Beiträge von Quintus Germanicus Pilius

    Als sie draußen ankamen und der Decurio befahl aufzusitzen hielt Pilius sich an dem ihm vorderen zugewandten Hörnchen fest, sprang vom Boden mit Schwung ab, streckte ein Bein hoch und landete im Sattel. Als alle im Sattel saßen, warteten die Tirones auf weitere Anweisungen des Decurio

    Die ersten beiden Rekruten suchten sich jeweils ein Pferd heraus sattelten es und machten sich bereit. Als Pilius an der Reihe war ging er auf ein Schwarzes zu. Er hatte es bereits am Anfang entdeckt. Es schien zwar schon sehr alt zu sein, störte Pulius aber nicht im geringsten. Als er am Pferd ankam streckte er die Hand aus und lies das Pferd diese beschnuppern. Anschließend strich er ihm ein paar mal den Hals hinunter. Auch er nahm sich einen Sattel und lupfte ihn auf den Rücken des Pferdes. Er zog ihn fest und wartete bis die anderen ebenfalls die Pferde gesattelt hatten

    An diesem windigen Morgen standen die 40 Meilen ohne Ausrüstung auf dem Programm. Sie hatten die Order bekommen, diese unter 12 Stunden zu bewältigen. mit einem guten Gefühl gingen die meisten an den Start, dies sollte wahrscheinlich das letzte mal sein, da bei den nächsten beiden Märschen jeweils die volle Ausrüstung mitgetragen werden musste. Das Kommando zum Start ertönte und die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung Richtung Ausgang des Lagers. Quintus hatte sich für den langen Marsch etwas überlegt, er wollte, um sich abzulenken, seine Gedanken etwas schweifen lassen und sich vorstellen, wie es wäre mit Sabaco und den anderen Reitern auf Patrouille unterwegs zu sein. Er malte sich die besten Bilder in seinem Kopf aus und es funktionierte tatsächlich. Jemand machte die Meldung, das sie bereits die Hälfte erreicht hätte, es kam ihm durch die Gedanken garnicht so lang vor. Auch dachte er bereits schon an den Frühling und Sommer, und an die Pferde, wenn es dann mal mit dem Reittraining losgehen würde. Es würde eine spannende Zeit auf sie alle zukommen. Er riss sich aus seinen Gedanken fort und blickte sich um. Die anderen Anwärter schienen ebenfalls bei diesem Marsch noch gut mitzuhalten obwohl schon der ein oder andere ziemlich schnaufte. Es war schon Dunkel, als sie endlich die Laternen und Fackeln vom Kastell sahen. Müde vom langen Marsch durchschritten sie das Tor. Alle waren Stolz, den Marsch zusammen angefangen und beendet zu haben. Keiner wurde zurückgelassen oder auf halber Strecke abgehängt.

    Die heutige Übungseinheit mit den Waffen fand Pilius sehr lehrreich und interessant. Ihm gefiel die Art und Weise wie der Decurio ihnen die Waffen und Schilde näher brachte. Als die Frage Sabaco‘s noch in seinen Ohren nachhallte und keiner Anstalten machte diese zu beantworten, versuchte er es. Er war sich zwar nicht sicher aber durch aktive Mitarbeit lernt man eben am besten. Dadurch ist er bisher immer ganz gut gefahren, dachte er. „Ich bin mir nicht ganz sicher, Decurio Puplius Matinius Sabaco, aber ich könnte mir vorstellen, da dies eine Hiebwaffe ist eher für den Kampf auf dem Pferd geeignet. Hier sind wahrscheinlich Stöße gegen den Feind unwahrscheinlich. Außerdem führen wir keinen Kampf in enger Formation wo das kurze Schwert von Vorteil wäre. Mit dem langen, das nebenbei mehr Maße und durch das Reiten mit einer größeren Geschwindigkeit den Gegner trifft, erreichen wir hier damit einen größeren Schaden.“ Pilius blickte den Decurio eher fragend als antwortend an.

    Nochmal ein Decurio dachte sich Pilius. Er hatte Calenus noch nirgends gesehen. Das er nach dem Reiten fragte heiterte seine Stimmung wieder auf, er hatte schon mit einem Marsch gerechnet aber reiten könnten sie gern noch, wenn es nach ihm ging. Auf die Frage des Decurio trat keiner hervor, entweder sie konnten wirklich alle schon reiten oder der ein oder andere traute sich nicht. Mal schauen was als Nächstes kam. Pilius sah den Decurio erwartungsvoll an.

    Pilius grinste. Ihm gefiel es mehr gefordert zu sein, auch wenn es zeitweise anstrengend wäre, so lernte er besser, wenn er mehr unter strenger Beobachtung sei. „Man dreht, um die Wunde zu vergrößern und dem Gegner möglichst hohen Schaden zuzufügen. So fliest auch das Blut schneller aus dem Körper.“ er machte eine kurze Pause und sah zu Sabaco „Der Unterschied zwischen Gladius und Spatha ist, dass der Gladius eine kürzere dickere Klinge besitzt und eher was fürs „leichtere“ ist, beim Kampf zu Fuß. Der Spatha ist länger und daher eher für den Kampf auf dem Pferd geeignet.“

    Pilius der etwas müde vom Ausbildungstag war stöhnte leicht. Das letzte was seine Kameraden und er jetzt wollten war ein weiterer Marsch. Etwas missmutig machten sich alle Bereit und versammelten sich 10 Minuten später mit leichtem Gepäck marschbereit vor der Baracke. Die Gesichter waren müde und enttäuscht, dass der Tag doch noch nicht zu Ende war. Würde jetzt ein weiterer Marsch anstehen würde dieser sicherlich nicht mehr so einfach sein. Pilius stellte sich innerlich schon auf eine kräftezehrende Wanderung ein, die jedem bis in die Knochen schlauchen würde.

    Pilius trat hervor und nahm sich ein Holzschwert. Er spürte deutlich das Gewicht. Dies war nun etwas, dass er aus seiner Vergangenheit nicht kannte, kämpfen. Er mochte zwar Ausdauernd und kräftig sein, beim Reiten würde er sich bereits auch nicht so schwer tun, gekämpft hatte er aber bisher noch nie. Dementsprechend nahm er etwas zögerlich das Schwert hoch. Er packte es fest an Griff, machte einen Ausfallschritt nach vorne und stach mit der Spitze und ausgestreckter Hand etwa Brust hoch in die Luft. „So?“ , fragte er wieder etwas zögernd in Richtung Sabaco.

    Gleich nach dem Frühstück versammelten sich alle. Sie hatten zwar keine Ausrüstung an, aber da gerade Winter war waren sie alle gut eingepackt. Zusätzlich würde der Schnee ihnen den Marsch nicht erleichtern. Die ersten 5 Meilen musterten alle sehr gut. Da ich früher viel auf dem Feld arbeitete und auch mal weite Strecken zu Fuß erledigen musste, müsste ich die Märsche ohne Gepäck eigentlich gut bewältigen. Nach 10 Meilen ging das Feld schon ein wenig auseinander und wenn ich mir die anderen Gesichter so ansah wünschte der ein oder andere gern den Marsch bereits hinter sich. Auch mir war zwar schon gut warm aber meine Ausdauer und Kraft waren noch genügend vorhanden. Bei Meile 15 ging das Feld nochmal etwas auseinander, die letzten 5 Meilen waren erstaunlicherweise schnell rum.

    Die Rekruten antworteten in einem Laut: „Nein Decurio Matinius Sabaco!“ Pilius vernahm aus dem Augenwinkel, dass der ein oder andere sich bei diesen Einschränkungen und der bevorstehenden Härte nicht ganz sicher war ob er die Leiden auf sich nehmen wolle, manche schluckten sogar schwer. Egal was kommen mag, und sei es noch so hart, er würde nicht aufgeben. Er hatte sich ein Ziel gesetzt und da würde er mit allen Mitteln drauf hinarbeiten. Er kniff die Augen enger zusammen und schaute entschlossen nach vorne. Gleichzeitig überkam ihn ein komisches Gefühl, dass in weiter Ferne irgendwas im Gange war. Verrückt, was dies wohl war und in welcher Form es sich ihm zeigen würde!? Egal er wollte in seiner Ausbildung erstmal jeden Tag sein bestes geben und versuchen sein körperliches Limit etwas höher zu setzen, zur Not auch mit selbstständigem Zusatztraining.

    Pilius sah Sabaco auf sie zukommen. Das Geplauder verstummte. Zu seiner Verwunderung fing der Decurio nicht an zu brüllen sondern sagte erstmal gar nichts. Die Aura von Sabaco schien zu wirken, ohne ein Wort nahm das Grüppchen Haltung an und formatierte sich der Reihe auf vor Sabaco. Es war mucksmäuschenstill, nur in der Ferne vernahmen Sie das krächzen einer Krähe.

    Es begann leicht zu Dämmern als Pilius sich auf dem Platz einfand. Es war ungewöhnlich mild für diese Jahreszeit. Er hatte trotz der Aufregung recht gut geschlafen, warf sich beim Frühstück noch ein Stück Brot zwischen die Backen richtete sich anschließend im Zimmer und kam anschließend zu der kleinen Gruppe auf den Platz, wo er jetzt stand. Schon beim heranlaufen störte in die Ordnung der Gruppe. Es glich mehr einer Ansammlung zufälliger Menschen als einer disziplinierten Ausbildungsgruppe, die in Reihe stand. Wie wenn sie vor einer Taverne in Rom stehen würden als in einem Militärlager. Das würde Publius Matinius Sabaco auf keinen Fall gefallen. Pilius wollte schon etwas sagen, überlegte es sich dann aber doch anderst. Er kannte die anderen noch nicht und wollte nicht von Anfang an sich selbst ausgrenzen und als vermeintlicher „Streber“ dastehen. So machte er sich eher auf einen wütenden Decurio und einen ordentlichen Anschiss gefasst.

    Jetzt in der Winterzeit war es bereits dunkel, als sie wieder in der Unterkunft ankamen. Quintus ging auf sein Zimmer, hier wollte er seinen von Fango erhaltenen Sachen einer ersten Pflege unterziehen. Anschließend gab es Abendessen, dass er aber pünktlich wieder verließ. Er wollte morgen früh fit und ausgeschlafen sein, wenn der erste Tag der Ausbildung begann. Kurz lag er noch wach und starrte gegen die Decke. Dann fielen ihm die Augen zu.

    Quintus folgte den anderen wieder aus dem Fahnenheiligtum hinaus, an der Schwelle drehte er sich nich einmal um, um in den Raum zu blicken. Er war fasziniert von dieser Magie des Raumes, mit dem Feuer und den Feldzeichen. Hier fühlte er sich richtig, für Rom wollte er die Grenze in Germanien mit allen Mitteln verteidigen. Nun war er letzter, er dreht sich wieder um und folgte den anderen in die Unterkünfte. Ab morgen würde seine Ausbildung beginnen. Er freute sich schon auf den Start und die bevorstehende Herausforderungen obwohl im klar war, dass dies eine Menge harte Arbeit und Disziplin mit sich bringen würde. Er lächelte als er hinaustrat.

    Die kräftige Stimme Sabaco‘s hallte von den steinernen Wänden wieder. Pilius war angespannt wollte auf jedenfall jedes Wort des Decurio wiedergeben, sein Puls beschleunigte sich. Er wollte Kraft in seine Worte bringen, also antwortete er laut: „IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA.“, er blickte den Decurio ernst an.

    Pilius stand stramm da. Sein Blick wanderte über die Szene. Der Centurio, dessen Gestalt, wie er fand eines Vorgesetzten an den Grenzen Roms genau richtig entsprach, breit gebaut, muskulös, blaue Augen und ein durchdringender Blick. Er würde nicht lang fackeln, ehe er taten sprechen lassen würde. Mit ihm könne man es sich wahrscheinlich auch schnell verscherzen. Er musste also auf der Hut sein, wollte er in keinster Weise des Centurios Missgunst auf seiner Seite. Die Feldzeichen glänzten vom Kerzenschein angeleuchtet. Pilius gefiel seit je her der Adler, er wusste nicht genau warum aber er symbolisierte genau richtig die Größe und die Macht Roms, wie er fand. Obwohl es eisig kalt draußen war, verspürte er eine gewisse Wärme. Er war schon sehr gespannt, wie es weiterging. Also blickte er von den Symbolen wieder zurück auf den groß gewachsenen Centurio.

    Pilius hatte sich ein Zimmer in der Unterkunft ausgesucht, deine Sachen dort verstaut und sich die Ausrüstung angezogen. Nun betrat er ehrfürchtig das Fahnenheiligtum. Der ganze Raum hatte eine seltsame Atmosphäre. Das ewige Feuer, das in einer Schale lodert wirft seine Schatten an die kalten Steinwände. Pilius kann im ersten Moment niemand erkennen daher ruft er leise, um die Atmosphäre nicht zu stören. „Hallo? Ist hier jemand?“