte, war so schlimm daran?


    Das alles ging mir durch den Kopf, als ich ihn betrachtete - ein Ausnahmemann, wie ich fand, aber gefangen in sich selbst.

    Huch, Assindius auf dem Kutschbock? Na, mir soll's egal sein. Vielleicht könnte ich ihn überhaupt mehr an die Arbeit mit Pferden heranziehen. Das werde ich mir für Mantua offen halten.
    Nachdem mir ein Sklave beim Einsteigen behilflich war, setzte ich mich bequem hin.


    "Was sagt denn unser Verpflegungskorb, Aulus?" Gespannt lugte ich in Richtung des Korbes.

    „Weißt du, Corus. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich Männer nur so lange um eine Frau bemühen, wie sie ihrer nicht sicher sind. Haben sie ihre Eroberung gemacht, schwindet aller Einsatz. Die Frau ist dann festes Mobiliar im Leben des Mannes. Warum sollte es bei dir anders sein?“


    Unbedacht sprudelten die Worte, ärgerlich biss ich mir auf die Lippe.


    „Vergiss es.“


    Kopfschüttelnd winkte ich ab und wechselte schleunigst das Thema.


    „Bitte mach deine Bereitschaft, die Aurelia zusammenzuführen, nicht von meiner Entscheidung abhängig.“

    Wer sagte, dass ich dieses Leben führen wollte? Von „wollen“ konnte keine Rede sein. Bisher stand ich unter Sophus’ Patria potestas, seit Neuerem unter der meines Vaters. Meine Wünsche bezüglich einer Partnerschaft sahen zudem vollkommen anders aus.


    „Bitte verzeih! Zum jetzigen Zeitpunkt, selbst wenn mein Vater andere Pläne mit mir hätte, fühle ich mich zu stark mit Sophus verbunden, als dass ich neue Wege einschlagen könnte.“


    Welche Leere ich in meinem Leben empfand, ging niemanden etwas an. Ich scheute mich davor, über diesen Punkt überhaupt nachzudenken.
    Sorgenvoll runzelte ich die Stirn, während ich Corus anblickte.


    „Ich hatte es so verstanden, dass du mit mir über die Aurelia sprechen wolltest oder haben wir das gerade getan? Wolltest du über uns beide die Familien zusammenbringen?“

    „Nichts von alldem, dennoch … Er besitzt meine Liebe und er ist nicht irgendein Mann.“


    Wieder einmal fühlte ich mich mies. Bei vielen war mir die Absage nicht schwer gefallen, bei Corus tat es mir aufrichtig leid. Er war ein besonderer Mann. Einer, den ich achten konnte, weil er Stärke ausstrahlte und anscheinend einen festen Willen und ein ebensolches Rückgrad besaß. Er war Patrizier, sogar Aurelier, er besaß alles und doch …

    Zwar traf mich sein Angebot nicht gänzlich unvorbereitet, aber ich hatte für heute mit einem anderen Thema gerechnet. Dementsprechend überrascht blickte ich ihn an.
    Seit ich den Mädchenschuhen entwachsen war, kam ich mit schöner Regelmäßigkeit immer wieder in die Situation, mein Leben zu überdenken. Keineswegs fiel mir die Entscheidung immer leicht und IMMER war da bereits ein Mann, wenn ein anderer um mich warb.


    Konnte es nicht einmal einfach sein? Konnte ich nicht einmal frei sein, wenn jemand, der mir ebenfalls gefiel, um mich warb und der dann aber auch mal seine Versprechen wahr machte? Was machte ich falsch, weil mir die Götter andauernd dieselbe schwere Entscheidung aufbürdeten. Ich seufzte.


    „Ich habe mein Wort bereits einem anderen gegeben, dem ich mich verbunden fühle“, erwiderte ich leise.

    Ich musste nicht weit laufen, um an der vereinbarten Stelle zu sein und doch fror ich bereits jetzt. Dabei lagen die Temperaturen in erträglichen Bereichen. Ohne diesen unangenehmen Wind könnte ich fast an den Frühling glauben, so aber stand ich – die Palla fest um den Leib gewickelt – da und hoffte, meine Verabredung würde mich nicht allzu lange warten lassen.


    Aufmerksam studierte ich die Menschen, die kamen und gingen, aber es waren zumeist Fremde oder eben niemand, der mich interessierte. Voller Skepsis schaute ich zum Himmel. Hoffentlich würden die dicken Wolken weiterziehen und nicht gerade über Rom ihre Fracht abladen.

    Ich schmunzelte bei Aulus’ Hinweis auf die Fettränder.


    „Auch das ist eine brauchbare Erklärung für meinen Wunsch. Pack doch schon mal den Verpflegungskorb.“


    Nebenbei nahm ich auf, dass die Gepäckstücke des Annaeus Sophus offenbar heil angekommen waren, während mir Samira einen Brief übergab. Ich überflog die Zeilen und blickte auf.


    „Ich muss für eine Besorgung noch einmal aus dem Haus. Macht ihr also die Reisekutsche fertig, spätestens in zwei Stunden bin ich zurück, dann möchte ich sogleich losfahren.“


    Samira brachte mir die wollene Palla, die ich um die Schultern legte.


    „Assindius macht also das Gespann fertig, Aulus wählt die Kutsche und kümmert sich um die Verpflegung und beide klärt ihr nebenbei Licinia auf, wo Mantua liegt. Licinia, ich lasse dich in ganz reizender Gesellschaft zurück. Mein Leibsklave ist eine treue Seele, auch wenn er zuweilen etwas ruppig wirkt und derzeit zugegebenermaßen furchtbar aussieht.“


    Ich nickte allen zu und verließ eilig die Villa.


    Sim-Off:

    Bitte schreibt uns schon mal bis zur Fahrt. Ich stoße dazu, mein anderer Thread in Rom läuft dann parallel.

    Ja, ja, er war ein Fuchs, aber ich war nicht auf den Mund gefallen. :D


    „Wenn ich also entscheiden soll, ziehe ich die Schonung meiner Pferde, der meiner Nerven vor.“


    Ein lustiges Lachen erklang, ich fand die Antwort umwerfend komisch. Sogleich ging ich auf Aulus zu und strich ihm tröstend über die Schulter.


    „Ich würde mich über deine Gesellschaft sehr freuen. Demnach bräuchten wir eine große Kutsche, denn sie muss drei reizende Frauen und zwei agile Männer derart unterbringen, dass für alle genügend Freiraum bleibt. Assindius, hole du das entsprechende Gefährt aus dem Schober. Aulus, sind die Sachen des Annaeus Sophus inzwischen in Rom gelandet?“