Mercurinus hat die Regia kaum betreten, da stürmt schon ein Sklave auf ihn zu und berichtet von dem Vorfall. Sofort begibt er sich zum Versammlungsraum der Pontifices und kommt nur kurz nach dem Priester der Libitina und den Libitinarii am Ort des Geschehens an. Der Priester beendet gerade die Reinigung des Leichnams, so dass der Körper endlich gedreht werden kann. "Tiberia Claudia!" entfährt es Mercurinus, der die einstige Flaminica von früher kennt. "Eine Tiberia in den heiligen Hallen der Regia ermordet, das ist ein Sakrileg!" Der Scriba, der die Frau gefunden hat, schüttelt den Kopf. "Sie wurde nicht ermordet, sie hat sich selbst das Leben genommen." Mercurinus schaut ihn schief an. "Sie? Hier? Das ist ja noch schlimmer! Was für eine Schande für die Familie."
Eine bedrückende Stille legt sich über den Gang. Dann hüstelt der Scriba. "Sie hat ein paar Briefe hinterlassen." Er zieht die Schriftstücke aus seiner Tasche und übergibt sie Mercurinus. Dieser liest die Briefe, aus denen unzweifelhaft hervor geht, dass sie sich tatsächlich das Leben genommen hat. Dann gelangt er zur Weissagung der Sibylle. Traurig schüttelt er den Kopf. "Die Sibyllen haben sie ins Unglück getrieben. Gerade sie hätte wissen müssen, dass deren Worte nur immer eine Möglichkeit darstellen." Und doch hat sich die Prophezeihung erfüllt, denn der Zerberus erwartet den Geist der Tiberia nun sicherlich. "Vielleicht ist sie verrückt geworden? Doch sie hat es nicht verdient, dass ihr Andenken leidet, trotz allem. Sie war ein guter Mensch." Zumindest zu Mercurinus war sie meist nett gewesen, obwohl er die Gerüchte über ihre Überheblichkeit natürlich nur allzu gut kennt. "Wir sollten ihr und ihrer Familie diese Schande ersparen. Die Götter werden es uns nachsehen. Wir bringen den Leichnam zur Villa Tiberia, doch berichten wir, dass er neben dem Altarstein vor dem Tempel der Minerva gefunden wurde. Falls die Familie eine Untersuchung anordnet, werde ich es den Männern der Chohortes Urbanae erklären. Ihr alle werdet über diesen Vorfall schweigen und jeden Fragesteller zu mir schicken, verstanden?"
Wenig später liegt der Leichnam der Tiberia Claudia auf einer Trage, durch ein weißes Tuch bedeckt. Während ein armer Sklave die Blutlache vom Boden der Regia tilgen muss - und mit ihr die Existenz des Vorfalls - tragen die Libitinari die Tote nach Hause.