Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    Ich kapiere es noch nicht ganz, obwohl ich die Beiträge nun mehrfach gelesen habe.


    Am Beispiel der Aurelia kann also nun jedes freie Mitglied sowie Antoninus als Pater familias einer stolzen Anzahl von Kindern tun und lassen, was ihm beliebt und Soph, der noch vor einem Jahr Pater familias der Gesamtgens war, hat über niemanden mehr zu bestimmen? Das wäre krass.


    Oder gibt es weiterhin noch den Pater gentis?

    Ich wusste das Angebot, den Servus zu spielen, zu schätzen. Es kam von einem Mann, der solche Angebote sicher selten, vielleicht noch nie gemacht hatte.


    „Ja, ich habe großen Appetit.“ Na ja, was bei mir groß war, rang anderen vermutlich ein müdes Lächeln ab. Neugierig lugte ich in den Picknickkorb. Groß wurden dabei meine Augen.


    „Aulus, willst du mich mästen? Ich habe zwar nix gegen Kurven an einer Frau, aber bitte sehr an den richtigen Stellen.“


    In dem Korb war Brot mit Käse in mehrfacher Ausführung drin. Zum Glück nur eine lukanische Wurst. Solche Esswaren machten dick. Viele Oliven und viele Trauben ... hmm, das war gesund. Ich schichtete im Korb weiter um. Prompt kam noch etwas zum Vorschein - Räucherfleisch, auch in mehrfacher Ausführung. Hoffentlich war es mager. Igit, ich mochte keine Fettränder. Die mussten die Sklaven penibel abpulen, bevor ich Fleisch verkostete. Normalerweise bevorzugte ich mageres Geflügelfleisch. Heute jedoch zur Feier des Tages durftes es gern etwas Deftiges sein.


    „Aulus? …“ Ich lächelte schüchtern und gleichzeitig gewinnend. „Ich würde gerne Brot mit Käse und etwas von dem Räucherfleisch zu mir nehmen. Du hast gesagt, du würdest für mich den Servus spielen ...“ Wieder lächelte liebreizend. „Pulst du mir zuvor den ekeligen Fettrand ab? Ich mag so etwas nicht essen.“

    Ob wohl etwas dran war, weil ich in letzter Zeit so oft mit Venus verglichen wurde? Als ich es hörte, strahlte ich über das ganze Gesicht. Dieser Vergleich und dann noch meine Feiertagsstimmung … Was für ein Tag! Ich bräuchte jemand, den ich umarmen könnte. Bei Aulus konnte ich das ja schlecht. Sophus fiel mir ein. Immer wenn man ihn brauchte, war er nicht da. Aber selbst das konnte meine Stimmung nicht trüben.


    „Sehr nett, Aulus. Ich wusste gleich, dass unter deiner rauen Schale ein liebenswerter Kern steckt. Und, Aulus, ich habe hervorragende Neuigkeiten. Vielleicht gleiche ich deswegen der Venus am heutigen Tag.“


    Glücklich strahlte ich Aulus an. Er hatte nichts zu den guten Nachrichten beigetragen und doch hatte ich den Wunsch, ihm dafür zu danken. Im Grunde ja nur, weil er just in diesem Moment an meiner Seite war, um mit mir diese Neuigkeit zu teilen. Ich atmete tief durch, bevor ich begann. Ein kleiner Jubeljauchzer drang aus meinem Mund.


    „Aulus, bestimmt hat dir dein Bruder über die Aurelia, den Commodus und seinen Verrat erzählt. Weißt du, was ich soeben erfahren habe? Alle, Aulus, a l l e Mitstreiter dieses verräterischen Heuchlers, die gesamte Sippschaft ist über den Styx gefahren! Ist das nicht wundervoll?! Aulus, das erste, was ich in Mantua mache … ich werde den Göttern für diese Fügung danken. Ich bringe ein großes Opfer dar, denn sie haben meine Gebete erhört. Nun ist nur noch dieser Commodus übrig und den, glaub mir, beseitigen die Götter ebenfalls noch.“

    In anderem Gewandt und neu frisiert trat ich nur eine Stunde später vor die Tür. Ich hatte mich in Rekordzeit fertig machen lassen. Schneller arbeiteten nun mal Sklaven beim Einkleiden und frisieren nicht. Es sollte ja auch alles schick aussehen. Ein Sklave verstaute mein Gepäck auf der Kutsche und half mir beim Einsteigen. Die Stufen waren beträchtlich hoch. Niemand achtete bei der Konstruktion solcher Gefährte auf eine elegante Möglichkeit des Einstiegs für Damen aus feinem Hause.


    „Nach Mantua“, rief ich dem Kutscher zu und an meinen Reisebegleiter gewandt. „Aulus, ich habe soeben tolle Neuigkeiten erfahren.“


    Die Acta in der Hand wartete ich darauf, dass Aulus einsteigen würde. An Unterhaltung sollte es uns während der Reise nicht mangeln.

    Lange hatte ich keinen solchen Spaß mehr erlebt. Es war, als würde ich alles hinter mir lassen können. Wir waren schneller als die Sorgen, die Ängste, die Verpflichtungen … Befreit atmete ich durch, als Aulus schließlich hielt. Meine Augen glänzten.
    Überrascht zog ich den Kopf ein, als er mir in die Haare griff. Er zeigte mir den Zweig und ich musste lachen. Aulus hatte etwas Väterliches an sich, womit er bei mir in eine Lücke traf. Lange Jahre besaß ich keinen Vater, ich war ohne ihn aufgewachsen. Heimlich betrachtete ich sein Profil, als er in gemäßigtem Tempo in die Straße zur Villa einbog.


    Vor dem Portal angekommen, sprang ich übermütig vom Wagen.


    „Ich lasse schnell packen. Die Pferde müssen vor die Reisekutsche gespannt werden. Ich reise stets mit den eigenen Pferden.“


    Und schon war ich in der Villa verschwunden und wirbelte die Sklaven durch die Gegend …

    Hui, der Wagen ruckte an und ich hatte Mühe, aufrecht stehen zu bleiben. Dieser Start war weniger geeignet für einen Repräsentationsauftritt, aber geeignet, um Spaß zu haben. Ich lachte vergnügt. Bisher war ich nur mit Cadior oder einem anderen umsichtigen Lenker gefahren. Einmal auch mit Sophus, doch klar, mein Pater würde auch nie losgelöst von allen Konventionen davon rauschen.


    Beruhigt stellte ich fest, dass Aulus ohne Peitsche auskam. Es zeichnete ihn als Kenner der Materie aus, denn nur unwissende oder rohe Menschen brauchten dieses Hilfsmittel. Wir waren schließlich nicht in einem entscheidenden Endkampf um den Sieg.


    „NEIN!“, rief ich gegen den Fahrtwind an. Wieder lachte ich vergnügt. „Ich brauche ein paar Sachen und außerdem könnte ich nie einen ganzen Tag im Stehen zubringen geschweige denn mehrere.“


    Weit war die Stallanlage nicht vom PALATIUM entfernt. Dort stand die Villa meiner Vorfahren. Hoffentlich nahm Aulus in Roms Straßen das tempo zurück. Ich hatte etwas Sorge um meine Pferde. Bei der Geschwindigkeit würde jeder Zusammenstoß für die edlen Tiere tödlich enden.

    Wie hätte man auch Aulus’ Blick anders deuten können? Aus meinem Lächeln wurde ein Strahlen. Übermütig nickte ich meinem Angestellten zu. Sicherheitshalber fasste ich den Rand des Wagens mit beiden Händen. So viel Unternehmungsgeist hätte ich bei dem doch recht betagten Mann nicht erwartet.


    Die beiden Hengste verstanden den Halt nicht. Feurig stießen sie Atemluft durch die Nüstern. Einer warf mehrfach seinen Kopf, der andere ruckte mehrfach ergebnislos an. Nervös scharrte er mit den Hufen.


    „Wir wollen!“, rief ich begeistert. „Zeigt was ihr drauf habt.“ Ich meinte damit meine Pferde und nicht den Lenker. Hoffentlich würde bei der Gelegenheit nicht wieder ein Kind unter die Räder kommen. Ach, ich schob den Gedanken fort. Ich wollte den Fahrtwind spüren.

    Selbst noch gefangen von den soeben erfahrenen Neuigkeiten und der Tatsache, wie sie nicht nur auf mich sondern auch auf die Öffentlichkeit wirkten, schritt ich lange ohne ein Wort zu sagen an Arbiters Seite. Groll spürte ich in meinem Herzen, teilweise Verbitterung, aber vor allem Verachtung für einen Mann, der nun den Namen meiner Gens trug und ihrem Ruf schadete, wo er konnte.


    Arbiters Worte waren es, die mich in die Wirklichkeit zurückholten. Schnell zogen sie meine Aufmerksamkeit an. Er formulierte, was ich oft dachte und viel zu selten aussprach. Ohne zunächst auf seine Aussagen einzugehen, stellte ich erfreut eine Übereinstimmung der Ansichten fest.


    „Es ist selten geworden, jemand zu treffen, der den Verlust der alten Werte beklagt. Gar viele Römer haben vergessen, was Rom, was unsere Vorfahren einst ausmachte. Neumodische Strömungen halten Einzug in das Reich und verdrängen unsere Traditionen.“


    Ich nutzte die Pause und atmete tief durch. Auch und vor allem darin unterschieden sich die Uraurelier von denen, die sich nur so nannten.


    „Meine Familie ist streng konservativ. Dein Lospoltern klingt lieblich in meinen Ohren, trifft es doch meine Sehnsucht nach dem Verlorenen.“

    „Wunderbar!“


    Ich ergriff die dargebotene Hand eines Angestellten und ließ mir in die Biga helfen. Lächelnd stand ich neben Aulus.


    „Meinetwegen kann es losgehen. Zunächst zur Villa Aurelia, dort wird mein Reisegepäck gepackt und wir steigen in eine Reisekutsche um. Stehend bis nach Mantua und bei dem kalten Wind um die Nase, bevorzuge ich dann doch ein geschlossenes Gefährt.“


    Gespannt harrte ich der Lenkkünste meines Angestellten.

    Mir war klar, meine Worte kündeten von unterdrückten Emotionen, starken zudem. Nichts berührte mich so sehr wie Aussagen, die meine Familie betrafen. Ich liebte die Aurelia über alles, sie hatte schwere Zeiten hinter sich. Tief atmete ich durch und langsam verschwand das Zittern, was mich vorhin erfasst hatte. Die Herzklopfen hingegen würden mich noch längere Zeit begleiten, ich kannte das schon.


    „Freut mich, dich kennen zulernen, Claudius Arbiter. Mein Name ist Aurelia Deandra und i c h muss um Verzeihung bitten. Mein Temperament ist wieder einmal mit mir durchgegangen.“


    Verlegen lächelte ich.
    Als ich sein Befremden über den Beitritt Commodus’ hörte, nickte ich zustimmend. Sein Vorschlag, den Ort zu verlassen, gefiel mir.


    „Sehr gern würde ich einen Spaziergang machen. Ich habe den Eindruck, deine Ansichten sind den meinen recht ähnlich.“


    Gespannt wartete ich darauf, mehr von meinem Gesprächspartner zu erfahren. Ich überließ es ihm, den Weg für den Spaziergang zu bestimmen.

    Wieder riss mich der Sklave aus den Gedanken. Nun brachte er die Nachricht, mein Reisebegleiter sei zur Abfahrt bereit. Schnell erhob ich mich, legte die Palla um und trat vor das Gebäude.


    „Aulus, sag mal, kannst du eine Biga lenken? Wenn ja, können wir auf einen Fahrer verzichten.“


    Der knappe Wagen war gut für zwei Personen ausgelegt, ein dritter würde zur Not aber auch noch passen. Stehend überstand ich die Fahrten auf holperigem Steinpflaster oft besser als in diesen schwingenden Kutschen mit der Federung.
    Ich trat an den Wagen mit goldenem Wappen heran.

    Zitat

    Original von Marcus Claudius Arbiter
    Interessiert bleibe ich auf dem Forum Romanum stehen. Es ist einiges im Gange. Schnell habe ich mir über diese Vorgänge einen Überblick verschafft. Es scheint mir noch eine gute Sache zu sein.


    "Verzeih, Hallam, wenn ich derart unwissend frage. Aber steht im Regluarium nicht, dass sich die Pars Fidelis vor allem aus der plebeischen Nobilität auseinandersetzt? Wenn ja, wie kommt es dann, dass sich auch gewichtige Teile der Gens Aurelia bei euch niederliess?"


    Durchaus amüsiert trat ich näher.


    „Nur um das mal eben klarzustellen, werter …“ Ich schaute fragend, denn namentlich war mir der ältere Herr nicht bekannt. „Es handelt sich keineswegs um gewichtige Teile der Aurelia, vielmehr um den Teil, der von den Uraureliern vehement ignoriert und nicht als Bestandteil der Gens Aurelia angesehen wird - dies vor allem, weil wir diese Sprossung nicht als wahrhaft patrizische ansehen. Wie sonst sollte man sich erklären, dass er WIEDER entgegen seines Standes handelt und seine Familie in einen Verein führt, der sich selbst als "plebejscher Amtsadel" bezeichnet?“


    Schelmisch blickte ich meinen Gesprächspartner an.


    „Commodus ist außerdem kein Geburtsaurelier. Er erzählte als abgesetzter Pater der Tiberier im Frühjahr eine wilde Geschichte, mein Pater schenkte ihm Glauben, ich leider auch. Im Grunde hat er sich den Namen "Aurelius“ erschlichen. Sag also bitte nie wieder, dass es sich bei ihm um "gewichtige“ Teile der Gens Aurelia handelt.“


    Mein Lächeln war offen. Mir war klar, ich hatte einen Mann gleichen Standes vor mir. Einen, der sicher die Werte unserer Vorfahren zu schätzen wusste und Ehre im Leib besaß.



    edit: Mit Hilfe eines Freundes wurde der emotionalen Teil dieses Beitrags reduziert. :)

    Einer der aurelischen Sklaven schreckte mich aus den Gedanken.


    „Hm? Was hast du gesagt?“


    Schließlich erklärte er mir nochmals, eine Biga würde für die Fahrt zur Villa bereitstehen. Ich nickte und sah zu Aulus hinüber. Sicher würde er sich bemerkbar machen, wenn er alles Notwendige geregelt hatte. Anlass zur Eile sah ich nicht, also versank ich erneut in meinen Gedanken.

    Ohne für diesen Hadrianus Sympathie zu empfinden oder gar seine Worte zu befürworten, hielt auch ich diese Verhandlung für nichts weiter als ein Amüsement. Mit Sympathie hingegen verfolgte ich Meridius’ Zeugenaussage. Ich hatte lange gebraucht, um ihn schätzen zu lernen, wie eben jeder lange brauchte, um meine Sympathie zu erwerben. Besäße er sie inzwischen nicht ohnehin, dann spätestens nach seiner Aussage. Mehrfach musste ich schmunzeln.

    „Gut, wenn du so schnell fertig bist, warte ich gleich im Officium. Dann können wir gemeinsam zur Villa Aurelia fahren. Dort allerdings wird es gewisse Zeit brauchen, bis meine Sachen für die Reise gepackt sind.“


    Verlegen schmunzelte ich. Auf den Reisekomfort wollte ich keineswegs verzichten. Schnell änderte sich das Schmunzeln in ein Strahlen, als ich das Angebot von einem Proviantkorb hörte. Ich genoss es durchaus, umsorgt zu werden. Schließlich machte das sonst keiner außer den Sklaven.


    „Gern würde ich mich überraschen lassen, was du an Proviant zusammenstellst. Da gibt es Verpflegung mit gleichzeitiger Spannung. Sehr schön.“


    Derweil waren wir zum Officium zurückgegangen. Ich betrat das Büro und nahm für die Zeit der Futterorderung Platz. In Gedanken versunken blickte ich aus dem Fenster und betrachtete das Wippen eines Astes, ohne ihn jedoch tatsächlich wahrzunehmen. Insgeheim hoffte ich, morgen würde die Welt wieder klarer und freundlicher aussehen.

    Lange dachte ich über Aulus’ Ausspruch nach. Mein Blick verließ die Reitsportanlage, meine Gedanken drifteten in längst vergangene Zeiten ab. Schöne Zeiten, leider waren sie unwiederbringlich vorbei. Die Zukunft war ungewiss, ich hatte das Ziel aus den Augen verloren. Bedrückt atmete ich ein, das Leben musste weitergehen. Wie es allerdings weitergehen würde, war ungewiss. Nichts war leicht, keiner konnte mir sagen, was richtig und was falsch war.


    Nachdenklich betrachtete ich den älteren Mann neben mir. Sicherlich besaß er viel Lebenserfahrung. Vielleicht würde ich ihn eines Tages bei Entscheidungen zu Rate ziehen. Mitunter war es gut, die Meinung anderer zu hören.


    Als er salutierte, lächelte ich. Um mich herum gab es viele Soldaten. Ich war solchen Gruß gewohnt, er hatte etwas vertrautes.


    „Wir reisen von der Villa Aurelia aus - natürlich mit Kutsche. Zunächst muss ich meine Sachen packen lassen. Wie schnell bist du? Sagen wir in drei Stunden?“

    Mit großen Augen las ich die neue Zahl.


    „Sofort ordern!“


    Ich wusste nicht, wie er es machte, aber er machte seine Sache hervorragend. Was für ein Einstieg! Dem Themenwechsel konnte ich kaum folgen, so sehr war ich beeindruckt.


    „Ähm, ja, die Factio ... So ganz stimmt das nicht. Ich wäre gern in der Albata gewesen, aber mein Pater hat anders entschieden. Den Interessen der Aurelia und meinem Bestreben, dass sie nichts mehr spaltet, was ihr ohnehin schon widerfahren ist, ordne ich alles andere unter. Ich bin eng mit meiner Familie verwachsen.“ Leise fügte ich an: „Vielleicht zu eng.“


    Überlegungen kamen auf, denn so manches in meinem Leben lief nicht nach Wunsch. Derzeit brütete ich über mancherlei Möglichkeiten, wog Vor- und Nachteile ab, hörte auf meine innere Stimme und befragte zudem meinen Verstand. Zu einem Ergebnis war ich bisher nicht gekommen.


    Gewaltsam riss ich mich von diesen Gedanken los.


    „Aulus, nachdem das Futter geordert ist, möchte ich gern mit dir nach Mantua reisen. Wir sollten dort anfangen, die aurelischen Ländereien zu erfassen.“

    Sim-Off:

    Die asilen (also die reinblütigen) Ägypter kannst du heutzutage kaum bezahlen. ;)


    „Hm, das kommt darauf an. Nicht alles lässt sich pauschalieren. Wäre die Farbe Orange eine Modeerscheinung, würde ich sie schon aus dem Grund nicht mitmachen, weil ich nicht eine von vielen sondern eben Deandra bin.“


    Ich lächelte und hatte allen Grund dazu.


    „Entspräche aber die Kleiderfarbe Orange den mir überlieferten Traditionen meiner Vorfahren, würde ich diese Farbe mit Stolz tragen, gleich ob ich die einzige oder eine von vielen bin, die sich an die Werte der Vergangenheit erinnern. Schau, gerade in unserer Zeit verlieren die Traditionen unserer Vorfahren stark an Bedeutung. Sehr wenige setzen sich für ihren Erhalt ein und nehmen damit Verfemung auf sich. Weil mir aber die Überzeugungen dieser Wenigen richtig erscheinen, schließe ich mich ihnen an.“


    Nun jedoch kamen wir zum Thema Futter. Immens wichtig, wollte ich keine Engpässe erleiden. Interessiert nahm ich die Wachstafel entgegen. Weil der Preis jedoch außerhalb jeglicher Relation lag, musste ich dreimal überlegen, wo denn nun der Fehler lag – in meiner Erinnerung an den Marktpreis, an meinen Augen oder auf dieser Tafel.


    „Bei den Göttern, was ist denn das für ein Preis?“


    Halb lachend, halb entsetzt sah ich Aulus an.


    „Ich will gar nicht wissen, wo du die Waren her beziehst. Wie viel davon können wir ordern?“

    Sim-Off:

    Köstlich dein Kommentar! :D:dafuer: Was interessieren Deandra Preise. ;)
    Die alten Ägypter haben ihre Pferden tatsächlich mit Datteln und Gerste gefüttert, keinen Hafer.



    Wieder nickte ich.


    „Ja, ich halte viel davon, ein Pferd zunächst ausreifen zu lassen, aber nicht, um zu sehen, ob es sich wirklich für die Zucht oder den Rennsport eignet. Ich möchte ihm eine Wachstumsphase ohne den ehrgeizigen Drang vieler Menschen, es unbedingt möglichst schnell nutzen zu können, bieten. Ist es schließlich vollkommen ausgereift, steckt es jegliche Anforderungen wesentlich besser weg und hat im Alter keinen Senkrücken oder andere durch frühzeitige Belastung entstandenen Abnutzungserscheinungen. Das ist mein Beweggrund und da arabische bzw. ägyptische Rösser ohnehin Langsamentwickler sind, halte ich es für unabdingbar, ihnen diese Frist zu gewähren, auch wenn ich damit die Meinung einer Minderheit vertrete.“


    Ich musste schmunzeln.


    „Du musst wissen, es macht mir keineswegs etwas aus, die Meinung einer Minderheit zu vertreten. Fast ist es mir noch lieber, denn so schwimme ich nicht mit dem Strom.“


    Wieder lächelte ich. Ich vertrat in mancherlei Hinsicht eine von der Masse abweichende Meinung. Schließlich stellte Aulus noch eine Frage.


    „Das Training plane einzig ich, die Ausführung obliegt meinen Angestellten.
    Und bevor ich es aus den Augen verliere, bitte hole doch diverse Angebote für den Hafer ein. Ich muss den schleunigst ordern. Die Transportwege sind oft lang und wir haben Winter. Eine für schnelle Transporte nicht unbedingt geeignete Jahreszeit.“

    Ich nickte zu Aulus' Worten.


    „Hm, da hast du wohl Recht. Das wichtigste Pferd des Gespannes ist und bleibt jedoch das Außenpferd. Es gibt die Geschwindigkeit vor, denn es muss die größten Runden laufen. Ich kann mich glücklich schätzen, zwei derartige Centenaria in meinem Besitz zu haben. Sie sind von solch hervorragender Qualität, dass ich im letzten Rennen sogar eines meiner Beipferde des Rappgespanns eingebüßt habe, weil die Innenpferde trotz kleiner Runden Mühe haben, dem vorgelegten Tempo standzuhalten, was allerdings Cadior auch über alle Maßen forciert hatte. Körperliche Erschöpfung hatte eine Sturz zur Folge, bei dem sich jenes Pferd das Röhrbein brach. Ein schwerer Verlust für mein Gestüt, ich habe aber ein gutes Nachwuchspferd ausbilden lassen.“


    Es machte mir großen Spaß, mit Aulus zu fachsimpeln. Meine Augen bekamen einen auffallenden Glanz, ich war in meinem Element.


    „Hier ist übrigens meine Lieblingsstute. Sie ist dreijährig und noch nicht eingedeckt. Ich halte nichts von einem zu zeitigen Zucht- oder Reiteinsatz meiner Pferde. Vor Vollendung des vierten Lebensjahres gestatte ich dergleichen nicht.“


    http://home.arcor.de/de_la_cha…orum/stute%20steigend.jpg


    Ach ja, und da fiel mir der zu ordernde Hafer wieder ein.


    „Auf jeden Fall müssen wir uns noch um eine Haferlieferung kümmern. Das Getreide wird knapp und ich füttere nur im Notfall Gerste. Ein Getreide, was die Pferde aus ihrer Heimat zwar gewöhnt sind, aber von mir nicht besonders geschätzt wird. Zusätzlich - du hast vorhin gefragt - gebe ich übrigens Karotten, Datteln :), ja so was sind ägyptische Rösser gewöhnt, und Äpfel. Leinsamen und andere Produkte füttere ich in kleinen Mengen dazu.“