Beiträge von Maximus Decimianus Verus

    Wir hatten trotz des Winters eine geglückte Überfahrt. Das Schiff nach Massilia hatte guten Wind und erreichte den Hafen sicher. In Massilia jedoch die ersten Unanehmlichkeiten. Am ersten Abend war kein Schiff nach Tarraco mehr zu erreichen gewesen. Am zweiten Abend dann war die See zu unruhig. Drei volle Tage hingen wir folglich in einer Unterkunft und warteten, dass es weitergehen würde. Als wir das Schiff endlich bestiegen, und dieses dann endlich in Tarraco einfuhr, atmete ich auf. Herrin und Sklavin waren wohl auf. Man hatte uns nicht bestohlen und auch nicht entführt.


    Das Schiff legte an, ich sprang auf die Pier.


    Tarraco!


    Sim-Off:

    Checkliste:
    Decima Alessa
    Maximus Decimianus Verus
    Ilaria
    Marius


    Sofort begann ich alles zu organisieren. Ich schickte einen Burschen zur Casa, welcher unsere Ankunft melden sollte, winkte einen Wagen her und eine Sänfte, bezahlte im Vorraus und verstaute dann die gesamte Reisebegleitung und Marius das Gepäck.


    Dann ging es zur Casa Decima.

    Ich wartete noch auf die Herrin und nachdem diese in der Sänfte eingestiegen war, gab ich dem ganzen Tross die Anweisung sich auf den Weg nach Ostia zu begeben. Bis zum Stadttor würde ich nebenherlaufen, ab dort hatte ich vor auf dem Wagen mitzufahren.


    Ostia. Ich hoffte, dass das Schiff noch zu kriegen war.
    Und ich betete, dass in Massilia eines nach Tarraco aufzubringen war.


    Sim-Off:

    Und ab!

    Ich sah dem ganzen Schauspiel zu und beobachtete auch Ilaria, welche sich köstlich zu amüsieren schien. Es war gut, dass sie sich wieder fing, ich hatte schon Angst sie würde die ganze Reise über nur Wehmut und Heimweh verbreiten. Dass Marius und die Herrin mitreisten, kam mir also sehr entgegen.


    Ich nickte ihr mit dem Kopf zu.
    "Also auf. Rauf mit Dir auf den Wagen!"


    In der Zwischenzeit war auch die Sänfte eingetroffen.

    Ich konnte es fast nicht mehr hören.


    "Ich weiß nicht, wo Du herkommst, Ganymed, doch ich laufe mit offenen Augen durch diese Welt. Freiheit ist ein Begriff, den es nicht gibt. Höchstens für wenige Römer. Und selbst die sind nicht frei.


    Ich weiß wie Söhne von ihren Vätern behandelt werden, oder auch Frauen und Töchter..."


    Ich blickte zu Ilaria.


    "Freie Bauern, Freier Plebs, abhängige Arbeiter, sie leben schlimmer als die meisten Sklaven, und die Geschichten die man sich dort erzählt, sind gang und gebe. Als Sklave hast Du einen Wert. Du hast einen Preis. Darum macht man Dich im Normalfall nicht kaputt. Als Freier hingegen, oder als Plebs... Von der Sorte gibt es tausende. Sie sind alle ersetzbar. Ohne großen Kostenaufwand."


    Ich erhob mich.


    "Doch ich will hier keinen Streit provozieren."


    Noch einmal warf ich einen Blick auf Ilaria.


    "Man sieht sich morgen. Und Du solltest schlafen."

    Ich bekam nur Wortfetzen von dem Gespräch mit und musste dabei nur mit dem Kopf schütteln.


    "Also ich weiß nicht, was ihr habt. Ehrlich. Kann man mit seinem Schicksal hadern? Kann man den Göttern einen Vorwurf machen? Es gibt Sklaven seit dem es Menschen gibt. Selbst Sklaven besitzen Sklaven. Ich wurde bereits als Sklave geboren. Doch was bedeutet das?"


    Ich sah die beiden an.


    "Was unterscheidet Dich, Ganymed, von einem freien Römer? Hörst Du? Ich sage "frei". Frei sind doch nur die Pater Familias. Sie können über sich und ihre Familie bestimmen, so sie denn nicht von einem Patron, ihrem Stand, den Erwartungen, der Sitte, Moral oder dem Imperator abhängig sind und so handeln müssen, wie sie handeln sollen. Bist Du hingegen nicht Pater Familias, was bist Du? Du kannst nicht heiraten, wen Du willst. Du kannst nicht tun und lassen was Du willst. Erst wenn Dein Vater, Dein Pater tot ist, erst dann bist Du frei. Wo ist da der Unterschied?


    Vielen Sklaven geht es gut. Wenn Du zu den Sklaven gehörst, denen es gut geht, geht es Dir besser als tausenden von Freien, die nicht wissen, wie sie sich ernähren sollen und was der morgige Tag bringt.


    Bevor ihr also tagträumt, überlegt euch, was Freiheit in diesem Imperium überhaupt bedeutet. Und was Freiheit in den Völkern vor den Römern bedeutete. Der Begriff ist geduldig."

    Ich musste schmunzeln, wie ich Ganymed so schreiben sah. Das Pergament war ein ziemlich großes Stück. Mit Sicherheit hatte es ihn ein Vermögen gekostet. Ich schüttelte den Kopf und sah zu Ilaria.


    "Sicher kann Niobe Griechisch. Sie kommt aus dem östlichen Teil des Imperium. Im ganzen östlichen Teil sprechen alle Menschen griechisch, schließlich ist es die Verwaltungssprache dort. Und wenn sie eine Prinzessin ist, wie Du vermutest, wird sie es nicht nur sprechen, sondern auch lesen und schreiben können..."


    Was ich nicht aussprach... war der Gedanke, was sie von einem einfachen Sklaven wollte, wenn sie eine Prinzessin war. Der ganze schöne Brief wäre zwecklos. Prinzessinen verliebten sich nie in Sklaven, nicht einmal wenn sie selbst Sklavinnen wurden. Aber da sie vermutlich sowieso nur schwindelte, sollte er eben schreiben.

    Sie seuftzte. Doch warum?


    "Ja, ich werde auf sie aufpassen..."
    sprach ich, nachdem sie die Treppe nach unten genommen hatte und fügte hinzu
    "...Lucilla."
    Sie konnte es nicht mehr hören.


    Wie lange kannte ich sie schon? Seit meiner Kindheit! Ich hatte mit Meridius gespielt und herumgetobt. Sie war immer in der Nähe gewesen. Ich hatte sie immer ein wenig bewundert. Doch es half nichts...


    Ich klopfte wieder an die Türe.


    ...


    Dann ging ich ebenfalls.