Beiträge von Ein Praetorianer

    Der Custos armorum erschien, und widmete sich dem neuen Prätorianer. Nach und nach wanderte Stück für Stück der neuen Ausrüstung auf den Tresen. Darunter war, neben Tuniken, Paenulae und Togae in den Farben weiß und schwarz, teilweise mit dem Abbild des Skorpions geziert, auch ein dunkel brünierter Reiterharnisch, ein ebenso dunkler Helm attischen Stils mit Helmkamm, Waffen bester Qualität, eine Parma, bemalt mit dem Skorpion und den anderen Emblemen der Garde, zudem die besondere Paradeausrüstung (und was ein Prätorianer von Welt sonst noch benötigte).
    Er ließ den Decurio dem Empfang quittieren (und nahm eventuell auch selbst etwas in Zahlung an), denn auch hier wurde natürlich am Ende alles vom Sold abgestottert.





    CUSTOS ARMORUM - COHORTES PRAETORIAE


    Nero Laetilius Blasio


    Tribun Laetilius lauschte, nun wieder auf zwei Beinen stehend, dem Bericht. Bei dem neuen Decurio schien es sich um einen aufmerksamen Beobachter und Zuhörer zu handeln – etwas, dass der Tribun im Hinterkopf behalten würde, für etwaige kommende Einsätze. Zu Anfang jedoch würde der neue Decurio Routineaufgaben übernehmen und sich dort bewähren können.
    "Interessant. Decurio Decimus, du wirst hier das Kommando über eine Turma der Equites Singulares übernehmen, und zwar die neunzehnte."
    Mit flüchtiger Geste wies Laetilius in die Richtung der Baracke dieser Abteilung.
    "Eine streibare Truppe."
    Um nicht zu sagen 'streitsüchtig', die neunzehnte Turma war dafür bekannt, immer wieder Händel zu suchen. Ein Grund, warum der erfahrene Duplicarius nach dem Weggang seines Vorgesetzten nicht selbst zum Decurio erhoben worden war, und man sich lieber einen Decurio von ausserhalb geholt hatte. Doch Laetilius ging nicht ins Detail. Auch dass die Turma in der letzten Zeit einige Ausfälle gehabt hatte – aufgrund von schlimmer Hufrehe – brachte er an dieser Stelle nicht zur Sprache.
    "Eine schneidige Truppe. Dein Vorgänger wurde vor vier Wochen mit allen Ehren entlassen, der Duplicarius führte übergangsmäßig. - Für heute, richte dich ein, Decurio, und ergänze deine Ausrüstung. Finde dich dann morgen früh zum Fahneneid vor dem Sacellum ein. Darauf erhältst du dein Signaculum und übernimmst offiziell die Turma. Training und Patrouillen werden anfangs eure Aufgaben sein."





    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/22.08.15/21p8g9pulhw.jpg| Optio Marius Musca


    Die Enthüllung hatte ihre Wirkung nicht verfehlt, doch die Medica bewahrte Haltung und forschte weiter nach. Ein Talent, so dachte der Prätorianer bei sich, welches ihr im Intrigenlabyrinth des kaiserlichen Hofes sicher sehr nützlich sein würde. So alles glattging natürlich.
    "Deine Bescheidenheit ziert dich, Plinia Chrysogona, nahezu so reizend wie dein Scharfsinn." erwiderte er ihr liebenswürdig, "doch dein Ruf spricht für sich." Und der Eindruck, den Musca hier vor Ort gewonnen hatte, entsprach dem voll und ganz. Darum zog er nun aus einer Falte seines Gewandes den Brief hervor, den er seit Rom bei sich trug, und überreichte ihn ihr.
    "Doch lies selbst. Dies sendet dir mein Tribun."



    An
    Medica Plinia Chrysogona
    Asklepieion
    Kos



    Gardetribun F. Decimus Serapio grüßt die Medica Plinia Chrysogona.


    Ehrenwerte Medica, unser allergnädigster Kaiser hat mich damit betraut, einen fähigen Leibarzt für ihn und seine Familie ausfindig zu machen. Aufgrund Deines hervorragenden Rufes, und der Empfehlung Deines höchst verdienstvollen Vaters, ist meine Wahl auf Dich gefallen. Hiermit lade ich Dich ein, nach Rom zu kommen, um unserem Imperator vorgestellt zu werden, und ihn von deiner weithin gerühmten Heilkunst zu überzeugen. Es wäre mir eine Freude und eine Beruhigung, die Position des kaiserlichen Leibarztes wiederum in verantwortungsvollen plinianischen Händen zu sehen.
    Über Deine Sicherheit auf der Reise wird der Optio Marius Musca wachen, und natürlich alle Unkosten übernehmen. In Rom angekommen, sei herzlich eingeladen als Gast im Hause meiner Familie zu verweilen, der Casa Decima Mercator auf dem Mons Caelius.
    Vale bene.





    Die Palastwachen staunten nicht schlecht, als satte vier Contubernia Infanterie und eine Turma der Equites Singulares aufmaschierten und sich vor den Toren des Palastes positerten. Also das hatte es schon länger nicht mehr gegeben, jedenfalls konnten sie sich nicht daran erinnern, wann der Kaiser, die Kaiserin oder der Caesar das letzte mal eine Eskorte gebraucht hatten.


    Zufrieden warteten sie, bis einer der Unteroffiziere mit ihnen sprechen würde, sie waren nämlich froh, nicht den halben Tag durch die Stadt latschen und dabei aufpassen zu müssen, dass der Augusta nichts passierte. Klar war das hier am Tor langweilig, aber das Piesacken und Ausnutzen seiner "Mächte" hier am Tor, machte doch deutlich mehr Spaß. als sich die Füße platt zu laufen.


    Als der Decurio der Equites Singulares dann das Wort an sie richtete, entgegnete ihm einer der Wachen "Ave, Decurio!", wobei auch die anderen stramm standen. "Jawohl, Decurio!" dann deutete die Wache einem anderen Soldaten, ins Innere des Palastes zu gehen, um die Ankunft der Leibgarde anzukündigen.


    Nero Laetilius Blasio


    Das gepflegte Antlitz des Tribuns Laetilius hob sich, er sah von dem Malheur an seinem eleganten Calceus (aus Straussenleder war der gefertigt, ein klassischer Herrenschuh von dezenter Perfektion) auf, zu dem Neuankömmling, und die Brauen hoben sich überrascht, zwei perfekt gewölbte Bögen.
    "...Decurio Decimus. Ich entsinne mich."
    Des Namens, und ihn angefordert zu haben.
    "Du kommst wie gerufen. - Bursche!!"
    rief der Tribun, und wies dabei mit sparsamem Fingerzeig auf den Hufschaber. Der Bursch kam gesprungen, nahm das Instrument, und machte sich daran, dem Tribun dem Pferdemist von der Sohle zu kratzen.
    Laetilius wirkte daraufhin gleich entspannter und wandte sich während dieser Prozedur, noch immer auf einem Bein stehend, dem Decimer zu.
    "Soeben eingetroffen, nehme ich an. Wie war die Reise, Decurio? Was für Neuigkeiten bringt du aus Mantua, und von unterwegs?"
    Der Tribun (der keineswegs nur ein blasierter Stutzer war), wollte nämlich gerne erfahren, wie aufmerksam der neue Prätorianer seine Augen und Ohren offenhielt.






    Nero Laetilius Blasio


    Der Tribun nahm die Erklärung mit einem Nicken zur Kenntnis. Er war kein Mann bedeutungsvoller Worte und antwortete dem ehrgeizigen Decurio lediglich:
    "Tu das. - Für heute bezieh deine Unterkunft, besorge dir deine Ausrüstung. Morgen früh trittst du in voller Montur vor dem Sacellum an, zum feierlichen Fahneneid. Darauf erhältst du dein Signaculum und übernimmst das Kommando über deine Turma. Halte dich an die erfahrenen Decurionen der Garde um zu lernen, wie wir die Dinge hier handhaben. Und sorge dafür, dass deine Truppe an Exzellenz nicht nachlässt. Training und Routinepatrouillen werden anfangs deine Aufgaben sein."
    Mit der Zeit, wenn der Mann sich bewies und gut machte, würde er auch zu den verantwortungsvolleren Einsätzen herangezogen werden.
    "Dazu kommt noch ein spezieller Auftrag... aber die Sache obliegt dem Tribun Decimus, der wird dir dann schon bescheid geben."
    Laetilius gab seinem Beneficiarius einen blasierten Wink, und der setzte sich wieder an die Urkunde, stellte sie fertig.
    "Das ist alles, Decurio Vibius. Fragen? Sonst wegtreten."





    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/27.08.15/gdjyywuoym.jpg|Iullus Vatinius Postumus


    "Vatinius ist mein Name, Augusta." sprach der Centurio der Garde, und sein wettergegerbtes Gesicht erstrahlte unter der Freundlichkeit und Huld der schönen Kaisergattin, "Centurio Vatinius Postumus, zweite Centurie, erste Cohorte, zu deinen Diensten Augusta!"
    Doch Schockschwerenot! Wie erschrak er, als sie, schon im Fortgehen begriffen, einen Wunsch äusserte, den er ihr nicht erfüllen konnte.
    "Oh. Verzeih, Augusta! Ich bedaure. Ausserordentlich. Doch wir haben unsere strikten Befehle."
    Der Befehl des Imperators wog nun einmal alles für römische Soldaten – und wenig dagegen der Wunsch seiner Gattin, so verehrungswürdig sie auch sein mochte.





    Zitat

    Original von VETURIA SERENA
    Die Kaiserin betrat das Officium des Centurio der Palastwache.
    „Salve, Centurio. Ich hätte da eine Bitte. Ich möchte in morgen die Märkte in Rom besuchen. Stelle mir dafür bitte 3 bis 4 deiner besten Männer zur Verfügung.“ Sagte die Kaiserin kurz und knapp.




    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/27.08.15/gdjyywuoym.jpg|Iullus Vatinius Postumus


    Die Kaiserin! Die Kaiserin... selbst? ...hier? Der Centurio sprang auf und nahm Haltung an. War ein Aufstand losgebrochen, sonst eine Katastrophe... oder hatte die schöne Herrschergattin vielleicht eine Schwäche für Männer mit kerniger Kerbe im Kinn? (Man durfte ja noch träumen.) ... nein, sie wollte nur in die Stadt gehen.
    "Ave Augusta!" grüßte er volltönend, "Eine angemessene Eskorte wird selbstverständlich bereit stehen, Augusta! Vier Contubernien meiner besten Männer, wie gewünscht, und eine Turma des Equites singulares werden dich begleiten, Augusta."






    Zitat

    Original von Lucius Annaeanus Apollodorus


    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/27.08.15/gdjyywuoym.jpg|Iullus Vatinius Postumus


    "Potzblitz."
    Mit der Miene einer Dogge, welche sich plötzlich, ganz verdutzt, einem kläffenden Schoßhündchen gegenüber sieht betrachtete der Gardecenturio den kleinen Schreiber. Er wunderte sich, denn bisher war ihm etwas in der Art noch niemals wiederfahren.
    Ein Schreiber, der Dekrete der hohen Administratio unter seinem eigenen Namen verbreitete? Dem Centurio schien das ebenso absurd, als würden Befehle eines Legaten im Namen eines Miles herausgegeben. Was wohl die Vorgesetzten des Mannes von dessen Amtsanmaßung hielten?
    Und noch viel kurioser war: ein Schreiber, der anscheinend glaubte, einem Prätorianercenturio Befehle erteilen zu können? Vatinius war verwirrt. Für gewöhnlich trat er auf Schreiber, die auch wußten, dass ihr Status der eines Schreibers war, und sich dementsprechend verhielten. Doch dieser freigelassene Notarius blähte sich auf, so als wäre er jemand ganz anderes als er es war. War er größenwahnsinnig oder lebensmüde? Merkwürdig auf jeden Fall für den guten Centurio, der schließlich zu dem Schluß kam dass es sich hier wohl um einen Fall von charakterlicher Verwirrung und schwerer Realitätsverkennung handelte.
    "Centurio, soll ich das Bürschen Manieren lehren?!"
    bot ein bulliger Prätorianer an.
    Und: "Centurio, soll ich das Großmaul einbuchten?"
    fragte der Optio eifrig.


    Doch der Centurio hob die Hand und gebot ihnen Einhalt.
    "Ich habe mich wohl verhört." sprach er zu dem Schreiber, "Denn auch ein kleiner Kanzleischreiber wie du muß doch wissen, dass die Befehle der Garde allein von den Befehlshabenden der Garde kommen. Natürlich sind wir der Administratio gerne behilflich, doch dein Auftritt, Scriba, ist lächerlich. Zumal diese Zutrittsregelung hier... in keiner Weise neu ist, sondern exakt die gleiche wie schon seit langen Jahren." So stellte er, immer verwunderter fest. Die Wunder der Bürokratie eben.
    "Du kannst jetzt gehen. Doch betrage dich in Zukunft angemessen. Vale."


    Der bullige Miles stellte sicher, dass der seltsame Mensch verschwand und schloß die Türe hinter ihm. Stumm sahen die Gardisten sich an, dann begannen die Mundwinkel zu zucken, das Grinsen brach hervor, und olympisches Gelächter erfüllte den Raum.
    "Wirklich, Centurio," meinte schließlich wieder der Optio, sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel wischend, "wir hätten ihn doch ein wenig einbuchten sollen, vielleicht wäre er da drin wieder zu Sinnen gekommen."
    "Ach Optio." sprach weise der Centurio, "Der Tag ist lang, und man trifft so viele verwirrte Menschen. Wenn du jeden von ihnen gleich einbuchtest, dann hast du am Ende des Tages einen Kerker voll von krakeelenden Napfnasen. Und das ist auch nicht schön. Nein, Optio, manchmal, manchmal da muß man solche Gestalten einfach ziehen lassen..."





    Nero Laetilius Blasio


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    Bei den Ställen der Equites singulares würde der Decurio Decimus Cursor schließlich auf den Tribun Laetilius Blasio treffen. Der Tribun, der sonst meist in seinem Officium in Erscheinung trat, war heute, mit einigen Soldaten im Schlepptau, auf einem Inspektionsgang unterwegs. Soeben stand er auf einem Bein, hielt sich mit einer Hand an der Ziegelmauer abgestützt, und betrachtete höchst pikiert seinen Schuh, an dem ein matschiger Pferdeapfel klebte.




    Nero Laetilius Blasio


    Ein ehemaliger Peregrinus also. Eine gezupfte Braue wölbte sich bei dieser Information. Zu Vicetia nickte der Tribun schwach. Der Decurio würde aufgrund dieser Geschichte gewiss noch auf so manche Feindseligkeit stoßen. So wie es ihm selbst, Laetilius, der mit dem Heer aus Syrien gekommen war, auch immer mal wieder erging. Manche wollten eben einfach nicht verstehen dass der Krieg eine wirklich gute Sache gewesen war. Unverbesserliche, die einen blutigen Militärputsch sahen, wo es doch ganz eindeutig eine heroische Befreiung gewesen war, und die kleingeistig und larmoyant die tausenden toter Soldaten zählten, die im Dienste der guten Sache süß und ehrenvoll gestorben waren. Ewiggestrige, die tatsächlich noch immer behaupteten, dass Vescularius ein rechtmäßiger Kaiser gewesen sein, und Cornelius selbst die Ulpier habe ermorden lassen! Die sogar von gründlichen Ermittlungen der Garde sprachen, die das eindeutig belegen sollten. Propaganda, alles Propaganda, da war sich Laetilius ganz gewiss, nein, ein so nobler Mann wie Cornelius, hätte sowas doch niemals getan.


    "Nun, Decurio Vibius, eine ungewöhnliche Laufbahn."
    Die von Entschlossenheit zeugte.
    "Wie ist es dir gelungen, das Bürgerrecht so früh bereits zu erhalten?"
    Denn für fünfundzwanzig Jahre Dienst bei der Ala sah der Mann noch deutlich zu frisch aus.
    "Du wirst die Turma XVIII übernehmen. Eine," - der Tribun hüstelte - "ähem, markige Truppe, sie waren überaus treu ihrem Decurio ergeben, doch der ist vor kurzem leider verstorben. Eine Trainingsverletzung, Wundstarrkrampf, schon war er hinüber. - Eine gute Truppe."





    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/22.08.15/21p8g9pulhw.jpg| Optio Marius Musca


    "Mitnichten." erwiderte der Prätorianer, und seine grauen Augen erwiderten ruhig den Blick der Medica. Zugleich glomm ein verschmitzter Funken von Vergnügen darin, denn der stachelige Scharfsinn dieser jungen Gelehrten war ganz nach seinem Geschmack. "Was ich beinahe ein wenig bedaure... ich interessiere mich nämlich sehr für Traumdeutung." Um den Kameraden ihre Träume zu deren Zufriedenheit auszulegen hatte es zumindest gereicht.
    "Aber nein, glücklicherweise erfreut sich diese höher gestellte Person ebenfalls bester Gesundheit, so wie..." Die Fliege an der Decke war jetzt wohl kein guter Vergleich. Ein Fisch im Wasser? "...so stark und stolz wie ein Adler, hoch in den Lüften. Und mögen die unsterblichen Götter uns gewogen sein, damit es weiter so bleibt. Denn die Gesundheit dieser höher gestellten Person ist von entscheidender, ja, ich will sagen, von staatstragender Bedeutung. Für das Reich, für seine Provinzen, für uns alle."
    Den angegrauten Kopf etwas schräg legend beobachtete Musca den Effekt der Enthüllung.
    "Du wirst mir gewiss zustimmen, verehrte Medica Plinia Chrysogona, wenn ich sage, dass zur Wahrung jener so unendlich kostbaren Gesundheit, nur die besten, die begnadetsten Ärzte des Reiches berufen sein könnnen."




    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    Titus Vibius Vespa


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM VI KAL SEP DCCCLXV A.U.C. (27.8.2015/112 n.Chr.) .


    ZUM
    Decurio - COHORTES PRAETORIAE




    Nero Laetilius Blasio


    Nero Laetilius Blasio


    Das Schreiben an die Legio II hatte also Früchte, oder zumindest eine Frucht, getragen. Tribun Laetilius blickte zuerst recht blasiert auf die von der Reise nicht unbedingt frische Erscheinung in seinem Officium, doch angesicht der strammen Haltung und des perfekten Grußes des Decurios sah er wieder zufrieden aus.
    "Salve Decurio. Steh bequem."
    Er nahm das Schreiben und studierte es. Der Legat betonte den Wert des Mannes, und damit das Opfer dass er selbst der Garde des Kaisers brachte. Laetilius nickte beifällig bei den patriotischen Äusserungen des Legaten, legte den Brief dann, ihn fein säuberlich glattstreichend, vor sich auf den Tisch und winkte seinen Beneficiarius herbei. Der hatte schon begonnen, die Urkunde vorzubereiten, die die Versetzung offiziell machen würde, doch nun ließ er Papyrus und Federkiel sinken, ergriff Stylus und Tabula, und kam herbei, bereit zu notieren.
    "Berichte mir von dir, Decurio."
    verlangte Laetilius. Es war ungewöhnlich, und eine den höchst ungewöhnlichen Umständen geschuldete Ausnahme, dass Männer zur Garde kamen, ohne zuvor durch Rekruteure der Garde überprüft worden zu sein. Laetilius fand das aber nicht tragisch. (Er selbst war aus politischen Gründen plötzlich hier gelandet, nachdem sein Vorgänger, der Tribun Antonius Hortalus, nach Britannien verbannt worden war, somit hatte Laetilius wenig Sinn für die Traditionen der Garde.)
    "Wo kommst du her, wie verlief dein militärischer Werdegang, in welchen Funktionen hast du gedient, welche Verantwortungen getragen, was für Einsätze gehabt?"





    Zitat

    Original von Titus Decimus Cursor
    Der decurio hatte sich quer durch die Hauptstadt durchgefragt. Auf die Frage nach seinem Ziel bekam er meistens freundliche Antworten, jedoch waren auch die jener dabei, denen offensichtlich das Ziel nicht behagte und die ihn in andere, nur nicht nach dem Gefragten führten.


    Am Ende erreichte er doch die Castra Praetoria, parierte seinen Inquitatus zum Stand durch und wandte sich an die Wache.


    Decurio Titus Decimus Cursor von der LEG I TRAIANA mit Befehl zur umgehenden Meldung in der Castra Praetoriana.



    "Salve Decurio Decimus!" grüßte ein prätorianischer Wächter, und sah hinauf zu dem Reiter auf dem hohen Ross. Umgehende Meldung, das klang dringend.
    "Zu welchem Zweck, und bei wem, Decurio?"





    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/22.08.15/21p8g9pulhw.jpg|Musca


    Schnellen Schrittes folgte Musca dem hurtigen jungen Assistenten. Im Behandlungsaum angekommen, beobachtete er konzentriert seine Umgebung... und er wunderte sich.
    Die Valetudinarien, die er im Laufe seines Militärlebens kennengelernt hatte, die waren zwar auch sauber und modern gewesen – aber kein Vergleich zu der lichten, nahezu einladenden Atmosphäre, die hier herrschte. Musca trat zur Flügeltüre, sah hinaus: Meerblick. Doch er verweilte nicht im Anblick dieser Idylle, sondern warf aus Gewohnheit einen scharfen Blick hinaus, vergewisserte sich dass keine Lauscher zugegen waren.
    Kaum hatte er dann Platz genommen, erschien bereits schwungvoll die Medica.
    "Salve, werte Medica." grüßte Musca, sich erhebend. Er fühlte sich sogleich auf eine sehr eingehende Weise gemustert, und musterte seinerseits die bedeutende Gelehrte. Ihr beträchtliches Renommee und ihr würdevoller Auftritt täuschten beinahe darüber hinweg, doch sie war noch ziemlich jung... Andererseits zeugte es natürlich von besonderem Können, sich diesen großen Ruf schon in so jungen Jahren erworben zu haben.
    "Ich bin der Optio Marius Musca, Evocatus in der Prätorianischen Garde." Musca zeigte ihr sein Signaculum vor, um sich auszuweisen.
    Ob die Medica den Braten schon roch? Die Reise des Evocatus war ja die Folge eines Briefwechsels, den sein Tribun mit dem ehemaligen kaiserlichen Leibarzt Plinius Phoebus in Alexandria geführt hatte.
    "Und ich habe den weiten Weg von Rom hierher nicht um meiner eigenen Gesundheit willen auf mich genommen. Ich selbst bin sozusagen gesund und munter wie eine Fliege an der Decke." stellte Musca fest, (wobei er seine alte Kriegsverletzung und seine schrecklich träge Verdauung einmal beiseite ließ.) "Weil ich nämlich jeden Tag ein Gläschen bestes Rethymnisches Olivenöl trinke, das wirkt Wunder. - Nein, ich bin hier, der Gesundheit einer sehr..." Er schmunzelte, und unterstrich die Worte mit einer ausholenden Geste. "...sehr viel höhergestellten Persönlichkeit wegen."





    Nero Laetilius Blasio



    Der Beneficiarius des Tribuns Laetilius Blasio steckte den Kopf ins Officium, und meldete die Ankunft eines Decurios Vibius Vespa von der Legio II.
    "Soll reinkommen."
    befahl der Tribun. Auch heute war Laetilius wieder eine überaus gepflegte Erscheinung, ein Mann von mittleren Jahren, wohlfrisiert und gesalbt, die ritterliche Tunika saß perfekt und die schmalen Purpurstreifen leuchteten satt. Mit seinen makellos manikürten Händen schob er ein Dokument auf dem breiten Schreibtisch beiseite, und hob den Kopf, sah dem neuen Decurio aufmerksam entgegen.





    Zitat

    Original von Titus Vibius Vespa
    Entschlossen ritt er auf die Porta zu und grüßte die Wachen.


    "Decurio Titus Vibius Vespa, Legio II Germanica.Versetzungsbefehl zu den Praetorianern." Den Wisch würde er erst bei Aufforderung aus der Tasche holen. Nicht dass die Wachen dachten, er hätte irgendwelche abstrusen Pläne, wie damals, als er zu Beginn des Bürgerkrieges einen Botenritt mit seinen Männern zur ALA II Numidia unternehmen musste und sie von den Wachen bedroht wurden.


    Die Gardisten in den dunklen Harnischen, die hier am Lagertor Wache hielten, überließen es ihren Urbanerkollegen sich um den entspannten Miles zu kümmern, sie wandten sich dem schneidigen Decurio zu, nahmen Haltung an. Bei den Worten "Legio II" wurden die Blicke aber ein wenig abschätziger, die Mienen ein wenig reservierter.
    "Salve Decurio." ergriff einer der Milites das Wort, und streckte auffordernd die Hand aus, um den erwähnten Befehl zu begutachten.
    Nachdem sich gezeigt hatte, dass alles seine Richtigkeit hatte, ließen sie ihn ein. Der Miles geleitete ihn, des Pferdes wegen, erst zu den Ställen, dann zur Principa, wo er ihn dem Beneficiarius des Tribuns Laetilius meldete.