Memmius, Ottacilius und ich hatten es uns gerade bequem gemacht. Wir saßen auf Liegen, die Nautae von den Schiffen herbeigeschafft hatten, tranken Wein, aßen Trauben und scherzten, während wir ein Auge auf die Bauarbeiten hatten. Da kam ein berittener Bote auf uns zu. Er brachte einen Brief für mich vom Kommandanten aus Colonia. Ich überflog ihn und weil er privater Natur war, verstaute ich ihn in einer Seitentasche. Abtreten. sprach ich zu dem Boten, der noch etwas ratlos da stand, während Ottacilius und Memmius neugierig zu mir rüberblickten. Dann entfernte er sich wieder und sattelte auf.
Jetzt spann' uns nicht auf die Folter. Was steht drin ? Fehlst du dem Kommandanten ? witzelte Memmius und schob sich eine Traube in den Mund. Der Wein floss und der gute Memmius fröhnte diesem Gesöff gerne. Meistens mehr, als ihm gut tat.
Hast du nicht schon zuviel Wein gehabt ? fragte ich ihn. Zuviel Wein ? Ich denke nicht. Man kann niemals zuviel Wein haben. Hey, Sklave ! Schütt mir noch etwas nach ! Wir prosteten uns zu. Dann erhob ich mich von meiner Liege. Theodores, wo willst Du hin ? Wieder ein paar Germanen verdreschen ? Ich schnallte mir meine Rüstung um, zog die Riemen fest an und rückte meine Tunika zurecht. Darauf setzte ich meinen Helm auf und grinste Memmius schelmisch an. Ich mache dann nochmal eine Runde und überprüfe den Fortschritt der Bauarbeiten. Wird höchste Zeit, daß wir hier wegkommen ! Mit diesen Worten stiefelte ich davon und ließ die beiden Trunkenbolde auf ihren Liegen zurück.
Mein Rundgang durch das Dorf führte mich als erstes zu den Ställen. Numerus kam auf mich zu. Ah, Numere. Wie kommen wir voran ? Sind wir bald fertig ? Numerus führte mich zu den neu errichteten Ställen. Ich folgte ihm, die Hände auf den Rücken verschränkend. Mit prüfenden Blick klopfte ich die Wände ab und trat mit dem Fuß mehrmals gegen die in der Erde steckenden Holzpfosten, um zu sehen, ob sie auch richtig drinsteckten. Die Arbeiten waren solide ausgeführt und es gab keine gravierenden Mängel, so ich das beurteilen konnte. So ließ ich mir die Gebäude einzeln zeigen. An ein paar Stellen wurde noch gearbeitet, aber im ganzen könnten wir heute abend fertig sein.
Zum Schluß führte mich mein Weg noch zu den Wachen, die am Ende des Dorfes aufgestellt waren, um überraschende Übergriffe von Germanen zu melden. Optio, ist irgendetwas hier vorgefallen ? Der Optio war ein junger Mann, der sich beim Überfall auf das Germanendorf bewährt hatte und noch nicht lange in diesem Dienstgrad diente. Alles ruhig, Centurio ! Doch just in diesem Augenblick einer Sekunde passierte etwas. Aus dem Busch nur zehn Fuss von unserem Standort entfernt vernahm man deutliche Bewegungen und man hörte das Knacken von Geäst. Sieh nach, was sich dahinter befindet.
Nur ein harmloses Reh, daß sich dort verfangen hat, Centurio. sagte der Optio, als er wieder zurückkam. Wir salutierten und ich beeilte mich wieder zurückzukommen zu den beiden Trierarchi.
Ottacilius, ich glaube, wir sollten bald aufbrechen. Die Arbeiten sind fast fertig. Ottacilius hob seinen Kelch. Gute Idee, Theodores. Der Wein geht nämlich bald alle. Aber jetzt setz dich erstmal zu uns und nimm noch einen Schluck Wein. Dabei schenkte mir großzügig in meinen Becher. Ich ergriff ihn, drehte ihn in meiner Hand und trank einen Schluck.
Nach einer Weile erhob sich der Trierarchus der Delphi, um alles fertig zu machen, zum Beladen des Schiffes. Das Dorf war wieder errichtet. Nachdem die Schiffe beladen und abfahrtbereit waren, verabschiedeten wir uns von den Germanen und segelten zurück nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium.