Beiträge von Marcus Valerius Mercurinus

    Der Fußboden der Villa Tiberia ist auch sehr fein gearbeitet. Mercurinus stellt dies bei seiner ausgiebigen Betrachtung während des Wartens fest, nimmt es aber wieder nicht wirklich wahr. Endlich ist das Totenbett bereitet, so dass es nicht mehr lange dauern kann, bis er wieder zurück zur Regia kann. Hoffentlich sind dort schon alle Spuren beseitigt bevor die ersten Pontifices auftauchen würden. Wie Durus betrachtet er das Totenbett und denkt sich, dass die Wunde in Claudias Körper sicherlich leicht überdeckt werden kann. Wer dann nicht weiß, wie sie ihren Tod gefunden hat, wird es nicht erahnen können. Es liegt also nun in der Hand der Tiberia, welche Informationen sie weitergeben.


    Mercurinus blickt blinzelnd auf, aus seinen Gedanken gerissen. Ohne groß darüber nachzudenken, was der Tiberier gesagt hat, schüttelt er den Kopf. "Nein, noch nicht."

    Unbehaglich knetet Mercurinus seine Finger ineinander. In Anbetracht der scheinbaren Tatsache ist diese Nervosität natürlich nicht verwunderlich. Dazu noch die Lüge auszusprechen, auch wenn sie zum Wohl der Tiberia Claudia ist, fällt ihm doch schwer. "Vor dem Tempel der Minerva. Sie muss schon länger da gelegen haben, bis der Scriba sie fand. Es gibt nichts, was darauf hindeutet, dass sie es nicht selbst war."

    Die Totenträger bleiben mit steinernen Mienen im Atrium stehen. Sie sind es gewöhnt, ihre Last längere Zeit zu tragen, denn bis das Totenbett im Atrium bereitet ist, dauert es meist eine Weile. Mercurinus steht mit unbehaglichem Gefühl daneben und betrachtet die edlen Wandmalereien ohne sie wirklich zu sehen.


    "Salve, Tiberius." grüßt er das erste Familienmitglied, das sich im Atrium einfindet. Natürlich ist der Name unschwer zu erraten, doch Mercurinus kennt sogar den zugehörigen Prae- und Cognomen, immerhin war der Mann in der Politik und wer so nah am Forum arbeitet wie Mercurinus, der kennt sie alle. "Mein Beileid zu diesem schrecklichen Verlust. Mein Name ist Valerius Mercurinus, ich bin Scriba des Rex Sacrorum. Einer meiner Kollegen fand deine Verwandte, sie hat sich selbst das Leben genommen. Ich habe sie gleich herbringen lassen, nachdem der Priester der Libitina die Reinigung beendet hat." Aus einer Tasche aus grobem Wollstoff die über seine Schulter hängt zieht Mercurinus die Briefe und eine Wachstafel raus. "Diese Schriftstücke lagen neben ihrem toten Körper."


    Quintus Tiberius Vitamalacus


    Geliebter Bruder,


    ich weiss, dass du mich für das, was ich getan habe verurteilen wirst, doch war es notwendig. Halte mich nicht für feige, denn ich tat es auch zum Wohle der Familie. Ich werde Nova einen Gruss von dir überbringen.


    Verzeih mir.


    Claudia

    Rediviva Minervina


    Meine kleine Minervina,


    bitte verzeih deiner alten Tante, dass sie dich verlässt, doch war es notwendig, um das Unglück, dass die Götter für mich und unsere Familie bereithalten abzuwenden. Als Trost bleibt mir nur zu sagen, dass ich so zumindest die Möglichkeit haben werde deinen Vater wiederzusehen.


    Claudia

    "Dies sind die Worte der Sibylle:


    Dunkel wirds, der Mond scheint helle,
    Laufe Biest, verlier dich in der Schnelle!
    Denn nur das vorwärts wird dich retten,
    Verharren musst du längst in Ketten.
    Der Morgen verhangen, von Nebel schwarz,
    Wie Blut erscheint das Abendrot.
    Warte, nur warte,
    Und der Tag ist tot.
    Die Furien mit dir auf dem gleichen Schiff,
    Es steuert beharrlich auf das verborgene Riff.
    Haltlos entfesselt, voll rasender Gier,
    Wo ist das dort und wo ist das hier?
    Den Löffel hältst du fest in der Hand,
    Gräbst dir dein eigenes goldenes Grab,
    Warte, nur, warte,
    Und der Tag senkt sich herab.
    Nach vorn, zurück, im Kreis herum,
    Weise sind die Weisen, doch wer ist dumm?
    Schau in dich hinein, sieh dein wahres Gesicht,
    Wer ist schön, wer ist es nicht?
    Der Höllenhund ist nah und gierig,
    Der Odem des Hades ein kalter Hauch,
    Warte nur, warte,
    Dann spürst du es auch."

    "Salve, mein Name ist Valerius Mercurinus. Ich stehe im Dienst des Cultus Deorum und muss den Bewohnern des Hauses leider mitteilen, dass man Tiberia Claudia heute morgen tot auffand. Wenn wir eintreten dürften?" Er nickte mit dem Kopf zu den Libitinarii hinter sich. Je länger sie vor der Porta stehen würden, desto mehr neugierige Aufmerksamkeit würden sie auf sich ziehen.

    Wo Mercurinus gefolgt von den Libitinarii auch geht, die Menschen vor ihm drängen auseinander und bereiten eine Gasse, wie sie es sonst nur tun würden wenn der Kaiser selbst durch die Stadt läuft. Denn was die Männer hinter ihm auf der Bahre, verdeckt durch ein Tuch, tragen, das ist schwer zu erraten. Ihre langen, roten Tuniken, die etruskischen Spitzbärte und die falschen spitzen, langen Ohren, die unter den Filzhüten herausstehen, weisen sie als Libitinarii - als Bestatter aus. Die Furcht vor der Berührung eines Leichnams sitzt bei den meisten einfachen Bürgern tief. Die übrigen möchten dem allein aus dem Grund entgehen, weil sie anschließend eine langwierige Reinigungszeremonie über sich ergehen lassen müssten. Der kleine Leichenzug kommt daher ungehindert bis zur Villa Tiberia, wo Mercurinus kräftig an die Tür pocht.

    Mercurinus hat die Regia kaum betreten, da stürmt schon ein Sklave auf ihn zu und berichtet von dem Vorfall. Sofort begibt er sich zum Versammlungsraum der Pontifices und kommt nur kurz nach dem Priester der Libitina und den Libitinarii am Ort des Geschehens an. Der Priester beendet gerade die Reinigung des Leichnams, so dass der Körper endlich gedreht werden kann. "Tiberia Claudia!" entfährt es Mercurinus, der die einstige Flaminica von früher kennt. "Eine Tiberia in den heiligen Hallen der Regia ermordet, das ist ein Sakrileg!" Der Scriba, der die Frau gefunden hat, schüttelt den Kopf. "Sie wurde nicht ermordet, sie hat sich selbst das Leben genommen." Mercurinus schaut ihn schief an. "Sie? Hier? Das ist ja noch schlimmer! Was für eine Schande für die Familie."


    Eine bedrückende Stille legt sich über den Gang. Dann hüstelt der Scriba. "Sie hat ein paar Briefe hinterlassen." Er zieht die Schriftstücke aus seiner Tasche und übergibt sie Mercurinus. Dieser liest die Briefe, aus denen unzweifelhaft hervor geht, dass sie sich tatsächlich das Leben genommen hat. Dann gelangt er zur Weissagung der Sibylle. Traurig schüttelt er den Kopf. "Die Sibyllen haben sie ins Unglück getrieben. Gerade sie hätte wissen müssen, dass deren Worte nur immer eine Möglichkeit darstellen." Und doch hat sich die Prophezeihung erfüllt, denn der Zerberus erwartet den Geist der Tiberia nun sicherlich. "Vielleicht ist sie verrückt geworden? Doch sie hat es nicht verdient, dass ihr Andenken leidet, trotz allem. Sie war ein guter Mensch." Zumindest zu Mercurinus war sie meist nett gewesen, obwohl er die Gerüchte über ihre Überheblichkeit natürlich nur allzu gut kennt. "Wir sollten ihr und ihrer Familie diese Schande ersparen. Die Götter werden es uns nachsehen. Wir bringen den Leichnam zur Villa Tiberia, doch berichten wir, dass er neben dem Altarstein vor dem Tempel der Minerva gefunden wurde. Falls die Familie eine Untersuchung anordnet, werde ich es den Männern der Chohortes Urbanae erklären. Ihr alle werdet über diesen Vorfall schweigen und jeden Fragesteller zu mir schicken, verstanden?"


    Wenig später liegt der Leichnam der Tiberia Claudia auf einer Trage, durch ein weißes Tuch bedeckt. Während ein armer Sklave die Blutlache vom Boden der Regia tilgen muss - und mit ihr die Existenz des Vorfalls - tragen die Libitinari die Tote nach Hause.

    Zuerst glaubt er die Frau wäre nur ohnmächtig und legt einen Schritt zu. Doch das Blut ist bald nicht mehr zu übersehen und der Scriba Brotox verlangsamt seine Schritte. Das Gesicht in Wut verzerrt, droht er mit der geschlossenen Faust zum Boden und macht seinem Ärger laut Luft. "Oh ihr Götter des Infernos! Ich hasse euch! Warum immer ich? WARUM? Warum nicht Mercurinus, Quadratus oder Gaius Populus? Warum müsst ihr immer in meiner Dienstzeit so eine Sauerei hinterlassen!" Er brummelt und stellt seine Tasche an der Wand ab. "So ein Elend ... Elend ... " Er hebt eine Wachstafel vom Boden auf und hebt damit den Kopf der Leiche an. "Hm?" Er lässt von dem verwunschenen Körper ab und liest den Inhalt der Tafel. "Dem Pontifex Maximus - ich hoffe die mangelnde Würdigung die du mir entgegenbrachtest wird meinen Tod nicht überdauern. Ah jeh, eine Verflossene." Er sammelt die Schriftstücke ein, steckt sie in seine Tasche und geht, um einen Sklaven zum Tempel der Libitina zu schicken.




    Zitat

    Original von Kaeso Annaeus Modestus
    "Also ich bin mir nicht sicher welchem Gott das Amphitheater geweiht werden soll...
    aber ich denke ein entsprechendes Opfer wird dann kein Problem sein, wenn das mit dem Sacerdos abgesprochen werden kann" dachte Modestus laut.
    "Wenn ihr wisst, welchen Sacerdos ihr uns zuteilt, teilt es mir bitte mit, damit ich mit ihm gleich einige organisatorische Sachen besprechen kann. Ansonsten danke ich dir für deine Hilfe. Vale bene."


    "Das werde ich, er wird sich mit dir in Verbindung setzen." Mercurinus verabschiedet Modestus und macht sich ein paar Notizen, dass er nicht vergisst, das Gesuch weiter zu leiten.

    "Vale Senator." Mercurinus verabschiedet den Senator und streckt seinen Kopf aus der Tür heraus. Er winkt einen Scriba herbei und trägt ihm auf, das Officium zu besetzen. Dann macht er sich gleich an die Arbeit und auf die Suche nach einem Verantwortlichen für die Renovierung des Mars Tempels. Am besten würde er erst im Tempel selbst anfragen und sollte dort nichts bekannt sein, sich die Archive vornehmen.

    "Gut, sobald ihr einen Termin habt, gib mir bitte Bescheid, so dass der entsprechende Sacerdos auch noch etwas Zeit für die Vorbereitung hat. Ein Brief reicht, du brauchst dafür nicht nochmals extra nach Rom zu kommen" Mercurinus schaut einen Augenblick nachdenklich drein. "Also ein Rind sollte es schon sein. Dann wäre natürlich die Frage, ob das Theater einem bestimmten Gott geweiht werden soll oder allen Götter zugleich. Apollo würde sich natürlich anbieten, dann müsste es ein weißer Ochse sein. Man könnte natürlich auch etwas ganz besonderes daraus machen, weiße Antilopen oder etwas in der Art. Aber da kann euch dann sicher auch der Sacerdos weiterhelfen."

    Zitat

    Original von Kaeso Annaeus Modestus
    "Salve Valerius Mercurinus, ich bin Annaeus Modestus, Scriba der Stadt Mantua. Das neue Amphitheater der Stadt, wird bald mit einer Feier eröffnet.
    Natürlich soll es bei der Einweihung auch ein Opfer für die Götter geben, weshalb ich einen Sacerdos suche, der die Zeremonie durchführen kann.
    Ich weiß leider nicht genau an wen ich mich dafür wenden muss. Ich hoffe du kannst mir helfen."
    sagte Modestus freundlich.


    "Hast du schon bei den Priestern in Mantua angefragt?" Schon winkt Mercurinus ab, wahrscheinlich hatte er das. Die Priesterschaft in Mantua gehört nicht gerade zu den jüngsten. Mantua ist fast eine Art Sacerdos-Rentnerparadies, von dieser Seite ist sicher nicht viel zu erwarten. "Egal. Gibt es einen Termin? Wir werden einen Sacerdos aus Rom entsenden."

    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    "Ja das wäre durchaus sinnig. Mars hat ja derzeit einiges an Strapazen über sich ergehen lassen. Ein wuchtiger Blitz durch mächtige Gotteshand geschleudert, könnte in Rom dermaßen unfreundliche Folgen haben, was man -was die Behausung des Mars angeht- durchaus hinterher sein sollte."


    Avarus wartete, wie diese neuerliche Nachforschung aussehen würde. Vielleicht würde der gesprächige Scriba es ihm sogar sagen...


    Nickend lässt Mercurinus ein Ende der Schriftrolle los, so dass sie sich wieder zusammenrollt. "Da ich nicht sicher bin, wer genau aktuell darüber Bescheid weiß und erst ein wenig nachforschen muss, was deswegen eine Weile dauern könnte, ist es sicherlich das Beste, wenn ich dir einen Brief zukommen lasse, sobald ich Ergebnisse habe."

    Hat sich Gaius Populus doch schon seit er die Tür aufgemacht hat gefragt, woher er den einen Senator kennt - er kann schließlich nicht jeden Senator kennen - dann weiß er es nun endlich. Der letzte Konsul, natürlich, den vergisst man nicht, zumindest nicht ganz. "Verlobung, sehr gut." Eilig kritzelt er das Wort VERLOBUNG auf die Wachstafel, dann die zwei genannten Namen, und wendet sich nochmal an Quarto. "Steht deine Base noch unter Patria Potestas oder ist sie eigenständig?"



    "Tempelsanierung, Marsanwesen, einen Moment bitte." Mercurinus weißt nichts von einer Sanierung, doch das hat nichts zu bedeuten. Er schreitet am Regal entlang und sein Blick fliegt über die kleinen Schildchen an den Schriftrollen. "Lucina, Lupercus, Maia, Maiesta, Mars, da haben wir ihn ja ... Altarstein, Equirria, Martius, Opferkeksrezept, Tempelbegehung Mars Gradivus, Tempelsanierung Mars Ultor - das muss es sein." Er zieht die entsprechende Schriftrolle aus dem Regal und entrollt sie umständlich. "Hmm, ja ... in Auftrag ... Architectus Urbi ... Einstellung ... hmm." Er hebt den Blick. "Sieht so aus, als wäre die Sache eingestellt worden, zum vierten Mal übrigens, wie ich aus dieser Übersicht sehen kann. Sieht fast so aus, als wäre Mars mit seinem Häuschen noch ganz zufrieden. Flavius Aquilius steht hier als letzter verantwortlicher Sacerdos, aber der ist nicht mehr in Rom. Wenn du Interesse hast, dann kann ich mich in dieser Sache aber noch einmal genauer kundig machen."

    Als hätte es nur darauf gewartet, dringt auf das Klopfen des Aeliers ein lautes 'Hatschiiii' durch die Tür. Es folgt unverständliches Gebrummel, dann öffnet sich die Tür und ein kleiner Scriba mit fahlem Haar und roter Nase steht im Rahmen. "Salve... Er blickt auf Quarto. "Senator..." Dann auf Lucianus "...es. Salvete, Senatores!" Ah, eine Frau ist ja auch dabei. "Salve!" Er blickt die versammelte kleine Gesellschaft an, scheint sich dann mit einem Mal zu erinnern, wo er ist und macht eine einladende Bewegung in den Raum hinein. "Gaius Populus, stets zu Diensten. Eintragung eines Ehebündnisses? Verlöbnis? Scheidung? Oder kommt ihr nur, um Formalitäten abzuklären?" Eilig huscht er hinter den Tisch und zieht eine leere Wachstafel aus einem großen Stapel leerer Wachstafeln heraus, so dass dieser leicht schwankt. Die Nasenflügel des Scriba beben, dann legen sie sich eng an den Nasenknochen an als er die Luft anhält, schließlich bersten sie in einem lauten 'Hatschiiii' auseinander. Der Scriba zieht ein beiges Taschentuch unter dem Tisch hervor und schneuzt sich. "Entschuldigung, Wachsallergie. Wo waren wir stehengeblieben? Ah ja, Ehebündnis? Verlöbnis? Scheidung? Oder Formalitäten?"



    Zitat

    Original von Kaeso Annaeus Modestus
    Modestus klopfte an die Tür. Er war sich nicht sicher ob er hier richtig war, doch das würde sich gleich klären.


    Eine Stimme aus dem Inneren des Officiums fordert Modestus zum Eintreten auf. Sobald er dies getan hat, spricht der zugehörige Mensch: "Salve, ich bin Valerius Mercurinus, Scriba des Cultus Deorum. Wie kann ich dir weiterhelfen?"