[Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/22.08.15/21p8g9pulhw.jpg] |Musca
Vor zwei Tagen war der schmale Mann Musca mit einem Handelsschiff auf die Insel gekommen. Lieblich war ihm der Duft der Pinien, Zypressen und wilden Kräuter in die Nase gestiegen, als er den lärmenden Hafen hinter sich gelassen, und den Weg ins Landesinnere eingeschlagen hatte.
Eine bewegte Geschichte hatte diese kleine Insel, die hier so haargenau an der Grenze zwischen griechisch und asiatisch geprägtem Raum lag, sie hatte Dorern, Persern, Spartanern, Karern, Makedonen gehört... Und auch in der Zukunft würde sich, bedingt durch diese ganz besondere Lage, immer wieder das große Weltgeschehen an den Gestaden dieser kleinen Insel zeigen.
Doch davon wußte der Reisende nichts. Er war auf dem Weg zum berühmten Heiligtum des Asklepios, von dem man sagte, dass es auf der Welt nicht seinesgleichen hatte. An die fünfhundert Jahre, so hieß es, wurden hier bereits kundig die Heilkunst praktiziert und gelehrt. An den berühmtesten aller Ärzte, Hippokrates von Kos, erinnerte eine Platane von gewaltigem Umfang – der Weise sollte sie einst selbst gepflanzt haben.
Viele Menschen gingen den selben Weg. Andere wurden auf Bahren getragen. Und ein Grüppchen, das sich nur langsam dahinschleppte, bestand aus Kranken, die sich ganz und gar verhüllt hatten, und stets auf Abstand zu den anderen blieben.
Die imposanten Anlagen des Tempels hatten dann auch den doch recht abgebrühten Reisenden zum Staunen gebracht. In einem Gästehaus hatte er sich einquartiert. Im Gespräch mit anderen Gästen und Patienten, die schon länger hier weilten, hatte er treuherzig durchblicken lassen, ein besonders delikates medizinisches Problem zu haben, doch in Behandlung hatte er sich noch nicht begeben, nein, er war mal hier mal da und unterhielt sich angeregt und freundlich mit jedermann. Wobei er sich nach und nach eingehend informierte, über die hiesige Ärzteschaft, und insbesondere über die Medica Chrysogona. Was er erfuhr, schien ihm Vertrauen eingeflößt zu haben, denn schließlich vereinbarte er beim Tempelpersonal einen Termin für eine Konsultation bei ihr.