Beiträge von Ursus

    Wie jeden Morgen war einiges los im Hause des Consulars. Und wie üblich kam Ursus, der Obersklave kaum mit seinen Anweisungen hinterher, denn die Meute an Klienten war wieder einmal besonders hungrig, wie jeden Morgen. Als Gesprächsthema dominierte klar der gewaltsame Tod des Consuls Prudentius, zwei aber am Rande unterhielten sich ungeniert über ein Rezept für Bohneneintopf, wo der eine dem anderen vorschlug, diesen Eintopf doch mit Schafskäse im Ofen zu überbacken. Eine Vorstellung, die Ursus schütteln ließ. Da waren die Verschwörungstheorien der anderen viel interessanter, obwohl Ursus normal nichts von solchen Theorien hielt. Aber darum konnte er sich auch nicht wirklich kümmern, war doch wieder Nachschub gefragt. Ursus ahnte, nein, er wußte, daß viele Klienten vor allem deswegen zur Salutatio herkamen, damit sie sich ordentlich vollfressen konnten und so Geld sparen können.

    Der Ianitor führte den Besucher ins Atrium, in welchem ein Springbrunnen sprudelte, ein paar Sklavinnen putzten, zwei Kinder (nicht die des Hausherrn) Abfangen spielten und sonst eigentlich nur die Sonne schien. Die Sklaven verzupften sich ganz fix, als sie den Ianitor und den Besucher sahen, die Kinder ebenso (allerdings nicht ohne etwas murren zu müssen) und der Ianitor verneigte sich ein wenig vor dem Besucher mit den Worten:


    Wartet bitte einen Moment, ich rufe sogleich den Herrn.

    Na das war einmal eine herrlich nichtssagende Antwort. Vielleicht aber eh besser so, dann konnte er einmal voller Ehrlichkeit mit den Schultern zucken, wenn ihn der Hausherr fragen würde. Vorher aber mußte er den Besucher hereinbitten und ihn ins Atrium führen.


    Wenn Ihr mir bitte folgen würdet...

    Der Ianitor führte den Besucher ins Atrium. An der rechten Seite des Eingangs waren grad Sklaven dabei, den Boden aufzuwischen, doch sie hörten sogleich auf und entfernten sich, als sie den Besucher sahen. Doch ansonsten war das Atrium leer, sieht man von Ianitor und dem Besucher ab, und das Haus war ruhig. Eine angenehme Abwechslung zu den vorherigen Tagen, als das Kind plärrte und die Sklavinnen hin- und herwuselten, fand der Ianitor.


    Wenn Ihr bitte kurz wartet, ich hole den Herrn sogleich.

    Hermes, der Bote, gab einen Brief ab und verschwand dann auch gleich wieder.


    Aulus Octavius Avitus
    Casa Octavia
    Roma


    Salve Octavius,


    leider ist es mir aufgrund einer Terminkollision nicht möglich, bei deinem Empfang teilzunehmen. Ich wünsche dir aber viel Erfolg bei deinem Fest und bin auf deine Vorstellung im Senat sehr gespannt.


    Vale bene


    M. Vinicius Hungaricus

    Titus Prudentius Antoninus... nein, den kannte der Ianitor noch nicht.


    Er ist zugegen. antwortete der Ianitor und öffnete die Tür zur Gänze.


    Darf ich fragen in welcher Angelegenheit?

    Ein Bote brachte einen Brief vorbei und verschwand dann wieder.


    An Valeria Amatia
    Casa Terentia
    Roma

    Salve Valeria,

    mit größtem Bedauern habe ich vom Tod deines Bruders, des Septemvirs Valerius Victor erfahren und möchte dir hiermit mein Beileid aussprechen. Auch hörte ich vom Unglück, das deinem Elternhaus bei dieser Gelegenheit widerfuhr. Als Patron deiner Brüder werde ich dir sicher keine Unterstützung entsagen, sollten Schwierigkeiten jedweder Art auftreten.

    Vale bene.

    M. Vinicius Hungaricus

    Ein Bote brachte den Brief vorbei und bezahlte.


    An Marcus Vinicius Lucianus
    Regia Legati Augusti pro Praetore
    Mogontiacum, Germania

    Salve mein Bruder,

    ich dachte mir schon, daß du mit deinem neuen Posten mehr als genug Arbeit haben wirst und freue mich, daß du die schwierige Anfangsphase hinter dir zu haben scheinst. Wie es uns in Rom ergeht? Rom steht noch und erfreut sich gerade brütender Hitze. Man sagt, in Germania wäre es um diese Jahreszeit kühler und falls nicht, so sei die Hitze angenehmer zu ertragen. Wenn das stimmt, dann beneide ich dich, denn hier scheint jeder Tag heißer zu sein als der vorherige. Schon längst wäre ich geflüchtet aufs Land, auf meine Güter, wenn nicht diese leidige Pflicht im Senat meine Anwesenheit hier binden würde. Sei ohne Sorge, im Senat versäumst du nichts. Die Themen sind zum Großteil langweilig und bei vielen Senatoren hat man das Gefühl, sie würden nur heiße Luft produzieren, ein Gedanke, der angesichts des Wetters bei mir keine Hochgefühle entstehen lässt. Auch die leidige Geschichte mit den Parthern wurde andiskutiert, doch viel mehr als die Gerüchte von der Subura in die Curia Iulia zu tragen wurde auch nicht getan. Doch wie du sicher schon weißt, hat der Kaiser Rom verlassen und ist mit der Legio Prima nach Syria gereist. Ich muß zugeben, ich war erstaunt als ich davon erfuhr, denn der jüngste ist unser Kaiser ja wirklich nicht mehr. Entweder ist die Lage so prekär, daß er das zu seiner eigenen Sache erklärt hat oder er will auf seine alten Tage nochmal ein Abenteuer erleben. Vielleicht auch eine Mischung von beiden. Oder er ist vor seiner Frau geflüchtet, aber das ist Weibertratsch und zugleich auch eine schöne Überleitung. Was ist denn mit deiner Heirat? Es wird nun wirklich Zeit dafür, die Verlobung ist ja auch schon eine schöne Zeit lang her. Ansonsten kann ich dir nur mehr erzählen, daß Livia vor kurzem entbunden hat, ich also Vater geworden bin. Leider ist es nur ein Mädchen, aber es ist gesund und wird irgendwann einmal auf den Namen Livilla hören. In den nächsten Tagen werden sie nach Misenum aufbrechen, in unsere Villa dort, du weißt ja, die Hitze in Rom und die Geburt war für Livia ziemlich anstrengend. Und mit diesen Neuigkeiten schließe ich auch den Brief, du hast ja gewiss mehr zu tun als mein Geschwätz zu lesen.

    Vale bene, mein Bruder, und mögen die Götter dir ihren Segen geben.

    M. Vinicius Hungaricus


    Sim-Off:

    bezahlt.

    Alle Gesichter konnte sich der Ianitor nicht merken, aber der hier kam ihm zumindest ein wenig bekannt vor. Und die Freundlichkeit trog nicht, so hatte er wieder zumindest ein bißchen was zu tun und wenn er nur im Haus herumschurlte.


    Natürlich. Folgt mir bitte.

    Das Atrium bot in diesen Tagen einen hübschen Blick. Das Licht durchflutete den Raum durch das obligatorische Loch in der Decke, das Wasser im Springbrunnen sprudelte, hübsch zusammengesteckte Blumen fand man auf jedem kleinen Tisch, kurz: das Atrium lud zum Verweilen ein.


    Hierher führte der Ianitor den Besucher und bot ihm einen Platz an.


    Bitte wartet einen Moment, ich gebe dem Hausherrn Bescheid.

    Die letzten Tage waren herrlich für den Ianitor gewesen. Die Besuche waren - außer den Klienten - seltener geworden, die meisten waren wohl schon aus Rom geflohen. So konnte es sich der Ianitor hinter der Porta gemütlich machen, kaum jemand störte ihn, und vor allem wurde er nicht so herumgescheucht wie die anderen Sklaven im Haus, die ständig wechselnden Launen und Gelüste des Hausdrachens ertragen mußten. Das Kind konnte nun jeden Tag kommen, es wurde auch allerhöchste Zeit.


    Aber wie gesagt, das tangierte den Ianitor nur peripher. Und da es heute aber wirklich extrem langweilig war, war er über die Abwechslung sogar erfreut.


    Ja bitte?

    Ein Sklave aus dem Hause Vinicia brachte einen Brief für den Imperator vorbei.



    An den Imperator Caesar Augustus
    Iulius Ulpius Iulianus
    Palatium Augusti, Roma


    Mein Kaiser!


    Nicht lange will ich dich mit unnötigem Gefasel aufhalten, weiß ich doch von deinen Vorbereitungen, die dich sicher sehr in Anspruch nehmen. So möchte ich gleich zum Grund meines Schreibens kommen.


    Aufgrund der politischen Lage ist es wohl kaum möglich, daß ein neuer Conventus noch vor deiner Abreise einberufen wird, deshalb möchte ich dir einen möglichen Kandidaten zum Stand des Senators ans Herz legen. Sein Name ist Lucius Claudius Marcellus, er diente bereits zwei Legislaturperioden rim römischen Cursus Honorum, einmal als Quaestor Consulum, das letzte Mal als Quaestor Classis. Seine Herkunft ist untadelig und in seiner Tätigkeit hat er stets Integrität und Loyalität zu Rom, zum Kaiserhaus und zum Senat bewiesen, weswegen er meiner bescheidenen Meinung nach befähigt sein könnte, dem römischen Reich als Mitglied des ältesten Hauses beiwohnen zu dürfen und weswegen ich ihn dir gerne vorschlagen möchte. Ich bin mir sicher, in deiner Weisheit und Voraussicht hast du bereits Informationen über den Claudier eingeholt haben und bedarfst meiner Fürsprache kaum.


    Zuletzt möchte ich dir noch den Segen der Götter für dein Vorhaben wünschen, obwohl ich der festen Überzeugung bin, daß die Götter fest auf der Seite Roms stehen. Mögen all unsere Feinde die Schwerter unserer Milites kosten und daran zugrunde gehen.


    Vale bene, mein Imperator.


    M. Vinicius Hungaricus
    Senator

    Der Ianitor nickte nur und öffnete die Tür zur Gänze.


    Natürlich. Wenn Ihr mir bitte folgen würdet... sprach er und brachte den Quaestor ins Atrium.

    Der Springbrunnen in der Mitte des Atriums war wieder nicht in Betrieb, doch diesmal nicht, weil er reparaturbedürftig wäre, nein, das nicht. Die Herrin, mittlerweile schon im fortgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft befehligte die Abstellung des Brunnens, weil sie das Geräusch unglaublich störte. Vermutlich drückte der Kleine schon auf die Blase, aber was weiß man schon als Ianitor. Also der Brunnen sprudelte zur Abwechslung mal nicht vor sich hin, die Wasseroberfläche war im großen und ganzen ziemlich ruhig, nur die leichten Wellenbewegungen wegen des Windes störten das klare Bild, das sich einem präsentierte, wenn man in den Brunnen hineinblickte.


    Der Ianitor indes führte den Gast in diesen Raum. Wenn Ihr bitte wartet, ich verständige den Herrn sogleich.

    Ach, die letzten Tage waren so geruhsam im Hause Vinicia. Seitdem der Herr nicht mehr Princeps Senatus war und der andere Herr in Germania weilte, war es sogar richtig angenehm geworden, Ianitor zu sein. Nur vereinzelt störten einige Besucher, aber im Gegensatz zu früher... kein Vergleich.


    Ja bitte?

    Der Himmel leuchtete an diesem Morgen herrlich blau, es war ein wenig frisch, aber wenn man in der Sonne stand, konnte einem ziemlich schnell warm werden. Vermutlich würden die Herrschaften bald das Stadthaus gegen das Domizil auf dem Land eintauschen, zumindest für den Sommer.


    Wenn Ihr bitte warten würde, ich verständige den Herrn sogleich.