Zitat
Original von Lucius Annaeanus Apollodorus
[Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/27.08.15/gdjyywuoym.jpg] |Iullus Vatinius Postumus
"Potzblitz."
Mit der Miene einer Dogge, welche sich plötzlich, ganz verdutzt, einem kläffenden Schoßhündchen gegenüber sieht betrachtete der Gardecenturio den kleinen Schreiber. Er wunderte sich, denn bisher war ihm etwas in der Art noch niemals wiederfahren.
Ein Schreiber, der Dekrete der hohen Administratio unter seinem eigenen Namen verbreitete? Dem Centurio schien das ebenso absurd, als würden Befehle eines Legaten im Namen eines Miles herausgegeben. Was wohl die Vorgesetzten des Mannes von dessen Amtsanmaßung hielten?
Und noch viel kurioser war: ein Schreiber, der anscheinend glaubte, einem Prätorianercenturio Befehle erteilen zu können? Vatinius war verwirrt. Für gewöhnlich trat er auf Schreiber, die auch wußten, dass ihr Status der eines Schreibers war, und sich dementsprechend verhielten. Doch dieser freigelassene Notarius blähte sich auf, so als wäre er jemand ganz anderes als er es war. War er größenwahnsinnig oder lebensmüde? Merkwürdig auf jeden Fall für den guten Centurio, der schließlich zu dem Schluß kam dass es sich hier wohl um einen Fall von charakterlicher Verwirrung und schwerer Realitätsverkennung handelte.
"Centurio, soll ich das Bürschen Manieren lehren?!"
bot ein bulliger Prätorianer an.
Und: "Centurio, soll ich das Großmaul einbuchten?"
fragte der Optio eifrig.
Doch der Centurio hob die Hand und gebot ihnen Einhalt.
"Ich habe mich wohl verhört." sprach er zu dem Schreiber, "Denn auch ein kleiner Kanzleischreiber wie du muß doch wissen, dass die Befehle der Garde allein von den Befehlshabenden der Garde kommen. Natürlich sind wir der Administratio gerne behilflich, doch dein Auftritt, Scriba, ist lächerlich. Zumal diese Zutrittsregelung hier... in keiner Weise neu ist, sondern exakt die gleiche wie schon seit langen Jahren." So stellte er, immer verwunderter fest. Die Wunder der Bürokratie eben.
"Du kannst jetzt gehen. Doch betrage dich in Zukunft angemessen. Vale."
Der bullige Miles stellte sicher, dass der seltsame Mensch verschwand und schloß die Türe hinter ihm. Stumm sahen die Gardisten sich an, dann begannen die Mundwinkel zu zucken, das Grinsen brach hervor, und olympisches Gelächter erfüllte den Raum.
"Wirklich, Centurio," meinte schließlich wieder der Optio, sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel wischend, "wir hätten ihn doch ein wenig einbuchten sollen, vielleicht wäre er da drin wieder zu Sinnen gekommen."
"Ach Optio." sprach weise der Centurio, "Der Tag ist lang, und man trifft so viele verwirrte Menschen. Wenn du jeden von ihnen gleich einbuchtest, dann hast du am Ende des Tages einen Kerker voll von krakeelenden Napfnasen. Und das ist auch nicht schön. Nein, Optio, manchmal, manchmal da muß man solche Gestalten einfach ziehen lassen..."