Soph besaß eine gute Bildung, das war mir nicht neu. Seine Worte überraschten mich dennoch. Vielleicht lag es daran, weil ich vergessen hatte, wie er war. Möglicherweise lag es auch daran, dass ich in der Vergangenheit zwar viele witzige Unterhaltungen, aber zumeist weniger anspruchsvolle geführt hatte. Oder lag es am Wein? Hatte diese im Grunde scheußlich schmeckende Flüssigkeit die Macht, alles in einem lieblicheren Licht sehen zu können?
„Germanien?“ Wie erkläre ich Soph am besten meine Einfälle? „Hm, Macers Umzug nach Germanien hatte mich sehr getroffen. Du warst nicht für mich da und dann ging auch noch er. Mir fehlten die beiden wichtigsten Menschen in Mantua. Ich wollte ihn sehen und habe - da bin ich ehrlich - eine bereits in Mantua gerichtete Bitte um ein Gespräch zum Anlass genommen und bin ihm hinterher gereist.“
Verlegen schaute ich zur Seite. Es war wirklich eine verrückte Idee, die ich allerdings mit dem praktischen Besuch bei Florus kombiniert hatte. Mir fehlten damals der Halt und die Orientierung.
Der Wein produzierte soeben einen Geistesblitz.
„Bei seinem Fortgang bist du Praefectus geworden, ich habe es in der Acta gelesen. Herzlichen Glückwunsch nachträglich!“ Zunächst ein Schmunzeln … „Das ändert aber nichts daran, dass ich bei uns der Praefectus bin. Du selbst hast mich einmal dazu ernannt.“ Meine Augen blitzten vor Vergnügen, bevor ich zum Thema Catus kam.
„Was Catus betrifft … ich habe nie gelernt, andere Schicksale spurlos an mir vorüberziehen zu lassen. Mich bestürzt vor allem, dass so viele starke Männer in meinem Umfeld brechen. Ich bin im Grunde schwach, auch wenn ich stark erscheine. Ich suche Anlehnung und doch … bei Catus ist mir klar geworden, dass ich mehr Kraft besitze, als mir bewusst ist und dass ich sogar welche abgeben kann. Und noch etwas ist geschehen. Du weißt, dass Felix und ich oft sehr viel Stress miteinander hatten? Ich kenne ihn nun besser, er ist vollkommen anders als ich dachte. Wir haben nun ein fast freundschaftliches Verhältnis.“
Nachdenklich sah ich Sophus an.
„Es ist so ungewohnt, dass du hier sitzt. Ich habe mir oft gewünscht, dich zu treffen, aber irgendwann habe ich aufgegeben zu hoffen und mir sogar Mühe gegeben, dich zu vergessen.“
Ich sagte es leise, denn ich wollte ihn nicht verletzen. Ihn zu vergessen war mir ohnehin nicht gelungen. Er stand bei jeder Begegnung mit einem anderen dazwischen.