Beiträge von Aquilia Plinia Verina

    Ich sah immer wieder zu seiner Begleitung, es passte mir nicht. Es ging sie gar nichts an was innerhalb der Familie geschah, doch bevor ich begann ihr böse Blicke zuzuwerfen kam Vater zu mir. Ein wenig überrascht sah ich ihn an. Ich wagte jedoch nicht, ihn zurechtzuweisen. Sextus hatte nichts getan.

    Ich möchte nicht nach Hause, mein Ziel war der Tiber. Und ich weiß auch gar nicht ob ich den Weg schaffe. Eigentlich solltest du Sextus danken, er war der einzige der geholfen hat, als ich zusammengebrochen bin...


    Trotzig sah ich auf das Gras vor mir, was ich auch schon betrachtet hatte als Sextus vor mir saß. Der kleine Käfer saß doch tatsächlich noch immer dort. Oh Sextus... Aus den Augenwinkeln sah ich kurz zu ihm.

    Langsam aber sicher konnte ich mich nur durch zähnezusammenbeißen beherrschen. Vater machte mich wütend. Er machte mich sogar sehr wütend. Der Pontifex Maximus war streng, doch er war nicht herzlos und vermutlich könnte man ihm sogar die Wahrheit anvertrauen. Er würde - da nichts weiter vorgefallen ist - sicherllich Gnade walten lassen.


    Meinen Blick wandte ich Sextus zu, ich saß noch immer auf dem Boden. Ich dachte auch nicht daran, aufzustehen. Ich hatte doch einfach nur den Tiber betrachten wollen, in meinen Gedanken und seinem Anblick versinken. Ich traute mir es auch gar nicht zu, aufzustehen, denn noch immer war mir schwindlig. Ich schiweg.

    Ich sah zur Seite - was traute Vater mir eigentlich zu? Und wie sprach er von Sextus? Ich spürte wie Trotz, beinahe Wut in mir aufstieg. Das war so ungerecht.


    Ich will nicht verbergen, dass ich eine Vestalin bin und mein Lictor weiß sehr wohl Bescheid! Im Gegensatz zu dir scheint er mir nämlich zu vertrauen. Ich habe keine Angst davor, dass man mich mit Sextus sieht, es ist kein Geheimnis und ich darf mir die Freunde aussuchen, gleich ob es gegen die Moral versößt oder nicht. Hauptsache ist ich komme meinen Pflichten nach und ich halte mich an die Regeln! Meine Tracht liegt in der Casa Plinia, wenn ich dich besuchen möchte bist du ja nie da, ich sehe ja wo du dann bist.


    Ich wandte den Blick ab, wollte Vater nicht in die Augen sehen. Ich schämte mich für meine Worte, doch auch hatte er mich verletzt und ich wollte doch zu ihm hatte nicht vor mich abermals mit Sextus zu treffen.

    Ich hatte während ich mich ein wenig nervös umgesehen hatte meinen Vater erblickt und mir blieb dabei das Herz stehen. Ich hoffte sehr, er hatte mich nicht gehört - doch dafür stand er ohnehin zu weit weg. Ich schluckte und sah zu Sextus, unauffällig wischte ich mir letzte Tränen aus den Augen, auch wenn die Röte nicht verschwinden würde.


    Vater...


    Warum war er genau jetzt aufgetaucht? Ich hätte gerne noch Sextus' Antwort vernommen. Vielleicht war es so besser. Fragend sah ich zu Sextus, machte mir Sorgen um ihn. Würde er es verkraften? Ich konnte ihm nun keine freundlichen Bemerkungen mehr machen, denn Vater würde Lunte riechen. Mein Blick wanderte kaum merklich zu der Frau in seiner Begleitung - wer war das? Ich wusste nicht warum, aber irgendwie gefiel mir dieser Anblick nicht besonders. Ich sah wieder zu Vater, wusste wie damals nicht was ich sagen sollte.


    D... Das ist Sextus! Ich konnte dir noch nicht von ihm erzählen, weil ich solang nicht mehr bei dir war... Er ist ein Freund von mir...


    Ich biss mir auf die Lippen. War es so klug? Damit würde ich Sextus verletzen und Vater womöglich wütend machen, er mochte es doch nicht wenn ich mich mit Jungen herumtrieb. Alexander damals war Patrizier gewesen und schon da gab es Probleme. Ich sah an mir hinunter - war Fortuna mir nicht woh gesonnen? Gerade jetzt, wo ich dieses eine Mal meine normale Kleidung trug mussten wir uns über den Weg laufen. Er mochte sonstwas denken.

    Er hat mir nichts getan... Nein... Wirklich nicht...

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Wo kämen wir hin, wenn jeder nur sagte "Wo kämen wir hin?"
    und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.


    Hm, sehr sinnlich :P


    Den sollte ich mir mal fürs RPG und fürs RL merken...

    Ich sah kurz zu Boden und suchte nach Worten. Doch sollte ich sie auch so aussprechen, wie sie mir gerade in den Sinn kamen? Ich glaube kaum, dass dies eine gute Wortwahl wäre. Allerdings... hatte ich Sextus schon sovieles gesagt und warum nicht auch dies? Wir waren ohnehin allein.


    Er hatte mich fort geschoben - war er so enttäuscht?

    Ich... Nein das kann ich nicht. Wenn ich diese Zwiespältigkeit leben würde, würde ich bei lebendigem Leibe eingemauert werden, denn dann müsste ich klare Grenzen ziehen und gerade wenn man liebt kann man nicht einfach wechseln. Ich würde sterben, ebenso wie du. Ich... Man kann die Vestalin nicht so einfach ablegen, denn würde ich Aquilia sein... Was würde geschehen?


    Diese Wote waren mir ein wenig peinlich und ich versicherte mich, dass wir auch wirklich allein waren. Ob er verstand was ich sagen wollte? Kurz sah ich in seine Augen und es tat so weh. Sie waren so braun, so traurig...

    Ich strich ihm vorsichtig und ein wenig zögerlich über seinen Handrücken, versuchte mich währenddessen dazuzubringen, ihm ein Lächeln zu schenken. Und endlich schaffte ich es, auch wenn meine Augen noch immer Trauer ausstrahlten.

    Ja, ich habe dich vom ersten Moment an gemocht. Und ich möchte dich niemals als Freund verlieren, denn auch wenn ich eine Vestalin bin, so bleibt mir Freundschaften schließen nicht verwehrt. Ich... sollte eigentlich auch nicht in normaler Kleidung herumlaufen...


    Schuldbewusst sah ich an mir herunter und versuchte krampfhaft mein Lächeln zu wahren. Und so musste es auch aussehen, es strengte mich sehr an. Ich sah auf zu Sextus, ich würde ihn am liebsten umarmen. Und ich kniete mich hin um die Umarmung freundschaftlich auszuführen... Freundschaftlich... Ich musste versuchen die Zweifel in meinem Herzen zu besiegen.

    Mit traurigem Blick sah ich ihn an. "Hasse mich" fuhr es mir durch den Kopf "du darfst mich nicht lieben". Ich sah ihn mir noch kurz an, doch dann krabbelte ich zu ihm hinüber und nahm seine Hand, damit er nicht mehr damit auf den Boden eindreschen konnte.


    "Sextus... hör doch bitte auf. Du blutest ja schon..."


    Ich sah mir die Hand an, doch ich wagte nicht sie zu versorgen, hatter Angst dass es ihm wehtun könnte. Und zwar in seiner Seele, die ja so verwundbar war. Ich legte sie sanft auf seinem Bein ab und sah ihm ins Gesicht, wischte ihm wieder die Tränen fort.


    "Ich habe mich selbst für diesen Weg entschieden und werde ihn zuende gehen. Es ist schwer, doch auch schön eine Vestalin zu sein. Man ist zwar eingeschränkt und doch tut man soviel schöne Dinge... Und weine doch nicht, hm? Ich denke, es ist in jedem Fall besser immer Freunde zu sein anstatt den Kontakt völlig abzubrechen. Wir müssen lernen damit auszukommen und wir werden unseren Weg gehen. Auch du, Sextus, auch du."

    Ich war kurz davor zusammenzubrechen, ich konnte es nicht ertragen, ihn so zu sehen. Oh Sextus, warum bist du mir auch hinterhergelaufen? Hättest du nicht einfach wegbleiben können? Dann hätte ich dich nicht so verletzt. Ich hob meine Hand und wischte seine Tränen sanft fort. Nun mit warmer, sanfter Stimme sprach ich:


    "Sextus... Warum sollte es nicht stimmen? Was sollte ich nicht so meinen? Reicht es dir nicht, dass ich dich liebe? Reicht es dir nicht, dass du uns beiden das Leben schon so schwer machst wie es nur irgend geht? Vorallem dir machst du es immer schwerer. Verstehst du nicht, dass ich dich schützen will? Sextus, du weißt genau, ich bin eine Vestalin und du musst mich vergessen, niemand darf mich anrühren!"


    Ich nahm meine Hand weg, er wollte es nicht. Es zerriss seine Seele, wie er vorhin sagte. Sextus, warum musstest du mir deine Liebe gestehen? Hättest du nicht einfach schweigen können und dir, besonders dir diese Schmach ersparen können? Regungslos saß ich da und sah ihn an.

    Ich schloss meine Augen als er sich vor mich hinhockte einfach, ich wollte ihn nicht sehen. Ich atmete schwer ein und aus. Warum half mir denn niemand? Niemand hatte mich während meines Lebens auf solche Situationen vorbereitet. War dies ein Schritt zum erwachsenwerden? Ich wollte einfach nur meine Ruhe haben, warum ließ man mich nicht in Ruhe Vesta dienen? Mein ganzes Leben war auf sie ausgerichtet, schon immer. Ich wünschte ich wäre hässlich wie niemand sonst...


    Wenn du nicht so weitermachen kannst wie bisher, dann musst du einen neuen Weg finden. Sextus, es tut mir leid, aber ich diene aus vollem Herzen Roms Schutzgöttin, der Göttin des Herdes: Vesta! Und alle bauen auf mich, ich bin für Roms Sicherheit auf der religiösen Ebene zuständig und ich kann es mir nicht erlauben jemanden zu enttäuschen, sondern sollte mich über diese Ehre freuen!


    Ich sah noch immer nicht auf, ich hatte weder Mut noch Willen genug um in Sextus Augen zu sehen. Wie ich es erahnt hatte, er wusste es nicht, aber er konnte es auch nicht wissen. Woher? Ich hatte meine Augen noch immer geschlossen und mochten mich die Götter mit allem Strafen wenn ich sie jemals verraten würde.


    Ich kann nicht bei dir bleiben, mein Leben gehört Vesta. Hör zu Sextus. Als ich Alexander verlor war ich mir auch sicher niemals jemand anderen lieben zu können und doch geschah es. Es geschah einfach. Und genauso wirst auch du es halten, du wirst sicherlich jemanden finden. Ich glaube dir deine Liebe für mich, doch kann ich sie nicht erwiedern!


    Nun sah ich doch auf, meine Worte waren hart, doch anders konnte ich Sextus nicht dazu bringen mich zu hassen. Ja, ich wollte dass er nur noch Hass für mich empfand, ich wollte seine Liebe nicht. Besser ich verdiente sie nicht würde ihn nur enttäuschen. Und Hass fällt leichter als unerfüllte Liebe. Mein Blick war kalt. 'Ich muss dich diesen Tod sterben lassen, wenn du überleben sollst, Liebster....'

    Ich hatte genau wie damals meine Beine an meinen Körper gezogen und mein Kinn auf den Knien abgelegt. Ich würde so gerne dem Tiber folgen. Wo floss er wohl hin? Ich bemerkte Schritte in meine Richtung, sah aus den Augenwinkeln eine Silhouette, doch ich ignorierte sie völlig.


    Da kam eine Frage und mein durch die Stimme bestätigter Verdacht riss meine Wunde erneut auf. Ich antwortete lange nicht sondern beobachtete das Gras, wie es im Wind wehte. Beobachtete die kleinen Tiere die die Halme hinaufkletterten und sich schaukeln ließen, lächelte leicht. Doch nicht wegen Sextus, das Lächeln galt dem regen Treiben zu meinen Füßen.

    Ich hatte gehofft dich nicht mehr zu sehen. Warum bist du mir gefolgt?


    Meine Stimme klang völlig gleichgültig, ohne jede Emotion. Ich beantwortete seine Frage nicht, ich wollte nicht. Ich zog das Tuch enger um meinen Leib und legte meine Hände wieder um meine Beine und sah Sextus nicht an.

    Einmalmehr führte mich mein Weg hierher. Hier wo ich gestern Abend weinend unter dem Baume gesessen hatte. Ich sah ihn und ich sah auch noch die Spuren im Gras. Ich ging langsam auf den Baum zu und ließ mich geschwächt den dem Stamm hinuntergleiten.


    Männer. Gestern saß ich Alexander wegen hier und nun wegen Sextus. War das wirklich noch normal, dass ich so wankelmütig war? Liebte ich Sextus wirklich? Liebte ich Alexander? Es war alles so ungeordnet, so chaotisch. Aber eines Stand außer Frage: Ich diente Vesta und würde dies aus ganzem Herzen weiterhin tun, ihr wollte ich mein Leben widmen.


    Männer zerstörten alles, machten einen nervös. Ob Vesta noch immer an meiner Seite war? Ich empfand keine Zweifel, sicherlich akzeptierte sie es solange, bis ich nachgab. Und ich würde dem Drängen eines Jungen nicht nachgeben. Ich betrachtete die Wellen, geweint hatte ich seit dem Medicus nicht mehr.

    Erinnerungen kamen auf als ich durch die Haustür ins Haus fiel. Ich sah mich unter Tränen um, ich vermisste Alypia, ich vermisste Vater, ich vermisste Balbillus...

    Vater????


    Es kam keine Antwort, bestimmt war er wieder in seinem Officium. Ich lief hinauf in mein altes Zimmer. Sie hatten es so stehen lassen wie es war. Ich riss eine Schublade auf und las mir den Brief von Sextus nochmals durch. Und noch einmal. Ich weinte nicht mehr.


    Ich ging nun zu meinem Kleiderschrank und zog mir meine Lieblingstunika an. Sie war rötlich gefärbt. Dazu nahm ich ein weißes Schultertuch. Ich fühlte mich beinahe unwohl. Nun würde ich zum Tiber gehen, dort meinen Gedanken nachgehen. Dort, wo ich immer weinte und immer trauerte. Ich machte mich auf den Weg.

    Kaum dass ich draußen war lief ich... Ich rempelte öfters die Leute an, es war mir vollkommen egal. Ich wollte eine Zeitlang keine Vestalinnenkleidung tragen, brauchte dringend eine Auszeit, wollte nur noch Aquilia sein. Ich rannte nach Hause um kurz darauf wieder wegzulaufen, weil Vater nicht daheim war. Ich hatte mich nur rasch umgezogen, nur für wenige Stunden wollte ich nur wieder Aquilia sein, nicht die Stimme, Tochter der Vesta. Nur noch Secundus Tochter und Balbillus Nichte.