Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

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    Original von Caius Aurelius Corus
    Corus fragte sich, was sie wohl andeuten wollte. Durfte er sich einbilden, sie ebenfalls beeindruckt zu haben? Bah, er wußte nicht, wie er sich nun verhalten sollte. Was erzählen. Das war das einfachste.


    "Wenn ihr möchtet kümmere ich mich heute um euch. Sagt mir eure Wünsche. Ich besorge euch Essen und Trinken und führe euch durch das Programm des Tages."


    Corus fand das Angebot klasse. Dergleichen konnte man nicht ausschlagen.


    Fragend blickte ich zu Verina, nickte aber bereits vor ihrer Zustimmung, die sie sicherlich ohnehin gab. 'Ein netter Kerl', dachte ich. 'Einer, der dem Namen 'Aurelius' Ehre macht.'


    Ich lächelte Corus an.


    "Gern würde ich etwas knabbern, vielleicht Obst oder auch Teigwaren und natürlich bin ich gespannt auf das Programm. Was wird uns denn in Kürze erwarten?"


    Neugierig sah ich mich um, bevor meine Augen erneut auf Corus trafen.

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    Original von Marcus Didius Falco
    Einen der Sklaven herbeiwinkend, die für den Getränkeausschank eingeteilt waren, befahl ich diesem, "Bring der Dame ein Glas frischgepreßten Orangensaft."


    Lächelnd fragte ich Deandra, "Du hast sicherlich Durst und den magst du doch, kann ich mich noch von deinem Besuch in meinem Officium erinnern?"


    Während der Sklave eilte, sagte ich zu Deandra, "Vielleicht magst du dich noch ein wenig umschauen, bevor das wirklich sehenswerte Veranstaltungsprogramm beginnt. Ich bin momentan noch damit beschäftig, den zahlreichen Ehrengästen die Hände zu schütteln. Ich hoffe, wir haben später noch etwas Zeit uns über ein paar Neuigkeiten auszutauschen, welche wir seit unserem letzten Treffen erlebten."


    Nicht zu fassen, er erinnerte sich an meine Trinkgewohnheiten. Beeindruckt lächelte ich, dankbar nahm ich das Glas entgegen.


    "Gern sehe ich mich um. Ich verstehe, dass du am heutigen Tag besonders beschäftigt bist. Dennoch würde ich mich über ein Gespräch am Ende des Tages freuen."


    Erneut lächelte ich. Es war viel vorgefallen und doch war mir Falco nach wie vor sympathisch. Gern war ich bereit, neue Anknüpfpunkte zu finden.

    Nachdenklich drehte ich in der Mitte des Reitovals eine Runde. Die vorherige Betrachtung der Mimik meines Reitschülers hatte mich irritiert. Ich konnte mich nicht des Eindrucks erwehren, dass der Unterricht in die falsche Richtung lief. Meine Bemerkungen waren zwar auf witzige Weise formuliert, aber durchaus ernst gemeint gewesen.


    Entschlossen beendete ich meinen Rundgang und nahm - mich vorerst bewusst in zweideutigen Bemerkungen zurückhaltend - die Erklärung der Hilfen vor. Wohl wissend, dass man - wenn gewollt - fast jedes Wort anders deutet kann als ursprünglich vorgesehen.


    „Vollkommen richtig, Metellus.“ Ich nickte ernst. „Jeder Druck muss fein abgestimmt sein. Sind die Tiere nicht verroht, reagieren sie auf kleinste Gewichtsveränderungen oder solche im Griff der Zügel. Schon das kleinste Spiel am Leder überträgt sich in das weiche Maul der Pferde. Dazu später.


    Zunächst zum Gewicht, gerade hattest du die Stute aus dem Gleichgewicht gebracht. Dein Sitz ist von großer Bedeutung. Deswegen habe ich anfangs gesagt, finde dein Gleichgewicht. Ross und Reiter müssen zunächst in selbigem stehen. Wünschst du nun, nach vorn zu reiten, dann lehne dich leicht nach vorn. Damit zerstörst du euer beider Gleichgewicht. Das Ross wird bestrebt sein, selbiges wiederherzustellen und tritt ebenfalls nach vorn. Es sind also nicht die Fersen, die Peitsche oder die Zügel, mit denen du Wünsche überträgst, sondern geschickte Handlungen, die das Pferd glauben machen, es handelt nun aus eigenem Antrieb und nicht aus einem Befehl heraus.
    DAS habe ich übrigens gemeint, als es mir um den Vergleich mit den Frauen ging.“

    ‚Pfiffiges Kerlchen’, dachte ich und musste herzhaft lachen.


    „Das, lieber Klient und Reitschüler, ist mein Rezept - Männer setze ich auf Stuten und Frauen auf Hengste. Die sich ergebenden Parallelen machen nicht nur den Reiz meines Unterrichts, sondern auch ein besseres Verständnis aus. ;) Und du hast vollkommen Recht, ein Hengst bedarf einer anderen Hand - nicht eines völlig anderen „Verhaltens“ - als eine Stute, weswegen ich nur ausgewählten Frauen raten würde, einen solchen dauerhaft zu reiten.“


    Plötzlich reagierte die Stute, was mich zur weiteren Unterweisung mahnte.


    „Hast du noch irgendwelche Fragen? Sonst würde ich gern auf die Gabe der Hilfen zu sprechen kommen. Du siehst, die Stute reagiert. Doch du solltest diese Hilfen bewusst und nicht unbedacht einsetzen.“

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    Original von Marcus Annaeus Metellus
    Du meinst also das Pferde, ebenso wie Frauen, den permanenten Druck des Mannes brauchen? Stets wohldosiert aber dennoch merklich?


    Wenn das erst eine allgemeine Einleitung war, dann stieg seine Spannung jetzt erst recht, wie wohl die speziellen Tipps werden würden. vielleicht könnte er ja so manches auf die Mann-Frau-Beziehung übertragen.....und würde bald heiraten können :D


    "Ne ne, Metellus. Von Druck war nicht die Rede. Führung ist das Zauberwort. Gefühlvoll und doch richtungsweisend. Druck erzeugt nur Gegendruck, das weißt du sicher. Jede Frau, selbst diese Stute sucht in gewisser Weise Anlehnung. Wird die Hand des Reiters zu hart, weicht sie aus. Wird sie grob, wehrt sie sich dagegen. Gibt sie aber Halt und Sicherheit, folgt Frau wie Stute nur allzu gern der starken Hand, weil sie Führung, Orientierung und Schutz bietet. Es sei denn ...“ Ich lachte herzhaft. "... es ist eine Leitstute."


    Mit einem Schmunzeln betrachtete ich meinen Reitschüler. Was wohl in dessen Kopf vorgehen mochte.


    "Habe ich dich nun genügend sensibilisiert, um meine Stute erneut deiner Hand anvertrauen zu können?“


    Bevor ich eine Antwort erhielt, betraten zwei Männer die Halle. Ich drehte mich um und erkannte meinen Vater. Den Soldaten in seiner Begleitung kannte ich ebenfalls. Wir hatten uns vor Monaten in Mantua bei Crispina getroffen.


    "Hm, gibt es etwas Wichtiges? Ich erteile gerade eine Reitstunde, da ist jede Störung ungern gesehen.“

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    Original von Caius Aurelius Corus
    Bei Mars und Jupiter, was waren die aurelischen Frauen schön. Jössa. Tief durchatmen, Corus.
    "Salve, Aurelia. Die Götter haben dich mit Schönheit reich beschenkt."


    Was für eine Begrüßung! Wer würde da nicht strahlen?


    „Ich grüße dich ebenfalls, Corus.“ Kurz senkte ich meinen Blick, bevor ich ihn wieder ansah. „Ich gestehe, nie hätte ich erwartet, mich …“ Verwirrt brach ich ab. Wie sollte er verstehen, was mich bewegte? Er weilte noch nicht lange im Reich und konnte nicht wissen, was …

    Sim-Off:

    Ah, und ich dachte Princeps Senatus. So herum machen deine Worte auch mehr Sinn. ;)
    Frivol? Sorgst du dich gar nicht um meine Revanche? :D


    „Bis ich anfange, mich zu langweilen.“


    Die Herausforderung war nicht zu überhören, allerdings kamen die Worte gesprudelt, bevor der Verstand sie bremsen konnte. Nun ja, ich war nicht mehr das geknickte Mädchen vom Sommer. Die Lebensfreude und die Kampfeslust waren zurückgekehrt.

    Beim Stichwort Reise fiel mir wieder Catus ein. Eine innere Stimme, *seufz* sie war recht laut, veranlasste mich nun doch, etwas in der Sache Messalina zu unternehmen. Meine Ehre als Patrizierin war beträchtlich und nur ungern ließ ich daran kratzen. Bereits Felix hatte die entsprechenden Fäden bei mir gezogen.


    Kurz entschlossen nahm ich wieder Platz, lächelte Sophus schelmisch an und entzog ihm die Bronzefeder aus der Hand. „Du gestattest, mein Lieber?“ Nun hatte er nichts mehr zum fingern. Mal sehen, wie er sich nun ablenken würde. Erneut lächelte ich, diesmal ein klein wenig amüsiert.


    Schließlich zog ich einen Bogen Papier heran, tauchte die Feder in die Schreibflüssigkeit und ließ sie in leichter Weise über das Blatt gleiten. Bereits bei der Anrede stockte ich. ‚Salve, Messalina’, würde ja wohl nicht zu vertraulich klingen. Gemocht hatte ich sie nie. Irgendwann unterbrach mich Sophus, immer wieder legte ich den angefangenen Brief fort. Am Abend war er dann endlich fertig. Ich übergab ihn Samira und wies sie an, nach Corduba zu reisen.

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    Original von Marcus Didius Falco
    Später entdeckte ich Aurelia Deandra. Früher waren wir gut befreundet, aber wir hatten uns in letzter Zeit aus den Augen verloren.


    "Salve Deandra. Du hast den weiten Weg von Mantua bis hierher extra wegen uns auf dich genommen? " fragte ich schmunzelnd.
    "Wie dem auch sei. Es ist mir eine besondere Freude dich hier begrüßen zu dürfen."


    Ein Schmunzeln überzog mein Gesicht. So weit war die Anreise dann nun doch nicht gewesen.


    "Salve, Falco. Sicher hätte ich auch von Mantua aus dieses Fest besucht, denn ich habe eine Einladung erhalten. Wir haben uns lange nicht gesehen und so weiß jeder vom anderen recht wenig. Ich reise viel, sehr viel, auch wenn ich Mantua meine Heimatstadt nenne. Augenblicklich weile ich in Rom, ich hatte hier etliche Wege zu erledigen."


    Alles zu erklären, dafür fehlte die Zeit und die Ruhe. Ich hätte Stunden mit meinem Bericht gefüllt.


    "Ein großartiges Fest, so viele Gäste. Ich kenne den Schöpfer dieser Idee, ein sehr guter Mann, aber das weißt du sicher."

    Ich bitte, die mir seit Monaten anvertrauten Betriebe nun umzuschreiben und zwar:


    von
    nach


    Cadiors acinus
    Weingut Aurelia


    Corvia Weine
    Aurelia Weine


    Crispinas Keramikhandel
    Deandras Keramikhandel



    Vielen Dank

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    Original von Aurelia Verina
    So viele Männer, dachte Verina, als sie zum Fest kam. Sie als Vestalin mittendrin. Ob das eine gute Idee war? Verina blieb schüchtern am Tor stehen. Entweder einer ihrer Brüder würde sie sehen oder sie würde wieder gehen.


    "Grüß dich, Verina. Du schaust genauso wie ich etwas verloren aus. Das Fest ist wohl eher für Männer ein Anziehungspunkt. Hast du schon jemand Bekanntes entdecken können?"


    Wieder sah ich mich um. Ab und an huschte in der Ferne ein vertrautes Gesicht vorbei, aber ich hatte keine Gelegenheit, mich bemerkbar zu machen.


    Auch fiel mir just in diesem Moment ein, dass ich bereits vor Monaten in dieser Kaserne geweilt hatte. Ob sich Falco auch noch erinnern würde? Wie würde wohl unser Zusammentreffen sein? Möglicherweise würden wir uns auch gar nicht begegnen. Es wimmelte nur so von Besuchern und Soldaten.

    Sim-Off:

    Ich bin soo unschuldig. Was du immer aus meinen Worten herausliest. ;)


    Durch ein beruhigendes „Hoooo.“ Hielt ich erst einmal die feinnervige Fuchsstute an. Ich lockte sie zu mir und tätschelte ihr beruhigend den Hals.


    „Ach, Metellus. Ich muss bei dir in gleicher Weise vorgehen wie bei Sabellius. Schau, ein Ross - vor allem eins aus meiner Zucht und ganz gleich ob Stute oder Hengst - ist ein sensibles Tier. Sie reagieren auf feinste Zeichen und Hilfen. Du hast doch keinen Ackergaul vor dir.
    Stell dir vor, du hast eine zarte Frau zwischen deinen Schenkeln.“
    Ich war mir sicher, da kamen gleich wieder irgendwelche Gedanken auf. „Behandele die Stute als solche. Gib ihr sanfte Führung, aber ohne rohe Gewalt. Hast du zunächst den Sinn meiner Worte verstanden? Ich fahre gleich in speziellen Beispielen fort.“

    Nicht gerade bei den ersten Besuchern, aber auch nicht zu spät erreichte ich die Kaserne der Vigiles. Ich hatte mein Kommen zugesagt, stand nun aber ratlos am Tor. Wie soll man in dieser Menschenmenge denn einzelne Bekannte finden?


    Ziellos schlenderte ich die möglichen Wege entlang, schleuste mich an plaudernden Gruppen vorbei und ließ die Augen schweifen.

    Metellus konnte gar nicht böse schauen. Belustigt verzog sich mein Mund.
    „Abkühlen? Von was seid ihr denn erhitzt?“


    Mit der Hand tarnte ich mein Bemühen, das Lachen krampfhaft zu unterdrücken. Beseelt von solchen Gedanken kann doch kein Mensch vernünftigen Reitunterricht erteilen. Ich räusperte mich. Um eine betont ernsthafte Miene bemüht, verfolgte ich die Aufsitzversuche meines Klienten.


    Autsch. Wieso treffen Vigilessoldaten stets zunächst die Flanke des Pferdes? Sind sie derart ungelenk? Vor der nächsten Reitstunde würde ich zunächst Gymnastik- und Spreizübungen anbieten. Das nahm ich mir fest vor.


    Nun saß er endlich auf dem Rücken. Erleichtert atmeten Ross und Reitlehrerin auf.


    „Metellus, die Zügel sind nicht zum Festhalten und ebenso wenig zum Ziehen da. Finde zunächst dein Gleichgewicht auf dem Rücken des Pferdes. Halt geben dir allein deine Schenkel, die hoffentlich gut bemuskelt sind. Die Zügel, mein Freund, dienen einzig der zarten Hilfen, um dem Ross zu übermitteln, in welche Richtung du dich zu begeben wünschst. DAS jedoch erfolgt ebenfalls nicht über „Ziehen“, sondern durch Nachgeben des Zügels auf der Seite, in die du NICHT reiten willst. War das einigermaßen verständlich? Keine falsche Scham, wenn dem nicht so ist.“

    „All seiner Vorgänger? Crassus war auch einmal Princeps.“


    Ansonsten hatte Sophus Recht - leider. Unzufrieden verzog ich das Gesicht. Nachdenklich tippte ich mit dem Zeigefinger auf die Lippen, während ich auf Samira zuschlenderte. Flink griff ich nach dem Stiel einer Traubenrebe.


    „An der Person des Kaisers wird sich nichts ändern. Der Senat hat aber immer noch Möglichkeiten, auf ihn einzuwirken. Es kommt eben auch auf seine Zusammensetzung an. Leider ist gerade vor Wochen eine wichtige Stütze - zwar dem Volk entstammend, aber konservativ - weggebrochen. Einzelkämpfer resignieren, so war das schon immer.“


    Zunächst verspeiste ich ein paar Trauben, bevor ich zum Thema Verwandtschaft kam. Ich kannte Maxentius’ Leiden, konnte sie aber unmöglich an Sophus weitertragen. Nicht, weil ich ihm nicht vertrauen würde, sondern weil es sich um sehr persönliche Gründe handelte, die mir mein Bruder anvertraut hatte. Einer der Gründe war jedoch bedenkenlos zu äußern, war er doch offensichtlich.


    „Mein Bruder leidet an dauerhaften Kopfschmerzen. Sie beeinträchtigen seine Arbeit und Leistungsfähigkeit. Hm, und was Eugenius betrifft ... derzeit hält er sich wie Severina in Germania auf.“


    Die Reise hatte einen Grund und konnte zum augenblicklichen Zeitpunkt auch nicht abgebrochen werden.

    "Nun, dann zeig dein Können, Soldat. Ich hätte dir andererseits gern demonstriert, wie man selbst als Dame elegant auf ein Ross dieser Größe kommt."


    Mit einem Lächeln verfolgte ich Metellus' Reaktionen. Hoffentlich dachte er nicht, ich wolle ihn schikanieren. Bisher war ich immer nett zu meinen Reitschülern, wenngleich der Unterricht nie ohne Witzeleien abging. Sabellius, was hatte ich mit ihm schon gelacht. Metellus war ähnlich, das musste wohl der Dienst in derselben Kaserne mit sich bringen.


    "Was macht die Vigilessoldaten derart amüsant? Ist es ihre Tätigkeit des Feuerlöschens? Stecken sie sich gegenseitig an?"

    Während ich über das Innenleben anderer mitunter mehr als mir lieb war unterrichtet wurde, blieb es bei Sophus stets der Phantasie überlassen, wie man den jeweiligen Gesichtsausdruck deuten sollte. Ich seufzte vernehmlich. Und dann fing er auch noch ein Thema an, was ich gern vermieden hätte. Der Sprung von den Beweggründen meines Besuches an Catus’ Krankenlager zur Politik war extrem kurz. Wieder rutschte ich in diese bedrückende Stimmung hinein, die ich bereits bei Catus empfunden hatte.


    Nun ja, jetzt waren wir einmal dabei. Da konnte ich auch meine Gedanken zur Politik loswerden.


    „Seit Monaten frage ich mich, welche Zukunft eigentlich unser Geschlecht hat. Ebenso halte ich die Zukunft Roms für gefährdet. Patrizier und Traditionen, die gehören untrennbar zusammen und in dem Maße, wie die Patrizier untergehen, versinkt das Reich im Müll des Plebs. Was ist schon noch übrig von den Werten unserer Vorfahren? Konservativ eingestellter Männer geben einfach auf. Flavius, es gibt einen patrizischen Senator – einen! Wen wundert es, dass Sitten und Traditionen verkommen.“


    Mir war nach Bewegung, deswegen stand ich auf. Vor einem Mosaikbild hielt ich inne. Ich betrachtete es, als wäre es neu.


    „Ich bezweifle derzeit, ob Maxentius’ Ehrgeiz für diesen Aufstieg reicht. Er macht einen kränklichen Eindruck. Eugenius hingegen ist entschlossen, aber er missachtet meinen Rat, sich nach derart langer Abwesenheit erneut in Erinnerung zu rufen, Kontakte zu knüpfen, aktiv zu sein. Er verlässt sich ausschließlich auf seinen Rostraauftritt und wir wissen beide, dass andere daran schon mehrfach gescheitert sind.“


    Mein Blick wanderte zum Tisch zurück.


    „Du hast meinen Vater in deiner Aufzählung vergessen.“

    Flackerte da Furcht in den Augen des Vigilesmannes? Nein, ich musste mich getäuscht haben. Er konnte bereits reiten und gab sich hier nur bescheiden. Ich schnalzte mit der Zunge und munterte mein Schulpferd auf, etwas von seinem edlen Geblüt zu präsentieren. Sofort spitzte es die Ohren, rundete den Hals in anmutiger Form und begann um den Reitschüler herumzutänzeln.


    „Eine Frage, Metellus, bevor wir beginnen. Ich gehe davon aus, dass du ohne Hilfestellung aufsteigen kannst. Ist dem so oder ist dir an meinen Hilfen gelegen?“


    Freundlich lächelte ich meinen Reitschüler an. Meine Pferde waren für zweierlei Arten des Aufsteigens trainiert worden. Ich legte gesteigerten Wert auf diese Fähigkeit.

    „Sabellius hat den Dienst quittiert?“ Mehr als verständnislos blickte ich Metellus an. „Weißt du näheres?“


    Ich bemerkte Metellus’ faszinierten Blick.


    „Ein schönes Tier, stimmt’s? Na, im Grunde sind alle meine Tiere von besonderer Eleganz. Zudem sind sie sehr menschenbezogen. Wenn du weißt, was ich damit meine.“


    Neugierig knabberte das Schulpferd an Metellus’ Tunika herum. Ich schmunzelte. Vermutlich suchte es etwas zu fressen. Es stupste ihn in die Seite und prustete durch die Nüstern, bevor es den Hals schüttelte. Unternehmungsfroh tänzelte es auf der Stelle.


    Lächelnd reichte ich ihm ein Leckerli. Ruhig nahm es das Stückchen Apfel entgegen.


    „Dann lass uns anfangen. Ich halte es für angebracht, dass du die Stute zunächst eine Runde durch die Halle führst. Somit kannst du Kontakt aufnehmen. Die Fuchsstute ist die Halle noch nicht gewöhnt, wir sind erst kürzlich auf das Gelände gezogen. Damit lernt sie die Umgebung kennen. Leone, übergib Metellus die Zügel.“

    Überrascht blieb ich stehen und musterte Metellus. Ein Mann, der sich unterfordern lassen wollte, war mir bisher noch nie begegnet. Ich kannte die Männer als Wettstreiter nach dem Motto: Wer ist der Beste? War Metellus etwa nicht zu 100 % Mann? ;) Mit einem Lächeln setzte ich den Weg zur Reithalle fort.


    „Gar kein Problem, ich werde dich wie einen Anfänger behandeln. Für Schulungszwecke habe ich ein spezielles Pferd, das zwar nicht lahm, aber äußerst willig und gutmütig ist. Ich bilde übrigens seit längerem Vigilessoldaten aus. Sabellius, du müsstest ihn kennen, hat bereits als Optio auf diesem Pferd das Reiten gelernt. Sag, wie geht es Sabellius?“


    Wir waren an der Halle angelangt und ich betrat den aus Sand und Hobelspänen bestehenden Boden.